Full text: St. Ingberter Anzeiger

sür die Angelegenheit zu gewinnen, hat sich nun⸗ 
mehr an alle pfälzischen Städte gewendet, mit der 
Bitte, sich der Sache als einer allgemein pfalzischen 
aach Kräften anzunehmen, und insbesondere die 
Versammlung zu beschicken, welche baldmöglichst be⸗ 
tufen werden soll, und deren Aufgabe es sein wird, 
zur Ausführung des Projectes ein definitives 
pfälzisches Comité* zu wählen. Man gibt 
ach der Hoffnung hin, daß auf diesem Wege die 
Sache zu einer provinziellen sich gestalten und die 
Betheiligung aller Kreife unserer pfälzischen Bevöl⸗ 
erung finden werde. 
C. Von den verschiedensten Theilen der Pfalz 
vurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, die Hilfs— 
romités der Cantone Frankenthal und Lud—⸗ 
wigshafen, deren Bewohner bei der Ueber—⸗ 
schwemmung im Jahre 1883 am meisten gelitten 
und zu gleicher Zeit der Unterstützungen unserer 
nrord⸗ und ost⸗deutschen Brüder theilhaftig wurden, 
nöchten sich zu gemeinsamer Arbeit vereinigen, um 
zie freiwilligen Beiträge unserer Provinz in Em⸗ 
ofang zu nehmen. Infolge dessen ist ein Central⸗ 
comitéo in der Bildung begriffen, welches in den 
nächsten Tagen in die Oeffentlichkeit treten wird. 
Vermischtes. 
Munchen, 12. April. Der kgl. Oberst⸗ 
hofmeister Graf zu Castell⸗Castell ist mit mehreren 
Beamten seines Obersthofmeisterstabes nach Villa 
Ludwigshöhe in der Rheinpfalz abgereist, um die 
aöthigen Vorbereitungen für die demnächstige Hof- 
haltung S. K. H. des Prinz⸗Regenten während 
der Tage vom 4. bis incl. 11. Mai zu hreffen. 
So lange S. K. Hoheit anwesend sein werden, 
zezieht ein Militürdetachement aus Landau unter 
Kommando eines Offiziers die Wache auf der kgl. 
Villa. 
München, 13. April. Der Besuch der 
Stadt Zweibrücken seitens Sr. Kgl. Hoheit 
»es Prinzregenten findet am Dienstag den 
3. Mai statt. Die Ankunft Sr. Kgl. Hoheit er⸗ 
solgt 9 Uhr 45 Min. vormittags, die Abreise 12 
Uhr 15 Min. mittags. (3. 3.) 
F München. Eine junge elegante Dame 
erschien neulich bei der Erpedition der N. N. 
und gab ohne ein Wort zu sprechen, eine Tausend⸗ 
nark⸗Note für die Ueberschwemmten ab. Auf die 
Frage, ob man der reichen Spende keine Chiffre 
veisetzen sollte, schüttelte die Dame verneinend ihr 
Haupt und verließ lächelnd die Expedition. 
F Felix Dahn veröffentlicht in den „N. N.“ 
jolgendes schöne Gedicht: 
Für die Uberschwemten in den 
Ostmarken. 
Wie furchtbar, wenn des Menschen Siedelung, 
Dem sichern Dach, der treu bestellten Saat, 
Anhemmbar, mit des Südstroms Flügelschwung. 
Im Grau'n der Nacht die Eisfluth grimmig naht! 
Da flüchtet aus dem schaumumspritzten Hause 
kntsetzt der Vater, bergend Weib und Kind, 
And ob der Wogen dräuendem Gebrause 
Lerweht mit Hohn den Hilfeschrei der Wind. 
Nicht ganz verweht er ihn —: langt aus den Sternen 
Auch nicht herab des Wunders Retterhand —, 
An Menschenherzen dringt in weite Fernen 
Der Schrei durch unser ganzes Vaterlan 
And sieh'; die Spenden strömen rings zusammen, 
Aus allen Gaueu uns'res Reichs gehaͤuft: 
Von wo in Abendgluth die Gletscher flammen 
Und wo das Rhein⸗Gold aus der Rebe träuft! 
