Full text: St. Ingberter Anzeiger

Zokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 15. Oklt. Wie wir aus 
dem Programm ersehen, wird in der heutigen Vor⸗ 
ftellung des Circus Marko ein Ringkampf 
wischen Herrn Marko und einem hiesigen Herrn 
ftatifinden. Die Prämie für den Sieger beträgt 
200 Mk. 
*St. Ingbert, 15. Ott. Ein großes pracht⸗ 
volles Meteot war gestern Abend wenige Minuten 
dor 7 Uhr am Fiemamint zu sehen. Dasselbe bewegte 
fich von Süden nach Norden nicht sehr schnell, so 
daß man es gut beobachten konnte. Der Kern er⸗ 
grahlte in grünlich blauem Lichte, während der 
Schweif feuerfarben erschien. Zweimal losten sich 
don dem Metieor kleinere Theile ab. Das Ganze 
war ein sehr schöner Anblick. 
— Zweibrüucken, 15. Okt. Wie die Zig.“ 
foeben erfährt, ist es den Bemühungen der Gen⸗ 
darmerie und Polizei gelungen, den Thäter des in 
der Nacht vom 1. auf 2. Oktober verübten 
schweren Diebstahls au der Guüterhalle, wo 
bekanntlich von einem Frachtwagen des Spediteurs 
Franck eine Reihe von Gegenständen gestohlen wor⸗ 
den war, in der Person eines Mechanikers aus 
dothringen zu ermitteln. Derselbe hatte die ge⸗ 
oblenen Sachen in seiner Wohnung untergebracht, 
woselbst sie bei dem bereits eines Diebstahls Ver⸗ 
dachtigen durch die Herren Polizeikommissär Hillen⸗ 
hrand und Wachtmeister Weiß aufgefunden wurden. 
— Homburq, 183. Oklt. Die Straßen⸗ 
überführung über den hiesigen Bahn— 
hof an der Waldmohrerstraße, deren Bau volle 
wei Jahre in Anspruch genommen hat. ist jetzt 
fertig gestellt und wurde heute im Beisein der 
Ingenieure und des Herrn Direktionsrats Müller, 
als Vertreter der Direktion, hinsichtlich ihrer Trag⸗ 
fähigkeit einer Prüfung unterzogen. Zu diesem 
Zwecke wurden 1600 Zentner Schienen teils auf 
die Brücke gelegt, teils mit schweren Fuhrwerken 
darüber gefahren. Die Versuche fielen zur allge⸗ 
meinen Zufriedenheit der Sachverständigen aus und 
legten für die gute Konstruktion der Brücke das 
deste Zeugnis ab. Wie die „Zw. Zig.“ hoͤrt, soll 
das Unternehmen in den nächsten Tagen dem all⸗ 
gemeinen Verkehr übergeben werden, und es werden 
dann die Wegübergänge über den Bahnkörper für 
das Publikum abgesperrt. Den Fuhrleuten mag 
die ungewohnte Steigung am Aufgang zur Brücke 
anfangs etwas unangenehm ersch inen, fie moögen 
sich damit trösten, daß ihnen nunmehr auch das 
mißliche und oftmalige Warten an den verschlossenen 
Uebergängen erspart bleibt. 
- Landffuhl, 14. Okt. Das hisherige 
„Gasthaus zum goldenen Engel“, welches 
wegen Ausbesserungen seit 1. ds. Mis. geschlossen 
ist, wird, nachdem Herr Brauereidirektor Schwartz 
wegen der Genehmigung sich gestern persönlich an 
das kgl. Bezitksamt Homburg gewendet hat, nun⸗ 
mehr am nächsten Samstag wieder eroͤffnet. Die 
Wirthschaft übernimmt, nach der „L. Zig.“, ein 
Herr Olto aus Bensheim an der Bergstraße. 
— Kaiserslautern, 14. Olt. Bei der 
zestrigen Versteigerung der Liegenschaften von 
Valentin Feuerabend, Maurerpolier wurden die 
Anwesen Haasenstraße Nr. 82 und 84, enthaltend 
je 1 Ar 30 QOm. Fläche mit Wohnhaus, Hof und 
Zubehör um die Preise von 8100 bezw. 4100 
MNk. von Kaufmann Jakob Gehm, dem früheren 
Besitzer, ersteigert. Die Versteigerung des Anwesens 
von Sattler Johann Neurohr, Haasenstraße Nr. 62 
verlief erfolglos. 
