Full text: St. Ingberter Anzeiger

er Anzeiger. 
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Nro. 53. W Donnerstag, den 2. Miii 1867. 
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Deu tschland. 
München, 28. April. Se. Maj. der Koͤnig hat folgende 
Regimentsinhaber ernannt: den Prinzen Otto k. H. zum Im 
haber des 5. Chevaurlegers-Regiments vacant Leiningen, den 
hrinzen Ludwig k. H., der bei Helmstadt voriges Jahr verwundet 
purde, zum Inhaber des 10. Infanterie Regiments vacant Al⸗ 
bert Pappenheim, den Generallieutenank und Generaladjutanten 
Frhrn. v. d. Tann zum Inhaber des 11. Infanterie-Reg. vacant 
Hsenburg und den Generallieutenant v. Hartmann zu Würzburg 
sum Inhaber des 14. Inf.; Reg. vacant Jandt. — —XWI 
liegt es keinem Zweifel mehr, daß in Unlersteinach in Oberfran⸗ 
ten. Bezirksamts und Landgerichts Stadisteinach, die Rinderpesi 
zum Ausbruche gekommen ist.Eine Anzahl weiterer Erkrankun⸗ 
gen unter dem Rindvieh daselbst sind von den Thierärzten Enge' 
und Schmidt daselbst, sowie von dem gleichfalls dort anwesenden 
Hahn an der hiesigen Thierarzneischule als Rinderpestfälle erklärt 
woöorden. Die Kreisregierung von Oberfranken hat sofort mit 
aller Umficht und Energie, der Verordnung vom Dezember v. J. 
üͤber die Rinderpest entsprechend, alle vorgeschriebenen Maßregeln 
getroffen, um das Uebel nicht weiter um sich greifen zu lassen, 
sondern es in seinem Herde zu ersticken. Auf eingelangten Bericht 
hat auch das k. Staatsm:nisterium des Innern schon gestern den 
hofthierarzt Sondermann an Ort und Stelle abgefendet, und di⸗ 
ser bestätigte heute durch den Telegraphen das Vorhandensein der 
Rinderpesi. Untersteinach ist nunvollkommenmilitärisch abge— 
sperrt, jeder Verkehr mit dem Orte‘ abgebrochen. Ein von Bay 
reuth dahin gesendeter Regierungscommissär hat dort während der 
Dauer der Krankheit zu bleiben und den Vollzug aller angeord— 
neten und noch anzuordnenden Maßregeln zu! überwachen und 
ortwährend zu berichten. Außerdem hat sich auf Anordnung des 
Staatsministeriums des Innern je ein Thierarzt aus allen 
denjenigen Kreisen Bayerns, in welchen kein Thierarzt sich befin 
Zet, welcher die Rinderpest bisher selbst zu beobachten Gelgenheit 
Jaitte, nach Untersteinach zur Beobachtung der Krankheit und 
Dienstleistung dabei zu begeben. Bei der Energie des Vorgehens 
der Staatsregierung läßt sich ein günstigerErfolg dahin hoffen, das 
die Weiterverbreitung der Krankeit werde verhindert werden. 
Germersheim, 303.April:“ Die Nachricht, daß unser 
Festunasgouverneur, Hr. Generallieutenant v. Krazeisen nach Mün 
hen berufen worden sei, ist unbegründet. (öPf. 3.) —35 
Landau, 30. April. Der Gouverneur- der Festung Lan⸗ 
dau, Herr Generalmajor Buz, ist heute Nachmittag 4 Uhr von 
Muünchen zurück wieder hier eingetroffen. Man sagt, die Festung 
joll armirt werden. 
Dienstes-Nachrichten· 
Die durch die Quiescirung des k. Studienlehrers Geeck an 
der zweiten Ciasse der lateinischen Schule zu Kaiserslautern in 
Erledigung gekommene Studienlehrerstelle wird hiermit zur Be⸗ 
werbung offentlich ausgeschrieben. 
Die betreffenden Gesuche mit vorschriftsmäßigen Zeugnissen 
bersehen, sind innerhalb 14 Tagen bei dem k. Subrektorat der 
Lateinschule in Kaiserslautern einzureichenn. 
Mainz, 28. April. Zu einer eingehenden Inspection der 
Festung in ihrem ganzen Bestande, sowohl hinsichtlich der Aus⸗ 
slaitung der Besatzung, wie der Ausrüstung der ersteren in artille⸗ 
ristischer und administrativer Hinsicht ist seit gestern ein preußischer 
Offizier höherer Charge eingetroffen. Die Verproviantirung und 
vollfländige Armirung der VFestung äist indessen jetzt angeordnet 
worden. Die Besatzung wird, dem Vernehmen nach, um 6000 
Mann verstärkt.“ Sie wird sich übrigens dann immer noch nich. 
höher beziffern, als der Friedensstand der Bundesbesatzung betrug, 
nämlich 12,000 Mann; wie denn auch nicht übersehen werder 
darf, daß die volle Kriegsstärke der Besatzung mindestens 25.00 
Mann erfordert, welche nach der preußischen Milititärverfaffung 
die Landwehr siellt. Bis jetzt wird noch nicht an die Mobilisi— 
·ung derselben gedacht. — Im Falle eines Ausbruches der Feind 
seligleiten steht der vollständige Schluß einiger größeren Fäbriken 
hebor. — Tine der bedeutendsten Firmen des Plahes und in der 
cisenbahnbranche wohl ganz Süddeutschlands, Gebrüder Goldschmitt, 
vird aufgelöst. Die dermaligen Chefs siedeln nach Zürich, Prag 
und Brüussel über. Der Abgang dieses bedeutenden Hauses, dessen 
zillerer Chef durch die bedeutende Stiftung von 35,000fl. zum Besten 
chein-hessischer Volksschullehrer sich ein ehrendes Andenken gesichert hat 
und dessen Innhaber überhaupt ihre großartigen Mittel stets zur 
Bethätigung eines edlen Bürgersinnes anzuwenden bereit waren. 
ist ein harier Schlag für den Platz. 
