Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
— Et. Ingberter Anzeiger⸗ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samsftag und Sountag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltunge 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 4, Neklamen 30 . Bei 4maliger Ginrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 11. Juli. Wie es scheint, sind 
mmehr die näheren Bestimmungen über die Zu—⸗ 
inmentunft Kaiser Wilhelms mit dem Reichs⸗ 
weser Prinzen Luitpold getroffen worden. Wie 
je Allgemeine Zeitung erfährt, ist Lindau am 
hdensee als Ort der Zusammenkunft ausersehen. 
München, 12. Juli. Die Rekruten der 
zaballerie Regimenter werden heuer nach neuerer 
Inordnung zum erstenmale nicht erst Anfangs 
dobember, sondern schon Anfangs Oktober ein⸗ 
rerufen, um für die Ausbildung derselben mehr 
zeit zu gewinnen. 
Munchen, 13. Juli. Der Vorschlag, be⸗ 
ressend die Einberufung des Landtages ist, nach ⸗ 
xm der Ministerrath darüber Beschlüsse gefaßt hat, 
xteits dem Prinz · Regenten vorgelegt worden. Der 
ztatzenwurf der Verwaltung ist bereits in Druck 
egeben. 
Minchen, 13. Juli. Es sind bereits alle 
horberetiungen getroffen für den Eintritt Bayerns 
n die Brantweinsieuer ˖ Gemeinschaft. 
sKoblenz, 12. Juli. Dem Kaiser wurde 
cute früh eine Morgenmusik von der Kapelle des 
uguftaregiments gebracht. Um 10 Uhr machte 
et Kaiser mit der Kaiserin eine Spazierfahrt nach 
en Rheinanlagen und nahm dann den Vortrag 
lUUbedyll's entgegen. Zum Diner sind mehrere 
evorragende Militär ⸗ und Civilpersonen geladen. 
-Der Kaiser verläßt, wie hierher gemeldet wird, 
m 18. Juli die Insel Mainau und langt am 
9. Juli in Gastein an. 
Berlin, 12. Juli. Prinz Wilbelm kam 
eute Vormittag von Potsdam hier an und begab 
qq vom Bahnhof aus zum Reichskanzler Fürften 
Aismarck in den Reichskanzlerpalast, wo er längere 
zeit derblieb. Mittags kehrte der Prinz nach Pots⸗ 
am zurück. 
Berlin, 12. Juli. Zeitungsnachrichten aus 
aris zufolge ist man dort wegen der Feier des 
4. Juli nicht ohne Besorgnis; von verschiedenen 
Leiten wird den daselbst weilenden Deutschen an⸗ 
upfohlen, fich an jenem Tage nicht öffentlich zu 
eigen und ihre. der Wut des Pöbels denunzierten 
“olale geschlossen zu halten. Die Norddeuische 
Ilzemeine Zertung“ konstatiert, daß die in Frant. 
tich herrschenden Zustände derartige Warnungen 
Ratschlage als nicht ungerechtfertigt erscheinen 
en. 
Die ‚Nordd. Allg. Zig.“ erklärt eß für sehr 
etechtfertigt wenn die Deutschen in Patis 
I Anreceinungen des Patiser Pothels am 
it werden. Die Zustärot in Frank⸗ 
uit seien thatsuchlich donoch 
8* qun b e Dem Börsen. Courier“ 
nened dog Eran von Coburg⸗Gotha, dem 
e dde Xwgend von Annahme der 
— 59 rone obgeraihen und ebvent. in Aus⸗ 
eent die Erlaubmiß als Chef des Hauses 
tweigern. — Die renzzenng. schreibt: 
kicher ist daß s u V g z 
aische o lcnge es sich nur um die bul⸗ 
nahe ronfrage handelt, nicht ein Knopf am Rocke 
arfeit udchen Landwedrmannes auf seine Halu⸗ 
deh ure irt wierd. Deuischland wird, sobald die 
iehug Prin n Coburg durch die Türkei ge— 
— England, und. Oesterreich aner ⸗ 
wichenen, sich jedenjalls diesen Mächten am 
derl au, 13. Juli. Zu einer Aeußerung des 
„Uniders“ über den Landesberräther Klein, 
Nordd. Allg. Zeitung“: ts at ein⸗ 
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Donnerstag, 14. Juli 1887. 
