Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
xt „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag uad Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
lett und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 75 , einschließlich 
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71. 22. Jahrg. 
Ostern. 
in den deutschen Landen empfindet man das 
egͤhrige Osterfest mehr als je als ein Aufer⸗ 
hungsfest. Nach einem autzergewöhnlich langen 
harten Winter läuten just die Osterglocken 
dlich den Einzug des Frühlings ein, und der 
erstehung in der Natur folgt auch eine solche 
den menschlichen Herzen. Neue Hoffnung be⸗ 
t alle Gemüther und es thut auch wahrhaftig 
oth, denn die Noth des Winters war dieses Mal 
h mit einer außergewöhnlichen Drangsal für die 
denschheit verknüpft. Waren es doch nicht die 
ürme des Winters allein, welche die Menschen 
Noth versetzten, nein, es bedrohte in den ver⸗ 
senen Wintermonden auch mehr als einmal der 
nriede und der Krieg den Frieden der Völker 
d brachte mancherlei Mühsal über die Länder. 
um schlimmsten Uebel kam es aber Gott sei Dank 
cht und man athmet zur Zeit wieder freier und 
nnngsfreudiger auf. Mit Recht muß man fich 
ver fragen: Wird dem Fruühling in der Natur 
h ein Völkerfrühling folgen und wird der Friede 
je dauernde Stätte in Europa nun wieder haben? 
Auch bei dem Vorhandensein der besten Hoff⸗ 
nagen für die Erhaltung des Friedens und für 
Wiederaufblühen von Handel und Wandel ist 
der nicht zu verkennen, daß große politische Gegen- 
tze in Europa immer noch fortbestehen und daß, 
ienn nicht bald Nachgiebigkeit und Duldung an 
zielle des Trotzes, der Feindseligkeit und der ehr⸗ 
cigigen Bestrebungen treten, es thatsächlich schwer 
czusehen ist, wie der Friede erhalten bleiben soll. 
Was soll der einzelne Mensch in solchen Zeiten 
uun? Das Geschick der Nationen wandelt seinen 
genen, ehernen Schritt und der Einzelne kann 
ch ihm nicht entgegenstemmen. Ist es im Schooße 
ir Vorsehung beschlossen, daß die Gegensätze, 
ꝛelche Europa in feindliche Lager theilen, nicht 
ders, als durch das Schwert beigelegt werden 
unnen, so kann dies kein Mensch ändern. Wohl 
der jollen wir uns in solchen Zeiten daran er— 
nern, daß das Osterfest auch das christliche Tri⸗ 
unphfeft des Erhabenen über das Gemeine, der 
ebe über die Bosheit und des Unsterblichen über 
cz Vergaͤngliche ist, und daß im Leben edler 
ülker eine Wiederauferstehung erfolgen muß, wenn 
heit fie in den Abgrund schleudern wollte. 
iese Zuverficht des Ostersestes mag ihren freudigen 
inzug in alle schwankenden und bekümmerten 
erzen halten! 
Deutsches Reich. 
Aus Baden, 7. April. Wie jetzt aus gut 
nerrichteten Kreisen bestimmi mitgetheilt wird, 
usich die badische Regierung an dem ablehnen⸗ 
m Votum des Bundesraths betreffs der vom 
richstag geforderten Entschädigung unschuldig Ver⸗ 
ttheilter nicht betheiligt. Sie hat vielmehr, gemaß 
iin Baden geltenden Praxis, wonach schon bis⸗ 
in den Fällen von Verurtheilungen Unschuldiger 
sbald Anordnung zur Leistung voller Entschadi⸗ 
ung getroffen wurde, sich für reichsgesetzliche Re⸗ 
clung der Frage ausgesprochen. 
