St. Ingberler Anzeiger.
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Nro. 66. a Samstag, den 1. Juni — 1867.
Deutsichland. I wird hereits fortgeschafft; indessen bleibt die Garnison vorläufig
München, 27. Mai. Militärischerseits soll man sich mit noch dort. . 4⸗
der Frage beschäftigen, ob nicht, wie es in Preußen bereits der Venlo, 24. Mai. Der holländische Finanzminister traf
Fall ist, so auch in Bayern das Militärbaugarnisonswesen den heute mit dem Gouverneur der Provinz Limburg hier ein. Der⸗
nilbubehörden uͤbertragen werden konnte.Also scheinen die selbe tam von Mastricht, wo er mit der. Stadt Unterhandlungen
Freußischen Militäreinrichtungen doch nicht so schlimm zu sein, vegen der Uebernahme des Terrains der dortigen Festungswerke
aß nicht auch Bayern hie und da etwas von Preußen lernen gepflogen, denn auch Mastricht joll nicht mehr Festung bleihen,
önnte! ondern die Werke geschleift und das Terrain zu städtischen Zwe—
München, 30. Mai. Herr Abg. Prof. Cdel beantragt ken benutzt werden.
als Referent über das Gemeindegesetz sehr zahlreiche Modifica— Frankreich.
lionen des Regierungsentwurfes. Das sehr umfangreiche Referat Paris, 28. Mai. Es stehen höchst interessante Debatten
vird bis zur nuchsten Woche gedrudt sein und danu vertheilt wer⸗ m gesetzgebenden Körper bevor. Herr Thiers arbeitet an einer
Hen. Gestern hat auch der Äbg. v. Münch sein Referat über zroßen Rede über die Lurxemburger Frage; er schließt mit dem
„as Gewerbegeseh vollendet und dasselbe wird sofort zum Drud dobe des Benehmens der Regierung in diefer Angelegenheit. Herr
ommon. — Dem Vernehmen nach ist für den Herbst ein großes Fabdre soll entschlossen sein, das Militärge set mit aller Kraft sei—
dager auf dem Lechfelde beabsichtigt und werden mehrere Brigaden jer Beredsamteit zu bekämpfen — Eine nochmalige Aussöhnung
hiezu zusammengezogen werden. Die Beurlaubten der Regimen- wischen der Regierung und der Armeecommission ist in der
er und Bataillone sollen hiezu auf den 2. September zu ihren jeutigen Sitzung der letzteren erfolgt und zwar hat die Regierung
Abtheilungen einberufen werden und letztere dann sofort in das pn Neuem nachgegeben. Die mobile Nationalgarde wird eine
Lager abmaschiren. Die nähere Bestimmung hierüber, wie über Aose Miliz bleiben und nur ein Tag im Jahre zusammentreten,
die diesjährigen Herbstwaffenübungen überhaubt, wird für die näch nicht in dem Hauptorte des Arrondissements, wie der Staatsrath
ien Tage erwartet. — »s ursprünglich gewollt hatte, sondern in denjenigen der kleinen
Karlsenhe, 28. Mai. Der bekannten Kundgebung der Kantone wie die Commisfion es bestimmt hatte.
badischen Abgeordnet en (für Erstrebung des Eintrittes der Paris, 29. Mai. Die Rüstungen dauern noch immer
jüddeutschen Stiaaten in den Nordbund) sind unter Anderen aus zort. Nach der Eavalerie soll nun auch die Artillerie mit hin—
der ersten Kammer noch beigetreten der Fürst v. Leiningen, der änglichen Pferden persehen werden. Hierzu hat man Pferde in
Fürst Erwin v. d. Leyen, der Fürst Wilhelm v. Löwenstein⸗Freu⸗ Angarn aufgekauft, selbst zu den beträchtlichen Preisen von 7 —
denberg und der Frhr. v. Goöler. Wohlihuend berührt gegenüber 305 fl. und zwar 10,000 an der Zahl. Sie werden per Ei⸗
ʒer pedantischen Beitrittsversagung des Heidelberger Professors enbahn durch Krain nach Genua gebracht und von dort zu Was⸗
Wundt die Erklärung des Fürsten d. d. Leyen, daß er zwar den ser nach Marfeille spedirt. Und bei solchen ewigen Rüstungen
Inhalt der Motivirung der Kundgebung nicht unbedingt anerken⸗ wundert sich die Regierung, wenn das Publikum ihren Friedens-
en könnte, dennoch aber dem Schlußergebniß der —— nicht traut. — In der gestrigen Sitzung des ge⸗,
hne Vorbehalt beitrete. So spricht ein Mann der über dem Man⸗ setzgebenden Körpers wurde die Discussion des Gesetzentwurfes
zel des Tüpfleins über einem J seines ‚Pragramms“ die Haupt⸗ uüber die Handelsgesellschaften fortgesetzt. Der Handelsminifter
sache nicht vergißt. (Pf. K). de Forcade Ja Roquette betäͤmpft das gestern erwahnte Amende⸗—
Bexhlin, 29. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ sagt: Die ment Olliviers, aber nicht etwa mit sachlichen Gründen, sondern
hannover'sche Untersuchung ist, des bedeutenden Materialumfangs nit der Phrase, Herr Ollivier stürzte sich unbedachtsam auf Frei⸗s
degen, erst heute dem Oberstaatsanwalt des Kammergerichts jeit, während die Regierung und mit ihr der gesetzgebende Kör⸗
ibergeben worden, welcher heute die Leitung der Untersuchung der langsam, aber um so sicherer auf dieselbe losmarschirten!
