Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St Ingberter Enzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.3nal wbchentlich mit Unterhaltungs⸗Glatt und Freitags und Samstags mit acht 
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Auskunft ertheilt, I8 H. Neklamen 30 —. Sei Amaliger Cinruckung wird nur dreimalige berechnet. 
23. Jahrg. 
139. 
Samstag, 30. Juni 1888. J 
Politische Uebersicht. 
gwei Thronreden und zwei Par⸗ 
mentssesstonen innerhalb einer Woche — 
r solche patlamentarische Woche hat Preußen 
denschland noch nie erleht! Allerdings handelte 
„ch in der zweitägigen außerordentlichen Reichs⸗ 
chession nur darum, die Thronrede Kaiser Wil⸗ 
nz zu beantworten und dieselbe Aufgabe hatte 
der preußische Landtag in seiner ebenfalls nur 
Tage umfassenden Session zu erledigen, aber 
so kurze Tagung kann weder der Session des 
aßparlamentes noch jener des preußischen Land⸗ 
die ihr zukommende Bedeutung schmälern. 
e Bedenlung aber offenbart sich in der freu⸗ 
iu Zustimmung zu den Kundgebungen des Kai— 
mumnd Königs, in den Ausdrücken des Vertrauens 
wd patriotischer Treue, welche in den Adressen 
zReichstages und der beiden Häuser des 
sieußischen Landtages als Antwort auf die 
honteden Wilhelm II. niedergelegt sind und die 
iihinmige und debattelose Annahme der Adrefsen 
nden drei Parlamenten erhöht nur den Werth 
iet Kundgebungen seitens der Vertreter der deut⸗ 
um Nation und des preußischen Volkes. Selbst⸗ 
mhandlich verleihen aber die Thronreden, mit denen 
siet Wilhelm die außerordentlichen Sessionen des 
hichztages und des Landtages eröffnete, den letz— 
nn etst ihre eigentliche Bedeutung und was Wil⸗ 
hin II. als Kaiser und als König zum ersten 
pu vor den Parlamenten gesprochen hat, es wird 
immer ein Markstein in der deutschen und 
nn Geschichte bleiben. Wenn der jugend— 
9* ved in seiner Thronrede im Reichs 
b ehr seine künftige auswärtige Politik ent ⸗ 
und betonte, daß er hierbei den Friedens⸗ 
un seiner beiden großen Vorgänger auf dem 
unen unentwegt folgen werde, so enthalt 
Aperre impreußisch en Landtage 
— innerpolitische Programm Wil 
in n on von Preußen. Demselben vor- 
n eidliche Gelöbniß des Konigs, die 
hns geb und unverbrüchlich zu halten und 
dun insonn mit ihr und den Gesetzen zu 
n d us dem entwickelten Programm selbst 
—* uun re hervorzuheben die Erklurung, 
7 znige fern liege, nach Erweiterung 
—** chte zu streben, daß er dieselben aber 
n gewahrt ¶ wissen wolle. gleich wie 
* be und die Rechte der Vollsvertretung 
nng m zu schützen seien. Weiter fichert der 
uud oen religidsen Bekenntnissen in Preußen 
* ite Glaubensausuübung zu und will 
— vben Frieden im Lande erhalten sehen. 
— ** nn er der Reform der Selbstverwaltung, 
—— n Hauptsache zum Abschlusse gelangt 
— doch stellt die Thronrede den Aus— 
daüghch Festigung dieser Reform in Aussicht. 
dnd der Finanzpolitik gelobt der König ein 
n hut an den altpreußischen Ueberlieferungen 
die dor er sich in seiner Rede im Uebrigen für 
dfen tun der Erleichterung in den Steuer⸗ 
—* emeinden und der untern Vollksklassen 
— sigem berühmten Worte Friedrichs des 
ndem er d König Wilhelm I. seine Thronrede, 
—D er. er werde fich stets das Wort 
—*** 9 Ahnen gegenwättig halten, daß in Preu⸗ 
5 önig des Staates erster Diener ist.“ 
dineichs tagsprãsidium wurde am 
nn bom ꝛð zunächst von der Kaiserin, 
aiser empfangen. Dem Monarchen 
iberreichte Präsident v. Wedell ⸗Piesdorf die Adresse 
zes Reichstages und erklärte der Kaiser in seiner 
Erwiderung auf die Ansprache des Prasidenten, 
aß ihn diese einmüthige Kundgebung des Reichstages 
ehr freue. Dann bemerkte der Kaiser, wie er als 
xrster dem hochseligen Kaiser Wilhelm die Mit⸗ 
heilung von der Annahme des neuen Wehrgesetzes 
zurch den Reichstag (6. Februar d. J.) gemacht 
Jabe und ihm sein kaiserlicher Großvater aus Freude 
iber diese Nachricht um den Hals gefallen sei. 
