Wien. 17. Juni.' In der heutigen. Sitzung des Unter⸗e
jauses beantragte Mühlfeld die Wiederaufnahme der Verhandlun—
jen über das von ihm eingebrachte Religionsgesetz. Eine Zu⸗
hrift des Kriegsministers übergibt das neue Wehrgesetz zur ver⸗
massungsmäßigen Behandlung. Hr. v. Beust bringt folgende neue
Hesetzentwürfe ein? Aenderung der Februarverfassung Abänderung
des 8 13 und eine Vorlage über die Verantwortlichkelt der Mi—
nister. u Ferner theilte er mitr Die Angelegenheit der Befestigung
Wiens werde als gemeinsame Angelegenheit den Delegationen zur
berfassungsmäßigen Behandlung vorgelegt werden; der Kaiser habe
zie Einstellung der Befestigungsarbeifen angeordnet. Das Haus
nahm diese Mittheilung beifällig auf.. Der Justizminister erklärte,
er sei vom Kaiser ermäͤchtigt, die Schwurgerichte in den Entwurf
ʒer Strasprozeßoromnge aufzunehmen, welcher nüchstens dem Un⸗
erhause vorgelegt werden wird. “7 .4
Wien, 14. Juni,, Goneral Klapka vermuthlich durch seine
Freunde zeitig genugebenachrichligte beeilte fich“ von der Gnade
des Königs Gebrauch zu machen und weilt seit Montag auf östor⸗
ceichischem Gebiete. Von Intexesse für Sie dürften trotzdem ei—
nige Einzelnheiten über die Umstände, sein, unter welchen der be⸗
Ahmte Insurgentengeneral hier in Wien eingetroffen: General
lapka dangte in Gefellschaft des preußischen Generals“ Herwarth
v. Bittenfeld hier an, und nahmen Beide im Hotel /Zum Lamm“
Leopoldstadt, ihre Absteigquartiere. Der Hotelier der seinen Oh
ren nicht krauie, als er den Namen Klapka nennen hörte, fragte
—V
alles Andere, als den berühmten Vertheidiger von Komorn in
seiner Person ahnen ließ um dessen Taufnahmen und Charakter.
Der Befragte nannte sich mit der lakonischen Bemerkung: „Es ist
war überflüssig, die Polizeir kennd mich schom.“GenercibHor⸗
warth begibt sich, wia es heißt,pon hiere nach einem österreicht
schen Badeort. Während feines kurzen Aufenthaltes hier gelang
eß ihm, die Kreise, mit denen er in Berührung kam, vollständig
stix sich einzunehmen. Manxrühmt ihm, Liebenswürdigkeit und
eimen jehr feinen Tack nach 5
Agram, 1831Jin.in Mehrers Hundert Bauern übesrfielen
gestern, die gräflich Erdödy'sche Herrschaft Setus und wolltem mit
herbeigebrachten, Pflügen die Herrschaftsgründe für sich, ackern.
die Gendartnerie schritt ein und stellte die, Ruhe wieder here
Luxpembung, 16. Juni Morgen wirde das preitische
Infauterie-Regiment Nr. 69 die Festung Lurxemburg verlassen;
die übrigen Truppen der Garnison werden ihm bakd Nachfolgen:
Zum Lebewohl schreibt heute das „Luxemb. Wort“; Wir wollen
die Garuison nicht abziehen lassen, ohne ihr das geugniß mitzu⸗
geben, daß ihre, Disciplin im Allgemeinen und fast immer eine
musterhafte war und daß das Verhalten der Truppen, gegenüber
der Buͤrgschaft so viel wie möglich ein zuvorkommendes war, Wir
bedauern den Abzug der Garmson, nicht nur, weil sie der Bür⸗
gerschaft große Voriheile verschaffte, sondern auch, weit ste wührend
ber 50 Jahre gute Beziehungen, mit den Behbrden und der
Burgerschaft pflog. Wir hätten gewünscht, sie noch länger- hier
zu sehen, allein wir wollten und mußten die; Unabhängigkeit un—
feres Vaterlandes der Garnison vorziehen.“ —
Frankreich.
Parais, I63 Juni. Morgen Abend gibt Strauß mit sei⸗
neu Mußkern in dem sogenannten .Ooncért dos hamqs P-
zoes ein Concert zum Besten des deutschen Hospitals, das in
Paris errichtet werden soll. Die Fürstin Metternich, die ander
Spitze des: Damencomite's steht, das sich m Auftrage des hiefi⸗
gen deutschen Hilfsvereins mit ven Sammlungen für dieses Un⸗
ernehmen beschäftigt hat das Straußsche Concert veranstaltat: Die
ganze Pariser Boau Monde wird dort versammelt sein.
Paris, 17. Juni. Der Etendard meldet, daß eine Col—⸗
lectivnoto der Mächte in Betreff der Niedersetzung einer Unlersu—
hungscommission⸗ für Kandia am 15. Juni der Pforte zugestellt
worden isn. uv
England. 9 —V——
London, 14. Juni. Die Reformliga welcher der Voden
unter den Fußen zu schwinden anfängt, wirft sich jetzt auf freinde
ebiete und hat beschlossen, eine Adreffe an die Völker Eu— W
dopas zu richten, die demnächst versandt werden soll und mit 4Eine resolute Amerikanerin. Chicago, 22. Mai.
den Worten beginnt: Brüder, es ist Zeit, dag wir zu einem Charakteristisch amerikanisch ist das Benehmen eines Mädchens in
achtigen brüderichen Verstündnisse unserer gegenseitigen Interessen Juͤdiann, die hren 19jahrigen Verführer mit dem Revolver in
and gemeinsamen Rechte gelangen,“ und dann von Despotismus, der Hand, oder vielmehr .an seinet Stirn zwang ihr zum Di⸗
Willkür, Volkerglück. Brüderlichkeit declamirt. 43 friltzgeistlichen zu folgen, um eine Heirathsexlaubnißz zu holen,
Türkei. —* hanh sum Friebensrichter, vor welchen sie ihn durch dasselbe drae
Aus griechischen Quellen stammt die von Herallion, HII. Juni stische Mittel zu einem mürrischen leisen Ja bemoyg: Der. Ehe⸗
datirte Nachricht, daß Omer Pascha in seinem Marsch auf Sikia mann wider Willen machte sich zwar sofort aus dem Swmube unß
und Apokoronos mit schweren Verlusten zurückgeschlagen worden ließ das Mädchen die Gebühren bezahlen, aber sie ist doch in den
sei und sich mit dem ebenfalls geschlagenen und in ein verschanze · Augen der oͤffentlichen Meinung legalisirt, und das war Alles,
es Lager geflüchteten Mehemet Pascha nicht habe, vereinigen.awas sie wollte.
oͤnnenz ferner daß der türsischte Kriegsunnpfer Isidhty welcher
den Aladion verfoigt und, nach Cerigotto gejagt hatte, mit schwe⸗
rer Havarie, Todlen und Verwündeten uaqh Kreta zurückgekehrt sel.
Aus Konstantinopel, 15. Juni wird telegraphirt, daß an
ziesem Tage das Gesetz publicirt wurde, welches den Fremden
runderwerbungs⸗ und Grundbesitzrechte verleihtt.
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