Full text: St. Ingberter Anzeiger

Punkt wird morgen in Berlin eröffnet; allein schon jetzt betrachten 
vir den Zusammentritt der Conferenz als gesichert.“ Das Tele—⸗ 
zramm aber hatte gelautet: „Morgen werden Verhandlungen 
eröffnet, ob die Räumnng vor oder nach der Conferenz eröffnel 
werden solle.“ Das ist doch etwas gänzlich Anderes! 
Paris, 1. Mai. Es wird glaubhaft versichert, der Moni— 
teur werde morgen die Eröffnung der Conferenz für den 12 
Mai anzeigen. — Der Etendard behauptet, die durch die nieder⸗ 
ländische Regierung eingeladenen Mächte hätten gestern ihre Zu— 
ttimmung zur Londoner Conferenz ertheilt, welche am 7. Mai 
zusammentresen werde, ohne daß vorher eine Verhandlungsbasis 
festgestellt sei. 
Paris, 2. Mai. Der Moniteur meldet, daß der Staats⸗ 
rath Jonas gestern dem Minister des Auswärtigen, Hrn. v. Mou⸗ 
ttier, seine Creditive als Geschäftsträger Luxemburgs über— 
reicht hat. 
Paris, 2. Mai. Man versichert, das Lager von Chalons 
werde am 10. Mai unter dem General Lamirault eröffnet wer—⸗ 
den. Die Regierung wird morgen dem gesetßzgebenden Körper Mit— 
theilungen über die Luxemburger Angelegenheit machen. 
England. 
London, 29. April. (Abgeordnetenhaus). Herr Hors— 
nan fragt den Staatssekretär der äußeren Angelegenheiten, ob 
er der Kammer über das Uebereinkommen in Bezug auf die Lon— 
doner Conferenz zur Schlichtung der zwischen Preußen und Frank 
reich streitigen Frage Mittheilungen machen kann. Lord Stanley 
antwortet mit folgenden Worten: Ich habe Gründe zu glauben, 
daß die Nachricht, es werde eine Conserenz zur Prüfung dieser 
Frage in London zusammentreten sich bestätigen wird. Die Con— 
erenz ist kein exclusiv-⸗englischer Vorschlag. Alle Mächte haben 
sich diesem Vorschlag angeschlossen, und ich glaube hoffen zu kön— 
ien. daß er von Frankreich und Preußen angenommen wird. Ich 
üge hinzu, daß ich Gründe zu hoffen habe, die Luxemburger 
Frage, welche nicht England allein beunruhigt hat, sei auf gutem 
Wege, friedlich gelöst zu werden. Ich kann nicht alles mittheilen 
vas in dieser Beziehung vorgefallen ist, weil andere Mächte in 
der Frage interessirt sind, und ich kein Recht habe ohne ihre Be— 
villigung darüber zu sprechen. Ich benütze diese Gelegenheit, um 
die Behauptung zu dementiren, England habe seine Meinung über 
die Rechtsfrage in der Luxemburger Angelegenheit mit Nachdruck 
ausgesprochen. — Im Gegentheil, England hat entschieden den 
Regierungen von Preußen und Frankreich seinen festen Entschluß 
ausgedrückt, daß die Streitfrage friedlich gelöst werden solle; au— 
zerdem habe ich foͤrmlich erklärt, daß, wenn es unglücklicher Weise 
zum Kriege kommen sollte, die Stellung, welche England anneh— 
pen verde, die einer strengen und unparteiischen Neutralität sein Vermisschte s. 
London, 2. Mai. Die Conferenz soll am Dienstag den Aus der Vorderpfalz, 1. Mai. Bei uns werden für 
7. d. beginnen: Graf Bernstorff vertritt Preußen. — Der Konig preußische Rechnung große Mengen Heu und. Stroß augekauft, 
von Gricchenland ist gestern incognito hier augetommen und reist welche zu Schiff nach Mainz zur Verproviantirung der Festung 
heute nach Berlin. — Die Fenierhäupter Burke und Doran sind gehen. Mi qge zu) Bei d b taehabten Ge— 
zum Tode verurtheilt worden; doch ist die Begnadigung unzwei — ren Wai. vxer heu e stattgeha 1 pr 
felhaft. — Eine Proclamation des Ministers des Innern, Wal vinnziehung der 4 vgt. bayerischen — . 9 
bole warnt vor Betheiligung an dem auf den 6. d. angekündig— bpde Frnio de eeen Inmene Atg dee 
ten Reform⸗Meeting im Hydepark. — Das russische Panzerge— Fe fhn ——6 W b 8061 i53 
schwader ist telegraphisch von, Portsmouth zurückberufen und soll 1348 g g ene 
die kaiserliche Familie nach Kopenhagen escortiren. e ¶i dr. —. äe — 
London, 3. Mai. Verflossene Nacht erklärte Lord Derbye8. 88. . Iöον Thaler. Gr. Zig.) 
im Oberhause: obwohl die vorläufigen Grundlagen der Verhan⸗ F Lindau, 25. April. Heute kam hier der gewiß seltene 
lungen noch nicht festgestellt seien, werde die Conferenz doch spä- Fall vor, daß drei Ehepaare, die vor 25 Jahren zur gleichen 
restens am nächsten Dienstag zusammentreten. Er bezweifele nicht Stunde sich trauen ließen, gesund und wohl im Beisein zahlreicher 
daß eine friedliche, die militärische Ehre Frankreichs und Preu- Nachkommen ihre silberne Hochzeit feierten. 
