Full text: St. Ingberter Anzeiger

st Waffenplaßze xrfteu Ranges jedoch von geringerer Bedeutung, 
denn Luxemburg (nur 7 Meilen entfernt) in preußischen Händen 
ft und ihn im Schach hält. Der Besitzer Luxemburgs ist Herr 
des unteren Saarthales, welches nur durch den schwachen Platz 
Zaarlouis gesperrt wird';“ das Saarthal durchschneidet aber ge— 
radezu senkrecht die ewahnie Operativnslime einer vom mittleren 
Rhein gegen die Champagne. vördringenden Armee. Eine franzö⸗ 
ische Festung Lurxemburg ist, in Verbindung mit Mezz, deßhalb 
zurchaus befähigt, die Verbindungslinie der ketzteren ernstlich zu 
ompromittiren, und zwingt diese, sich durch Abgabe starker Blo⸗ 
adecords erheblich: zu Jchmichen. Luxemburg preußisch: bedeutet 
ilso Sicherung, fran vüsch? Bedrohang unserer Verbindungslinien 
der rechten Flanke.“ Aehnlich,“weungleich in beschränkterem 
Maße wird fich der Einfluß einer in französischen Händen befind⸗ 
chen Festang Luxemburg füe die linke Flanke einer vom Nieder⸗ 
rhein durch Belgien vorbrechenden deutschen Armee geltend machen. 
Finen⸗ ganz besonderen Werth erhält die Festung aber durch vier 
Bahnlienten, deren Knotenpunkt Luxemburg ist, ein Umstand, der 
—A Eisenbahnen für 
die demigen Kriegtuprtua wohl zu heachten bleibt. Diese Bahn⸗ 
inten sind: 1) die Linie Nauch-Metz-Luremburg, 2) die Linie 
Luremburg⸗Namur⸗Brüssel, 3) Luxemburg-Spaa⸗Lüttich, N Mainz⸗ 
Zaarbrücken⸗Saarlonis⸗ Trier⸗ Luremburg. Die beiden erstgenann⸗ 
en Linien, welche in Lurxemburg ihren Anschluß finden, laufen 
zarallel den französischen Gränzen, berühren mehrere feste Plätze 
ind stehen mit dem Centralpunkt Paris, so wie dem Süden und 
Norden ves Lundes in mehrfacher direkter Verbindung. Der stra— 
egische Aufmarsch der französischen Streitkräfte wird durch diesen 
inzigen, den Gränzen parallelen Schienenweg sehr begünstigt, 
eine beliebige Verschiebung derselben vonm Süden nach Norden 
ind umgekehrt sehr erleichtert. Die Linie Luxemburg-Lüttich läuft 
Jarallel der preußischen Gränze auf lurembürgisch-belgischem Ge⸗— 
niete, sie verbindet Mosels uud. Maasthal auf dem kürzesten Wege 
ind schueidet die Lienie Köln-Lüttich-Brüssel bei Verviers. Luxem— 
zurg ist der Knotenpunkt der drei genannten Linien, welchen man 
zom frauzösischen Standpunkte aus betrachet, einen sehr erheblichen 
»efensiven und offensiven Werth beimeshsen muß. Viertens mündet 
sdier die wichtige, das Rhein-Nahe- Saar-Moselthal verbindende 
Zahnstrecke, welche, imr Anschluße an die Lienie Luxemburg⸗Namur⸗ 
— 
einzige Verbindung des belgischen und lothringischen Kriegsthea⸗ 
rers mittelst des. Schienenweges abgibt. Ohne den Besitz von 
zuxemburg ist die Verbindung beider sehr in Frage gestellt, ja 
ernstlich bedroht. ——— Händen, in Ver— 
zindung mit Metz und den nur bis 4 Meilen entfernten Plä⸗— 
zen Vongwy und. Thionville, vermag die Operationen jeder den 
Mittele und Niederrhein überschreitenden Armee empfindlich lahm 
u legen, ist eine nicht zu verachtende Basis für die französische 
Offensive gegen die' Rhelnlinie, schließlich eine unausgesetzte bedenk⸗ 
iche Bedrohung der gesammten preußische Besitzungen auf dem 
linken Rheinufer.ni Die erhebliche Bedeutung dieses Waffenplatzes 
für preußische Zwecke hingegen würde sich noch bedeutend steigern 
aach Vollendung der projectirten Bahnstrecken Trier⸗Köln und 
Trier⸗Coblenz, durch die Luxemburg mit den starken Rhein— 
estungen“ in direkte Verbindung gebracht würde, gewissermaßen 
als deren vorgeschobenen Posten in gleichem Maße für offensive 
vie defeusiven JIweche gut geeignet.. Dies ist Grund genug, die 
Frage über den Besitz des Platzes der reiflichsten Erwägung zu 
anterziehen. 
