Full text: St. Ingberter Anzeiger

Frage beiwohnen wird, daß es aber nicht daran denkt, jetzt oder 
päter das Besatzungsrecht in Lrxemburg aufzugeben und Luxem— 
hurg zu räumen. Man befürchtet Frankreich werde die Revision 
der Verträge von 1815 und eine Grenzregulirung vorschlagen. 
Die Gefahr eins Conflictes ist also noch lange nicht beseitigt, fie 
wird sogar drohender als je, wofern die Rüstungen in Frankreich 
jortdauern. 
Berlhin, 30. April. Im Abgeordnetenhaus wurden Hr.v. 
Forckenbeck zum Präsidenten, Hr. v. Stavenhagen zum ersten Vi⸗ 
tepräsidenten gewählhlt. 
Berlin, 30. April. Nach der hiesigen Börsenztg. würde 
mit der eventuellen Räumung Luxemburgs die Errichtung eines 
orenßischen befestigten Lagers bei Trier Hand in Hand gehen. 
Wien, 26. April. Es beginni auch Rußland eine erhöhle 
nilitärische Thätigkeit zu entfalten. Nachrichten aus Wafhington 
zufolge soll der Verkaufspreis für Russisch⸗Amerika in Schiffen, 
nicht in Geld geleistet werden! Um so thätiger ist unsere Regie— 
rung, um Rußland zu bewegen, sich ebenfalls für die Nentrali— 
firung Luxemburgs auszusprechen. Man würde in der orientali— 
schen Frage werthvolle Zugeständnisse zu machen bereit sein (D, 
venn sich die nordische Großmacht dafür verpflichten würde, fuͤr 
die Erhaltung des Friedens thätig zu sien. 
Wien, 27. April. Der preaßischen Regierung ist bereits 
die Anzeige zugegangen, daß mit der Rückkehr der österreichischen 
—AXDD 
hes diesseits der Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Revi 
son des Aprilvertrages im Wege gestanden, uͤnd es wird sich 
eigen, ob es inzwischen auch Preußen gelungen, die bekannten 
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Wien, 27. April. Das Tabaksmonopol geht doch dem 
Ende entgegen. Der K. 3. nach ist die Aufhebung des: Monv— 
pols schon für das Jahr 1868 in beiden Reichshälften im Prin⸗ 
nip festgestellt. Dagegen wird angeblich eine Steuer auf die Ta 
baksproduktion, auf die Fabrikation und auf den Handel mit Ta— 
zak gelegt werden. — Die hier anwesenden merikanischen Frei 
villigen versammeln sich täglich und auch noch heute massenhaf 
dor der Wohnung des Obersten Leisser (General⸗-Agenten der me⸗ 
rikanischen Regierung), um ihren rückständigen Sold zu fordern. 
Sie werden von einem Tag auf den andern vertröstet. Bis jetz 
aber wartet Oberst Leisser vergebens auf die nöthigen Mittel 
welche aus Paris eintreffen sollen. Man besorgt ernstliche Excefse 
bon Seiten dieser in großer Noth befindlichen Leute. 
Wien, 1. Mai. Die Presse schreibt: Die Londoner Con— 
ferenz auf Grund des russischen Programms ist von den betheilig⸗ 
ten Mächten angenommen. Eine vorberathende Sitzung der Be— 
dollmächtigten Oesterreichs, Frankreichss, Englands, Rußlands 
Preußens, Hollands und Belgiens soll am 12. Mai unter dem 
Vorsitz des Lord Stanley stattfindden. 
Frankreich. 