22. Jahrg. 
rollfiändige Perversion der moralischen Grundsähze 
n Frankreich eingetreten wenn man so wenig 
Scheu trägt, einen für Geld bezahlten Spion als 
delden und Märtyrer zu preisen. Frankreich sei 
es vorbehalten geblieben, den bezahlten Spion über 
die Stufen ehrlicher Männer hinauf als einen 
Hegenstand der Verehrung zu bezeichnen. e 
Aus land. 
Paris, 12. Juli. Floquet hat die Rück⸗ 
ritiserkllaärung zurückgenommen. — Der Budget⸗ 
nusschuß genehmigte mit 10 gegen 2 Stimmen den 
Zericht Lesquiliers über den Mobilmachungsplan. 
der Bericht wurde hierauf sofort der Deputirten⸗ 
ammer eingereicht. 
Die Generäle Sausfsier, Galliffet und 
—„chneegans, belanntlich ein Straßburger, haben 
zas Großkreuz der Ehrenlegion erhalten. 
London, 13. Juli. Der „Daily News“ 
ufolge hat die englische Regierung die Mächte zu 
iner Conferenz über die Zuckerprämienfrage einge⸗ 
iden und London als Versammlungsort vorge⸗ 
hlagen. Die englische Regierung ist jedoch nicht 
bgeneigt, die Konferenz auch an einem anderen 
Irte stattfinden zu lassen. 
stonstantinopel, 18. Juli. Der Sultan 
at das Rundschreiben der Pforte, worin die Wahl 
es Prinzen von Coburg zum Fürsten von Bul⸗ 
arien angekündigt werden sollte, nicht sanktionirt. 
der Coburger telegraphirte nach der „Fr. Ztg.“ 
in den Prafekten von Philippopel, er werde Bul⸗ 
jarien erst betreten, nachdem die internationalen 
gedinaungen erfüllt seien. 
— Landaa, 13. Juli. (L. T.) Als der 
deutsche Reichsstag vor zirka drei Jahren dem gegen⸗ 
värtig zu Recht bestehenden Dynamitgesetz 
nit seinen drakanischen Strafbestimmungen die Zu⸗ 
timmung ertheilte, hat er gewiß nicht die wahrhaft 
derhängnißvollen Folgen desselben in seinen ganzen 
onsequenzen mit in Berücksichtigung gezogen. Es 
ziebt ja allerdings nichts Vollkommenes ausf der 
Welt, und besonders Strafgeseße enthalten häufig 
Bestimmungen, wodurch der minder Schuldige mit 
dem Schuldigen in einen Topf geworfen ist. „Der 
Menschen stönnen ist nur Stückwerk.“ Aber nicht 
zin in Deutschland zu Recht bestehendes Straf⸗ 
jesetz trifft wohl so hart, wie dies gerade bei dem 
Dynamitgesetze häufig der Fall ist. Als Minimal⸗ 
trafe für die Uebertretung dieses Gesetzes find nicht 
veniger wie drei Monate Gefängniß angesetzt. 
diese Strafe trifft nach dem Gesetz jeden Ueber 
reter, gleichgiltig, ob derselbe auch das Dynamit 
zu seinem Broderwerb unbedingt bedarf; sobald er 
es unterlassen, den Besitz von Dynamit rechtzeitig 
der Bezirlsbehörde zur Anzeige zu bringen und sich 
eine Erlaubniß⸗Bestätigung zur Führung des ge⸗ 
ahrlichen Explosionsstoffeslertheilten zu lassen, ist 
er mindestens mit einer Strafe von drei Monaten 
gefängnis zu belegen. Diese Strafe trifft aber 
obald er Leute in seinem Brode hat, die mit dem 
bon ihm ohne Erlaubniß geführten Dynamit zu 
hantiren hatten, nicht blos ihn, nein, sie trifft 
auch alle jene des Gesetzes in den weitaus meisten 
Fällen nicht kundigen Leute. Ein solcher Fall lag 
Jestern der Strafkammer des hiesigen kgl. Landge⸗ 
lichts zur Verhandlung vor. Neunzehn Stein⸗ 
hrecher mußten sammt dem Arbeitgeber, denen sich 
nuch noch der Verkäufer des verbrauchten Dynamits 
ugesellte, wegen Vergehens gegen das Dynamit⸗ 
Jesetz abgeurtheilt werden. Der Gerichtshof, wel⸗ 
her — wenn es angängig gewesen wäre — im 
vorliegenden Falle gewiß eine mildere Strafe hätte 
intreten lassen, erkannte gegen ssämmtliche Ange⸗ 
lagte auf die mindeftzulässige Strafe von je drei 
Monaten Gefängniß. Der Gerichtshof ging dabei 
ewiß von der Erwägung aus, daß die Angeklagten 
ich der vollen Strafbarkeit ihres Vergeheus nicht 
Hewußt gewesen sind. Die Sirafbarkeit war indeß 
inzweifeihaft vorhanden, und eine niedere Bestraf⸗ 
aung läßt das Gesetz nicht zu. Sämmtliche Ver⸗ 
iriheilte wollen um Erlaß der Strafe den Gnaden⸗ 
weg betreten. 