hzens nicht verletzende Lösung werde gefunden werden. f Taxis'sche Briefmarken. Vom 1. Juli d. J. dem 
Italien. * des iten z furun — 8 Ineen Post⸗ 
31 r J s auf den preußischen Staat, treten die seithrrigen Taxis'- 
Die Italie bringt fast jeden Tag heftige Ausfälle, Verdäch— ece —8 altiate 
stigungen und Verleumdungen gegen Preußen. Heute verhöhnt schen F Jahres 
sie Preußen wegen seiner Schwäche zur See: diese Flotte würde aufhören zu ii 
im Falle eines Conflictes von der See weggefegt werden. Diese — Abril In heutiger Ziehung der preußischen 
Probezeihung leitet sie mit der boshaften Bemerkung ein: Preußen Lotterie siel der eerind von —* Thlr. nach vbioen 
3 We e ender senen diner ee bei Weidtmann; betheiligt sind dem Vernehmen nach drei klleinere 
e eeDe e een Holdnd ihe 8 wmitde / und vier Unterpostbeamten mit zusammen 
Florenz, 1. Mai. Der Kriegsminister legte heute der / sammtlich in dustrie fabricirt ielt ei 
Abgeordnetenkammer einen Gesetzesentwurf über die Heeresreorga⸗ hi 4.8 eg n. user Industrie fabricirt jezt einen eigen⸗ 
nisfation vor. Die Italie meldet, ohne jedoch eine Vürgschaft fuͤr thümlichen Artikel für Amerika. Man trägt jetzt dort Halskragen 
hie Nachricht zu übernehmen, daß der preußische Gesandte, Hre'd und VManchetten von Papier, die man nach dem Gebrauche fort⸗ 
Usedom, nach Berlin abgereist sei. wirft. Der Preis ist immer noch weit geringer, als das Wasch— 
geld der linnenen Kragen betragen würde. Solcher Kragen li— 
Rusiland. fert nun eine hiesige lithographische Kunstdruckerei contractlich wö— 
— Ein kaiserlicher Ukas schafft mit dem Beginne des nächsten schentlich etwa eine Million, und die Ausführung derselben ist so vor⸗ 
Jahres die Naturalleistungen der Bauern zum Besten der ortho züglich, daß man sie von feinem Linnen kaum unterscheiden kann. 
doxen Geistlichkeit in den Gouvernements Kiew, VPodolien und Vol Auch Damen-Spitzenkragen werden auf diese Weise nachgemacht 
yynien ab und führt an der Stelle derselben einen jährlichen 
GGrundzins ein, welcher für die drei Gouvernements zusammen 
über 400,000 R. beträgt, wovon zur Unterstützung des ortho— 
doxen Clerus daselbst über 373,000 und für die Bedürfnisse des 
römisch-katholischen 44.511 R. verwendet werden sollen. 
Amerika. 
Die Lage des Kaisers Maximilian ist eine sehr bedenkliche. 
Er befindet sich eingeschlossen in Queretaro und hat vergeb ens 
zersucht sich durchzuschlagen. Aber wenn ihm dies auch gelänge, so 
würde er doch schwerlich der Gefangenschaft entgehen, da die Ju— 
aristen bereits vor Vera⸗Cruß, dem Einschiffungs-Hafen, stehen, 
Auf Verwenden des österreichischen Gesandten in Washington hat 
der nordamerikanische Minister des Aeußern, Hr. Seward, fol—⸗ 
geude Depesche an den Gesandten der Union Hrn. Campbell ge— 
richtetet: 
„An den Hrn. L. S. Campbell, Gesandten der Vereinigten 
Staaten in Mexico, St. Charles-Hotel, New-Orleans. Die Ge— 
angennehmung des Prinzen Maximilian in Queretaro durch die 
cepublikanischen Armeen scheint wahrscheinlich. Das strenge Ver— 
fahren, welches, wie es heißt, gegen die in Zacatecas gemachten 
Gefangenen beobachtet worden ist, läßt dieselbe Behandlung be— 
züglich des Prinzen und seiner fremden Truppen befürchten. Eine 
'olche Strenge würde der nationalen Sache Mexico's und dem 
republikanischen Regierungssystem in der ganzen Welt zum Scha— 
den gereichen. Sie wollen schleunigst dem Präsidenten Inarez 
den Wunsch mittheilen, den die diesseitige Regierung hegt, daß 
der Fürst und seine Anhänger, falls sie gefangen genommen wür— 
den, mit derjen:gen Humanität behandelt würden, welche civilisirte 
Nationen Kriegsgefangenen zugestehen. Das Departement wird 
die Kosten der dem Präsidenten Juarez gemachten Mittheilung 
bezahlen. Ich bin u. s. w.“ 
Die juaristischen Generale wüthen gegen die Gefangenen wie 
blutgierigen Tiger. General Escobedo, „Chef der Nordarmee der 
mexikanischen Rupublik“, hat den Befehl ergehen lassen, alle ge⸗ 
fan enen Ausländer, „als Banditen, erklärte Feinde der mensch⸗ 
lichen Gefittung und des Friedens der Gesellschaft, zur wohlver: 
dienten Strafe und der öffentlichen Meinung zur Genugthuung“, 
hinrichten zu lassen. Dieser scheußliche Befehl wurde denn auch am 
3. März Morgens 7 Uhr, an 135 bei der Einnahme von Zaca— 
tecas am 1. März gefangenen Franzosen und 10 Mexikanern, 
darunter ein Bruder des Generals Miramon, vollzogen. Einer 
nach dem andern wurde erschossen und jeder blutige Leichnam 
blieb auf dem Platze liegen, damit der Nächste ihn vor sich sähe. 
Wenige zeigten sich schwach, die Meisten sangen die Marsaillaise