So helft auch ihr am fernen Isarstrande — 
Ihr ginget fiets voran mit Gut und Blut, 
Erscholl ein Nothruf durch die deutschen Lande — 
Denn: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ 
F Nürnberg, 13. April. Wie der „General⸗ 
anzeiger“ meldet, ist zum Entsatz von Emin Pascha 
eine deutsche Expedition geplant. Die Anregung 
dazu ging von der Abtheilung Nürnberg der Colo⸗ 
nialgesellschaft aus und zwar im Einverständniß 
nit der Centralleitung in Berlin. Der Aufruf wird 
in den nächsten Tagen erscheinen. 
(Zur Warnung!) Von einem Landwehr⸗ 
»ezirkslommando wurde ein Reservist aus dem 
Bünzburger Bezirke mit 3 Tagen Arrest be⸗ 
traft, weil er durch die Gemeindeverwaltung ein 
Besuch um Uebungsbefreiung direkt beim Kriegs⸗ 
ministerium einreichen und sich dadurch eine Um⸗ 
gehung des Dienstweges zu Schulden kommen ließ, 
Alle Gesuche, Beschwerden ꝛc. von Reservisten. 
Landwehrleuten ꝛc. müfsen beim Bezirksfeldwebel 
eingereicht werden, welcher dieselben sodann deim 
randwehrbezirkskkommando zur Erledigung in Vor⸗ 
age bringt. 
F August Junkermann, der bekannte 
steuter⸗Darsteller, verlegt seinen Wohnsitz von Stutt⸗ 
jzart nach Berlin. 
F Wiesbaden ist auf 1889 für den Con- 
zreß für inneee Medicin bestimmt worden. 
F Köln, 12. April. Das heutige Amtsblatt 
der königlichen Regierung enthält allein 103 zurück- 
senommene Steckbriefe aus Anlaß der Amnestie. 
F Düren, 11. April. Hiesige Wohlthäter 
jaben 156,000 Mtk. zur Errichtung von Knaben- 
jorten in unserer Stadt zur Verfügung gestellt. 
F Die Rheinische Hypothekendank 
jat für die Wasserbeschädigten in Nord⸗Deutschland 
000 M. gespendet. 
Saarbrücken. 14. April. Im alten 
kasino⸗ Garten fand am Donnerstag Abend ein 
donzert zum Besten der Ueberschwemmten statt, 
pelches nicht sehr zalreich besucht war. Auf die 
Stimmung der Konzertgeber wirlte dies jedoch nicht 
in. Die Violinborträge des Herrn Bellair ge⸗ 
dannen durch die von Herrn W. Buchta ausge⸗ 
uüͤhrte exakte, verständnißinnige Klavierbegleitung, 
ie noch schöner sich offenbart haben würde, wenn 
»er Ton des Tasten ⸗Saiteninstruments ein weicherer 
väre. Der Sänger aus den St. Ingberter Alpen 
var gekommen, um an dem Werke der Wohlthä- 
gkeit fich zu betheiligen. Herr Seiter ist ein Uni⸗ 
um. Er hat das schöne Jugendalter schon längst 
inter sich, sintemalen er schon das 67. Lebensjahr 
arückgelegt hat, aber der urkräftige, sonore Klang 
iner sehr angenehm berührenden Stimme ist der⸗ 
lbe geblieben; vielleicht mag dies der Umstand 
ewirkt haben, daß der Sänger nur Wasser trinkt. 
Seine gestrigen Vorträge klangen prächtig und wur⸗ 
)en stets durch einen ebenso herzlichen wie stürmischen 
Ipplaus ausgezeichnet. Mehrere dieser Vorträge 
varen Kompositionen des Herrn Seiter, welche 
yon an und für sich die höchste Anerkennung ver⸗ 
zienten und hervorriefen. — Den Konzertbesuchern 
purden sehr angenehme Stunden bereitet. 
(St. Joh.⸗Saarbr. Anz.) 
