Full text: St. Ingberter Anzeiger

Fonsequenzen nichts weiter als Coalition Europas gegen; Paris, 11. Mai. Der Etendard meldet, daß in der ge— 
Frankreich. — trigen Sitzung der Londoner Conferenz der bereinbarte Vertrag 
Berlin, 12. Mai. Der Gesandte der Vereinigten Staa- araphirt wurde. Als Hauptbestimmungen dieses Vertrages gieb 
en, Herr Wright, starb heute Morgen nach sechsmonatlicher pas genannte Blatt an: Definitive Lösung des Bandes zwischen 
rankheit. Die kirchliche Feier findet Montag Mittag in der deutschland und Luxemburg ; Raumung und Schleifung der Fe— 
Dorotheenlirche statt, dann wird die Leiche heimgesandt. tung; Souveränität des Koͤnigs der Niederlande über Luxemburg; 
Wien, 9. Mai. Es sind von der Regierung vier erblicht seutralisirung des Landes unter Garantie der Großmächte. Den 
und zwanzig lebenslängliche Mitglieder des Herrenhauses des ranzoösischen Kammern wird wahrscheinlich morgen eine officielle 
Reichstages ernannt worden. Unter 8 befinden sich neben Nittheilung darüber gemacht. — Die Patrie meldet, daß der 
einer Anzahl von Mitgliedern des hohen Abels und der hohen xreußische Bevollmächtigte, Graf Bernstorff, einen viermonatlichen 
Büreankratie auch einige Männer der Wissenschaft, wie die Unis Zeitraum als hinlänglich für die Raumung der Festung bezeichnet 
versitäts professoren Arndts und v. Hasner, der Staatsrath v. Hock, jabe. Ferner theilt die Patrie aus guter Quelle mit, daß die 
der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Dr. v. Karajan. von Preußen verlangte Räumungsfrist zugestanden sei und daß 
Der Dr. v. Hasner war bisher von der Regierung ernannier der Vertrag heute unterzeichnet werde. * Auf dem Boulevard 
Bräsident des Abgeordnetenhauses. des Italiens (Abendbörse) stand gestern die Rente 69. 10. 
Agram, 10. Mai. Die Polizei fahndet jetzt, wie es scheint Paris, 11. Mai. Nach einer Depesche des „Avenir natio-⸗ 
auf panslavistische Schriften. Wegen Besitzes solcher wurde ein sal“ würde Luxemburg jedenfalls im Zollverein bleiben. Die 
Deputirter verhaftet und ins Gefängniß geführt. Tonferenz ist erst um 8 Uhr zusammengetreten, angeblich der 
Frankreich. ditze wegen. Der wahre Grund des Aufschubes soll aber gewe— 
1 6 jen sein, daß der preußische Bevollmächtigte seine Instructionen 
Fatis, 9. Mai. Die Friedensbestre bungen in den höchsten Zoch nicht empfangen hatte Viele stegierungen die Ji osesbe 
Pariser Kreisen haben jetzt eine mächtige Verbündete gefumden. zuf die Discretioc der framgosishen Regieung nicht verlasseg 
Die Kaiserin, sagt man, unterstütt die friedlichen Borsclage des zertehren mnit ihren Bebolmgtigten übe Sftende E⸗ steht 
Staatsministers Rouher mit großem Eifer. — Die Deputirten etzt fest, daß der König von Preußen sich zu gleicher Zeitmit 
verden mit Bittschriften Betreffs der merikanischen Anleihe über⸗ dem Kaiser von Rußlaund in Paris aufhalten vird — In der 
uft, und ebenso sieht sich Herr Rouher nvon Anliegen in dieser estrigen Sihung des gesetzgebenden Koͤrpers betlagte sich Herr 
Frage bestürmt, Die Bemwegung in den Depar tements ist in Ber FJlaig Bizoin uber die Langsamten der Commissionen. Sonst ka⸗ 
gug hierauf so lebhaft geworden, daß die Regierung Rücksicht auf dieselbe den nur Verhandlungen ber locale Gesete und dann das Geseß 
