Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er „St. Ingberter Auzeiger““ erscheint wochentlich fünfmal: Am Moutag, Dienstag, Donnerstag, Sautstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs- 
latt und Sonntags mit 8seitiaer illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljaͤhrlich 1 A 60 einschliehßlich Trügerlohn; durch die Post bezogen 14 75 4, einschließlich 
d A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile ober deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und folchen 
auf welche die Expedition Auskunst ertheilt, 18 8, Neklamen 80 —. Bei Amaliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Montag, 6. Dezember 1886. 21. Jahrg. 
236. 
Deutsches Lteich. 
* Der schon längst angekündigt gewesene Besuch 
«s PrinzRegenten Luitpold von 
zayern am Berliner Hofe ist nun zur That⸗ 
ache geworden und trifftdex Prinzan diesem Diens⸗ 
ag, morgen, Vormitiag mit größerem Gefolge in der 
deichshauptstadt ein. Die Anwesenheit des greisen 
zürsten, den die Königskatastrophe vom 13. Juni 
J. zur Lenkung der Geschicke Bayerns berufen 
jsat, muß zwar zunächst als die Erwiderung des 
gesuches betrachtet werden, den Kaiser Wilhelm 
m vergangenen Sommer der bayerischen Königs⸗ 
amilie abstattete. Aber neben dieser mehr ceremo⸗ 
liellen Seite weist die Berliner Reise des Prinz⸗ 
degenten Luitpold noch eine andere erhöhte Be— 
eutung auf, die auf politischem Gebiete liegt. Sie 
ekundet die immer innigere Gestaltung der zwischen 
en Höfen von Berlin und München obwaltenden 
jerzlichen Beziehungen, welch' letztere schon in dem 
ürzlich stattgefundenen einwöcheatlichen Besuche des 
rtfumtiven bayerischen Thronfolgers, des Prinzen 
dudwig, am Kaiserhofe zum Ausdrucke gelangten 
ind wenn nun Kaiser Wilhelm den Prinz- Regenten 
elbst als Gast bei sich empfängt, so erscheint hier 
surch die innige, beide Fürsten verbindende, Freund⸗ 
chaft im hellsten Lichte; daß dieselbe aber auch auf 
ie politischen Beziehungen zwischen Berlin und 
NRünchen zurückwirkt, bedarf wohl keiner näheren 
harlegung. — In Berlin gedenkt der Prinz⸗Regent 
zuitpold, soweit bis jetzt bekannt, bis Mittwoch zu 
leiben und wird er sich alsdann nach Dresden 
egeben; bekanntlich verbindet den Prinz⸗-Regenten 
nuch mit dem König Albert die engste persönliche 
ireundschaft. 
In München haben sich die Konservativen, 
vriche seither dort vielfach mit den Ultra mon⸗ 
anenn gegangen, nunmehr der gemäßigten libe⸗— 
alen Mittelpartei angeschlossen. 
Berlin, 8. Dez. Die Begründung der Mi— 
urvorlage durch den Kriegsminister hat die 
ouitische Lage grell genug beleuchtet. Obwohl der⸗ 
Abe zugab, daß eine augenblickliche Kriegsgefahr 
icht vorliege, da in diesem Fall nicht ein neues 
silitärgesetz zur Berathung gestellt, sondern die 
sobilmachung angeordnet werden müßte, so spricht 
och schon die Betonung der Nothwendigkeit, die 
zerathung vor Weihnachten zu beenden, damit die 
durchiührung der gemachten Vorschläge bis zum 
.April erfolgen könne, hinreichend für den ge⸗ 
altigen Ernst der Lage. Der Abg. Richter 
eitete freilich seine Gegenrede mit dem Hinweis 
af ähnliche Situationen ein. Auch in den Jahren 
374 und 1880 hätten die Kriegsminister auf die 
jefahr eines Krieges mit Rußland und Frank— 
eich hingewiesen, 1874 sogar auch noch mit Oester⸗ 
). Seitdem seien 12 Jahre vergangen, und 
e Verhältnisse hätten sich durch die allerseits ge— 
lligte Politik Bismarcks, die zum Bündnisse mit 
)esterreich geführt, wesentlich gebessert. Herr 
tichter schien also den Andeutungen des Kriegs⸗ 
unisters, daß die Gefahr eines Krieges nahe sei, 
icht zu glauben, und er widersprach deshalb dem 
zerlangen, daß das Militärgesetz schon bis Weih—⸗ 
achten erledigt werde. Wenn die Vorlage wirklich 
dringlich sei, hätte man den Reichstag früher 
nberufen müssen. Auf diesen Einwand gab der 
triegsminister seine gewichtigste Erklärung ab, die 
itlärung nümlich, daß die Einbringung der Vor⸗ 
ne erst in Folge der jüngsten Veränder— 
zuen der politischen Verhältnisse von 
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den verbündeten Regierungen beschlossen, 
wvorden sei. Die Gefähr eines nahen Krieges 
hat sich also für die verbündeten Regierungen erst 
hor wenigen Wochen ergeben. und der kürzliche 
Aufenthait des Reichskanzlers in Beꝛlin erklärt sich 
siernach vollständig. Daß darum der Krieg schlech⸗ 
erdings unvermeidlich sei, ist gewiß nicht gesagt. 