— Hdbeinöd, 13. Okt. Heute Vormittag 
war der Ackerer und Presbyter Peter Jak. Ket⸗ 
rering hier mit seinem Sohne damit beschäftigt, 
in seinem Wald etliche Bäume zu fällen. Ein 
Baum nahm beim Fallen eine andere Richtung 
als die vermuthete und traf Keitering so unglüdk⸗ 
lich auf den Rücken, daß er schwer verletzt auf 
einem Wagen nach Haus gebracht werden mußte. 
Der rasch herbeigerusene Arzt erklärte, daß keine 
inneren Verl tzungen stattgefunden haben. Der 
hrave unglückliche Mann, der mit seiner Familie 
Algemein bdauert wird, leidet sehr große Schmerzen 
und wird längere Zeit arbeitsunfähig sein. 
— Bil ligheim. Der Gallus⸗ oder Pur⸗ 
zelmarkt wird am 20.—23. incl. abgehalten. 
Festzug, Pferderennen, Wettlaufen, Klettern und 
Hurzeln der Jugend bdilden das Programm zum 
Purzelfest am 3. Markttag. 
— Speyer, 13. Okt. Gestern Abend kurz 
nach 8 Uhr wurde die hiesige Feuerwehr allarmirt. 
Auf freiem Felde in der Nähe der Diakonissen⸗ 
Anftalt war ein Strohhaufen, eiwa 
5000 Garben, in Brand gerathen, doch lonnte 
hie Feuerwehr bei ihrem Erscheinen nicht thatig 
eing reifen, da der Brand zu weit vorgeschritten 
war. Der Strohhaufen brannte vollständig nieder. 
Er gehört? dem Oekonomen Michael Vogeli und 
beträgt der Schaden ewwa 1600 Mk., der bei 
der Hypotheken⸗ und Wechselbank durch Verficher⸗ 
ung gedeckt ist. 
Speher, 183. Okt. Der soeben veroͤffent⸗ 
lichten Abrechnung der Im mo biliar Brand⸗ 
bersicherungsAnstalt der Pfalz füt 
das Jahr 1889 sind folgende Resultate zu ent⸗ 
nehmen. Versichert waren am Ende des Jahres 
1889 114,728 Hauptgebäude, 180,591 Nebenge- 
äude mit kdinem Asskuranz Anschlag von 
338,207,290 Mk., von welcher Summe zu 14 
Pfg. von 100 Mt. Versicherungskapital 753,490 
Mt. 20 Pf. Pcamie bezahlt wurden. (Im Bezirks⸗ 
umte Zweibrücken waren versichert 10180 Haupt- 
gebäude und 8148 Nebengebäude. Assekutanz- 
nschlag 47183540 Mk.) Nach der Geldrechnung 
zetrugen die Einnahmen 904,167 Mk. 13 Pfg., 
zie Ausgaben 865,869 Mk 27 Pfa., so daß ein 
Finnahms U berschuß von 88,297 Mk. 86 Pfa. 
verblieb. Der Stand des Reservefonds Ende 1889 
jetrug 128,956 Mk. 54 Pfg. Uater den Aus— 
zaben bfinden sich 4 PCt. vom Gesammibetrag 
der Biandschäden zut Föcderung des Feuerlösch— 
wesens mit 26,878 Mk., 1 pCt. von obigem Bi— 
rag mit 6719 Mk. hat der Pfälzische Feuerwehr— 
herband erhalten. Die übrigen 3 pCt. werden an 
die betreffenden bedürftigen Gemeinden vertheilt. 
Die Brandasskuranzbeiträge betrugen 753, 490 Mtk. 
grandenischädigungenn wurden insgesammt geleistel 
3571,899 Mk. 3 Pfqa., im Bezirksamt Zwei- 
zrücken allein 38589 Mk. 92 Pfg. Die Hebge⸗ 
zühren der Einnahmen beliefen fsich auf 28.980 
Mk. 89 Pig. 
— Speyer. In der Generalversammlung 
des pfälzischen Kunstdereins, welche letzten 
Zonntag Nachmittag im hiesigen Realgymnasium 
dattfand, wurden folgende Herren in den engeren 
Jusschuß gewählt; Kreiskassier Dahl, erster Vor⸗ 
jand; Domvikar De. Z'mmern, zweiter Vorstand; 
Architelt Heinrich Jester, Conservator und Biblio 
hekar; Regierungsaccesist Berthold, erster Schrift 
uͤhrer; Gymnafialprofessor Dr. Harster, zweiter 
-—chrififührer; kgl. Bezirksamtsass ssor Dilg, Rchner. 