Paris, 29. Gpril. Der Moniteur“ berichtet über den 
feierlichen Empfang, der gestern, Sonntag den 28. dem jungen 
Prinzen Tokungava⸗Mimbu⸗Tayo, Bruder des Taikuns von Ja— 
pan, in den Tuilerien zu Theil geworden ist. — Die „Opinion 
nationale“ warnt dovor, sich zu großen Friedensillusionen hinzu⸗ 
zeben. Wenn auch wirklich Preußen auf die Neutralisirung Lu⸗ 
cemburgs eingehen sollte, so sei doch noch die Frage zu beantwor⸗ 
ten, ob dies neutralisirte Land die Jestung beibeihalten dürfe, 
oder ob dieselbe zu schleifen seiz ferner handle es sich darum, zu 
wissen, ob Luxemburg dem Zollverein in Zukunft noch anzugehö⸗ 
ren habe oder nicht und endlich sei es noch sehr fraglich, ob man 
Preußen, falls Luxemburg geschleift werden solle, das Recht zuge⸗ 
tehen könne, aus Saarlouis eine Festung ersten Ranges zu ma—⸗ 
chen. Von der Erweiterung Saarlouis ist jedoch weniger dit 
Rede, als von der Befestigung Triers. — Dem „Etendard“ geh 
folgendes Telegramm durch seinen Privat-Dienst zu: Berlin 28 
April, 9 Uhr Abends. Unmittelbar nach Schluß der Session der 
preußischen Kammer wird der König, vom Grafen Bismarck be— 
gleitet, sich nach Paris begeben, um die Ausstellung zu besichtigen. 
— Die Conferenzen sollen spätestens bis Ende nächster Woch⸗ 
exoffnet werdenn. — 
Paris, 30. April. Eine im heutigen, Moniteur“ enthal⸗ 
tene: Note lautet: Beim Auftauchen der Luxemburger Frage war 
der Bestand der französischen Armee unter den Normalbestand re⸗ 
ducirt. Die Regierumg hat sich verpflichtet gesehen, Vorsichtsmaß 
regeln zu treffen, den Stand der Armee zu erhöhen, Pferde anzu⸗ 
kaufen und die Grenzfestungen in Vertheidigungszustand zu setzen. 
Neuerdings eingetroffene friedliche Nachrichten veranlaßten jedoch 
den Kaiser, den Befehl zu ertheilen, daß keine Vorbereitungen 
zum Kriege mehr getroffen werden und daß die entlassenen Sol⸗ 
daten, deren Einberufung in Aussicht genommen war, zu Haust 
bleiben sollen. 
Padis, L. Mai. Aus guter Quelle wird versichert, der 
oͤnig der Niederlande habe es übernommen, die Unterzeichner 
der Londoner Verträge vom 7. März 1839 zu einer Conferen, 
einzuladen. — Der Etendard meldet, daß die Verhandlungen fort 
dauern, daß aber Preußen noch keine bestimmte Erklärung über 
die Vorfragen gegeben habe, von deren Erledigung die Festsetzung 
eines Tages für die Eröffnung der Conferenz abhängig sei. (Hier 
mit widerlegt nun der Etendard die falschen Nachrichten selber 
die er vorgestern in die Welt gesetzt hat.) 
.273 England. 
London, 15 Mai. In der gestrigen Abendsitzung des Un⸗ 
terhauses stellte Griffith die Anfrage, ob die englische Regierung 
die Garantie der Neutralität Luxemburgs übernehmen würde? 
Vord Stanley erklärte, er wolle in Beziehung auf diese Frage 
den Congreßverhandlungen nicht' vorgreifen. 
Italien. 
SFlorenz, 28. April. Nach der .Gazette de France“ 
hätte Admiral Persano unmittelbar nach seiner Verürtheilung einen 
Admiral und zwei Capitäne der italienischen Flotte zum Duell 
gefordert. Die Offiziere hätten die Herausforderung sofort ange— 
nommen... 
Griechenland. 4 
Korfu, 30. April. (Ueber Wien). Ans Kanea anf Kan— 
dia wird gemeldet, daß Omer Pascha den Feldzug mit 56 Ba— 
taillonen türkischer und ägyptischer Truppen eröffnet habe, welchen 
die Insurgenten höchsteus 6000 Mamn entgegen stellen könnten, 
Musiland. 
