Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Ehrlichkeit. In Zweibrücken fand 
bvorgestern eine von der Göttin Fortuna äußerst 
stiefmütterlich, dagegen mit reichem Kindersegen 
bedachte Frau einen Geldbeutel mit 22 M. und 
etlichen Pfennigen Inhalt. Ein in demselben be⸗ 
findiicher Wiegeschein lautete auf den Namen eines 
Fuhrmannes aus Kaiserslautern. Sofort stellte die 
Finderin nach dem Träger des Namens Nach- 
forschungen an und hatte den Erfolg, ihn bald zu 
ermitteln. Ungesäumt ließ sie durch eines ihrer 
sinder dem Eigenthümer das verlorene Gut wieder 
zustellen, welch' letzterer hoch erfreut war üder solche 
ẽhrlichkeit. (Zw. 3.) 
— Pirmasens, 4. Juli. (Unfall.) Herr 
Gottfried Fischer jun. hatte gestern Mittag leidet 
das Unglück, in der Schlachthausstraße von einem 
ausschlagenden Pferde derart auf die Brust getroffen 
zu werden, daß er nach Hause gefahren werden 
mußte und jetzt gefährlich verletzt daniederliegt. 
— Gesitzwechsel.) Herr Buchhändler Fr. 
Diener hat von Herrn Kunstgärtner Härter 
GBahnhof) einen Bauplatz um 12,000 Mk. gekauft 
und soll nach der „Zig,“ beabsichtigen daselbst eine 
photographische Anstalt zu errichten. 
— Pirmasens, 4. Juli. Zu der heute 
Vormittag auf dem Rathhause ssattgehabten Ber⸗ 
steigerung der Kirschenernte an den Allee⸗ 
bäumen der Distriktsstraßen Pirmusens Erlenbrunn⸗ 
Simten und Winzeln hatten fich etwa ein Dutzend 
Steigerungslufstige eingefunden, von welchen sieben 
den Zuschlag erhielten gegen eine Gesammtzahlung 
von 183 Mk. 40 Pf. Wie der „Anz.“ mittheilt. 
ist unter den einzelnen Loosen eines mit 7 Bäumen, 
wofür 10 Pf. bezahlt wurden. Diesen niederen 
Ansätzen entspricht auch das geringe Gesammtergebniß. 
— Weidenthal, 3. Juli. Gestern hatte 
die Bierfuhre einer Kaiserslauterer Brauerei eine 
Sendung Bier hierher gebracht Der Knecht fuhr 
in einem etwas angeheiterten Zustande hier weg. 
Heute Nacht 2 Uhr kamen Wagen und Pferd wohl⸗ 
behalten vor der Brauerei in Kaiferslautern an — 
ohne den Rosselenker. Heute früh war der Brauerei- 
besitzer per Chaise hier, um nach seinem verlorenen 
Kenecht zu forschen. Derselbe war schon vorher von 
einem hiesigen Bortschnitter, der von der Nacht- 
schicht heimkehrte, zwischen Weidenthal und Franken- 
stein am Eisenkeil gefunden worden. Das Pferd 
hatte den 20 Kilometer weiten Weg allein zurück; 
gelegt und sicher gefunden. GN. Bz.) 
-Bruchmühlbach, 3. Juli. Gestern 
hatte Georg Lepplha von der Bauernmühle das 
seltene Glück, 8 wilde Enten und einen Fischotter 
(Mannchen) im Gewichte von 15 Pfund zu 
en Es ist dies bereits der vierte in diesem 
ahr. 
— Der Bevölkerungsstand der Stadt Kaise s⸗ 
lautern am 30. Juni ds. Irs. betrug 37,552 
Seelen. 
— Herxheim, 4. Juli. Die Korn⸗-Ernte 
ist dahier in vollem Gange. Das Korn ist in 
Qualität sehr gut. Der Ertrag ist heuer so reich 
lich, wie schon lange nicht mehr, und mancher 
Landwirth hat seine Noth, den ücergroßen Ernte— 
segen unterzubringen. An Kornstroh ist dieses Jahr 
hei uns kein Mangel. 
— Steinfeld, 2. Juli. Heute stürzte die 
bejahrte Frau Lau aus Niederotterbach, 
welche sich bei der Beerdigung ihres Bruders Martin 
sKuntz hier befand, in der Duttenhöfer'schen Wirth- 
schaft vom Schlage getroffen plötzlich todt nieder 
Die Aufregung unter den Anwesenden war eine 
aroße. 