— Zum weiteren Ausschuß gehören die Herren: 
Schraitt, kgl. Rgierungsrat und Bezirksamtmann 
in Kaiserslautern; Schmidt, Maler in Franken 
thal; Alwens, kgl. Bizirkkamtmann in Pirmasens; 
Ragel, Major a. d.; Märcker, Hofrath und Bürger— 
meister in Zweibrücken. — Die Rechnung für das 
abgelaufene Jahr verzeichnet als Einnahme 6916 
Mik. 96 Pfg. als Ausgabe 6511 Mk. 41 Pfg. 
omit einen Ueberschuß von 405 Mk 55 Pfag. 
der Fonds zum Ankauf eines größeren Oelgemäl 
jes ist zur Zeit auf 1755 Mk. angewachsen und 
vird auch im nächsten Jahre einen bedeutenden 
Zuschuß erhalten. Für die Verlosung wurden 3264 
ht. verausgabt. Das Budget für das nächste Jahr 
nthält als muthmaßliche Einnahme den Betrag von 
3885 Mk; fur die laufenden Ausgaben wurden 
3420 Mk. und für die Bilderankäufe zur Verlos—⸗ 
ung im nächsten Jahre 3460 Ml. eingesetzt. 
— In Hatzenbühl brannte der Dachstuhl des 
dauses der Witwe von Philipp Jakbob Schenk voll« 
dandig nieder. Sämmiliche Heuvorräthe wurden 
ein Raub der Flammen. Die Witwe Schenk hat 
persichert. Ueber die Entst⸗hungsursache ist bis jetzt 
noch nichts Näheres bekannt. 
— Neustadi, 183. Oklt. (Stadrat⸗ 
zitzung) 8 12 der vom Stadtrath für die Ver⸗ 
inigung Winzingens mit Neustadt gestellten Be— 
zingungen hat der Gemeinderath von Winzingen 
wie bereits berichtet) dahin abgeändert, daß am 
Tage der Vereinigung der beiden Ge— 
neinden der Neustadter Stadtverwaltung die 
Zumme von 20,000 Mk. von Winzingen über⸗ 
viesen wird, deren Zinsen dem Neustadter Waisen⸗ 
jause zu Gute kommen sollen. Der Herr Bürger⸗ 
neister gidt dem Stadtrath hierbon Kenntniß. — 
»err Adjunkt Morsch: Dieser Beschluß des Winz⸗ 
ngener Gemeinderaths sei mit Freude zu begrüßen. 
Irsprünglich habe Neustadt den in Rede stehenden 
Zinsenbetrag der öffentlichen Armenpflege überwiesen 
vissen wollen, doch dieselbe werde ja auch durch 
die Zuwendung für das Waisenhaus, wenn auch 
ndirekt, entlastet. — Der Stadtrat erklärt seine 
Zusfimmung zu der erwähnten Umänderung. — 
Damit ist denn zwischen Winzingen und Neuftad 
die erfreulichste Uebereinstimmung erzielt und * 
die Vereinigung der beiden Gemeinden existirt bin 
Hinderniß mehr. 
— Aus Mecenheim wird von kompetenter 
Seite mitget⸗ilt, daß die von einem Neustadte, 
Blatt entnommene Nachricht, das in einen Kubel 
heißen Wassers gefallene Kind des Jakob Webe 
habe keine Aussicht auf Erhaltung des Lebens, slar 
ͤbertrieben sei. Das Kind befände sich bereits au 
dem Wege der Besserung und es bestehe die großl⸗ 
Aussicht auf Erhaltung defsen Lebens. 
— Ludwigshafen, 13. Okt. Gegen 
Mittag stürzte der 71 Jahre alte Schreine 
Peter Stürsz, beheimatet zu Offenbach bei Lan— 
dau, von dem 3. Stock eines Neubaues auf dem 
Hemshof und zog sich schwere Verletzungen zu—. 
Stürtz ist nach zwei Stunden qualvollen Leidend 
acstorben. Das Ungiuck ist dadurch entstanden, dah 
Stürtz ouf eine Diele trat, welche am Ende nicht 
unterlegt war. 