F Trier, 12. April. Die Mittheilung der 
Merz. Ztg.“ über die Weigerung des Meuchel⸗ 
nörders Notte, Speisen zu sich nehmen und seinen 
hlechten Gesundheitszustand sind, wie man der 
„Tr. Ztg.“ mittheilt, gänzlich erfunden. Notte 
rfreut sich einer ausgezeichneten Gesundheit. 
FMerzig, 11. April. Der Kreistag hat 
die Nicola Bauer'sche Villa, am sfüdlichen Ende 
»et Stadt, nahe dem Bahnhofe für 45,000 Mark 
u einem Kreishause angekauft. Es fehlt noch die 
henehmigung der Regietung. — Es erhält sich 
as Gerücht, daß die Firma Villeroy u. Boch die 
zierbrauerei Busch u. Cie. hier ankaufen wolle, 
der schon angekauft habe, um eine Consumbier- 
zrauerei für ihre Fabriken an der Saar zu be— 
reiben. 
F Mülhausen, 8. April. (Hart aber ge⸗ 
echt.) In seiner letzten Sitzung verurtheilte das 
dandgericht einen Tagner zu einem Jahr Gejäng⸗ 
niß, weil er schuldig befunden wurde, seinen Sohn 
ur Fahnenflucht verleitet zu haben. Der Sohn 
zient jetzt in der Fremdenlegion, wo er es herzlich 
chlecht hat und sehnt fich unter Thränen in die 
heimath zurück. 
F In Fulda wurde ein junger Mann, wel⸗ 
her im November v. J. das Veloziped eines dor⸗ 
igen Herrn böswilligerweise umgeworfen, vom 
S„chöffengericht in eine Geldstrafe von 100 Mark 
vent. 10 Tagen Gefängniß, zur Tragung der 
gerichtskosten, sowie zum Ersaß des durch den 
Fall der Maschine verursachten Schadens verurtheilt. 
F Berlin, 12. April. Die Frau Fürstin 
zismarck feierte heute in leidlicher Gesundheit ihren 
ßeburtstag. Im Reichskanzlerpalais konnten die 
zrachtvollen Blumenspenden kaum Platz finden. 
die Zahl der Glückwünschenden war fast endlos, 
in den Nachmittagsstunden war eine vollständige 
Bagenburg vor dem Palais aufgefahren. Unab⸗ 
ässig trafen Telegraphenboten mit Glückwunsch⸗ 
idressen ein. 
FBerlin, 12. April. Bei der hiesigen Central⸗ 
ammelstelle für die Ueberschwemmten sind bereits 
iahezu 700,000 M. eingegangen und weitere 
rößere Summen werden noch in nächster Zeit zu⸗ 
ließen; die Noth ist jedoch so groß, daß weitere 
Beiträge dringend erwünscht sind. 
fFNeuhaus a. d. Elbe. Hier sieht es 
vahrhaft erschreckend aus. Ganze Dörfer sind 
ʒerwüstet, Menschen und Vieh sind ertrunken und 
ie Ueberlebenden haben nichts mehr als das nackte 
deben. Große Elbkähne fahren über Hecken, Zäune 
ind Dämme, obgleich Neuhaus fast eine In 
her Elbe entfernt ist. Erst am dar hat 
ich von oben, indem der Deich bei n 
h AA. 77 — ehgze 
ꝛei Dömitz durchging, wobei viele mnnn re 
amen. In Ludwigslust wurden in n ar 
a. 150 Leichen angeschwemmt, auch — 
iele vorbei, die jetzt im Krusendorfer —* uir 
chen den haushohen Eisschollen liegen un der 
noch nicht geholt werden konnten, wel b 
ziele Ueberlebende, dem Hungertode nah rn 
verden mußten. Alle Brücken sind d ddes 
us zerstört. Der Elbdeich bei Darcha in 
wei Stellen darch und Darchau is dn 
zänzlich vernichtet worden. Die hrtn 
vurden im Nu von den gewaltigen Eisschol⸗ -— 
rümmert, die stärksten Eichbäume — 
Dtanche find beim Hereinbruche der an 
»om Schlage gerührt worden. Das en 
st, daß gerade bei Darchau der Elbdeih 
johe Sanddünen gebildet wurde und diese uungde 
die Ländereien geschwemmt sind. 