In Mainz ist in den letzten. Tagen nicht der General v, 
Molike, sondern der General v. Pritiwitz eingetroffett. — Für 
die vorläufige Verproviantixung der Festungen Mainz, Coblenz, 
duxemburg und Köln soll der Lieferant Kahzenstein aus Bielefeld 
einen Aufixag im Betrage von 300,000 Thlr. abgeschlossen habe. 
Fraͤnkfuri, 80. April. Dert österreichische Autheil an 
dem AÄufwand, der auf die Bundesfestungen verwendeten Summen, 
beträgt 13,450,000 fl. Davon treffen auf Mainz 3,150.000 fl. 
Lurxemburg 1 Mill. Ulm 5,360,000, Rastatt 3,470,000, Lan⸗ 
dau 470,000 jl... 
Dar mistadt, 26. April. Das heute erschienene Regie⸗ 
rungsblatt enthält eine Bekanntmachung des großh. Ministeriums 
des Hauses uad des Aeußeren, nach welcher die Erhebung der 
Mainschifffahrtsabgaben im Großherzogthum in Gemäßheit der 
deßfallsigen im Art. 2 des preußisch-hessischen Friedensvertrages 
enihaltenen Vereinbarungen mit dem 1. Mai l. J.eingestellt 
werden wird. 23 — 
gSannover. Rüstungen finden seit längerer Zeit in um⸗ 
fassendem Maße statt. Täglich durchziehen lange Munitionscolon- 
nen unsere Siadt von Ost nach Wesi. Handwerkern, welche Lie— 
ferungen für das Militär übernommen, wird für jede vor dem 
festgesetzten Tage abgelieferte Arbeit höheren Lohn bezahlt. Durch 
Circular des Minisleriums des Innern sind sämmtliche Behoͤrden 
veranlaßt, in ihren Bezirken alle verwendbaren Handwerkern zu 
Militärarbeit aufzufordern, während die Handwerker aus den Ge⸗ 
burtsjahren 1840, 41 und 42 in dieser Woche noch eingezogen 
werden, um als Handwerker ohne Waffen in der Armee zu die⸗ 
nen. Bei“ Kavauerie und Artillerie hat jeder Soldat 4 Pferde 
zuzureiten“ 
Berilin, 27. April. Garnier⸗Pagés, der franzosische Fort 
schrittsmann und Friedensfreund, ist aus Paris hier eingetroffen, 
um die Stimmuig der liberalen Abgeordneten kennen zu lernen. 
Er soll beabsichtigen, zur Erhaltung des Friedens einen internati⸗ 
onalen Abgeordnetentag nach Brüssel einzuladden . 3 
Beerin 29. April. Die Throntede mit welcher der Kö— 
nig heute die außerordentliche Sesfion des preußischen Landtages 
eroͤffnet hat, ist seht ernst, sehr gemessen, aber sie enthält nichts, 
was der uͤberaus friedlichen Sirömung irgendwie einen Damm entge⸗ 
genstellen könnte, und noch weniger hat sie den Charakter einer Provo⸗ 
cation oder giebt sie verletzten Gefühlen Ausdruck. Das Ceremoniel 
der Eröffnung war das gewöhnliche, die Hofloge blieb aber leer. 
Eine halbe Stunde nachher hielten beide Häuser ihre erste Ple—⸗ 
narsitzung. Im Herrenhause wurde der Graf Eberhard zu Stol⸗ 
berg⸗ Wernigerode wiederum zum Präsidenten, die Herren von 
Frankenberg⸗Ludwigsdorf und Graf Brühl wiederum zu Viceprä⸗ 
sidenten gewählt. Das Abgeordnetenhaus, das im Concertsaal 
des Schauspielhauses tagt, wird diese Wahl der Präsidenten ersi 
morgen vornehmen; heule sind die Mitglieder in die sieben Ab— 
theilungen verloost worden. Was nun die lurxemburger Frage 
angeht, so sind mir von zwei gleich zuberlässigen Seiten folgende 
Mittheilungen zugegangen: Gesiern (Sonntag) Mittag sind Nach⸗ 
richten aus Paris hierher gelangt, welche in autorisirter Weise 
die fortdauernd frieblichen Gesinnungen Napoleons documentiren 
und hinzufügen, daß der Kaiser in der Lage ist, seine friedliche 
Besinnung den feindlichen Parteien gegenüber zur Geltung zu 
hringen. Anderweitig eefahre ich, daß zwar Preußen wahrschein⸗ 
sich einer Conferenz in London zur Lösung der luremburgischen