— Ludwigshafen, 14. Okt. Die beider 
Straßenbahnstrecken Ludwigshafen⸗Dann— 
stadt und Ludwigshafen-Frankenthal fiad nun so 
weit fertig gestellt, daß sie morgen dem Betrieb 
übergeben werden koͤnnen. Nachdem der Geleisan⸗ 
schluß beider Strecken am Bahnübergang nad 
Friesenheim am Freitag voriger Woche vollzogen 
paffirte bereits am Samstag Vormittag ein Probe⸗ 
zug mit Herrn Regierungsdirektor v. Lavale und 
anderen Herren vom Direktorium der Pfaälzischen 
Eisenbahnen nebst geladenen Gästen die Strede 
bom Bahnhof im nördlichen Staditheil bis Dann— 
tadt und zurück. Auch gestern befuhr wieder ein 
Zug, hauptsachlich aus Güterwagen bestehend, die 
Strecke. 
— Frankenthal, 13. Olt. Heute waren 
zur Befichtigung des kgl. Amtsgerichtsge« 
bäudes, an dem, wie verlautet, bauliche Ver 
anderungen vorgenommen werden sollen, die Herren 
k. Obecftaatsanwalt Nössel von Zweibrücken, Mini— 
sterialrat Bögel und Oderbaurat Langenfaß von 
Muünchen, sowie Bauamtmann Gehyer von Speher 
hier. Auch Herrek. 1. Staatsanwalt Baum von 
hdier war bei der Besichtigung zugegen. — Ein—e 
wegen Diebstahls bereits vorbestrafte Person, namens 
Christine Hauptmann von Haßloch, wurde 
heute in Üntersuchungshaft hier eingebracht. Die— 
elbe soll bei Frau Gietßen in Deidesheim Kleider 
im Wert von etwa 100 Me. gestohlen haben. 
Vermischtes. 
Neunkirchen. In der letzten Burger- 
meistereirats⸗Sitzung hierselbst ist beschlossen wor ⸗ 
den, das Ausscheiden der Bürgermeisterei Neun 
kirchem aus dem Kreis-Bauamts ⸗Verbande zu bean 
ragen und mit Rücksicht auf die in den nächften 
Jaͤhren bevorstehenden größeren Schul ˖ und sonstigen 
Semeindebauten einen eigenen Regierungs 
Baumeister auf vorläufig funf Jahre zu en⸗ 
gagiren. 
Mulhausen. Ueber die keurenPreise 
klagt hier jedermann. Die Fleischpreise sind uner⸗ 
hock hoch und sieigen' allem Auschein nach, noch 
gibt es hier doch einzelne Metzgerladen, die kur 
ein Pfund Schinken ohne Knochen, das früher 1,60 
Mk. tkostete, jetzt 2,40 Mt. verlangen. Auch die 
anderen Fleischpreise find gestiegen und es tostel 
Riodfleisch im Durchschnitt 78 — 80 Pis. Kalb 
leisch 116—1,20 Mi. Dabei steigt der Preit 
des Kaffees von Tag zu Tag, und mit dem Zudker 
zreise wird gedroht; Brod finkt, troß der vorzüg 
ichen Ernte, nicht im Preise und Kohlen kann man 
fast gar nicht mehr kaufen. Daher ist es lobens⸗ 
wert daß die hiefigen Fadrikanten in vorzutglicher 
Weise dem auf die Arbeiter eindringenden Elend 
nigegenarbeiten, indem sie durch Finldufe uimn 
Broßen ihren Arbeitern biligere Waren verschaffen 
Hitden Kohlen hat man den Anfang gemacht. 
Dieselben werden den Arbeitern zum Selbsikosten⸗ 
‚reise abgegeben, d. h. zu 1Mt. der Zentnet, 
vahrend die Kohlen bei den Händlern 1,44 Marb 
often. Zur Bedingung wird nur gemacht, dah 
inzig die in der detreffenden Fabril arbeitenden 
Ardeter Kohlen erhalten und zwar jeder 3 Zenine 
m Monat. Es soll nun ferner, wie die Stratb 
s⸗Vachlet, ia ber Absicht üegen, in den Fadtihen 
dieder Brod für die Arbeiier, ebenfalls zum Selost 
llenpreise, zu docken und auch noch sopstige Er⸗ 
reichterungen denselben zu verschaffen. In mehreten 
rabriken soll man schon mit dem Bau der Bachͤfen