Full text: St. Ingberter Anzeiger

Petersburg angezeigt. — Die Wahlmänner— 
urwahlen s in Serbien lieferten für die Fort⸗ 
schrittler, die langjähcige Regierungspartei des 
stönigs, übertaschend günstige Ergebnisse. 
Pest, 15. Nov. Das Abgeordnetenhaus ver⸗ 
handelte die Wehrgesetznov elle. Der Honved- 
minister Fejervary führt aus, die Hauptprincipien 
des bestehenden Wehrsystems würden nicht geändert, 
blos eine intensivere Entwickelung sei beabsichtigt. 
Die Neuorganisation der Ersatzreserve bezwecke ledig⸗ 
lich eine andersartige Verwendung des Landsturmes 
behufs einer rechtzeitigen Ausbildung und entspreche 
dem Interesse der höheren Altersklassen des Land⸗ 
sturmes. Eine Vermehrung des Heeresstandes sei 
nicht beabfichtigt. Die Kriegsverwaltung soll blos 
in die Lage versetzt werden, die vorgesehenen 
800,000 Mann thaisächlich beistellen zu koͤnnen. 
Auf einzelne Fragen erwiderte der Minister, durch 
das gegenwärtige Gesetz werde der Friedensstand 
nicht erhöht. Die Mehrausgaben werden bei der 
gemeinsamen Armee blos 485 000 fl., bei der 
Honvedarmee ungefähr 8300 000 fl. betragen. 
Rom, 16. Nopb. Im Senat vertheidigte 
zestern der Justizminister das neue Strafgesetz mit 
dem Hinweis auf die den Forischritten der Zeit 
entsprechenden Bestimmungen, zu denen er auch die 
Aufhebung der Todesstrafe rechnen zu müssen 
glaubte. Hinsichtlich der Artikel über den Mißbrauch 
des Kirchenamtes erklärte der Minister, die Regier— 
ung wollc nur, ähnlich wie die anderen Gesetzgeb⸗ 
ungen, verhindern, daß die Kanzel der Wahrheit 
zu einer Kanzel der Zwietracht und der Unruhe⸗ 
tiftung werde. Gleichwohl sei eine genauere Fas⸗ 
sung der Bestimmungen dieser Artikel angezeiat 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Zweibrücken, 17. Nov. Die auf 
Montag angesetzt gewesene Theatervorstel— 
lung wurde wegen eingetretener Hindernisse auf 
nächsten Donnerstag verschoben. 
— Se. K. H. der Prinz-Regent üÜber⸗ 
nahm Pathenstelle bei dem fiebenten Sohne des 
Postboten Theobald Bauer in Kusel. 
— Pirmasens, 16. Nov. Wie dem 
„Anz.“ mitgetheilt wird, soll fich gestern Mittags 
zwischen Rodalben und Münchweiler ein Bahn⸗ 
acbeiter erschossen haben. Motiv: unglückliche Liebe. 
— Wie aus einem Cirkular an die Bürger- 
meister⸗ Aemter im Bezirke Landau zu ersehen, ist 
die Errichtung eines Standbildes für König 
Ludwig J. auf dem Marktplatze zu Edenkoben 
nunmehr endgültig beschlossen. Dasselbe wird nach 
einem Modelle des Professors Perron in München, 
welcher für König Ludwigs D. Schlösser so dviele 
schoͤne Kunstwerke der Plastik geschaffen, in 1133 
facher Lebensgröße ausgeführt und stellt den König 
dar, wie er als Privatmann in seiner einfachen 
leutseligen Weise unter der Bevölkernng sich bewegt 
hat, weshalb unter Weglassung aller Herrscher⸗ 
Attribute die Kleidung der einfache Gehrock ist, 
was dem Standbilde etwas Familiäres giebt, ohne 
daß es demselben das Vornehme benimmt. Das 
Modell hat den ungetheilten Beifall der Kunstkenner 
gefunden. Dasselbe wurde auch Sr. K. H. dem 
Prinz⸗Regenten zur Anficht und zur Genehmigung 
der Ausführung unterstellt, und ist darauf von 
demselben folgendes Schreiben an das Denkmal⸗ 
Comite erlassen worden: „Unter Rückgabe des 
überreichten Modells für ein in Edenkoben zu er⸗ 
richtendes Standbild weiland Sr. Majestät des 
sKönigs Ludwig J. von Bayern habe ich Ihnen 
mitzutheilen, daß Se. K. H. der Prinz⸗Regent von 
dem Entwurfe mit lebhaftem Wohlgefallen Einsicht 
zu nehmen geruhten und, unter dem Ausdruck 
Allerh. freundlichen Dankes für die Vorlage, dem 
patriotischen Unternehmen recht baldige und glück⸗ 
liche Verwirklichung wünschen lassen. Gez. Frhr. 