übernimmt. herr Ollivier fand freilich die Langsamkeit des Marschirens so
Berlhin, 29. Mai. Zu Oberpostdirectoren find designirt: zroß, daß sie einem Stillstand täuschend ähnlich sehe. Herr Haent-
siesen für Kassel, Meyer für Frankfurt-Nassau, Vahl für Darm- ens weist nach, daß das protectionistische System den allgemei—
dadt. Die Amtsthätigkeit derselben beginnt am 1. Juli. nen Interessen vielmehr schade als nütze und daß besonders eine
Wlen, 20. Man Die Abendpost schreibt: Im Gegen- uusgedehnte Preßfreiheit nöthig sei, um den Umtrieben gewisser
gtz zu der Nachricht von der Gefangennehmung des Kaisers von Froßer, vom Staate begünstigter Capitalisten entgegenzutreten,
drit rd der dereisen Vesaubtschaft dahier berichtet? Die Lrotzdem wurde das Amendement Olliviers mit. 161 gegen 47
Ktehublikener wurden vor Quaretaro vollständig geschlagen. Juarez *timmen verworfen. — Der Minister Lavallette hat in der That
siuchug. Fur den Fall der Bestätigung der Gefangennesmung im Einberständnig mit dem Preßdirector die Erlaubniß det Her
des Kaisers sind österreichischerseits die eifrigsten Schritte gethan wusgabe der „Discussion verweigert. Die Sache schwebt jetzt
porden, um dessen Infreiheitsezung zu bewirken. zur Entscheidung vor dem Kaiser. Mehr als die Gesetzentwürfe
Wien. 30. Mai. Die Reise des Kaisers nach Paris ist über die Armee, das in und Preßwesen scheint ,
ur die Zeu gwpischen dem 80. Juni und 10. Jui in Aussicht ter überdies der neue esetzentwurf über den Luxemburg⸗ arten
enommen. im Herzen zu liegen. — Augenblicklich ist ein wichtiger Gesetze
Ish, 20. Mal. Die Deputirtentafel des Landtages piwürf ver dem Saarutez Sh ein Inerreee
zat bei namentlicher Abstimmung den Gesetzentwurf über die ge⸗ ur die in he usübung ihres Berufes verwundeten und ber—
neinsamen Angelegenheiten mit 209 gegen 89 Stimmen tümmelten rbeiter organisitt werden. IJ .
ingenommen. Paris, 29. Mai. Gestern fand der Ball der österreichi—
schen Gesandischaft statt, bis jetzt das großartigste Fest in der
an Großartigem so reichen Auͤsstellungssaison. Der Tanzsal selbst
war im Garien aufgeschlagen und gewährte durch hohe Glasschei—
Fen nach allen Seiten hin auf die in elektrischem und bengalischem
dichte prangende Baumgruppen und Statuen den herrlichsten An⸗
lick. Das Orchester des Wiener Strauß war beinahe völlig
sinter einer Blumenwand verborgen und erregte die größte Be—
otinderung. In der ersten Quadrille tanzten der Kaiser mit der
ddnigin der Belgier, der Kronprinz von Preußen mit der Kai—
Holland.
Von der holländischen Grenze, 22. Mai. Die
Festungswerke von Venlo sollen, nach Angabe niederländischer
Zlaͤtter, geschleift und somit Venlo zu einer offenen Stadt gemacht
werden. Der Werth dieser Maßregel für das Wohl und das
Fortkommen der Stadt wird, mit Rüchicht auf die Lage der
neuen Maasbrücke und die Concentration der derschiedenen Eisen⸗
dahnen, sehr hoch angeschlagen. Sämmtliches Kriegsmaterial