Full text: St. Ingberter Anzeiger

serin, der König der Belgier mit der Kronprinzessin, der Herzog mögensverhältnisse bestanden zwischen dem Angeklagten und dessen 
von Edinburg mit der Prinzessin Mathilde, der Herzog von Leuch⸗ Stiefsohn Mißhelligkeiten, wobei Ehefrau Weiß, die die Interessen 
ienberg mit der Fürstin Metternich ꝛĩ.. Um 8 Uhr fand das ihres Sohnes gefährdet sah, solche zu wahren suchte, was für 
Souper statt. Der Kaiser und die Kaiserin führten je an einer ihren Ehemann ein Grund feindseliger Gesinnung gegen sie ge— 
Tafel den Vorsitzz An der des Kaisers waren u. A. die Köni- wesen sein mag. Sie hatte sich häufig über Mißhandlungen 
gin der Belgier, dte Kronprinzessin von Preußen; Prinzessin Ma⸗ und Drohungen von seiner Seite zu beklagen; auch hatte er im 
thilde, der Herzog von Edinburg, der Herzog von Leuchtenberg Jahre 1862 des Nachts, als er sie schlafend glaubte, den Ver⸗ 
ec. ꝛc. An der der Kaiserin: Großfürstin Marie und ihre Toch— such gemacht, sie mit einem Tuche zu erdrosseln, wogegen sie nur 
ter, Prinzessin Murat, der König der Belgier, der Kronprinz von durch den Umstand gerettet wurde, daß sie gerade wachte und sich 
Preußen, der Prinz von Sachsen⸗Weimar ⁊c. ⁊c. Für: die übri⸗ zur Wehre setzen konnte. Bei der sofort nach dem heute fraglichen 
gen Gäste waren in zwei großen und höchst geschmackvoll einge Vorfall eingeleiteten Untersuchung ergab sich, daß der im oberen 
richteten Gartensälen je zehn Tafeln von Zehn Gedecken servirt. )ausraum⸗ befindliche Mehlkasten ganz leer und in demselben 
Der Cotillon begann um 4 Uhr und dauerte bis halb. Gi Uhr. Leine Spur ersehen hieß, daß kürzlich noch Mehl daraus gehol 
Die Strahlen der aufgehenden Sonne verdrängien das zuletzt worden sei und daß der Mehlvorrath in der untern Kammer 
noch mit äußerster Intensität aufwallende elektrische Licht. Jede aufbewahrt werde. Mehl zum Backen wird auch gewöoͤhnlich nicht 
der Damen erhielt durch eine zarte Aufmerksamkeit der Gastgeber in der Backmulde, sondern in einer sog. Wanne getragen. Der 
beim Cotillon einen Fächer aus grauem Holz mit einem gemalten Angeklagte ist von einem früheren Leiden her am rechten Bein 
Vergißmeinnicht, Wiener Fabrikat. Um das Vergißmeinnicht he⸗ jinkend. Bezirlsarzt Dr. Schmauß der denselben als wohlge⸗ 
rum steht zu lesen: Ambassade d'Autriche 28. Mai 1867. B8 —— daß de inen 8 
Die Fürstin selbst hatte die Vorbereitungen zu diesemFeste gehindert habe, die That durch Einstemmen de 
* * ins Einzelne hinein angeordnet. Sie zu begehen, was jedoch Bezirksarzt Pr. Bopp von Landau für 
3 di gzschmi des Gartens — —— 
wurde namentlich, was die Ausschmückung des Gartens anbetraf unmöt tu A 
von Alphand, . Di der Pariser a und; sich hierzu eines schweren breiten Werkzeugs bedient, während 
phand, dem Direktor der Pariser Promenaden und von Fd 
Barillot, dem ersten Stadtgartner wesentlich unterstützt. der kal. Bezirksarzt Dr. Rausch dahier die Anwendung des Kniees 
— 7 — zeg eines Prügels oder sonstigen schweren nud stumpfen Werkzeuges, 
Das „Journal de Paris vernimmt daß Marschall Niel — — 
Befehl ertheilt habe, alle französische Artillerie-KRegiementer auf 99 * 
3—6 838 Küche konnte der Angeklagte durch den Keller in den Hof 
den Friedensfuß zu setzen. Die Pferdezahl eines Regiments wird ind so das Haus derlessenvohne die Haushüreöfften 
demgemaäß don 1500 und selbst 2000 auf 750 oder 830 zurüch zu muͤssen. Dem schon genannten Nachbar Peter Kramer war 
Jeführt werden. —e 333.atatu es gleich im Anfang aufgefallen, daß ein sogenannter Tabaks- 
Das „Journal de Paris“ spricht in etwas xäthselhaften ammer fehle; derselbe wurde nach einiger Zeit im Keller, im 
Ausdrücken von dem Minister eines kleinen deutschen Hofes der Grunde steckend, gefunden. Derselbe paßt jedoch nach AÄnsicht 
auf dem österreichischen Gesandtsrhaftsballe gewisse wenig diplo⸗Razen Bezirksarztes Dr. Schmauß nicht zu den Verletzungen der 
matische Worte habe fallen lassen. Es gehe aus denselben her⸗ Ehefrau Weiß. Am Hofthor fanden fich einige Blutspuren. 