nehmen muß. Herr Rouher hat nun mehreren Deputirten ertlart hegen Abander ing des timinalprocesses vor In Betreff des 
daß zr binnen dierzehn Tagen einen Gesetzesentwurf zu Gunsten Zenats ist die all gemeine Erwartung getausche worden, die Pen 
Rr Inhaber der merxikanischen Obligationen im gesetzgebenden don wegen der Bischofsversammlung in Rom kam noch mecht zur 
sorper einzubringen gedenke. 8* Sprache. Man zweifelt stark daran, daß das Presgesetz noch in 
Paris, , Nai. Worgen wird im Senat eine wichtige diefem' Jahre zur Verhanbiung kommt; und vaß das Vereinsge⸗ 
Debatte stattfinden. Die Petition eines Herrn Wallon hatte da⸗ setz beiriffi, so hat man es ehl definitid fallen lassen. Gefehe, 
auf, gufmerlsam gemaqt. daß die demnächstige Zusammenkunft die anderbwo zu reactionar erscheinen, sind den hiefigen Reaet 
der Bischdfe in Kom den Zwed habe, die den Grundsätzen der aren noch zu liberal. — Der Aufenthalt in St. Cloud bekommt 
Freiheit in der französischen Kirche entgegengesetzten Principien ʒem kaiserlichen Prinzen gut. 
riumphiren zu machen, und verlangt deshalb, daß die Regierung St. Nazaure, 9. Mai. Der Postdampfer „Imperatrice 
ieser Lage ihre Aufmertsamkeit widme. Die Commission des Se- Fugenie“ ist bon Vera-Erug und ben Amsten ugelonnen 
nats hat — ein gbedeutsames Zeichen — beschlossen, diese Petition erließ Vera⸗Gruz am 180 Habannah am 18. heil n vog 
dem Justiz. und Cultusministet zut Berüchs htigung zu übergeben. es Schiffes defand sich Pring Jturbede — Veratceuz wer doch 
Die Commission der officlelsten Korperschaft. Frantreichs tritĩ also mner don 3000 . Mann dnd Genera Bvenabibes belagert. Die 
den Ultramontanen enischieden entgegen. Man ist gespannt, wel⸗ kfinnahme von Puebla durch die Juaristen hat sich best atigt. Ge⸗ 
—— die im Senat sitzenden Cardindle beobachten eral Doarquez var mit 6000 Mann von Viexits ausetrochen, 
Paris, 10. Mai. Nach der France“ ist der Vertrag in um Vredla wieder zu mehmen 
Bezug auf das künftige Schidsal Luxemburgs gestern schon pa— England. 
raphirt worden, aber die Bevollmächtigten mußlen erst noch an London, 11. Mai. Der „Globe“ meldet: Beim bevor⸗ 
hre betr. Regierungen berichten, und die Berathung hat nur we⸗ tehenden Schlusse der Conferenz wird wahrscheinlich von Sei⸗ 
nige Stunden gewährt. Alle Fragen, die sich auf die Räumung en der englischen Regierung eine allgemeine Entwaffnung ange— 
und Neutralisirung beziehen, sind als gelösst zu betrachten. Das 'athen oder formell vorgeschlagen werden, und könnte daraus der 
System der Personalunion des Großherzogthums mit dem König- Zusammentriit eines Congresses hervorgehen. 
reich der Niederlande ist definitid angenommen worden. In der London, 12. Mai. In der gestrigen Conferenz⸗Sitzung 
zanzen Verhandlung hat sich ein versöhnlicher Geist kundgegeben, vurde der Tractat in Betreff Luxembürgs unterzeichnet. Die Ra— 
und Lord Sianley hat sie mit großer Geschicklichkeit geleitet. So ification desselben soll innerhalb eines Monats erfolgen, worauf 
wie die Bestatigung der Souberane eingetroffen, wird der Vertrag die Raumung der Festung Seitens Preußens sofort beginnt. 
offiziell publieirt werden. Jetzt kann also die aufgeregte Stime Die Verbleibung Luxemburgs im Zollverein ift angeblich 
mung Europas sich desinitid beruhigen. tipulirt. 
