Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Beiß auch micht nachzuweifen, .daß“ ein; Anderer und, Wer der 
Noörder sei so wenig als man von ihm den Beweis dafür ver⸗ 
angen koͤnne, daß wirklich ein Sturz von der Treppe die Todes 
irsache gewesen sei. Vielmehr müsse die Anklage das Gegentheil 
arthun, und wenn nur noch die entfernte Möglichkeit übrig 
leibe, daß ein Anderer der Mörder oder ein Fall die Veran— 
assung des Todes, dann könne kein Schuldig gesprochen werden. 
Diese Möglichkeit bestehe aber. Denn sei es unmöglich, daß die 
Frau, um unten Platz zum Backen zu bekommen, das überflüssige 
Mehl in den oben befindlichen leeren Mehlkasten habe hinauftra⸗ 
jen wollen? Mit der schweren Backmulde vor sich in den Armen, 
jabe sie oben an der Treppe einen ihrer hysterischen Anfälle — 
olche wurden allerdings hie und da bei ihr beobachtet — bekom⸗ 
nen, sei gegen die Wand gefallen und von da zurückgeworfen, 
ei sie seitwärts die Treppe herabgestürzt und ihr nach die schwere 
Mulde, welche sie mit Mehl überdeckt und dann zurückgeprallt 
der von der Frau zurücktgeschoben worden sei. Durch diesen Fall 
jei die Leber geborsten, wären die Rippen mit dem“ Brustbein 
und das Zungenbein gebrochen worden, vder es sei nur ersteres ge⸗ 
schehen und eine unbekannte dritte Hand habe die übrigen Verletzungen⸗ 
deigebracht. Wäre das letztere selbst dom Anklagten geschehen so 
wäre- es an der durch den Leberriß bereits entseelten Frau geschehen 
johin kein; Mord, da mau kinx Leiche‘ nicht morden könne. Nun 
dehe das ärztliche Gutachten zwar entgegen, allein die Erfahrun- 
gen der Medicin seien noch nicht abgeschlossen, es könne auch 
später einmal ein Fall des Bruchs des Zungenbeinss, durch Sturz 
hbeobachtet werden, und die Geschworenen haͤtten, nicht' gebünden 
an dein erpertisches. Gutachten, die Sache, sich selbst zurecht, zu le⸗ 
gen? Daß die Frau Ieem Weggehen ihres Mamnes ums Le⸗ 
ben, gelommenh sei micht exwiefen, wohl aher das Gegentheit. Der 
erste Sachverständige, der Leichenstarre an ihr pesee habe, sei 
det Bürgermeister und Unteratzt Reicheti!“ Der hei aber erst um 
11 Uhr gekommen, und hiernach falle die- odeszeite zwis chen 7 
und 8 Uhr, wo gerade, Weiß schon ins Feld gefahreu sei.“ Die 
Leute, die une Oz Uhr schon-Leichenstarre wollten beobachtet haben, 
seien ungebildete unwissende Bauern, die hiervon nichts verständen 
und welche Bewandtnißees mit der Viertelstunde habe, die zwischen 
dem Wegfahren des Weiß und der Ankunft des Kramer und 
Anderer liegen solle, so dse man, daß auf dem Lande die Zeit⸗ 
angaben keinerlei Vetläsfigkeit gewährten. Die Frauhabe aber 
wirklich noch zut“ Jeit Ves Weggehens von Weiß gelebt und ge— 
ubeitetr:n Das / beweist das demathte: Bett, die gekochte: Suppe, 
die getroffenen Zurüstungen zum Backen, der geordnete pollstän⸗ 
dige Anzug derselben, was alles Weiß nicht hade besorgen boönnen, 
endlich der Befund des Magens, wornach sie kurz nach einer 
leichten Mahlzeit, wohl die Morgenmahlzeit, beisftzrbesehg Auch 
habe das jeden Morgen kommende Bäckermädchen auf die Frage 
zon Außen, ob man etwas brauche, eine Stimme gehört, die 
war anders geklungen wie sonst, ihm abet doch die der Frau 
Weiß geschienen habe. Den Dörrzapf habe Weiß bezüglich der 
abgerahmten Milch zu nichts bewegen, sondern ihn blos überzeu⸗ 
zen wollen, das müsse doch die Frau gethan haben, und wenn 
er das glaube, könne er es auch sagen. Ueberhaupt liege weder 
m Benehmen des Angekagten bei der Kunde des Unglücks, noch 
in seinen späteren Aeußetungen etwas verdächtiges. Ihm seien 
rerschiedene Nachrichten geworden, und über jede habe er sein 
Bedauern ausgesprochen; seiner Schwägerin gegenüber aber habe er —9 —— 
eren verfängliche Fragen einfach zurückgewiesen. Und wozu die— 
Blutspritzer am äußeren Thorpfosten anbringen, wenn nicht, um den 
erdacht gegen außen zu lenken? Wozu aber dann das Geheiß 
olche abzuwischen? Damit sei es also Nichts, so wenig, wie mit 
den angeblichen früheren Drohungen und Mißhandlungen gegen 
eine Frau. Das sei alles das dumme Geschwätz einer zänkischen 
aunenhaften, ihren Sohn gegen den Mann bevorzugenden Frau 
ind die Ausgebutt ihrer hysterischen Zufälle und Wahnbilder. 
