Hl. Ingberler Anzeiger.
der „St. Ingberter Anzeig er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnersstag
— werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren
Raum herechnet.
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Nro. 55. Dienstag, den 7. Mai
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68s67.
Deutschland. gesonnenheit allein das Wort zu geben; nicht auf die kriegslu—
München, 30. April. Heute sind von sämmtlichen In— zigen Generale zu hören, spndern auf das Volk und seine berus
aanterieregimentern und Jägerbataillonen Ofsiziere und Unteroffi- enen Sprecher. . Die Nationen wollen den Krieg micht. Die
jere hier eingetroffen, um während der nächsten 12 Tage Exer— — noch in Deutschland.
ne ie Schrehübumgen mit dem auf Hinterladung abgeünderten der fruͤhere Nationalhaß ist hier wie dort erloschen. Gerade das
hodewilsgewehrt vorzunehmen und sodann als Instruckoren zu holk hat die Aufgabe begriffen in Frieden zu verkehren, alle
ienen. Morgen beginnt der Unterricht, zu dem auch der Oberst Thatigkeit auf Hervorbringung zu wenden, allen Ehrgeiz in schö—
Podewils, Direltor der Gewehrfabrik zu. Amberg, eingetrof Fferischen Wettlampf zu setzen. Das Voll — die Studenten von
en ist. Paris, die Arbeiter von Berlin mögen einen Beweis dafür sein!
München, 8. Mai. Der Generalquartiermeister Graf p. hat den falschen Ehrbegriffen mit dem wahren vertauscht. Und
Bothmer wird von der Sendung nach Berlin orgen hier zurück- die Lenker des Volkes wollen es in den falschen wieder· hinein⸗
rwartet. hetzen, 3 eben für ihn sein Gut und Blut zum Opfer ver—
Rünchen, 4. Mai. An Stelle des nach der Pfalz ge- angen
ommenen Pfeufer ist der bisherige erste Vürgermeister von Berlin, 8. Mai. Der, Abgeordnete Twesten als Referent
sürnberg, Hr. v. Wäͤchter, zum Director bei der Kammer des Jat bereits gestern seinen Bericht uͤber die norddeutsche Bundes⸗
Innern der Kreisregieruug von Schwaben und Neuburg ernannt. verfassung dem Präaͤsidenten des Abgeordnetenhaufes übergeben.
dem Hrn. v. Bomhard ist unterin Gestrigen die Stelle eines Der Antrag lautet auf pure Annahme in unveränderter Fassung.
Tdlichen Reichsrathes verliehen worden. Der ersie Secretär der französischen Botschaft. geht auf 14
Dienstes⸗Nachrichten. age in Urlaub; der Botschafter selbst. Herr Benedetti, geht
Durch Regierungsbeschluß vom 4. Mai wurde der Schulleh⸗ lhäler nach Karlsbad ebenfalls in Urlaub. Also ein friedliches
er Thomas Naͤegele in Dahn zum Lehrer der katholischen Schule Unzeichen für die nächste Zeit. Nichtsdestoweniger gehen uach
Anmnweiler, der Schulverweser Johaun Adam Nagel zum Leh- inem Telegramm der „Fr. Zig.“ in den kaufmännischen Kreisen
r der iahe Schule in Otierberg beide vom 16. i. Mits. an, Lerlins noch immer Nagrichten ein, wornach in England frauzo—
ind der Schuldienstexrspectant Xaver Riester von Rülzheim zuim ischerseits fortwahrend Pferde, Hafer und Weizen gekauft werden.
derweser an der kathol. Schule in Burrweilet vom 13. 1l. Mts Ainch die „Kreuzzeitung“ bestaͤtigt nach Privatbriefen die großare
mn, ernannt. igen Fourageankaͤufe in Frankreich, woraus sich das Steigen⸗
Kaͤris ruhe, 1. Mai. Man glaubt nicht recht an den der Haferpreije erlläre.
Frieden, er liegt einmal nicht in der Luft; auch die Friedensteneu Bertin, 8. Mai. Der luxemburgische Geschäftsträger Dr.
