St. Ingberter Zcnzeiger.
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Nro. 38. 53Donnerstag, den 28. März Wing tuumh 1860.
— —— JüöüöF — — 2
—— Deutschland.
München,. 24. März. Heute, spricht maun davon, daß
Sberstaatsanwalt Steyerer Aussicht habe, Herrn p., Bomhard
zu ersetzen. ————
München, 25. März. Die pfälzischen Abgeordneten haben
»ckanntlich in Eisenbahnangelegenheiten der Pfalz einen. Antrag
an die Kammer gebracht, worin unter anderm verlangt wurde,
zas die Alsenzbahn nur in Verbindung mit der Donnersberger
Bahn von Kaiserslautern nach Alzei und der Abzweigung von
Maruheim nach Monsheim, zur Ausführung gebracht und daß der
Fortbau der Bahn von Dürkheim nach Monsheim ausgeführt
werde, auch wenn zur Zeit die Fortsetzung der hessischen Linie von
Alzey nach Bingen noch nicht definitiv bestehen sollte. —. Dieser
Antrag war ganz geeignet, seinen Zweck vollständig zu perfehlen
und den Bau dieser sämmtlichen Linien für längere Zeit und theil—
weise ganz in Frage zu stellen. Denn wenn die Ausführung der
Alsen zbahn beseitigt worden wäre, würde es der hessischen Bahn
chwerlich je eingefallen sein, die Linie von Alzey aus nach Bin—
zen weiter zu führen. Glücklicherweise solk aͤber in dem betreffen—
den Ausschuß der Kammer keine Nei gung bestehen, auf den An—
rrag der pfälzischen Abgeordneten einzugehen und auch das Han—
delsministerium ist, wie man vernimmt, nicht geneigt, die Aus—
ührung der Alsenzbahn, welche schon allzu lange verzögert wurde,
weiter hinauszujchieben. Vielmehr ist nächstens die Ertheilung
der Vauconcession füt die Alsenzhahn zu erwaxten. (Pf. Ztg,)
Dienstes⸗Nachrichten.
Se. Maj. der Koͤnig haben allergnädigst geruht, unterm 20
März 1. J. zu genehmigen, daß die kath. Pfarrei Rodalben. Be—
irksamts Pitmasens von dem Bischoffe von Speyer dem Priefter
FJohann Schmitt, Pfarrer in Vinningen, desselben Bezirksamts
derliehen werde. J
Karlsruhe, 26. März. Bei der Conferenz wegen gleich
artiger Maßregeln wider die Rinderpest, die am 18. d. M. zu
Mannheim begoünen, hat sich auch die koͤnigl. württembergische
Regierung vertreten hassen. Bei den Verhandlungen, welche bis
22. d. Ms. dauerten, wurde ein bayerischer Entwurf für die be—
treffenden Maßnahmen zu Grund gelegt. Die Konferenz hat sich
über Vorschläge an die betteffenden Regierungen für gemeinschaft⸗
liche Maßregeln zur Abhaltung der Seuche und für ein gleichar—
riges Verfahren zur Bewältigung der ausgebrochenen Seuche ge—
inigt. Es läßt sich wohl erwarten, daß die vereinbarten Vor—
chlaͤge in allen vier süddeutschen Staaten zur Annahme gelangen
verden,
Mainz, 25. März. An allen Enden der Stadt und der
Nachbarschaft circulirt das falsche Gerücht, in München seien in
Folge des Bekanntwerdens des bayerisch-preußischen Bündnißver—
—V
glaubt, emsig weiter erzählt und als eine Strafe des Himmels
hezeichnet. Woher das Märchen stammt, ist unschwer zu errathen.
Die Einigkeit Deutschlauds, wenigstens die mälitärische, ist heute
eine historische Thatsache, welcher, wie wohl jedem Denkenden klar
ist, in nicht ferner Zeit auch die politische folgen muß. Dieses
aber ist Vielen ein höchst unwill kommenes Zeichen der Zeit, die
dem Fischen im Trüben immer schlechtere Resultate in Aussicht
läßßt. Man schmiedet deshalb Gerüchte von Demonstrationen der
Volksmeinnng, weil man selbst zu feig ist, offen Farbe zu beken⸗
unen, — Binnen Kurzem wird eine kleine Abtheilung badischer
Militärs hierher kommen, um das preußische Exercitium gründlich
als Instructoren für die dortige Division zu studiren und
rinzuüben.