Immer wieder sei der Kaiser an jenem Tage auf 
)en wichtigen Reichstagsbeschluß zurückgekommen, 
ind in Aninüpfung hieran ist das Präsidium vom 
Zaiser ermächtigt worden, noch nachtraͤglich möglichst 
Fielen Reichstagsmitgliedern Mittheilung davon zu 
nachen, mit welcher Freude jener Reichstagsbeschluß 
den hochseligen Kaiser Wilhelm erfüllt hatte. Als⸗ 
dann wurde das Präsidium huldvollst entlassen. 
* Das Kaiserpaar ist am Mittwoch von 
Berlin nach dem Marmorpalais in Potsdam zu⸗ 
rückgekehrt, um hier bis auf Weiteres zu residiren. 
Byrinz und Prinzessin Heinrich 
von Preufßzen sind am Freitag von Berlin nach 
hem königlichen Schlosse in Kiel übergesiedelt. 
* Der schweizerische Bundesrath erhielt von 
»em Nationairath den Auftrag mit denjenigen 
Staaten, welche bereits eine Arbeitergesetzgebung 
instreben, in Beziehung zu treten, um durch inter⸗ 
janonale Verträge oder eine internationale Arbeiter⸗ 
gesetzgebung gleichartige gesetzliche Vorschriften, 
hJamentlich über den Schutz minderjähriger Personen 
Beschränkung der Frauenarbeit, Sonntagsruhe und 
sPher einen Normalarbeitstag zu erzielen. — 
*Das ruffische Kaiserpaar wird sich un⸗ 
Jeführ in 8 Tagen in Begleitung der kaiserlichen 
Familie zu einem kurzen Seeausfluge nach dem 
jnnischen Acchipel begeben. — Künftig ist die Er⸗ 
ichtung von Privatschulen mit deutscher Lehr— 
prache in den rufssischen Ostseepropinzen 
dicht mehr gestattet. 
quikela stützend, ein bedeutendes Terrain im Pondo⸗ 
Land als sein Eigentum reclamirt. 
In Corea sind ernste Unruhen ausgebrochen. 
In Seoul wurden neun Regierungsbeamte von der 
”edölkernng in den Straßen ergriffen und geköpft. 
die in Chemulpo vor Anker liegenden französichen, 
russichen, japanesichen und amerikanischen Kriegs 
chiffe entsandten Mannschaften zur Bewachung 
der Consulate, wohin sich die Ausländer geflüchtet 
haben. Es wird geglaubt, daß die Revolution 
hren Ursprung chinesicher Anstiftung verdanke und 
zaß weitere Ruhestörungen und ein Staatsstreich⸗ 
ersuch bevorstehen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 30. Juni. Wie weit die 
Zrozeßsucht oft führt, dazu hat sich hier ein aller⸗ 
ings bekiagenswertes Beispiel ereignet. Vor ca. 
2 Jahren kaufte ein hiesiger Metzger von einem 
gergmann ein Schwein, Kieß es aber in dessen 
Ztaule noch einige Wochen stehen. Als er es dann 
ibholen wollte, verlangte der Verkäufer 20 Mark 
Futterentschaädigung. Da der Kaufer diese nicht 
ahlte, denn er behauptete, es habe Uebereinkunft 
tattgefunden, daß er das Schwein nicht sofort ab⸗ 
uhoien brauchte, so entspann sich ein Prozeß, der vor 
iniger Zeit zu Ungunsten des Bergmannes ent⸗ 
chieden ward. Dem Manne sind nun die Kosten 
m Betrage von ca. 1100 Mark, sage elfhundert Mk. 
aufgebürdet. Da ihm natürlich baldige Zahlung nicht 
nöglich ist, wird er 8—59 Jahre lang monatliche 
Ralenzahlungen zu leisten haben. 