— Edenkoben. Eine für unsere Stadt sehr 
wichtige Frage hat jetzt ihren Entscheid gefunden. 
Dem Gesuch des hiesigen Ouellwasservereins um 
Ueberlassung des Hilschwassers zur Herstellung einer 
städtischen Wasserleitung wurde vom Stadtrath 
mit 12 gegen 6 Stimmen entsprochen, jedoch muß 
der besagte Verein sür die etwa hiewegen entstehen⸗ 
den Prozesse seitens der Mühlen- und Werkbesitzer, 
die wohl nicht ausbleiben werden, einstehen; es 
kann daher leider noch lange dauern, bis die 
Stadt die Vortheile einer Wasserleitung genießen 
wird. 
— Neustadt, 4. Juli. Das bekannte Süd⸗ 
deutsche Maänner⸗-Sextett (Opern⸗ und 
Concertsänger aus Frankfurt a. M.) wird auf seiner 
Reise nach der Schweiz in nächster Woche auch 
unsere Stadt besuchen, um in der „Postmühle“ ein 
Concert zu geben. Die vorzüglichen Leistungen des 
Sertetis sind bekannt. Das Programm wird ein 
reichhaltiges sein, heiteren und ernsten Inhalts. 
— Wie die „RNst. Ztg.“ als sicher meldet, ist 
det Weinhändler Max Lebh in Neustadt verhaftet 
worden aus Anlaß, „70 Fuder gezuckerten Roth ˖ 
wein für ungezuckerten verkauft zu haben.“ 
— Callbach. Eine schändliche That wurde 
in dem zwischen hier und Meisenheim, in der so— 
genannien Friedrichslust, gelegenen Fischweiher 
welchen einige hiesige Herren in Pacht haben, verübt. 
Daselbst wurden sämmtliche Fische, wahrscheinlich 
durch Gift, getödtet. 
— Dirmstein, 3. Juli. In einem hiesigen 
Barten wird seit gestern das Blauanlaufen der so— 
Jenannten „Frühmohrchen“ beobachtet. Diese Er⸗ 
cheinung, schreibt das „Frih. T.“, nähert sich sehr 
den ausgezeichneten Weinjahren; im Jahre 
1834 waren am 1. Juli blaue Weinbeeren bor— 
janden; in den Jahren 1857 und 58 trat diese 
krscheinung mit dem 3. Juli ein; im Jahre 1865 
rst am 5. Juli. Günstige Ausfichten für einen 
Stichwein! 
— Wachenheim, 3. Juli. Mit dem 
S5chneiden des Kornes ist bier bereits begonnen 
vorden. In Folge der verschiedenen schweren Ge⸗ 
vitterregen ist sämmtliches mehr oder weniger um⸗ 
zelegt; auf manchen Aeckern liegt es sogar ganz 
zlatt auf dem Boden, theilweise schon Spuren von 
Auswachsen zeigend. Es ist deshalb zu rathen, das 
Schneiden vor der völligen Koͤrnerreife zu bewerk- 
telligen, ansonsten ein starkes Ausfallen bei der 
zrößten Vorsicht nicht zu verhüten sein wird. (K.) 
— Dürkheim, 4. Juli. Als wesentliche Er⸗ 
jänzung und Erweiterung unseres Bade⸗ und Cur- 
rẽtablissements errichtete Herr Dr. med. W. Bie h 
er hierselbst in seinem schönen, dazu besonders 
geeigneten ehemals Dr. Herberg'schen Anwesen am 
Schloßplatze eine Heil-Anstalt für Massage, 
Bymnastik und Elektro-Therapie. Mit gleichzeitiger 
Benutzung unserer heilkräftigen Soolbäder ꝛc., so- 
wie der Trauben⸗Cur ist damit also auch hier 
ernerhin Alles geboten, was durch die neueren 
Fortschritte der Medicin zum Wohle der leidenden 
Menschheit mit bestem Erfolge angewandt und an⸗ 
erkanntermaßen selbst von den größten Autoritäten 
empfohlen wird. Herr Dr. Biehler, welcher übrigens 
auch die sonstige ärztliche Praxis wie seither fort⸗ 
führt, hat seine Studien vorwiegend mit auf er— 
vähnte Heilmethoden gerichtet. Deaß mit dieser 
Anstalt auch Pension in den beregten geräumigen, 
nit großerer Garten-Anlage ausgestatteten Gebäu⸗ 
ichkeiten verbunden ist, dürfte den Hülfesuchenden 
vohl nur erwünscht sein. Im Interesse unserer 
Stadt und ihrer Cur⸗-Einrichtungen begrüßen wir 
ieses neue, für hier besonders zeitgemäße Unter⸗ 
iehmen und sehen zuversichtlich dessen gedeihlicher 
ẽntwickelung entgege. (A.) 