Dahin gehöre auch die Andeutung über ein in Amerika begange— 
res Verbrechen. Wo sei Haß nachgewiesen? Stets habe er die 
Frau liebreich und zärtlich behandelt und die einzige Ursache zu— 
veilen vorkommender Zerwürfniffe habe der Stiefsohn Franz ge⸗ 
zeben, der mit Hilfe seiner Mutter auf Kosten des Angeklagten 
ich zu bereichern gesucht habe. Sohin sei nicht nachgewiesen, daß 
mn Frau Weiß überhaupt Gewalt geübt worden, und wenn dies 
zer Fall, ob es nicht ein dritter oder der Angeklagter doch erst 
an der Leiche gethan habe. Keinesfalls habe die k. Staatsbehörde 
zen Beweis der Absicht zu tödten und des übetlegten Entschlusses 
geführt, da die Art und Weise, wie der Tod beigracht worden, 
nicht feststehe und nach Allem anzumehmen sei, daß Weiß, wenn 
r der Thäter, bei Gelegenheit eines entstandenen Disbutes im 
Assecte und ohne Absicht zu tödten, gehandelt habe. Nach 7 Uhr 
rfolgte der Ausspruch der Geschworenen; Weiß wurde der Töd— 
ung ohne Vorbedacht für schuldig erklürt und zu sechzehnn Jahren 
Zuchthaus verurtheilt. — J 
Zweibrücken 3Z31. Mai. Unterm Heutigen wurde die lJetzte 
Sache dieser Schwurgerichtssession, und zwar phne Zuziehung von 
Heschworenen⸗gegen den flüchtigen Angeklagten Jakob Reinbold, 
28. Jahre alt, Ackerer von Ilbesheim, verhandelt. Derselbe ist 
»er kriminellen Verwundung angeklagt. Der Anlaß zu nachstehen⸗ 
dem Vorfalle war ein unbedeutender. In der Disque'schen Wirth— 
schaft zu Ibbeshein war am 83. September abhin im oberen 
Ztocke Tanzmusik. Bei dieser Gelegenheit klopfte der Bäcker An⸗ 
indreas Schmitt von Lauf mit seiner leeren Weinflasche zum Zei— 
hen, daß er noch Wein haben wolle, auf den Tisch, in Folge 
dessen aus den auf dem Tischen stehenden Gläsern der anderen 
Burschen etwas Wein auslief. Dies wurde ihm von einem der⸗ 
elben in barscher Weise verwiesen, und als Schmidt in den Sack 
zriff, um Geld zur Bezahlung des Weines hervorzuholen, wurde 
zuf einmal gerufen, er wolle das Messer ziehen. Nun ging es 
von verschiedenen Seiten über Schmitt los. Der Angeklagte 
ackte ihn am Halse, schleifte ihn zum Zimmer hinaus, schlug 
ind trat ihn mit Füßen, und warf ihn eine Treppenabtheilung 
um die andere hinab, bis ex in der Einfahrt ankam. In Folge 
dieser Mißhandlung brach Schmitt sein rechtes Bein, mußte nach 
Hause getragen werden und war ungefähr 140 Tage arbeitsun— 
ähig. Der Angeklagté hatte fich der gerichtlichen Verfolgung 
zurch die Flucht entzogen. Er wurde vom Gerichtshofe in con- 
amaciam zu einer Aiährigen Zuchthausstrafe verurtheilt. 