Vielleicht gelingt es der diplomatischen Kunst, dort, 
»on wo die Gefahren drohen, friedlicheren Gesinn⸗ 
ingen die Oberhand zu verschaffen. Allein man 
ann sich kaum verhehlen, daß eine Rüstung, wie 
ie sich Frankreich aufgelegt hat, nicht für bloß de⸗ 
ensfive Zwecke geschaffen worden und der Zweck 
erselben kein auderer als die geflissentliche Vor— 
ereitung eines Krieges sein kann. Herr Richter 
rblickt in dem Armeereorganisationsentwurf des 
rauzösischen Kriegsministers ein friedliches 
zymptom, da derselbe eine große Umwälzung des 
rauzösischen Heerwesens bedinge; auch wies er dar⸗ 
ruf hin, daß die Kammer gar keine Eile zeige, 
venselben zu berathen. Ist aber nicht vielleicht 
jerade dieser letztere Umstand ein Anzeichen. daß 
naff in Friankreich jene Umwälzung scheut, eben 
veil man in die Lage zu kommen glaubt, vor der 
Vollendung der Heeresreorganisation losschlagen zu 
nüssin? Ueberdies mag es in Frage kommen, ob 
Deutschland angesichts des Boulanger'schen Reor⸗ 
janisationsplanes und der sich immer mehr ver—⸗ 
zichtenden Annäherung zwischen Frankreich und 
stußland seine Friedensbemühungen fortsetzen 
oll, um seinen Gegnern Zeit zu gewähren, sich 
»ollends zum Kampfe zu sammeln? Andere Punkte 
der Richter'schen Rede können hier nur kurz gestreift 
verden. Er befürwortete die zweijährige Dienstzeif 
oder zunächst mindestens eine thatsächliche Verkürz— 
ing der Dienstzeit als Aequivalent für die Ver— 
tärkung der Aushebung, und kennzeichnete dann 
die ungünstige Finanzlage, die gegen die Bewillig⸗ 
ing einer erhöhten Präsenzziffer spreche. In Be— 
ug auf die Dauer einer Festsetzung der Präsenz— 
tärke sprach der Redner sich dahin aus, daß die 
jesammte freisinnige Partei die Festsetzung einer 
Zräsenzstärke für ein Jahr als das Richtigste 
insieht, wenngleich sie glaubt, daß es mit konsti⸗ 
utionellen Grundsätzen zu vereinbaren ist, die Fest⸗ 
etzung einer Präsenzstärke auch bis auf drei 
Jahre auszudehnen. Uebrigens versicherte Herr 
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ines statken Heeres durchdrungen seien und für 
ie Erhaltung desselben eintreten würden. Wenn 
ine wirkliche Gefahr eintrete, dann werde der 
steichstag einmüthig und in einer einzigen Sitzung 
zie Hunderte von Millionen bewilligen, die von 
der Regierung gefordert würden. An der Regier⸗ 
ing wird es also sein, das Vorhandensein einer 
virklichenn Gefahr, an die bisher Herr Richter 
zicht zu glauben scheint, und an der auch der 
stedner der Volkspartei, Hr. Pa yer, zweifelt, so 
eutlich zu demonstriren, daß sie auch den Herrn 
stichter und Payer handgreiflich wird. Kann aber 
ie Regierung, so lange die Hoffnung auf Erhaltung 
)es Friedens noch nicht vollständig aufgegeben wer⸗ 
den muß, in der That mehr sagen, als sie bereits 
zesagt hat? 
In der Tiplomatenloge des Reichstages lausch te 
der französische Botschafter, Ht. Herbette, der 
Verhandlung. 