Freyschlag v. Freyenstein, Generalmaior, General- 
adiutant.“ 
— Ludwigshafen a. Rh., 15. Nob. Einer 
—AV 
soͤnlichleit kam die Polizei auf die Spur und ver— 
haftete ein Glied derselben. Die Bande besteht aus 
etwa 7 Kindern, die von ihcer Mutter, die sich am 
RKheinufer aufhielt, in die Stadt geschickt wurden. 
Bei dem in Gewahrsam genommenen kleinen „Ge— 
nossenschafter“ fand sich unter dem Oberkleid ein 
größerer sackartiger Behälter, der mit allem mög⸗ 
lchen erbettelten Zeug gefüllt war, darunter fieben 
neue Eßlöffel. Woher das Kind dieselben hat, ist 
zur Stunde uUoch nicht sicher ermittelt. (Frih. T.) 
— Ludwigshafen, 16. Nov. Gestern 
Mittag fand die außerordentliche Generalversamm— 
ung der Pfälzischen Bank zum Zwecke der 
Zeschlußfassung über die von der Verwaltung be— 
antragte KapitalsVermehrung von 293 Mill. auf 
5—Millionen Mark statt. Erschienen waren 39 
Aktionare. Der Antrag der Verwaltung wurde 
rinstimmig genehmigt und es erfolgt demnach die 
Erhöhung durch Ausgabe von 2083 jungen Aktien 
oon je Mk. 1200, welche zur Hälfte in diesem 
und zur anderen Hälfte im nächsten Jahre emittirt 
ind den alten Aktionären zu einem noch festzu⸗ 
etzenden Course, der sich zwischen 11213 bis 115 
pCt. bewegen dürfte, zum Bezuge angeboten werden. 
— Au Stelle des mit Tod abgegangenen Auf- 
sichtsraths-Mitgliedes Berun wurde Herr Fabrikant 
Zeinrich Martin in St. Ingbert, in den 
Aufsichtsrath gewäblt. (G. A.) 
Landrath der Pfalz. 
Speyer, 15. Nov. (G.A.) 10. Sizzung. 
Unwesend sämtliche Mitglieder des Landrathes mit 
AUusnahme des für heute entschuldigten Herrn 
Zangerth; als k. Regierungskommissar der k— 
stegierungsdirektor Herr Wand und auf besondere 
xkinladung der k. Kreismedizinalrath Herr Dr. Karsch, 
zie k. Regierungsräthe Herr Spaeth, Freiherr von 
röffelholz und Herr Geib. 
Mit der Tagesordnung beginnend, berichtet 
herr Hundemer Namens des 4. Ausschusses über 
ie Rechnung pro 1887 und den Voranschlag pro 
1888 des Kreispensiousvereins der 
steallehrer und der Lehrer vonden 
Lateinschulen und deren Relikten. 