— Kuhardt, 3. Juli. In dem Garten des 
derrn Lehrer Maupai dahier sind vollständig aus⸗ 
zewachsene Trauben zu sehen. Bei fortgesetzter 
zuter Witterung sind dieselben Ende Juli reif. 
leberhaupt dürfte der Traubenbestand daselbst auch 
in Bezug auf Quantität seines Gleichen suchen. 
— Altrip, 4. Juli. Ein hiesiger Bachstein⸗ 
ahrer nahm den Lohn für mehrere Reisen ein 
nahezu 300 Mk.) und trat mit diesem Gelde — 
seine Frau und Kinder sitzen lassend — eine Bade⸗- 
ceise an, ohne seine Arbeiter auszubezahlen. Vor 
etwa zwei Jahren that er das Gleiche. 
— Vor der Strafkammer des Landgerichts 
Frankenthal stand, wie die „Pf. Pr.“ berichtet, 
im Dienstag ein raffinierter Gauner, der sich Heinrich 
Radles nannte, ca. 40 Jahre alt ist und in 
Brünstadt geboren sein will, wo man ihn aber nicht 
ennt. Augenscheinlich führte er also falschen Namen, 
iber die gepflogenen Nachforschungen förderten weder 
vahren Namen noch irgend etwas über seine Her⸗ 
lunft zutage. Der Angeklagte hat eine ganze Reihe 
jon Betrügereien und Schwindel jeder Art verübt, 
ndem er bei einer großen Anzahl von Geschäfts— 
euten erhebliche Bestellungen lediglich zu dem Zwecke 
nachte, um sie anzupumpen. Bei Gastwirt Krauß 
n Albsheim a. Eis kaufte er für 1800 M., machte 
vährend mehrerer Tage, die er sich bei demselben 
rufhielt, eine hübsche Zeche, pumpte ihn noch mit 
inem daaren Anlehen an, verduftete darauf, hatte 
iber die Frechheit fich bei einem Frankenthaler 
Bildhauer auf den beschwindelten Krauß zu berufen, 
inen Grabstein für seinen „verstorbenen Vater“ 
im 500 Mark zu bestellen, zugleich aber wieder 
1 M. zu pumpen, angeblich fürt ein Telegramm. 
Bei Holzhändler Riel in Frankenthal bestellte er 
ur mehrere tausend Mark Bretter und lieh 10 
Mark. Gleiche Schwindeleien verübte er in Lud— 
wigshafen und Mannheim, wo er wieder ein 
Brabstein für den „Vater“ und zwar diesmal 
dod . beeite, un 20 M. hetchune 
⸗eine ganze Reihe ähnlicher Betrügereien stehen 
Schuldbuche des Gauners, der deßhalb mit i 
Jahr Gefängnis bedacht wurde. 
— Grünstadt. Der hiesfige Turnverein 
ist bei dem 7. deutschen Turnfest in Munchen 
durch die Herren Professor Dürnhofer, Lehce 
Albert, Turnwart Mappes und Vorturnet Tuͤch 
vertreten. Die zwei zuletztgenannten beteiligen f 
beim Preisturnen. 
— In Kleinkarlbach ereignete sich ein he— 
auerlicher Unglücksfall. Der in der Farbenfabri 
von Krug und Kreppler beschäftigte ledige 24jahrige 
Arbeiter Philipp Wilhelmy von hier hatte ga 
der Schrotmühle zu thun und kam dabei undot 
sichtiger Weise in das Riemen und Räderwert 
Das Kammrad erfaßte den Hemdärmel und dann 
wickelten sich die Riemen um seinen Körper und 
rissen ihn mit fort. Glücklicherweise wurde das 
Werk alsbald zum Stehen gebracht. Außer einem 
Rippenbruch soll Wilhelmy der „Pf. Presse“ zu— 
folge noch bedeutende iunere Verletzungen erlitlen 
haben, sodaß es der sorgfältigsten ärztlichen 
Hilfe bedarf, ihn am Leben zu erhalten. 
