HSl. Ingberler Anzeiger.
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Rro. ——AIsII 8* Samstag, den 13. April *
1867.
Deutschland.
München, O. April. In militärischen Kreisen erwartet
man für die nächsten Tage die Bestimmungen des Kriegsministe⸗
ums in Betreff der diesjährigen Herbsterercitien. Es soll beab⸗
sichtigt sein, die Truppen in Divisionen zusammenzuziehen und
deshaͤlb'in verschiedenen Landestheilen Lager aufzuschlagen. Es
osl überhaupt beabsichtigt sein, von nun an alljährlich größere
Truppenübungen stattfinden zu lassen; daß dies in der That auch
nothwendig erscheint, davon dürfte man sich, wenn nicht schon frü—
her. jedenfalls im verflossenen Jahre genügend aed haben.
A. A.)
München, 9. April. In der heutigen Sitzung des Gesetz⸗
gebungsausschusses war Herr v. Vomhard anwesend. ohne sich je—
doch an der Debatte zu betheiligen. — Nach der Allg. Ztg. weilt
seit einigen Tagen Hr. Richard Wagner wieder hier.
Sspeyer. Die gewoͤhnliche Nachconscription findet dieses
Jahr am 22. Mai nächsthin statt.“ Da bei der letzten Aushebung
schon sämmtliche Conscribirte körperlich untersucht worden sind, sv
wird sogleich mit der Aushebung degonnen werden. Die einzel⸗
nen Bejirke kommen in der Reihenfolge zum Aufrufe, in welcher
die Aushebung statthatte, so daß also mit Kirchheim begonnen
und mit Frankenthal geschlossen werden wird.
Vom Rhein, V. April. Wenn auch in den deutschen
Waffenblätzen der Rheinfronte nicht mehr geschieht als in den
französischen Festungen, so verdient doch die Art wie die franzosi⸗
sche Presse einige Maßregeln darunter namentlich die Ueberführung
der bedeutenden Rastalter Vorräthe in die mit großartigen bom⸗
bensicheren Lagerräumen und Magazinen ausgestattete Festung
benutzt, die ernsteste Aufmerksamkeit. Das preußische Cabinet hat
in Würdigung der Lage der Dinge und in Consequenz der Prin⸗
cipien der Kriegsverfassung Preußens geeignete Maßregeln längst
angeordnet. Schon seit längerer Zeit scheint man sich in Berlin
so wenig“ wie anderwärts dem Gedanken zu verschließen,
daß an das Gesammte Deutschland in jeder Stunde die Aufgabe
herantreten könnte, jenen immer wieder aufgestachelten Gelüsten
welche seit 1815 die Ruhe Europas bedrohen und, gepaart mit
gewissenloser Leichtfertigkeit, das allgemeine Vertrauen erschüttern,
Ind namentlich am Rhein seit fast einem halben Jahrhundert die
Wohlfahrt der Bevölkerung und Handel und Industrie fieberhaf⸗
ten Schwankungen aussetzen, gründlich zu begegnen. Es ist schon
vor einiger Zeit die Vervollständignng der todten Vorräthe in
den rheinischen Festungen, namentlich für Mainz angeordnet wor⸗
den. Der artilleristische Vertheidigungsapparat in dieser Festung
wird stetig vermehrt oder vielmehr werden die alten durch Ge—
schütze neuer Construction ersetzt. Die Anfertigung von Munition
pird regelmäßig betrieben, so daß die Widersiandsfähigkeit dieser
Festung, soweit diese von dem Mõterial abhängt, bedeutend größer
wie ehedem geworden ist. Die Armirung im engern Sinne, näm⸗
lich die Besezung der Innen und Außenwerke mit Geschützen, wie
überhaupt die vollständige Widerstandsfähigkeit kann nach den ge—
troffenen Maßregeln in höchstt kurzer Zeit hergestellt sein. Zur
Wiederbesetzung von Rastatt durch preußische Truppen sind die
EFinleitungen bereits getroffen. Es ist gewiß, was die
nachste Zeit auch bringen möge, daß eine eroberungssüchtige In⸗
dasion den Gürtel der rheinischen Festungen in einer ganz ande—
ren Verfassung als die Ereignisse des vergangenen Jahres finden
wird. Bessere Schutzwehren aber noch als diese Tod und Ver—
derben bergenden Erd⸗ und Steinkolosse werden sich wie eine un—
jerreißbare Kette in dem deutschen Volke in der Liebe zu m Vater—
lande, dem Muth und der Kraft zur Vertheidigung des heimischen
Herdes und der nationalen Ehre finden. (Pf. Kr.)
Mannheim, 1I. April. Hier liegt eine von Herrn Staats⸗
rath Lamey verfaßte patriotische Erkläruug in Betreff der luxem
burgischen Angelegenheit zur Unterzeichnung auf, welche dem groß
herzoglichen Staalsministerium übergeben werden soll.