Berlin, 6. April. Der Reichskanzler Fürst 
wzmarck gedenkt, dem Vernehmen nach, das Oster⸗ 
kin Berlin zu verleben, woselbst die Familie am 
l. dem Ostermontag, den Geburtstag der Frau 
brin Bismarck begehen wird. — 
verlin, 7. April. Der oft offiziös unter⸗ 
Kreuzzeitung“ wird aus Petersburg ge⸗ 
meldet: Trotz aller Ableugnungen wird selbst in 
unterrichteten Kreisen daran festgehalten, daß eiwas 
Wahres am zweiten Attentatsversuch auf den Czaren 
ist. sowie daß die nihilistische Bewegung eine wei—⸗ 
tere Ausdehnung gewonnen hat, als Anfangs an⸗ 
genommen wurde. 
Berlin, 7. April. Der Kaiser gedenkt den 
derbstübungen des 2. Armeekorps beizuwohnen. 
Zu diesem Zweck wird der Kaiser vom 12. bis 
17. September in Stettin Wohnung nehmen. 
Die kronpriazliche Familie wird 
ich im Juni zur Feier des Regierungs⸗Jubiläums 
zer Königin von England mit großem Gefolge nach 
don don begeben. 
Prinz Friedrich Leopold von Preußen 
erabschiedeie sich am Dienstag bei der kaiserlichen 
Familie in Yokohoma und reiste gestern früh nach 
San Franzisko. 
Wie die „Nat.⸗“Zig.“ hört, werden am 12. und 
13. April die Konferenzen mit den süddeutschen 
Finanzministern in München bezüglich neuer Steuer⸗ 
bjekte und speziell der Branntweinsteuer beginnen. 
Die „Kreuz⸗Ztg.“ wünscht, daß von Seiten 
Deutschlands jede Aussicht auf Beschickung der 
ranuzösischen Weltausstellung in derselben 
ückhaltlosen Weise abgeschnitten werde, wie es Ruß⸗ 
and gethan hat. 
„Die Franzosen“, schreibt das Blatt, „wünschen 
uns in Paris zu sehen, damit wir mit an ihrem 
Triumphwagen ziehen helfen. Vom geschäftlichen 
„tandpunkt wäre ihnen unsere Anwesenheit wahr⸗ 
cheinlich nicht erwünscht; in keinem Falle aber 
pird unser Kommen oder Nichtkommen auf die 
zolitischen Beziehungen beider Länder einen in's 
Zewicht fallendengEinfluß üben. Auf wie lockerem 
goden diese Beziehungen stehen, zeigt uns ja jeder 
Tag.“ 
Hamburg, 7. April. Wie der „Irkf. Ztg.“ 
jon hier gemeldet wird, beschlagnahmte gestern die 
Polizei ein Lager socialdemokratischer Bücher und 
onfiscirte I6 Centner. Sie verhaftete den Auf⸗ 
zewahrer derselben, den Schwiegervater des aus⸗ 
gewiesenen Sozialisten Grünberg. Die vorgefun⸗ 
enen Schriften wiesen Verbindungen nach über 
janz Deutschland und veranlaßten Haussuchungen 
und Verhaftungen in Ilmenau, Einsiedeln, Eltville, 
kupen, Stettin, Königsberg, Mannheim und Pir⸗ 
nasens. Hier wurden acht Personen, darunter der 
hZerichterstatter Steinfatt von der „Bürgerzeitung“ 
erhaftet. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 9. April. Retourbillets 
nit zweitaͤgiger Giltigkeit, welche heute gelöst wer⸗ 
den, sind noch am 12. ds. Mts. (sog. dritter Feier⸗ 
ag) zur Rückfahrt giltig. 
Breitfurt, 8. April. Die Leiche des 
eit 21. Februar d. Is. vermißten Schäfers Becker 
»on Blickweiler wurde gestern Nachmittag unter⸗ 
jalb der Eisenbahnbrücke zwischen hier und Blick⸗ 
veiler aus der Blies gezogen. Der Verunglückte 
hinterlaͤßt eine Wittwe und fünf Kinder. 