bor, daß Preußen noch nicht auf dem Punkien sei, um dem Aufß Nachdem am Dienstag das umfassende Zeugenverhör zu Ende 
zehen Deutschlands in sich ein Ende zu machen. gegangen war, begannen am folgenden Tage nach Vorlesung eini⸗ 
— — jer Actenstücke die beiderseitigen Vorträge. Die nnnenord. 
0 rarrichta6 nen. ne childerte vor allem nochmals dem Befund der Oertlichkeiten am 
Schwurgerimte azungen. ν 15. Februar und den der Leicher der. Ehefrau Weiß: Schon die 
.OQuartal 1867. J * 3 
A4 . . 4— 4 iußeren Verletzungen, die Lage der mit Mehl bestreiten Leiche 
Zuweibrücken, 27. Mai und folgenden Tagen. Verhand seben der Trebpe u zur Seite höher liegender Backmulde, das 
lung gegen Heimrich Weiß, 32 Jahre ält, Ackersmann Fehlen des Mehles unter der Frau, das glatte Anliegen der Arme 
zu Bellheim wohnhaft des Mords seiner Ehefrau Ver ann Hleiber ausgerestckten Leiche, namenlich aber die schon 
ronika Hellmann angeklagt. eegen 9 Uhr an ihr gefundene Kälte und Steifheit (die untrügli— 
In das Haus des Angeklagten gelangt man vom Hofe aus hen Zeichen der Leichenstarre) hätten allgemeinen Verdacht einer 
durch die Hausthüre und betritt hier zuerst einen Vorplatz, der Gewaltthat erregt. Dies im. Zusammenhalte mit dem inneren 
geradeaus in die Küche, links in die Wohnstube und rechts über Leichenbefunde, dem totalen Leberriß, dem Bruche des Zungen—⸗ 
eine ungeführ ia Meter breite Stufe in eine Kammer führt. Von beines, der Zerschmetterung des Brustbeines und sämmtlicher Rip⸗ 
dieser Stufe aus geht: im Vorplatz an der Wand gegen die Kam— pen hätte diesen Verdacht zur Gewißheit erhoben und nach dem 
mer zu eine Stiege in den oberen Hausraum, die 13 Stufen übereinstimmenden Gutachten dreier Aerzte stehe fest, daß solche 
enthält, aber ohne Geländer ist. Als am 15.. Februar abhin Erscheinungen nur von einer Gewaltthat und nie von einem na— 
der Nachbax Peter Kramer des Vormittags gegen veun Uhr das mentlich nach Lage der Oertlichkeiten so unbedeutenden Falle her⸗ 
Haus des Angeklagten betreten und die Hausthüre öffnen wollte, rühren könnten, auch nicht, wenn die mit Mehl gefüllte Bac— 
zing sie nur halb auf und, als er eingetreten war, fand ex die mulde auf die herabgestürzte Frau nachgefallen wäre. Dies aber 
Ehefrau Weiß völlig angekleidet auf dein Rücken und mit dem sei nicht einmal möglich gewesen, da die Backmulde sonst nicht 
—DD Leiche und höher als diese, sondern auf ihr gelegen 
gen. Gesicht und den obere Theil ihres Körpers war mit Mehl hätte. Auch koönne nicht ein Zurüchschieben der Mulde durch die 
bedeckt, solches befand sich auch am Voden, und auf dem untern Gefallene oder Zurückprallen von dieser aufgestellt werden, weil 
Theil der Stiege; sowie in einer halbumgestürzt an der Kammer- ja die Arme der Leiche strack am Leibe angelegen hätten und die 
thüre liegenden Backmulde. Die Glieder waren schon steif und Tlasticität des Brustkorbes durch die Zerschmetterung erloschen ge— 
nur in den Achselhöhlen noch Wärme bemerkbar. Das Bett war wesen wäre. Ebenso spräche die Maskirung der Sache, nämuͤch 
bereis gemacht, am Ofen stand Sauerteig zum Backen angerührt das Bestreuen mit Mehl und die geordnete Lage der Leiche gegen 
Eine viertel Stunde vorher war dert Angeklagte gesehen worden, einen Unglücksfall. Es stehe demnach unzweifelhaft sest, daß hier 
wie er mit oinem Dungkarren seinen Hof verließ und auf das ein Verbrechen verübt sei, dessen Thaͤter noch zu erforschen oͤleibe. 