BVBermischtrere 
24 Aus Zweibrüde'n, 6. April bringt der „N. A.“ fol⸗ 
gendeFrages an den Hru.: Ministet v. Bomhard. Wie kommt 
3 wohl, daß der Sothn Euerer Excellenz fast unmittelbar nach 
Beendigung der praktischen Concurt prüfung in das Justizministe⸗ 
rium als Äccessist einberufen wurde, da doch an älteren und viel— 
eicht befähigteren Kandidaten kein Mangel war? Nachdem sich 
cSuete Excellenz, wie Stie versichern, die Handhabung der Gerech— 
igkeit und die vorzugsweise Berücksichtigung wirklicher Talente 
ind hervorragender Leistungen zur Lebensaufgabe gemacht haben, 
verden Sie nur durch Gruͤnde ganz besonderer Art zu diesem 
auffälligen Schritte veranlaßt worden sein ?“ 
FWuͤtzburg, 5. Aptil. Gestern erhielt ich den ersten Theil 
nes Manuscripts zur Einsicht, welches demnächst im Druck er— 
cheinen und das Leben und Wirken des Hrn. Justizministers v. 
Bomhard beleuchteit soll.“ Nach einem knrzen Vorwort behandelt 
zet ersie Abschnitt dien Thätigkeit Bomhard's vor seiner Ernen⸗ 
zuug zum Minister,, undgibt besonders techt hübsche Episoden 
aus der⸗ Zeit von 1848, n welcher Hr. v. Bomhard in plötzlich 
erwachtem Freiheitsdrang die Rolle des Libtralen spielt, die deut— 
chen Grumdrechte nuter Ihönen goldenen Rahmen in seiner Woh⸗ 
rung aufhängt, sie dann aber plötzlich, als die Luft anders ging, 
zleich dem Bilde von Säis verschleierte und für immer verschwin⸗ 
jen ließ. “»Der zweite Abschnitt enthält pikante Enthüllungen über 
die Machinationen, welche angewendet wurden, um den Minister 
d. Mulzer zu stürzen und Hrn. v. Bomhard in das Ministerium 
u bringen, während in der letzten Abtheilung die ministerielle 
Thätigkeit dieses Staatsmanns besprochen und ganz besonders sei⸗ 
ner Leistungen auf dem Gebiete der Personalfragen unter Beifü⸗— 
zung urkundlicher Belege gedacht iß. (N. A.) 
7 Nürnberg, 5. April. Der „Fr. K.“ schreibt: Die 
oegen des bekannten Excesses (in Nr. 37 unseres Blattes) in der 
siesfigen Bahnhofrestauration angeklagten Offiziere Hauptmann 
Feuerlein, Oberlieutenant v. Pechmann und Lieutenant Vrandl 
efinden sich noch in Untersuchungshaft Kasernarrest). Von einer 
zereits ergangenen Urtheilssprechung kann um so weniger die Rede 
ein, als noch nicht einmal die Voruntersuchung geschlossen ist. 
7 Augsburg, 6. April. Gestern starb hier Graf Ray— 
nund Fugger v. Kirchberg uno Weißenhorn, Standesherr und 
erblicher Reichsrath der Krone Bayern, Senior des fürstlich und 
zräflich Fugger'schen Gesammthauses. 
7 In München ist ein Herr in Folge heftigen Nießens 
auf eine genommene Tabaksprise von einer Gehirnaffection befal— 
len worden und einige Tage darnach gestorben. 7 
Leipzig, 8. April. In vergangener Nacht verschied nach 
ängeren Leiden Professor E. A. Roßmäßler, der bekannte natur⸗ 
wissenschaftliche Schriftsteller im Jahre 1848 Abgeordneter zum 
deutschen Parlament. 