Frankfurt, 8. April. Der Lärm über den Verfall Frank⸗
zurts legt sich. Selbst unsere vreußenfeindlichen Blätter gestehen
Weein, daß vornehme Fremden in letzter Zeit hier ihren Wohnsitz
zenommen, und daß bereits Industrielle aus den Rheinlanden die
jünstige Lage der Stadt benützen, um Geschäfte zu begründen,
die massenhaft angedrohte Auswanderung beschränkt sich auf we—
nige Fälle und hat in dem Zuzug neuer Geschäftsleute mehr als Er⸗
aß gefunden. Wir find fest uͤberzeugt, daß die Stadt unter preu⸗
zischer Herrschaft einer Blüthe in Handel und Gewerbe entgegen—
gehi, welche sie unter dem alten Regiment nie erlangt hätte.
Dacmstadt, 11. April. In der „Frankf. Ztg.“ g wird
ausgerechnet, daß durch den Eintritt des ganzen Großherzogthums
in den Norddeutschen Bund der Militäraufwand um nicht weni⸗
ger als 1,325,000 fl. gegen früher steigen würde. Große Kosten
dunten aber auf keinen Fall abhalten, die Wiedervereinigung aller
»eutschen Einzelstaaten zu verwirklichen, abgesehen davon, daß ja
eine künftige Minderung der Mililärlast nicht zu den unmöglichen,
ja nicht zu den unwahrscheinlichsten Dingen gehört.
Berlin, 9. April. Die wiederholt angekundigte Errichtung
ines 13. nun nicht mehr norddeutschen, sondern bereits deutschen
Armeecorps aus den darmstädtischen und badischen Truppen wird
abereinstimmend sowohl aus Darmstadt wie Karlsruhe gemeldet.
Dem norddeutschen Heere werden dadurch nach den Einzelangaben
der betreffenden Regierungsorgane 28 Vataillone, davon 1 Jäger⸗
dataillon, 20 Escadrons, 15 Batterien, 1 Pioniere und 1 Train⸗
hataillon zuwachsen, und die Bedingungen, unter welchen der Zu⸗
rritt dieser Contingente erfolgt, werden genau als die dem 12.
rächsischen Cotps bewilligten bezeichnet. Wie das sächsische Armees
orps würden übrigens guch die beiden fortan im 13. Corps ver⸗
inigten deutschen Contingente gegen ihren bisherigen Bestand
ine bedentende Erhöhung erfahren. Der „Br. Ztg. zufolge ist
heneral Göben zum commandirenden General dieses 13. Armee⸗
orps bestimmt. Dagegen schreibt heute die „B.⸗— u. H.«Zig.“:
Miltheilungen von glaubwürdiger Seite, zufolge ist der General⸗
entenant v Göben, Commandeur der 13. Division, allerdings
nicht, wie früher gemeldet, zum Commandanten von Luxemburg,
vieimehr zum Gouverneur dieser Festung ernannt.“
Berlhin, 10. April. Die Vorberathung über den Verfas—
sungsentwurf ist heute beendigt worden, nicht ohne einigen sächsi—
schen Abgeordneten Anlaß gegeben zu haben, ihren Gefühlen ge⸗
gen Preußen Luft zu machen. Ich will glauben, daß die Worte
des Hrn. Bevel nicht die allgemein herrschende Ansicht in Sachsen
ind, und will auch kein allzugroßes Gewicht auf Nachrichten aus
Sachsen legen, welche von einer preußenfeindlichen Stimmung vie⸗
les zu erzählen wissen. Auffallend bleibt nur, daß keiner der 20
sächsischen Abgeordneten es für nothwendig erachtet hat, ihr Ab⸗
weichen von den Bevel'schen Aeußerungen zu documentiren. Da⸗
mit wird nur das erreicht, daß der Graf Bismarck der öffentli—
lichen Meinung in Preußen, in Sachsen vorsichtig zu Werke zu
gehen, sein Ohr nicht ganz verschließen wird. — Heute findet die
erste Conferenz der Regierungsbevollmächtigten des Norddeutschen
Bundes zur Berathung über die Beschlüsse des Reichstags statt,
und am Montag wird das Resultat der Berathungen dem Reichs⸗
tage vorgelegt werden. Die „Prov.-GCorr.“ bestätigt nunmehr auch
daß die Regierung in den Diäten und in Betreff der Forckenbech'
schen Amendements nicht nachgeben wird. Gehe ich nunmehr
zuf die luxemburgische Frage über, so habe ich Neues nicht mit⸗
zutheilen. Nur das glaube ich aus maucherlei Andeutungen schließen
zu dürfen, daß die europüische Conferenz wegen dieser Frage nicht
jusammentreten wird, wofern anders Naͤpoleon nicht von vornher⸗
ein erklärt, daß er sich dem Ausspruche Europas unterwirft. Preu⸗
zen ist jetzt an die öffentliche Meinung gebunden, wird aber jede
Gelegenheit ergreifen, auf Ausgleichungsvorschläge zur Erwägung
einzugehen. Die Hoffnung auf Erhoͤltung des Friedens dars
nicht aufgegeben werden, aber die Eutscheid ung liegt leider nicht
in Berlin, sondern in Paris, und nicht in den Tuilerieen, son⸗
dern auf den Straßen der Wellstadt )
8'errin11. April. Privatte legramme der „Vörsenhalle“
besagen: Der König derx Niederlande habe zu Gunsten des Prinzen