Petersburg. Man schreibt der „D. Allg. Z.“ von 
hier: „Daß die Sympathieen des Kaisers und der gesammten kai— 
erlichen Familie Deutschland gehören, darüber kann wohl kein 
Zweifel aufkommen. Was die öfsentliche Meinung anbetrifft, so geht die— 
elbe unbedingt dahin, (so sehr sie auch sonst für den Frieden ein— 
jenommen ist) im Falle eines kriegerischen Conflictes zwischen 
rFrankreich und Deutschland müsse Rußland sich sofort auf die 
Seite dieses letzteren stellen und durch seine Machtentfaltung dem 
riege ein rasches Ende machen, Frankreich demüthigen und 
durch diese Demüthigung einen dauernden Frieden in Europa her⸗ 
zustellen. Diese Ansicht wird namentlich auch von zwei größeren unab⸗ 
jängigen Journalen, dem, Wjest“, dem Organe des Großgrundbesitzes, 
ind der „St. Petersburger Börsen⸗ Zeitung“, welche durch ihre ernste 
Tendenz und ihre große Abonnentenzahl zu den einflußreichsten 
Zeitungen Rußlands zählt, offen vertreten. Gerade die sonst so 
riedliche „Börsen-Zeitung“, welche bei Besprechung der Rußland 
doch so nahe berührenden orientalischen Frage für eine unbedingt 
riedliche Ausgleichung plaidirte, ist seit dem Auftreten der luxem⸗ 
»urgischen Frage wie umgewandelt und wünscht eine active Be⸗ 
theilung Rußlands zu Gunsten Deutschlands beim Ausbruch eines 
Conflictes lieber heute als morgen. “ 
Petersburg, 29. April. Falls die Kriegsbefürchtungen 
chwinden, begleitet der Kaiser im Juni oder Juli seine Gemah 
lin nach Kissingen und geht dann vielleicht nach Paris. 
Amerika. 
New-⸗York. 18. April. Marximilian versuchte vergeblich 
das Belagerungscorps von Queretaro zu durchbrechen. Juarez 
gab den Befehl, den Kaiser eventuell als Kriegsgefangenen zu 
dehandeln. 
New-York, 27. April. Es geht das Gerücht, daß die 
Kaiserlichen Puebla wieder eingenommen hätten. 
— Einem Privatbriefe aus New-York entnimmt die „N. 3.“ 
folgende Personalien: Wie bedeutend der politische Einfluß der 
Deutschen in den letzten Jahren gewachsen ist, mögen folgende Falta 
zeigen. In der jetzigen Legislatur von Ohio besinden sich acht⸗ 
jehn deutsche Mitglieder; in der von Indiang fünf; in der von 
Illinois acht; in der von Missouri zwanzig. Namentlich in den 
vestlichen Staaten ist die Zahl der Deutschen, welche County- und 
Stadtämter bekleiden, eine verhältnißmäßig viel größere, wie die 
ergend eines anderen Elements. — Augufst Willich ist jetzt Stadt⸗ 
Auditor von Cincinnati und bezieht eine außerordentliche hohe 
Eimahme. Karl Schurz will seinen Posten als Redacteur der 
Detroit⸗Post“, eines englischen Blattes wieder niederlegen. Lo— 
rena Brentano in Eigenthümer der Chicaqo Staatszeitung“. 
Vermischtes. 
Speyer 29. April. Vom J. k. Mts. an wird zwischen 
Alsenz und Kirheimbolanden eine Postomnibusverbindung ins 
Leben treten und gleichzeitig in Gaugrehweiler eine Posterpedition 
errichtet werden, welche dem Kaufmanne Heinrich Schmidt daselbst 
übertragen wurde. Am gleichen Tage wird auch in Wilgarts— 
wiesen eine Postexpedition eröffnet werden, welche dem Gemeinde— 
schreiber Ludwig Oehl übertragen wurde.