Paris, 10. Mai. An der Boörse ist anhaltende Hausse. Das Reuter'sche Telegraphen⸗Bureau erklärt mit Rüchicht 
Der italienische Finanzbericht ist hier sehr günstig aufgenommen, auf die von ihm gebrachte und von einigen Zeitungen bezweifelte 
worden. Gerüchtsweise verlautet, daß in Spanien zahlreiche Ver⸗ und bestrittene Nachricht, wonach England gezögert habe, der Ga— 
haftungen stattgefunden haben. England soll beabsichtigen (7), rantie beizutreten, dieselbe sei vollstandig gegrundet gewesen, erft 
in der Schlußsitzung der Conferenz einen Antrag auf aligemeine oie Einstimmigkeit der anderen Maächte habe England veranlaßt, 
Entwaffnung zu stellen. beizutreten. 
Paris, 10. Mai. Die Haltung der europäischen Mächte 
hat zur Nachgiebigkeit Frankreichs in der Luxemburger Frage nicht 
wenig beigetragen. Die entschiedene Weigerung Hesterreichs, auf 
die von hier gemachten Allianz-Anträge einzugehen, hat den Be⸗— 
strebungen der hiesigen Kriegspartei den ersten Stoß versetzt. Hr 
d. Beust wurde durch die ungarischen Minister unterstützt, deren 
Mehrzahl gegen jedes Bündniß mit Frankreich sich ausgesprochen 
hatte. 
Paris, 10. Mai. Man schreibt dem „Moniteur“ aus 
Madrid, daß dem Zuge ihres Herzens folgend, die Königin ein 
Amnestiedekret zu Gunsten der Milikärpersonen, welche an den) 
Januar- und Juni-⸗Ereignissen Theil genommen haben, uuterzeich⸗ 
net hat. Die Offiziere sind jedoch von dieser Amnestie ausge— 
schloffen. Die augenblicklich in den Gefängnissen befindlichen 
Soldaten und Umeroffiziere werden in Freiheit gesetzt, die in der 
Berbannung lebenden koͤnnen fich innerhalb 830 Tage, von der 
Promulgation des Dekrets an gerechnet, bei spanischen Behörden 
»der Gesandten zur Heimkehr anmelden. Sie werden alsdann 
von dem Kriegsminister verschiedenen Corps zugetheilt werden. 
Italien. 
Florenz, 9. Mai. In der Deputirtenkammer legte heute 
der Finanzminister Ferrara seinen Bericht über die Finanzlage 
h»or. Das Deficit wird darnach Anfangs 1869 580 Niill. Lire 
ʒetragen. Eine Aufnahme von 600 Mill. auf die Kirchengüter 
vird stattfinden unter der Form einer außerordentlichen Besteuer⸗ 
ung. Die Büdgets von 1867 und 1868 sind gesichert ohne eine 
neue Steuer. Bleibe trotz der Ersparnisse gleichwohi ein Deficit, 
so werde die Mahlsteuer eingeführt werden. 
Rußland. 
Petersburg, 11. Mai. 18,000 Fabrikarbeiter, beunru⸗ 
higt durch Gerüchte über beabsichtigte Herabsetzung der Eingängs- 
zölle, haben dieserhalb ein Anfrageschreiben an den Finanzmini⸗ 
ter gerichtet. Letzterer erwiederte: Die Regierung habe keine frei⸗ 
jändlerifsche Absichten und befinde sich auch nicht in der Nothwen⸗ 
digkeit, fremden Mächten gegenüber Aenderungen ihres Zolltarifs 
ugestehen zu müssen; sie werde die bestehenden Zollverhältnlsse 
mveraändert lassen.