Ber khim, 24. März. Die neueste Karlsr, Ztg. spricht sich
in einem officiosen Artikel über das zwischen Preußen und den
zeutschen Südstaaten abgeschlossene Schutze und Trutzbündniß fol—
Jjendermaßen aus: „Man darf vertrauen, daß die deutschen Va⸗
erlandsfreunde aller Parteien die Allianzen als eine nationale
That, die uns mit froher Zuversicht für die deutsche Zukunft er⸗
üllen muß, freudig begrüßen werden. Schien doch die Gefahr
nahe, daß Deutschland zu einem geographischen Begriff. herabsin
kein möchte. Jetzi dürfen wir wieder- mit Stolz verkünden: Wiz
haben ein Vaterland, welches einig sein wird in der Stunde der
Gefahr. Es gilt n'm weiter zu streben, damit die innigste Ver—
bindung zwischen den deutschen Staaien auch auf den übrigen
Gebieten des politischen Lebens ermöglicht werde z eine Berbiudung
eben so nothwendig fuͤr die volksthümliche und geistige Entwisgke—
lung, als wie für die wirthschaftliche Wohlfahrt der Nation, die
um“so ruhiget den Arbeiten des Friedens sich wird hingeben kön—
nen, je besser die Dauer desselben verbingt ist. Der glückliche
Fortgang der Berathungen für die Feststelümg des norddeutschen
Zundes darf uns dafür als ein günstiges Porzeichen erscheinen.
Wenn im norddeutschen Reichstag auch weit auseinandergehende
Meinungen zur Geltung kommen müssen, so fäßt sich doch schon
jetzt aus dem Gang der Berathangen erkennen, daß Preußen und
das übrige Norddeut'chland der innigen Verbindung mit dem
Züden ebenso hohen Werth beilegen, als wir unserer Allianz mit
dem Norden. Auf beiden Seiten ist ein gleichmäßig guter Wille
vorauszusetzen, für eine Verbindung fo eng, glsses die Verhält—
nisse gestatlen und das nationale Bedürfniß fsie bedingt, und die
Regterungen und das Volk diesfeits und jenseits des Mains füh—
len sebendig ihre Zusammengehörigkeit. Als die glücklichste Für
zung werden wir es betrachten, wenn die Allianz ihre praktische
Bedeutung dadurch erhält, daß sie eine vollständige Einheit des
deutschen Vaterlandes in Gesetzgebung und Verkehr anbahnt?!
Berlim, 25. März. Wiederholentlich verlautet, die dege
enng werde waͤhrscheinlich eine fiebenjährige Uebergungszeit für den
Mintäretat beantragen. J
Berlin, 26. März.“ Die „Berliner Börsenztg.“ bestätigt
heute die früher gebrachte Nachricht, wornach Frankfurt'a. M.
der Sitz einer Oberpostdirectivn bleiben soll, welche auch das ehe⸗
malige Herzogthum Nassau umfassen wird. In — wird gleich⸗
falls eine Oberpostdireciion für das ehemalige Kurfürstenthum
Hessen errichtet. “
Langensalza, 23. März. Es regt sich hier eine große
Unzufriedenheit, da es nicht gelingen will, für die schweren Be⸗
schädigungen, die wir und die benachbarten Ortschaften im vor—
jährigen Kriege erlitten, irgend eine Vergttung zu erlangen. Die
Jothaischen Gemeinden, welche ähnliche, obgleich minder harte
Drangsale erduldeten, sind längst für ihre Verluste vollkommen ent⸗
chädigt worden. Wir harren einer solchen Entschädigung bis
ezt vergebens. Kein Wunder, daß die Kleinstaatler uns nicht
heneiden, wenn wir unsere Naltional⸗-⸗Hymne anstimmen: „Ich
zin ein Prenße!— Man hört von russischen Agenten, die sich
zemühen, unternehmende Fuhrleute zu gewinnen, welche bedeutende
Pulver⸗Transporte auf der Achse nach Rußland befördern sollen:
Für einen vierspännigen Wagen sind in benachbarten Ortschaften
sjur Hin- und Rückfahrt 1400 Thaler geboten worden.
Ratzeburg, 20. März. Es verlautet, daß die Aufnahme
des Herzogthums Lauenburg in den deutschen Zollverein bereits
aäher, als bisher erwartet wurde, bevorsteht, und daß behufs
Ausf ührung jener Aufnahme der Zollvereinstarif schon bald hier
ingeführt werden wird.
Wien, 23. März. Die Presse schreibt: Der Entschluß der
drei Mächte Frankreich, Oesterreich und Rußland, gemeinsam det
Pforte die Abtretung Candjas an Griechenland als das geeignet⸗
je Mittel zur Beschwör ung der ihren Fortbestand in Europa be⸗
drohenden Unruhen anzurathen, wird wie wir vernehmen, in Fol—
ge der Weigerung Englands, fich diesem Collectivschritte anzuschlie⸗
zen, nicht zur Ausführung gelangen. Die Gesandten hätten be—
tenfalls eine höflich ablehnende Antwort zu erwarten, und müßten
dieselbe wohl oder übel hinnehmen, da sonst Eugland Gegenmaß⸗
nahmen treffen würde. Um nun das mühfam erziehlte Einver—
fändniß nicht gänzlich fallen zu lassen, sollen, wie es heißt, die
derren Bourre, Prokesch-Osten und General Ingnatieff die Wei—⸗
ung erhalten haben, einzeln bei ihren Unterredungen mit dem
Broßvezier sowohl, als in etwaigen Audienzen bei dem Großsultan