henzen der auf Arbeit angewiefenen Klassen scheinen nicht ange— Fohr hat am 830. April dem Grafen Bismatck seine Beglubi⸗
han und kräftig genug ihn zu bewahren. Lassen wir uns nur jungsschreiben überreicht, am 1. Mai Abends sind die Einla⸗
den Rechtsstandpunkt nicht verdrehen; es ist möglich daß Preußen oungsschreiben des Hrn. Tornaco zur Conferenz in London in Ber⸗
umd Deutjchland ein Opfer bringen, um Euroba nicht in das in eingetroffen und gestern Vormittag von Hrn. Föhr dem Gra⸗
Indluck eines solchen Kampfes zu stürzen, dann aber haben sie sen Bismard zugestellt worden. Seit seiner kurzen Anwesenheit
Anspruch auf die Dankbarkeit der Welt. Gefährlich ist die Nache u Berlin hat sich Hr. Föhr bereits überzeugen konnen. daß von
cbigteit unler allen Umständen. Wenn der Ausgleich scheitert, den militärischen Autoritäten ein possitiver Werth auf das Besatz⸗
v wird er es übrigens nicht an Nebendingen thun (Zeitpunkt der ingsrecht Luxemburgs nicht gelegt wird, weder in factischer noch
staumung ꝛc.), sondern an dem einmal erweckten Widerstreit der w strategischer Beziehung, daß aber das Besatzungsrecht hier nir⸗
ZeterDeuischland hat nun und nimmer für seine politische Jends in Zweifel gezogen wird. (Was nützt die Zweifellosigleit,
Hestaliung einen Tribut an Frankreich zu zahlen; Frankreich wenn man —D Preußen
Abst ist am wenigsten berufen, solche Forderungen zu stellen. Derreiwillig aufgeben. wofern Europa die gewünschten Garantieen
Tongreß hat darum nur dann Sinn, wenn Oesterreich, —X ur die privil egirte Siellung des Großherzogthums übernimmt.
atnd sich ausbrüdlich oder stüllschweigend verpflichten, jeden! Penn ferner Hr. Dr. Föhr wegen des Verbleibens im Zolloerein
en Anspruch Frantreichs an Denschlond als einer internatio- befürchtungen gehegt hat, so werden auch diese seit gestern Vor⸗
len Fricdensstocung gemeinfam mit Deutschland entgegenzutre. mittag beseitigt sein, denn vorläufig bestehen die Zollverträge un⸗
en, und zwar mit allen Mitteln. eründert fort, und wenn erst das Zollwesen in Deutschland gere⸗
deene g MaiDie Abgeordnetenkammer hat in ihrer jelt wird, so lann doch Luxemburg Mitglied des neuen Zollver⸗
Jeutigen Sihung die Verfassung des Norddeutschen Bundes under- ins bleiben, wie dies auch die Absicht Preußens ist. Luremburg
indert mit 67 gegen 6 Stimmen angenommen. vird neutralisirt, aber nicht mit Mauern umzogen. Die Festung
Deaes den Man. Anch die erste Kammer hat den Eni- vird seiner Zeit geräumt, aber Luxemburg wird nicht franzoösisches
vurf der Verfassung des Nordeutschen Bundes ohne Debatte ein⸗ dand, und nicht eher wird Luxemburg geräumt, als bis Preußen
timmig angenommen. von Europa die geforderte Garantie erhalten hat. — Was die
anenonnie Allg. Z. schreibt u. A.: „Die Welt krankt küstungen in Frankreich angeht, so haben sie ihren ungestörten
an einem falschen Ehrbegriff; das ist die Ursache des Duells und' Fortgang; in thüringischen Fabriken sind 530.000 Haubayvonnette
des Krieges. Die wahre Chre ist aufs eugste berknüpft mit dem bestellt. —
Recht. Richt mit dem blos äußeren Recht, das unter uünen Berlin, 4. Mai. Wie versichert wird, hat eine der neu—
Anrecht werden kunn, fondern mit dem, was der gerechte Geist ralen Mächte die Frage der Zulassung Italiens und Belgiens
derlangen muß im Hinblick auf die Zukunft, im Hinblick auf die air Conferenz angeregt. (Wenn wahr, so würde dies darauf
vöchsten Interessen der Nation und der Menschheit. Wenn die ielen, aus der für eine bestimmte Frage berufenen Conferenz
alsche Ehre den Vorrang mit Unrecht, die Gewalt den Krieg ver⸗ inen Congreß für Lösung aller schwebenden europäischen Fragen
iangt, so verlangt die wahre Ehre — die Ausgleichung. Die jervorwachsen zu lassen. Die Nordd. Allg. Ztg. spricht sich wie⸗
erechte Ausgleichung, aber die Ausgleichung. Weigert der an⸗ ‚erholt dagegen aus) — Auf der Conferenz wird Preußen neben
zere sich der gerechten Ausgleichung, dann verlangt die wahre hem Votschafter in London, Grafen Bernstorff, noch durch Herrn
xhre ailerdings auch den Krieg, aber den jetzt gerechten Krieg. Savigny vertreten sein. — Die Ernennung von Militarbevoll⸗
Frankreich und Deutschland stehen vor einer ungeheuren Frage. mächtigten bei den süddeutschen Regierungen steht bevor. — Die
eöge man sich noch einmal besinnen auf beiden Seilen! Es ist national⸗liberale Fraction des Abgeordnetenhauses hat beschlossen,
athlich, den prahlerischen Leichtsinn, der mit Allem schon fertig die Gesammtannahme der Bundesverfassung, eventuell die Zustim⸗
I.' hedor er anfängt, in sich zu unterdrücken und der männlichen nung zu den einzelnen Paragraphen derselben. aur Varteisache