Feld fuhr. Gewöhnlich öffnete Ehefrau Weiß Morgens die Fen— Davon, daß irgend] ein Dritter dies gewesen, konne bei dem 
ster, reinigte das Zimmer, half ihrem Manne beim Einspannen Umstande, daß eine Viertelstunde nach dem Wegfahren des An⸗ 
und machte, wenn er fort war, das Hofthor zu; von allem dem geklagten seine Frau schon als Leiche gefunden und nicht der 
war jenen Morgen richts geschehen. Nach dem durch den k, Bes leiseste Verdachtsgrund der Anwesenheit einer dritten Person in 
zirksarzt von Germersheim konstatirten Befund der Leiche, gab der der Zwischenzeit oder eines Motives zu solcher That aufgekommen 
selbe sein Gutachten dahin ab:e daß die verschiedenartigen dorge⸗ fei ernstlich wohl nicht die Rede sein. So weise den don vornherein 
fundenen Verletzungen unmöglich durch einen Fall über die Tre— schon alles auf den Angellagten als Thäter hin, gegen den aber auch 
be entstanden sein können, oder daß, wenn Ehefrau Weiß wirk⸗eiue Reihe der gewichtigsten Indicien sich ergeben hatten. Vor allem 
üch gefallen, sie dann, ehe sie sich erheben konnte, meuchlings dehe unumstößlich fest, daß beim Verlassen des Hauses durch ihn die 
überfallen worden sei, kräftige Hände hätten ihren Kopf rechls Frau schon geraume Zeit eine Leiche gewesen und dies allein ent⸗ 
und links an die Kante der untern steinernen Stufe geschlagen, scheide schon den ganzen Fall. Gegen 9 Uhr nämlich sei die Frau 
sie am Halse gewürgt, ihre an den Seiten gepackte Brust don in Leichenstarre gefunden worden, müsse also spätestens um 6 Uhr 
born nach hinten zusammengepreßt, indessen das mitten auf ihr ums Leben gekommen sein, während Weiß erst um 8 Uhr herum frü⸗ 
Brustbein gesetzte Knie des ÄAngreifers einuen heftigen Druck aus— hestens halb 8 Uhr weggefahren sei. Er aber behaupte, daß beim 
übte, infolge dessen Knochenbrüche entstanden und durch das auf Wegfahren die Frau noch gelebt, gearbeitet und ihm nachgesehen 
die Eingeweide wirkende Gewicht die Leber geborsten und so der habe. Wozu diese Lüge uͤnd das Bestreben, sein Wegfahren mog⸗ 
Tod rasch eingetreten sei. Der Angeklagte hatte sich mit seiner ichst fruh und sein Wiederkommen möglichst spat zu setzen, da doch 
20 Jahre ältern Frau im Frühjahr 1857 verheirathet, welch erwiesen sei, daß er um 9 Uhr gekommen fei und man zum Hin- und 
Letztere einen Sohn erster Ebe halte. Wegen der bezüqlichen Ver Herfahren vom Acker nur eine Stunde brauche. Moge er wegge⸗