— Homburg, 5. April. Auf dem nahen 
S„chloßberge wurde heute Morgen der ca. 30jährige 
yerheirathete Zimmermann Heil von hier erhängt 
ufgefunden. Das Selbstmordmotiv ist bis jetzt 
nicht bekannt, man vermuthet eheliche Zwistig⸗ 
eiten. (Gegenw.) 
-Kaiserslautern. (Kgl. Kreis⸗Bau⸗ 
‚ewerkschule.) Die Fachschule und Lehrwerkstätten 
Jaben die Bestimmung, junge Leute aus dem Ge⸗ 
verbestande insbesondere dem Bau⸗ und Kunst⸗ 
zewerbe, oder solche, die sich demselben widmen 
vosllen, in den ihnen nöthigen Kenntnissen und 
Fertigkeiten zu unterrichten. F—urr die Aufnahme 
der Schüler wird das zurückgelegte 15. Lebensjahr 
»erlangt, sowie zum mindesten die Kenntniß der 
vollständigen deutschen Volksschule; ferner daß der 
Schüler schon in der Lehre gewesen und dadurch 
einige Kenntnisse in seinem Gewerbe hat. Aus—⸗ 
nahmen finden dabei nur in besonderen Fällen 
jatt. Der Besitz weiterer Schulkenntnisse kann 
dem einzelnen Schüler nur zum Vortheil gereichen. 
In den mit dem Gewerbemuseum direct verbunde⸗ 
nen Lehrwerkstätten ist auch den Sommer über 
Gelegenheit zu einer künstlerischen Ausbildunh in 
den einschlägigen Handwerken gegeben. An der 
Schule selbst wird der Unterricht nur im Winter 
ertheilt und zwar vom 3. November bis incl. 
81. März und dann während der vollen Tages⸗ 
zeit. Die Anstalt zerfällt bis jetzt in 5 Fach⸗ 
schulen mit je 3 Jahrescursen, so daß in 3 Winter⸗ 
dalbjahren die vollständige Ausbildung des Ein⸗ 
zelnen erfolgt, während in den Lehrwerkstätten das 
janze Jahr hindurch gearbeitet werden kann. Die 
Schüler theilen sich in ordentliche und außerordent— 
liche oder Hospitanten. Jeder Gewerbtreibende, 
der seine volle Zeit während des Winters zu seiner 
Ausbildung verwenden will, tritt als ordentlicher 
Schüler ein und hat deshalb allen Lehrstunden des 
hetreffenden Curses beizuwohnen. Das Hospitiren 
vird sich für strebsame Gewerbetreibende empfehlen, 
indem Mancher in der Lage ist, freie ihm verfüg— 
bdare Stunden zur Erweiterung seiner Kenntnisse 
uszufüllen. Die Einrichtung dieser Fachschulen 
ist so, daß auch erwachsene Personen an dem Unter⸗ 
richte theilnehmen koͤnnen, da die Schuldisciplin nur 
die Aufrechterhalluung der Ordnung im Auge hat. 
— Germersheim. Gutem Vernehmen 
nach wird auch auf der Bahnstrecke von hier über 
Bruchsal nach Mühlacker ein zweites Geleise gelegl 
werden, womit die directe strategische Verbindung 
wischen dem Osten und Westen von Süddeutsch⸗ 
and eine wesentliche Verbesserung erfähri. 
— 
Bermischteo. 
4Brüssel, 7. April. Infolge eines schteck⸗ 
lichen Sturmes, welcher im Canal La Manche 
wüthet, scheiterten gestern in der Nähe von Ost⸗ 
ende 15 Schiffe. Zahlreiche Menschen ertranken. 
NeweYork, 5. April. Die anarchistische 
Partei hielt heute eine große Versammlung zur 
Feier der Haftentlassung Mosts ab. Most erklärte, 
r werde den Krieg gegen das Eigenthum wie vor 
einer Einsperrung fortsetzen. 
Fur di⸗e Redaltion verantwortlich F. X. Demetz. 
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ibernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin. 
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