*SiJngbert, 30. Juni. Bei der gestern 
Abend stattgehabten Generalversammlung des Turn⸗ 
hereins wurde beschlossen, daß die Musterriege sich 
an dem Preiswetttutnen auf dem Gauturnfeste in 
Saargemuͤnd beteilige. Zum Besuche desselben wird 
Fr Verein am 8. Juli vormittags 1311 Uhr 
von hier abmarschieren, um von Brebach aus die 
Eisenbahn zu benützen. — Der geplante Ausflug 
nach dem Niederwald wurde bis in den Monat 
August verschoben. 
*SuIngbert, 30. Juni. Die Herbst⸗ 
waffenübungen im Bereich des kgl. bayer. 2. 
Irmeecorps werden wie folgt statifinden: Es wer⸗ 
ZJen die Brigadeübungen abgehalten bei der 2. 
Infanterie⸗Brigade (6. und 7. Inf.Reg.) bei Bay⸗ 
deuth; bei der 6. Inf.Brigade (14. und 15. 
Inf.⸗Reg., sowie 3. Jäger⸗Bataillon) bei Nürnberg; 
dei der 7. Inf.“Brigade (5. und 9. Inf.Reg., 
owie 2. Jager⸗Bataillon) bei Würzburg; bei der 
8. Inf.Brigade (17. und 18. Inf. Reg.) bei 
Aschaffenburg; bei der 3. Cavallerie ⸗Brigade (1. 
md 6. Chev.⸗Reg.) bei Nürnberg; bei der 4. 
Faballerie ⸗· Brigade (1. und 2. Ulanen⸗Reg.) bei 
Seligenstadt; und bei der Besatzungsbrigade (4. 
ind v. Inf.-Reg.) bei Metz. Die Uebungen der 
3. Division (56. und 6. Inf.Brigade mit 3. 
Favallerie⸗Brigade) ersirecken sich auf die Gegend 
wischen Eltmann und Prichsenstadt vom 7. bis 
. Sepiember; die der 4. Division (7. und 8. 
Infanterie⸗Brigade mit 4. Cavallerie⸗Brigade auf 
die Gegend zwischen Aschaffenburg und Würzburg 
ꝛbenfallz vom 7. mit 16. September. Die Corps⸗ 
Mandver finden vom 17. bis 19. September bei 
Waͤrzburg statt. 
QSomburg,0. Juni. Das bis Ende 
dorigen Jahres vom Bezirksamt benützte, der Stadt 
jehörige Gebäude ist in diesem Frühjahr einer 
zruünduchen Reparatur unterzogen und für die Zwecke 
Voscinschule eingerichtet worden. Verqangenen 
Deutsches Reich. 
Berlin, 28. Juni. Nach der „Voss. Zig.“ 
berlautet in parlamentartschen Kreisen, daß der 
Kteichskanzler demnächst einen dreimonatlichen Ur⸗ 
aud antreten und diese Zeit teils im Bade, teils 
auf seinen Gütern zubringen werde. Wann der 
Fürsi seine Kissinger Kur beginnt, steht noch nicht 
est, da es, der „Börsen⸗Zig.“ zufolge, als wahr⸗ 
cheinlich gilt, daß der Reichskanzler bei der Be— 
egnung Kaiser Wilhelms mit dem Zaren zugegen 
ein wird. Aus alledem geht die friedliche Natur 
der Lage herbor. Dieselbe wird auch durch ein 
Wort des Reichskanzlers selbst bestätigt. 
Der Bundesrat hat heute die Ausführungs- 
bestimmungen für das Zuckersteueraesetz ge⸗ 
aehmigt. 
Berlin, 29. Juni. Heute Nachmittag um 
3 Uhr hatte der Reichskanzler mit dem Kaiser eine 
Besprechung im Marmorpalais. Die Nat.Zig.“ 
zlaubt, daß dabei Beschlüsse über die Zusammenlunft 
nit dem Zaren gefaßt werden sollten. Als wahr⸗ 
scheinlicher Zeiwpunkt gelten dafüc die Tage vom 
13. bis 150 Juli. Vver Ort der Begegnung und 
der Weg, welchen der Kaiser nehmen wird, stehe 
noch nicht fest. 
Ausland. 
London, 26. Juni. Heute Morgen wurde 
ein Blaubuch veröffen tlicht, das Schriftstücke ent⸗ 
zält über die Ansprüche eines gewissen Nagel, eines 
Feutfchen, der sich auf einen Vertrag mit Mon⸗