F Elbing, 11. April. Die — 
bei den Rettungsardeiten thätigen Pidun 
jetzt mit wollenen Hemden und Socken —D— 
vorden. Es hat zu diesem Zwecke der din 
dische Frauenverein ca. 800 Mtk. hergegebn din 
Mannschaften erhalten ferner zu ihren Gin, 
richte Zusahe von Chinin, um sie de *4 
vährenden Arbeit auf dem Wasser vor Mirn 
kErkrankungen möglichst zu schützen. * 
F Breslau, 12. März. Der „Bith 
zeitung“ zufolge stellten von 3000 Ardbeiten 
Dierig'schen Fabrik in Reichenbaq 
Beber die Arbeit wegen Verlängerung der Ih 
eit ein. 
F Oedenburg, 12. April. Heutt 
vurde hier ein heftiges Erdbeben vershit. 
xisenstadt sind mehrere Häuser eingestürzt. 
F Wie man in französischen Nilin 
reisen über Boulanger denkt, dafüt ha 
in Artikel des „Moniteur de l'Armee“ n 
rastischen Beweis, welcher sich gegen die Vezeihr 
XV 
ichtet. „Boulanger als General habe sich sr 
eißt es u. A., „als höchst mittelmäßig und 
ehr untergeordnetent Verstand gezeigt. E 
raurig, daß Frankreich die furchtbaren Lehren 
870 vergessen habe, aus denen hervorgeht, 
ur Leitung im modernen Kriege äußetlich 
vinnende Eigenschaften völlig werthlos stien 
nur der höchste wissenschaftliche Geist befähige. 
Urmee Frankreichs sei wie ein Bienenstaat sei 
Fahren unermüdlich thätig gewesen, habe die 
ungen gebaut, den Mobilmachungéplan au 
eitet und verbessert, die Artillerie hergefel 
Zoulanger sei nicht der erste Soldat, sonden 
erste Hanswurst Frankreichs.“ Der Ardilel 
Beneral Faidherbe oder Billot zugeschrieben. 
F Rom, 12. April. Unter dem Vorf 
hiesigen deutschen Konsuls trat hier ein Hilfoh 
ür die Ueberschwemmten in Norddeutschleu 
ammen. Zu Gunsten der Ueberschwemmten 
der Berliner Klaviervirtuos Martin Fuß— 
S„chüler Bülows, ein Konzert geben. u 
F London, 12. April, Bei dem ges 
Jahres⸗Essen des hiesigen deutschen Hospitals 
der Lordmayor de Kayser, welcher den Vorsiß i 
nit, er habe bereits 40,000 Mark fur die le 
chwemmien nach Berlin gesandt. Man durfe ho 
er Hilfsfonds werde eine Höhe erreichen, 
ʒer oͤritischen Nation wuürdig sei und der inl 
and allgemein empfundenen Theilnahme entsh 
Ermuß es ja wissen, — namlt 
„Standard“ - Correspondent in Newyork, u 
ine ganz eigenthümliche Geschichte zu ein 
veiß, wie und warum das Hausse⸗Consortiur 
Zan Francisco kürzlich in die Bruͤche gegangt 
Jenem Bericht zufoige wurde die ganze Sat 
paris aus in Scene gesetzt. Boulanger sol 
ich die bei der Speculation am meisten Beh 
en — darunter MNr. Mackah — verständigt h 
daß ein deutsch französischer Krieg unmittelbe 
vorstehe und aus diesem Grunde ein bedell 
dorn⸗Aufschlag zu gewärtigen sei. 
54 Eine indüstrieire Heirath.“ 
eine Feinde müssen dem finanziellen Gen 
Benerals Booth von der Heilsarmee Gerth 
viderfahren lafsen. Die Trauung seiner 
Emma mit dem indischen Commissar Tudet. 
im 10. d. in Lendon siattfand, wurde nach z 
n äußerst lohnender Weise ausgebeutet. 56 
Fintrittsgeld sollten mit dazu dienen, dem“