— Aus der Nordpfalz. Die Korn— 
ernte hat bereits hie und da bei uns begonnen 
und verspricht einen sehr guten Ertrag. Unsere 
Weinberge stehen so vorzüglich, wie seit vielen 
Jahren nicht mehr; in der Entwicklung sind die 
Trauben gegen sonst um 4 Wochen voraus, sodaß 
zei einigermaßen guter Witterung auf einen vor— 
üglichen Qualitäts- und sehr guten Quantitäts 
serbst gerechnet werden kann. 
Bernt Ates. 
St. Johann, 4. Juli. Infolge der 
Zanalsperre ankern heute auf der Strecke der 
Saar von Güdingen bis Louisenthal 177 Schiffe. 
Hiervon liegen im Malsiatter Hafen 39 beladene 
ind 10 leere, von der alten bis zur neuen Brücke 
16, bei Louisenthal 48, die übrigen 39 Schiffe 
liegen an den Schleusen von Güdingen und Mal⸗ 
tatt. (St. J.⸗S. A.) 
FSulzbach, 3. Juli. Der Sohn eines Neun- 
kirchener Möobelwagen⸗Besitzers ist heute Morgen 
wischen hier und Dudweiler verunglückt. Ein 
Bierwagen, welcher nach der verkehrten Seite aus⸗ 
gewichen war, stieß mit dem von ihm geführten 
MNobelwagen zusammen, und gingen die Rader 
iber seine Füße. Namentlich der eine Fuß ist schwer 
jerletzt worden. 
FUeber eine lustige Testamentsklause! 
zerichtet der Mainzer Anzeiger: Ein vor ca. zwei 
Jahren unverheiratet verstorbener dortiger Geschäfts- 
nann hatte in seinem Testamente verfügt, daß seine 
instigen Tischgenossen in seiner Stammkneipe 250 
M. erhalten sollten, welche sie an einem schoͤnen 
Tage zu einer schöͤnen Partie verwenden müßten. 
Ddas Geld müßte aber bis auf den letzten Pfennig 
erbraucht werden, und um seinem letzten Willen 
noch mehr Ausdruch zu verleihen, bestimmte er selbst 
»en Tag, an dem die Summe „verjubelt“ werden 
ollte. Es war dies am Sonntag, 1. Juli. An 
die zwanzig Herrn wurden von dem Testamente 
zetroffen und machten in einer schoͤnen Rheinreise 
yer Salondampfer dem Gelde ein Ende. Natürlich 
vurde des Testators gebührend gedacht und gar 
nancher konnte der Rührung nicht Hert werden. 
fFrankfurt a. M., 3. Juli. Ueber fol⸗ 
jenden interessanten Prozeß berichtet die „Frankf. 
Ztg.“: Ein hiesiger Hausbesitzer stellte einen 
Hortier an und verlangte nun von seinen Mietern 
zie Hausschlüssel zurück. Die meisten gingen 
villig darauf ein, einer derselben that dies aber 
aicht und es lam deshalb zu einem Prozeß. Der⸗ 
elbe ist nun In der letzken Instanz zu Gunsten des 
Mieters enischieden worden. Das Gericht er⸗ 
annte an, daß jeder Mieter ein Recht habe, einen 
Hausschlussel zu detlangen, falls nicht bei Abschluß 
des Mietvertrages ausdrücklich etwas anderes verr 
inbart worden sei. Der eingeklagte Hausschlüssel 
ommt dem Besitzer des Hauses sehr theuer zu 
stehen, da dieser sammtliche Prozeßkosten zu tragen 
hat. — Dasselbe Blatt erzahlt folgenden Act bale 
derlicher Liebenswürdigkelt. Ein hiesiget 
Agent, der mit seinem Bruder schon seit Jahren 
in Streit lebt, erfuhr, daß derselbe einem Bauhand⸗ 
werker mehrere Hundert Mark schulde. Er ließ 
äch die Forderung cediren, klagite den Bruder ein 
ind ließ ihn psfäñden. Da derfelhe das Geld zut