(Eine furchtbare Erfindung). Ein Wiener Chemibker, 
derr Leinelbroeck, foll ein Mittel erfunden haben, in kleinen Glas⸗ 
apseln elektrische Funken anzuhäufen, welche stark genug sind, 
einen Menschen zu tödten. Dieses neue JZerstörungsmittel erplo— 
dirt bei dem leisesten Druck und ist mit einer konischen Stahl— 
hülle umgeben, um in das Fleisch eindringen zu können. Versuche, 
velche man damit an Ochsen und Pferden anstellte, sollen voll⸗ 
tändig gelungen sein; die Thiere fielen todt um, wie vom Blitze 
rschlagen, und von allen, welche, wenn auch nur leicht, getroffen 
vorden waren, soll keines am Leben geblieben sein. Die Kap— 
eln sollen nicht größer als Bleischrot Nr. 4 sein, von dem auf 
eine Flintenladung 6 Stück gehen, so daß also mit einem Hinterla⸗ 
zungsgewehr in der Minute 75 Stück tödlicher Geschosse entsen⸗ 
det werden könnten. Bei einer solchen Vervollkommnung des 
driegsmaterials könnte der Krieg allerdings bald ganz unmöalich 
gemacht werden. 
7 Am I18. v. Mis. starb in Wien der Privatier Adolph 
ẽckhardt, der im Jahre 1801 aus Erfurt als Laufbursche in ge⸗ 
nannte Stadt gekommen, zum Commis und Handlungschef avan⸗ 
irt war, sich seit 52 Jahren vom Geschäfte zurückgezogen hatte, 
wei Zimmerchen auf der Wieden bewohnte (die er seit 11 Jah⸗ 
en mit keinem Schritte mehr verließ), fürseine Bedürfnisse täglich kaum 
38 kr. ausgab, und bei seinem kinderlosen Tode — nach Wiener 
Zlättern — die Kleinigkeit von 5 Millionen Gulden hinterließ. 
F ODie Schlüssel von Luxremburg). Kürzlich er—⸗ 
jielt der französische Staatsminister einen d— des Baron Vast⸗ 
himeuz. „Ich komme, Ihnen etwas sehr kostbares zu zeigen,“ 
agte dieser, auf seine Tasche klopfend. — „Und das wäre? — 
„Die Schlüssel von Luxemburg.“ — Erstaunt, ungläubig, sah 
Mr. Rouher den Baron an. „Kein Scherz,“ sagte dieser, „son⸗ 
dern die leibhaftigen Schlüssel.“ Und dabei zog er zwei Riesen* 
chlüssel aus der Tasche. „Sehen Sie,“ fügte er erklärend hinzu, 
„die Sache ist sehr einfach. Ein Großoheim von mir war einst 
Bouverneur von Luxemburg und hatte die Schlüssel der Stadt 
bei sich behalten. Diese haben sich seither in unserer Familie 
als ein Andenken, als eine Art Monument vererbt. So bin denn 
ich jetzt im Besitze der Schlüssel. Es fragt fich blos, ob das Schloß 
roch dasselbe wie damals ist.“ 
* Ein franzoͤsisches Blatt schätzt die Menge der Waffen, 
velche gegenwärtig in Europa neu angefertigt oder umgearbeitet 
verden, auf 11,000 Kanonen und 3,200.000 Flinten. 
Die aus Nordamerika herüberkommenden Schiffe erzählen 
'ast alle von ungeheuren Eisbergen, welche ganz Aungewöhnlich 
veit nach Süden hinabgetrieben sind; unter 440 nöͤrdlicher Breite 
ind 330 westlicher Länge (treenw.) fand sich ein förmlicher Com 
inent von Eis. Man bringt mit dieser Erscheinung und den mit 
hr zusammenhangenden atmosphärischen Störungen die stürmische 
ind regnerische Witterung der letzten Monate in Verbindung. 
F Der Washingtoner Correspondent der „Times“ stellt eine 
eberraschung in Aussicht, welche den Vorkämpfern für die Gleich⸗ 
zerechtigung der Frauen große Freude machen wird. Frau Frances 
L. Blond aus New⸗-York hat sich um ein Consulat in England 
zeworben und der Prasident soll schon versprochen haben, sie als 
zie Vertreterin der Vereiuigten Staaten an einem britischen Ha⸗ 
nplake zu ernennen.