Die Gesammteinnahme beträgt 22,905 M. 19 Pf., 
die Gesammtausgabe 25,976 M. 65 Pf., sonach 
ein Passivrest von 30606 M. 46 Pf. Das Ver—⸗ 
mögen Ende 1887 beträgt 33,933 M. 54 Pf., 
knde 1886 war der Standdesselben 37,280 M., 
onach eine Minderung von 3346 M. 45 Pf. Die 
Rechnung gibt zu einer Erinnerung keine Veran⸗ 
lassung. Der Voranschlag pro 1889 wird festge⸗ 
setzt wie folgt: 
Die Gesammteinnahme beläuft sich auf 5499 
M. 53 Pf. Die Gesammtausgabe auf 20,785 
MN. 39 Pf., bleiben aus Kreisfonds zu decken: 
15,286 M. 16 Pf., hierzu aus Kreisfonds zur 
Bildung eines Stammkopitals 1000 Mk., zu⸗ 
ammen 16,286 M. 16 Pf. Pro 1888 waren zu 
decken 29,384 M. 51 Pf., sonach weniger pro 
1889 13,098 Mt. 35 Pf. 
Herr Dekan berichtet im Namen des 4. Aus- 
chusses über den Bedarf der deutschen Schu⸗ 
en pro 1889 und zwar 
A. über die Rechnung der Schullehrer— 
Pensions⸗Kreisanstalt pro 1887. 
Die Einnahmen betragen 261,202 M. 15 
Bf., die Ausgaben 256,8582 Mk. 28 Pf., Ein⸗ 
aahmenüberschuß 4,619 Mk. 87 Pf. Der Ver— 
nögensstand am Schlusse des Jahres 1887 war 
722,133 Mk. 09 Pf. Ende 1886: 710,8329 
s 23 Pf. Mehrung in 1887: 11,803 Mk. 
36 Pf. 
B. über den Voranschlag für den Bedarf 
des deutschen Schulwesens der Pfalz 
ür 1889. 
Der Gesammtbedarf beträgt: 569,928 M. 
32 Pf. Der Ruckersatz aus der Staatskasse beträgt: 
3533,385 Mk. 12 Pf., bleiben aus Kreisfonds zu 
decken: 216,8348 Mk. 80 Pf., pro 1888 waren 
iothwendig 189,660 Mk., daher pro 1889 Mehr⸗ 
vedarf: 26,983 Mt. 80 Ppf. 
Der Landrath beschließt die in vorerwähntem 
Voranschlage eingestellten Einzel- und Gesammibe— 
räge in das Budget einzustellen unter Beifügung 
olgender Bemerkung: Zur Gewährung von Dienst⸗ 
alterszulagen für die Lehrer, ständigen Verweser 
ind weltlichen Lehrerinnen, vom 2. Jahre nach 
zestandener Anstellungsprüfung bis zum Eintritte 
in die Staatsfondszulage 416 Mk. 25 Pf. mehr 
zegen das Vorjahr wegen vermehrter Zahl der 
Lehrer und; Verweser aus Kreisfonds zu bewilligen. 
(Fortssetzung folgt.) 
Speyer, 15. Nov. Die Kreisumlage be—⸗ 
trägt pro 1889: 39 Prozent. 
Vermischtes. 
FSaarbrücken, 16. Nob. Das am 
Hexenberg gelegene, dem Krämer Herrn Forster ge— 
zörige Wohnhaus mit Garten kaufte Herr Alfred 
Lyfort in Mangelhausen für die Summe von 
20000 Mark. In dem bezei 
Mädchenpensionat Dee darse wir 
FVonder Saar. — — 
»om Hochwald kaufte im — 
häuschen für den Preis von 2 48 
aufpreis hatte er nicht zur Verfügun art. 