— Einen Leitergerüstträgerh herzu⸗ 
tellen, gelang Herrn Maler Nik. Wilhelmi in 
dandau. Derselbe ermöglicht es, in sehr kurzer 
Zeit und mit wenig Material ein Gerüst aufzu⸗ 
auen, das entschiedene Sicherheit bietet und noch 
zen Vorzug hat, nur wenig Raum wegzunehmen, 
vas desonders für enge Straßen von großer Be⸗ 
peutung ist. 
— Neustadt, 11. Juli. Heute morgen 
vurde bdei der Papierfabrik der Herren Hoffmann 
ind Engelmann im Neustadter Thale die Leiche 
iner Frauensperson ans dem Mühlbache heraus⸗ 
ezogen und später als die der Wittwe Georg 
Simon von Lambrecht erkannt. 
— Speier, 12. Juli. Der Verwallunqgs⸗ 
zerid töhof zu München hat folgenden Enischeid 
zublizirt: Für den Heimaterwerb in einer pfäl⸗ 
ischen Gemeinde durch Niederlassung in derselben 
bar vor dem Gesetze vom 16. April 1868 über 
Berehelichung und Aufenthalt die Einttagung in 
⸗ Bürgerliste nicht erforderlich. 
Frankenfthal. 11. Juli. Der bekannte 
Lokale und pfälzische Nachricten. 
— Am Sonntag, den 7. August d. J. wird 
in Extrazug mit J1., 2. und 3. Wagenklafse von 
Straßburg via Weißenburg ⸗Ludwigshafen ˖ Mainz 
Sachsenhausen⸗Bebra nach Berlin Potsdamer Bahn⸗ 
sof zu bedeutend ermäßigten BilletPreisen abge⸗ 
ertigt. Die Abfahrt von Ludwigshafen erfolgt 
im 7. August Nachm. 302, die Ankunft in Berlin 
im daraufsolgenden Tage Vorm. 988. Ein Billet 
»on Ludwigshafen nach Berlin und — mit 45⸗ 
ägiger Giltigkeit kostet in J. Klasse 18.20 M., in 
J. Klasse 35.70 M. und in DI. Klasse 23.70 M. 
dinder im Alier von 4 bis 10 Jahren zahlen die 
—D 
xwaͤhnten Giltigkeitsdauer mit jedem die betreffende 
Wagenklafse führenden fahrplanmäßigen Zuge aus⸗ 
jeführt werden. 
— Blieskastel, 11. Juli. Gestern Nacht 
im halb 12 Uhr bearbeitete der 22jährige Messer⸗ 
hhmied Heinrich Engel den ledigen Nagelschmied 
zakob Weber derart mit Schlägen, daß sein Auf ⸗ 
ommen sehr stark in Zweifel gezogen wird. Engel 
—X 
zeführt. 
— Zweibrücken. Ein eigenthümliches 
ztreiflicht auf die geographischen Kennmisse in 
UIngarn wirft folgende Adresse eines aus Budapest 
ierher gelangten Briefes: An N. N. in Zwei⸗ 
rücken, Pfaz. Obernbayern, Preußen. Der Brief 
st troͤtz alledem in die rechten Hände gekommen. 
— Pirmasens, 12. Juli. Gestern wurde 
zier nach einer Meldung des „P. Anz.“ von Herrn 
J. Roos eine Brieftaube eingefangen, welche auf 
em einen Flügel den Stempel Colombophile La 
devanche (Taubenderein Rache) trug. Auf dem 
ndern Flügel stand: E. Riquier, Rethune, Pas 
e Calais. Es wäre interessant, den Bestimmungs 
der Taube zu erfahren