Heinrich als Großherjog von Luremburg abgedankt. Undedes Landes oder der Gloire geopfert worden? Werden die Stimm—
veiter: Vor vierzehn Tagen habe Frankreich Oesterreich ein Offen⸗ berechtigten in Frankreich nie denken lernen? Auf letztere Frage
ivbündniß gegen Preußen angeboten; das Wiener Cabinet sei antworien wir; Nein, so lange ihnen der preußische (oder, was
ichwankend, Herr v. Beust dagegen, die Mil itärpartei dafür ge- dasselbe ist, der deutsche) Schulmeister fehlt! Dann wird in Pa—
wesen, deshalb habe Frankreich sich zurückgezogen und sei seitdem ris auch keine Flugschrift mehr erscheinen können, welche den Ti⸗
Preußen näher getreten. el führt: „Wehe den Barbaren“, und damit die — Deut—
Luxemburg, 9. April. Daß die Luremburger nicht gern schen meint.
in den Norddeutschen Bund treten würden, ist ganz richtig, denn Paris, 10. April. Im gesetzgebenden Körper ist die bon
die Luxemburger sind wo möglich noch stärkere Particulariften als der Majorität gestellte Interpellalion über Luremburg zurückgezo⸗
die Schwaben. Daß sie aber französisch werden wollten, ist noch jen worden, waͤhrend die Interpellationen der Opposition und der
weniger wahr. Die „Köln. Ztg.“ erzählt eine bezeichnende Anek- Mittel partei von allen Buͤreauis verworfen worden sind. — Fast
dote von der Sauer: „In einem der Grenzorte, die mit Trier ille heutigen Abendplätter sprechen sich für die Neutralerklärung
n regem Verkehr leben, kam der Lehrer der Gemeinde ins Schul- duremburgs aus. — Herzog van Gramont, unser Gesandier in
zimmer mit den Worten: „Nun. Kinder, wißt ihr auch schon, Wien, ist heute hier eingetroffen. UV
daß wir französisch werden?“ Darob brachen die kleinen luxem— Paris, 10. April. Man liest im „Elendard“; Der Kaiser
durger Patrioten sofort in Weinen und Wehklagen aus, und als vird morgen Nachmittag 2 Uhr im Bois de Boulogne eine Re⸗
sie nach Hause kamen, hatten sie nichts Eiligeres zu thun, als püe über die Truppen abhalien. Se. Majestät wird perjsoͤnlich
die Unglücksbotschaft ihren Eltern mitzutheilen, worauf diefe in die den Offizieren, Unterofffizieren und Soldaten verliehenen Eh—
aller Bestürzung sich zusammenthaten, zu dem Herrn Dechanten »enkreuze und Medaillen vertheilen. Alle Unteroffiziere der Armee,
des Ortes gingen und dringend um die Anstellung öffentlicher die mil Chassepot-Gewehren versehen sind, erklären in den Regi⸗
Gebete sollicitirten, „denn französisch werden sei noch schlimmer nentern die theoretische Anwendung dieser Waffe. Auf diese Weis
wie die Cholera.“ Zum bessereren Verständniß fei hier noch bemerkt. interrichtet, werden die Truppen in einigen Stunden von dieser
daß die Cholera im vorigen Jahre dort sehr schlimm gehaust ha. Vaffe Gebrauch machen können, sowie sie dieselben in Händen
und damals öffentliche Cebete abgehalten wurden. aben werden.
Luxemburg, 10. April. Ein Exktrablatt der „Union“ Das „Memorial diplomatique“ enthält folgende Mittheilungen:
meldet: Wir sind ermächtigt, folgendes Telegramm zu veröffent- die Nothwendigkeit, für die Reorganisation der Armee in wirksa⸗
lichen: „Haag, 9 April (8 Uhr 10 Minuten Nachmittags). Die ner Weise Sorge zu tragen, und die Maßregeln, welche der Be—
Situation ist dieselbe, allein es ist ernsthaft die Rede, die Neu— athung der Kammern unterbreitet sind, unverzüglich in Anwen⸗
rralität Luremburgs werde durch die fünf Großmächte garantirt hung zu bringen, haben das Kriegsministerium veranlaßt, einige
werden.“ iemlich wichtige Vorkehrungen zu treffen. Die auf ein halbes Jahr
Wien, 7. April. Man erwartet in diplomatischen Kreisen Beurlaubten sind einberufen, die 14tägigen Beurlaubungen, die
dcß das Tuilerieencabinet die grientalischen Angelegenheiten nun⸗ man häufig den Unteroffizieren der Garnisonen großer Städte
mehr keineswegs auf sich beruhen lassen, sondern förmlich die bewilligt, sind bis auf Weileres aufgehoben.
