Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St⸗ Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Vonnerstag, Samstag und Sonntag;z 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
zlatt und Sonntags mit i illustrirter Das Blatt kostei vierteljährlich 14 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen I 755 einschließlich 
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Vẽ 237. 
Bostollungen 
für den 
Monat Dezember— 
auf den 
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erscheinenden 
„St. Ingberter Anzeiger““ 
onnen noch fortwährend gemacht werden bei den 
. Postanstalten, den Postboten, den Umträgern 
ind der Expedition. 
uic Inserate — 3 
inden durch den „St. Ingberter Anzeiger“ 
die weiteste Verbreitung. 
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Deutsches Reich. 
Muünchen, 30. Nov. Der Landtag beendete 
die General⸗Diskussion des Zuchtstiergesetzes und 
nahm nach unwesentlicher Spezialdebatte Art. 1 und 
2 nach den Ausschußanträgen mit geringfügigen 
Modifikationen an. Schluß 194 Uhr. Die nächste 
Sitzung findet am Donnerftag 2210 Uhr ftatt; 
Fortsetzung der Berathung. 
Berlin, 830. Novb. Hofzahnarzt Telschow 
wurde nach San Remo berufen, um eine Zahn⸗ 
pperation bei dem Kronprinzen vorzunehmen. — 
Nach Londoner Meldungen äußern die dortigen 
hervorragendsten medizinischen Autoritäten Zweifel 
m dem Vorhandensein des Krebsleidens beim 
ronprinzen und folgern, daß die jetzt hervor- 
zetretenen Symptome nur auf Knorpelhautentzün⸗ 
zung deuten. Die Behandlung durch Streupulver 
zringe ersichtlich heislsame Wirkung hervor. 
Berlin, 30. Nob. Reichstag. Fortsetzung 
ier ersten Berathung des Etats. Nachdem Graf 
zehr sich hauptsächlich gegen die gestrigen Aus— 
uihrungen Rickerts gewendet, erklärt Bebel: Der 
chlimmste Uebelstand in Deutschland seien die beständig 
unehmenden militärischen Ruüstungen. Dieselben 
Bründe dafür, wie jetzt, seien schon in Preußen 
vaährend des Militärkonfliktes angegeben worden. 
dann kam das Jahr 1866, wo der erste Militär⸗ 
daat in Deutschland dasselbe gethan hat, wogegen 
ich jetzt die Thronrede so energisch verwahrt, 
nämlich Nachbarstaaten überfallen hat. (Große 
Anruhe.) Ich sage das, um mich gegen die Heuche- 
ei zu wenden. (Erneute große Unruhe, der Prä⸗ 
ident ruft den Redner wegen des Ausdrucks , Heuche⸗ 
ei“, melchen er in Verbindung mit der Thronrede 
jebraucht habe, zur Ordnung.) Seit der Annexion 
eͤlsaß⸗Lothringens, gegen welche er 1871 v rgeblich 
Jesprochen, könne Europa nicht mehr zur Ruhe 
ommen. Es stellt sich immer mehr heraus, weit 
her Fehler die Annexion gewesen. (Große Unruhe 
und Gelächter.) Gegenüber der unglaublichen Be— 
astung der aärmeren Klassen, welche durch 
dornzölle noch erhöht werde, sei die Allers- und 
Invalidenversorgung nichts anderes als ein Betielal— 
noseu. Nun wolle man auch das Sozialistenge⸗ 
set verschärfen; selbsi in Konventikeln allerhöchsier 
derrschaften beschäftigte man sich mit dieser Frage 
diese Art Gesetzgebung werde die Macht des So— 
gialismus nicht brechen. Statt des „après nous 
e déluge“, wonach man jetzt zu handein scheine, 
age er angesichts der in Europa überall herrschen⸗ 
den Verwirruung „avant nous le déluge? 
Samstag, 3. Dezember 1887. 
22. Jahrg. 
Windthorst: Nachdem wir im vorigen Jahre so 
enorme Summen für militärische Forderungen be⸗ 
villigt haben, werden wir jetzt jede neue Forderung 
ablehnen, wenn uns nicht mathematisch genau ihre 
Nothwendigkeit nachgewiesen wird. Mit indirekten 
Steuern müsse endlich ein Ende gemacht werden. 