und sein Schwager waren aber bnn n 
zur Höhe des Kaufpreises zu — * tihn 
Beld zu erhalten, degab man sich emei Um 
zu einem Handelsmann, der sich bon ε 
unachn 30. Det weiche dese henehocheh 
eben ließ. Sodann wurde ein Schudschen h 
Betrag von 450 Mk. ausgeseßzt, —** 
mehr der Handelsmann sich bereu erkläͤrte, di 
Mk. zu zahlen, sobald der Kauf vor —*8 
chlossen und er — der Handelsmann J 
Cessionar in denselben aufgenommen * 
Kaufvertrag, welcher dementsprechend noterel 
brieft wurde, liegt dem Verein 90 
Wuche r vor und enthält weiler die Ban 
daß der Ankaufer gehalten sein solle, 
käufer bezw. dem Cessionar außer dem — 
von 420 Ml. noch ein Aufgeld von 20 pj 
jede Mark zu zahlen. Der Kuufer sollte aise 
den sonftigen ganz unverhältnißmäßigen O 
auch das enorme Aufgeld von 20 Projent zo 
während der Vermittler Kosten, zu deren Deo 
das Aufgeld sonst bestimmt ist, gar nicht ge 
hatte. Allerdings vermuthet der Verein 
Wucher, daß fich in dem notariellen Akte diel 
ein Schreibfehler eingeschlichen hatte und da 
„statt 20 Pf. von der Mark“ vielleicht p 
'olle „20 Pf. vom Thaler“. Jedenfalls is 
dieser Schreibfehler auch in der Urschrift des 
enthalten, während der Ankaäufer behaupfet, 
der Verlesung des Aktes gar nichts von dieser 
dingung gehört oder verstanden zu haben. Zu 
los beweist der Fall, daß der kleine Manu 
den frühern Zuständen das Geld, welches ern 
hatte, unmäßig hoch bezahlen mußte. Fort, 
wendet daher der Verein gegen Wucher sein An 
merl in erster Linie auf die Verbesserung der 
richtungen zur Befriedigung des kleinen ländh 
Kredits. (S. J.S. . 
Saargemuünd. Wie in allen grö 
Orten, so haben auch hier verschitdene Brauc 
Wirischaftsanwesen erworben, unter anderen 
Brauerei Weber in Homburg (Pfalz) die W 
ichaft von Röther zu Mk. 47,000. Gebänd 
Zof haben vielleicht einen Flächenraum von 
Quadratm. Nun wurde diesen Sonmer dae 
zäude niedergelegt (der Bauplatz kostet also N 
Mk. und die Kosten des Abrisses) und um 2 
Mk. wieder aufgebaut, so daß das fertige Geb 
iunmehr ca. Mk. 70,000 kostet. Wie sich 
ür den Brauer rentiren soll, da in der Wirh 
zro Monat nur ca. 6—70050 Liter Bier versth 
werden, ist vielen Leuten undegreisich m. 
F Karlsruhe, 16. Nov. Der Reich— 
ibgeordnete für den 7. badischen Wahlkreis, d 
zurg, Generallieutenant z. D. Alfred Freihe 
Degenfeld-Neuhau'ß, ist heute früh 
gestorben. 
F Muünchen. Se. kgl. Heheit der“ 
Regent hat wegen des höchst betrübenden Abr 
Ad 
eine Hoftrauer von vier Wochen anzuo 
geruht. 
Seenstesnachrichten. 
Prot. Kultus. Die Verwesung der vne 
telle zu Luthersbrunn, Dekanats Pirmasens. w 
Ifarramtskandidaten Georg Heinrich Ziceisen, 
Ifarrverweser in Wallhalben, vom 1. Der. l 
ibertragen. 
Neuefte Nachrichten. 
A. München, 16. Nov. Die feierlich 
setzung der Leiche Sr. k. H. des Herzogs 
milian erfolgt nachsten Soantag Nachmiuagt 
in der Hoflirche zu St. Kajetan. Rach det 
bleibt der Satg in der Hofkirche bis zut u 
führung der Leiche nach Tegernsee, welche Nn 
in früher Morgenstunde erfolgt. In Zeg 
wird auch in der dorligen Kirche, um der 9 
bebölkerung gleichfalls Gelegenheit zu geben 
—AA süilln An 
weilen zu koͤnnen, derselbe dis Nachmittage 
bahrtDie Beisehung in der Grust finet — 
miliags 8 Uhr stau gerzog Marimilian wa 
ilteste General der bayerischen Armee; tt rut 
— an wel 
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