Dedereinbeiufung des Pariser Congresses von 1856 in Anregung Belgien.
ringen werde. 485 .
Prag, 8. April. Im Gzechenclub wurde beschlossen, daß Brüssel— Apri —- steigert sich vberde
die Foͤderalisten bei Vornahme der Reichsrathswahlen unter Proe Stunde zu Stunde, man wird dies leicht begreifen, wenn Van π
test den Landtagssaal verlassen werden. Vei den Debalten machen 'aß bei einem Krieg zwischen Franreich und Deutschland, Belgien gleich—
diese Herren regelmaͤßig Standan am durch feine geographische und politische Lage zum Kampfplatz be⸗
Aus Scheswi geHolsstein. Bei den Control⸗Versamm⸗ immt ist. In Paris trägt man sich sehr ernstlich mit der Idee, Bel⸗
ungen zur Landwehr kommen noch fortwährend Eidesbetweige- Lien zum Abschluß eines Offensid- und Defensivvertrags zu in
rungen und leider hier und da auch Ausschreitungen Einzelner, nd ihm sogar ene Jache w darauf tingenen auf
die freilich scharf geahndet werden, vor. Auf Alsen weigerten sich ine Gehieterweneruns zu ann en * enin
allein 400, den Eid zu leisten, und in anderen Begirten Rorde diesem Augen i V dingen M W wesen —*
chleswigs geht es nicht besser. Vor der Hand ist den eigentli⸗ lien aus seiner urch die Ber rage ihm aufer . en y gewaun.
hen Eidesweigerern michts heschehen, nur daß sie sich ftete Pruzei eisteten Neutralität hervortreten will. Nur wo Ln dir diir
aufsicht gefallen lassen müssen. VDamit hängt auch' die furiwaüh. ich auffallenden undi uns von ieere —* der dpeen
tend starke Auswanderung, und zwar nicht bloß nach Amerika, Imstand bemen Wan n — Doe weg mehr der
sondern auch nach Dänemark, wo die jungen kraͤftigen Leute nat ventuellen nnerion Belgiens id son V nen prn
türlich gern aufgenommen werden, zusammen. Der Fanatismus nußse ein starkes Mittelglied zwischen Deutschland und Frankreich
———
jast kein Tag, an dem nicht von einem Schabernack gemeldet
wird, oder von Abbrennen, Umreißen, Beschmutzen ec. der an der
Zränze aufgesteckten preußischen Adler und Farben. Selten ge⸗
lingt es der Thäter habhaft zu werden. Wohl um den Behörden
mehr Hilfe gewähren zu können, sind jetzt eben auch nach Apen—
rade zwei Compagnieen in Garnison gelegt worden. In Flens—
burg erhielten dieser Tage mehrere dänisch gesinnte Einwohner,
velche sich den Bertrieb verbotener dänischer Schriften (nament-
lich auch illustrirter Witz-Broschüren) besonders haiten angelegen
jein lassen, entsprechende Strafen.
Frankreich. ne
Paris, 9. April. Herr Drouyn de Lhuys hatte eine Un—
zerredung mit dem Kaiser, und man behauptet, daß er Hrn. v.
Moustier wieder zu ersetzen berufen sei. Dies hätte eine gewiffe
Bedeutung, da bekauntlich Hr. Drouyn abtrat, weil seine Politik
dem Vorgehen Preußens sofort entgegenzutreten, im vorigen Jahre
an dem Gesundheitszustande des Kaisers und an dem Widerstande
Rouhers scheiterte.
Paris, 9. April. Wenn die „France“ gut unterrichtet
ist, so sollen die Unterzeichner des Verirages von 1839 nicht zu!
einer Conferenz durch Frankreich aufgefordert werden, um ihre
Meinung kundzugeben, sondern durch directe Mittheilung diploma⸗
tischer Noten um Antwort auf folgende zwei Frage gebeten wer⸗
den: 1) Hat der König von Holland das Recht, Luremburg ab⸗
zutreten? 2) Hat Preußen nach den im vorigen Kriege erlangten
Vergrößerungen noch Grund, die Occupation der Festung Luxem⸗
burg durch seine Truppen fortzusetzen?
Paris, 10. April. Das 5. Linienregiment, das vor drei
Jahren 2000 Mann stark Angers verließ, um nach Mexico zu.
zehen, ist nun 900 Mann stiark dort wieder eingerückt. Die
Frkf. Ztg. fragt: „Sind die fehlenden 1100 der Bertheidigung