Die Erneuerung des Sozislistengesetzes halte für 
jehr bedenktlich. Hierauf wird die Diskussion ge 
schlossen. Morgen erste Lesung der Getreidezollvor⸗ 
iage. (Frkf. Ztg.) 
Berlin, 29. Nov. Die bereits am Tagt 
der Erdffnung des Reichstages in Folge des Schwei⸗ 
zens der Thronrede über die Verlängerung des 
Sozialisten-Gesetzes aufgetauchte Vermuthung, daß 
tine Aenderung des Geietzes beabsichtigt sei, be— 
fätigt sich jetzt. Es verlautet aus Bundeskreisen, 
daß die Verläängerung des Ausnahmegesetzes nicht 
nur auf 5 Jahre verlangt, sondern daß es auch 
eine Verschärfung durch Erweiterung der Aus— 
weisungsbefugniß erfahren soll. Man spricht davon, 
daß eine Art Expatrierungsparagraph beabsichtigt 
st, auf Grund dessen Sozialdemokraten, die wegen 
Verletzung des Ausnahmegesetzes schon bestraft 
vorden sind, aus dem Reich verwiesen werden 
önnen. Die Sache macht in parlamentarischen 
creisen Aufsehen und man will vorläufig nicht 
Jlauben, daß dafür eine Majorität zu haben sein 
werde. — Dem Herrn Reichskanzler scheint viel 
in dem Nachweis gelegen zu sein, daß man in 
stußland an Differenzen zwischen ihm und dem 
daiser glaube und gleichzeitig seine Stellung unter⸗ 
chätze. Das Organ des Reichskanzlers verzeichne 
jeute wieder ausführlich russische Zeitungsstimmen, 
die darauf hinauslaufen, daß der Reichskanzler sich 
nuf Befehl des Kaisers vor dem Czaren habe recht⸗ 
fertigen müssen, und daß der Czar ihn nur aus 
Achtung vor dem Kaiser, dessen Gast er war, gnä⸗ 
dig anhörte und behandelt habe. Unterhandlungen 
mit ihm zu führen habe der Czar sich aber nicht 
herabgelassen, dazu stehe der Reichskanzler zu tief 
unter ihm. — Ueber einen Zusammenschluß der 
kirchlich konserbativen Elemente berichtet der „B. B.⸗ 
C.“ folgendes: Auf Veranlassung des Prinzen und 
der Prinzessin Wilhelm fand gestern in der Woh— 
nung des Grafen Waldersee eine Versammlung von 
neist den orthodoxen oder den kirchlich konservativen 
kreisen angehörigen notablen Persönlichkeiten statt. 
ẽs waren u. a. von hiesigen Predigern erschienen: 
dof- und Domprediger Kögel, Garnisonsprediger 
Dr. Frommel und Hof⸗ und Domprediger Stöcker. 
Aus hiefigen kaufmännischen Kreisen Geh. Kom⸗ 
nerzienrath v. Hansemann und Herr Hardt, Chej 
der Firma Hardt u. Co. Aus rheinischen kauf⸗ 
nmännischen Kreisen waren einige als Vertreter der 
konservativen Richtung bekannte Männer anwesend. 
Prinz und Prinzessin Wilhelm waren gleichfalls 
erschienen, und der Prinz setzte in einer Ride, die 
etwa 20 Minuten dauerte, den Zweck eingehend 
nuseinander, der zu der Berufung der Versamm— 
ung geführt habe. Es gelte, den sozialistischen, 
anarchistischen und anderen Bestrebungen in fest⸗ 
geschlossener Einheit entgegenzutreten. Die sich 
hieran knüpfende Diskussion währte etwa 2 Stunden, 
während welcher Zeit der Prinz und die Prinzessin 
Wilhelm der Versammlung beiwohnten. (Irkf. 3.) 
Ausland. 
der französischen Republik ablehnt, die Kandidatur 
Jules Ferrys zu unterstützen. Sollte Ferrys Kan- 
didatur aussichtslos sein, werden die Bonapartisten 
inbeschriebene Stimmzettel abgeben. — Dem gegen 
iber wird der „Nat. Ztg.“ aus Paris telegraphirt: 
Zuverlässige Informationen lauten dahin, daß bei 
der Rechten bis jetzt die Absicht bestehe, in keinem 
Wahlgange für irgend einen republikanischen Kan⸗ 
didaten zu stimmen. Diese Taktik soll auch vom 
Grafen von Paris befürwortet werden. Hierdurch 
würde Jules Ferry alle Aussichten verlieren. — 
Die französischen Monarchisten gehen zu diplomatisch 
dor, als daß sie sich in die Karten sehen ließen. 