Berlin, 4. Dez. Fürst Bismarck soll neuer⸗ 
dings sich weniger wohl gefühlt haben; es heißt, 
eine Ankunft in Berlin werde sich vieleicht bis 
gegen Weihnachten verzoͤgern. 
Ausland. 
Wien, 5. Dez. Der Neuen Freien Presse“ 
vird aus Belgrad depeschirt: Die bulgarische De⸗ 
zutation trifft hier heute Abends ein und wird mor⸗ 
Jjen vom Koönig Milan empfangen werden. Hier 
zerlautet, die Deputation werde den Großmächten 
zie Kandidarur des Königs Milan für den Thron 
Bulgariens ewpfehlen, so zwar, daß eine Person⸗ 
Aunion Bul ‚ariens mit Serbien eingeführt würde. 
Paris, 8. Dez. Die Minister begaben fich 
heute Abend 53*13 Uhr zu Grevy und übexreichten 
zeiselben ihre Demission wegen des in der Kammer 
angenommenen Antrages auf Abschaffung der Unter⸗ 
—— 
ier morgen früh nochmals bei Grevy. 
Paris, 4. Dez. Das „Journal des Debats“ 
neldet, die Minister werden ihre Demission nicht 
zurückziehen. — Die Minister traten heute im Elysee 
zjusammen und erledigten die laufenden Geschäfte. 
Freycinet wird die Depurtirten heute benachrichtigen, 
daß das Kabinet seine Entlassung eingereicht habe 
und an der Budgetberathung nicht theilnehmen könne 
Lobale und peoltische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 6. Dez. Gestern beging 
die hiesige Knappschaft das Fest ihßrer Schutzbartronin, 
der h. Barbara. Zwischen 6 und 10 Uhr Vormittags 
nahmen die Angehbrigen der Knappschaft vor dem 
kgl. Bergamte Äufftellung und begaben sich alsdann 
in seierlichem Zuge, voran die Bergkapelle, zu den 
zeiden Kirchen zum Besuche des Gottesdienstes. Nach 
Beendigung desselben ging der Zug wieder zurück nach 
dem kgl. Bergamtsgebäude. 
— Neuce falsche Fünfmarkscheine 
find kürzlich aufgetaucht, die einen halben Centi 
meter kürzer sind, als die echten, und die auch nicht 
aus Pflanzfasern, sondern aus anderem starken Pa⸗ 
pier bestehen. Die dem Pflanzenfasernpapier eigen⸗ 
hümlichen Rippen fehlen gänzlich; die Pflanzen⸗ 
fasern find durch eingezeichnete Striche ersetzt. Das 
Wasserzeichen 5 an der rechten Seite fehlt. Ein 
besonderes Erkennungszeichen ist, daß alle Falsifi— 
kaie die Nummer 609,467 tragen. 
— In Maikammer starb am 2. Dezember 
der 62 Jahre alte Georg Michael Damm, einer 
der wenigen noch lebenden Veteranen, welche die 
Schlacht von Leipzig mitgemacht hatten. In Folge 
der damaligen Verhältnisse in der Pfalz hatte der 
Verstorbene natürlich unter Napoleon gedient. 
— Der Redacteur der „Frankenthaler Zeitung,“ 
herr Christahler, wird am 15. Dezember aus 
der Redaction der genannten Zeitung austreten, 
unter Leitung seines Vaters in Schorndorf die 
Zamerunsprache erlernen, sich in die afrikanische 
Philologie einführen, um dann seinem Bruder, 
welcher kürzlich als Lehrer nach Kamerun über⸗ 
siedelte, dort hin zu folgen 
Vermischtes. 
4 Mannheim, 4. Dez. Ein sozialistsches 
Flugblant, welches die Wahl Dreesbach's be⸗ 
rwortete und in 30,000 Exemplaren hergestellt 
war, wurde vor der Ausgabe polizeilich beschlagnahmt. 
pAus Darmstadt, 3. Dez. wird berichtet: 
In dem benachbarten Odenwalddorf Lengfeld erschoß 
sestein der zwanzigjährige Schullehrer Schröder die 
Tochter des Gutsbesitzers Walther, als das Mäd⸗ 
hen, aus Darmstadt zurückkehrend, der Eisenbahn 
ntstieg, Darauf gab der Attentäter auf sich selbst 
inen Revolverschuß ab, wodurch er sich am 
zalse schwer verwundete, jedoch nicht tödtete. Schrö⸗