gZer m ifsch t e s. 17 
— Es ist wohl nicht überflüssig, darauf aufmerksam zu machen, 
)aß die im vorigen Sommer ausgegebenen preußischen Darlehens- 
assenscheinen? J, 5 und 10 Thaler vom LJuli 1867 au von 
nen öffentlichen Cassen in Preußen nicht mehr in Zahlung ge⸗ 
ommen werdem 
7 Mannheim, 29. Mai. Die Oper unseres Hoftheaters 
xieidet durch den Abgang der Ftau Michaelis⸗Nimbs, welche sich 
prerstin das Privatleben zirrückzieht, einen schweren Verlust. 
Frau Nimbs ist heute zum letzten Male aufgetreten. Dagegen 
vird V. Lachner, welcher durch längere Krankheit der Leitung des 
Irchesters entfremdet wat, dieselbe wie wir hören, in nächster 
Woche übernehmen. 
F Karlsruhe, 831. Mai. Bei der heute stattgehabten 
Serienziehung der badischen 35 fl.-Loose sind folgende 20 Serien 
jezogen worden: Nr. 86, 198, 980, 1076, 1283, 1616, 2244, 
850, 2556, 2807, 2868, 3446, 3829, 4066, 4788, 4880, 
35704 5907, 6627 69838. 4. 
—7 Hamburg, 29. Mai. Die Sammlungen für den 
Freiligrathfond dauern fort und haben bereits an 6000 fl. erge⸗ 
ven. Fast täglich finden Vorstellungen zum Besten desselben statt. 
Beie einer gestern zu diesem Zweck im St. Georgtheather veran— 
talteten Vorstellung faud, sehr charakteristisch für die hier herr— 
chenden Stimmung, folgende Stelle eines von Hermann Voget 
jerfaßten Epiloges rauschenden Beifall: 13.. 
zz Und wo es klingt (das deutsche Lied), ob an der Do— 
nau Borden 
Db von des Rheines grünen Rebenhügeln, 
Ob an der Nordsee, an des Belts Gestaden — 
Ist aller Deutschen einig Vaterland. 
Ja, einig heut' auch trotz des Bruderblutz, 
Das jüngst des Mains, der Elbe Fluth gefärbt, 
das deutsche Volk ist Eins in Nord und Süd, 
Db Diplomaten auch auf Furstenwort 
Durch Deutschlandsherzen eine Scheide zogen; 
Db aus des Vaterlandes Grenzen se 
Des deutschen Reiches aͤltste Söhne bannten, — 
Das 'deutsche Volk ist Eins trotz alleden. 
And regt es sich, so stürzen ein die Schranken, 
Bricht morsch der Diplomaten Werk zusammen.“ 
— Verflossene Woche wurde das Hündchen des Briefträgers 
n Höchst a. M. von einem großen Fleischerhunde gebissen, daß 
s eine klaffende Wunde am Leibe erhielt. Um das Thierchen 
‚on seinen Schmerzen zu befreien, trug es dessen Eigenthümer an 
»en Main, um es zu ersäufen. In dem Augenblicke, als er es 
erfassen und in das Wasser werfen wollte, gab ihm das Thierchen 
n seiner Todesangst einen Biß in die Hand. In Folge der er⸗ 
zaltenen und nicht beachtenden Verletzung stellte sich Ende der 
zerxflossenen Woche bei dem Betreffenden die Tollwuth ein und starb 
»erselbe am Samstag Morgen· 
Dr. Werner in Breslau hielt kürzlich einen Vortrag über 
„Bier und dessen Verfälschung,“ wonach die Analyse des Bieres 
einer großen Brauerei ergab: 8 Theile Dreiblatt⸗Extract, 1 Theil 
Pomoranzen⸗Erteact, 8 Theile Dertrin, ' Theil Pigrinsäure mit 
deutlichen Spuren von Kupfer. Noch schlimmer war es mit Ber⸗ 
liner Bieren, von denen das eine Quassia⸗Exträct, wilden Ros— 
marin⸗Ertrart, wasserig⸗ spirttussen Kräbenaugen⸗ Extract (Strychnin 
und Dertrin enthielt.