Daß Bonapartisten und Orleanisten sich spalten 
jollten, kann man nicht als wabrscheinlich be⸗ 
trachten. 
Paris, 30. Nod. Die „Agence libre“ ver⸗ 
öffentlicht den angeblichen Wortlaut einer gefälschten 
Rote des Prinzen Reuß an den Prinzen Ferdinand 
don Koburg. Die Farben darin sind so stark auf— 
getragen, daß es kaum zu verstehen ist, wie sie für 
echt gehalten werden konnten. Die Haupiftelle 
autet: „Es ist sicher, daß, wenn Ew. Hoheit sich 
nach ernster, reiflichee Ueberlegung nach Bulgarien 
hegeben, der Augenblick kommen wird, wo, wie un⸗ 
zünstig, selbst feindlich auch die Haltung der deut⸗ 
chen Politik erscheint, die Gefühle, die man in 
Berlin im Geheimen für das Gelingen der Unter⸗ 
nehmung Ew. Hoheit hegt, offen zu Tage treten 
und den Erfolg haßen werden, der der offenen, 
entschiedenen Handlung eines mächtigen Staates 
innewohnt. Sie dürfen nicht verzweifeln, daß die 
europäische Lage im gegebenen Augenblick solche 
Handlung gestatten wird.“ In dem Schlußsatz 
dietet der Prinz von Reuß eine Chiffre an, um 
die geheimen Verbindangen fortzusetzen, die baldigst, 
wie er hoffe, ausgezeichnet und offen werden können. 
Bezüglich dieses angeblich gefälschten Briefes, laufen 
hier verschiedene Lesarten um, von denen ich fol⸗ 
gende, obgleich sie aus guter Quelle stammt, ohne 
Bürgschaft wiedergebe: Bereits vor einiger Zeit sei 
hier verschiedenen Personen die Abschrift eines an⸗ 
zeblichen Privatbriefes des Prinzen von Reuß an 
Ferdinand von Koburg gezeigt worden, der in 
freundlicher Form gute Wüansche für das Gelingen 
des Unternehmens des Koburgers enthalten habe. 
Dieser Brief soll von hier durch Vermittlung einer 
hervorragenden Persönlichkeit, und zwar in gänzlich 
umgearbeiteler und gefälschter Form nach Kopen⸗ 
hagen geschickt worden sein. Jedenfalls entspreche 
die heutige Veröffentlichung weder nach Form noch 
Inhalt dem damals gezeigten Briefe, sodaß die 
Fälschung in Paris statigefunden haben müßte. 
Fine andere Lesart bezeichnet Bukarest als den 
Fälschungsort. 
Petersburg, 28. Nov. In den vornehmsten 
russischen Militär⸗ und Civilkreisen vollzog sich in 
etzter Zeit ein entschiedener Umschwung zu Un— 
nunsten Frankreichs. In den adeligen Petersburger 
zlubs ist speziell die Empörung über den Beschluß, 
die Sühnkapelle in Paris zu demolieren, groß. 
Finem seiner Stellung nach bevorzugten hiefigen 
Franzosen wurde die Aufnahme in einen Klub ver⸗ 
veigert. Man begreift jetzt nicht, wie Deroulede, 
der gegenwärtig mit den bösesten Titeln belegt wird, 
in Rußland, so wie es geschehen ist, gefeiert werden 
konnte. Diese bemerkbar werdende Stimmung ist 
doppelt interessant, weil bei der direkten Fühlung 
zieser Kreise sich darin Absichten der allerhöchsten 
„phären widerspiegeln. Ob diese Stimmung nach- 
altig sein wird, ist allerdings noch abzuwarten. 
In Brüssel soll am Montag die bonaparti— 
tische Parteikonferenz unter Vorsitz des Prinzen 
Biktor Napoleon beschlossen haben, da General 
SZaussier jede Kandidatur für die Präsidentschaft