St. Ingberler Anzeiger.
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Nro. 78 9— — I Dienstag, den 2. Juli 1867.
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Deutschlaude..
Muünchen, 27. Juni. Die Nachricht von einer aus An ·
laß des Zollvereinsvertrags beabsichtigten früheren Einberufung
des Landiags entbehrt der Begründung. —33,.5
München, 28. Juni. In der Augsb. Abdzgt. werden
alle Mittheilungen über eine angeblich beabsichtigte Reise des Kö—
nigs nach Paris für leere Vermuthungen bezeichnet: es sei darüber
noch gar nichts bestimmt.
München 28. Inni. Der Referent im Kriegsministerium
Major v. Massenbach, geht als Ministerialcommissär nach Landau,
um daselbst mit dem Festungsgouvernement die Maßnahmen zu
heraihen, welche auf die Abrüsiung der Festung fich beziehen, do
diese durch die allgemeinen Verhältnisse und durch den bevorstehen⸗
den Abschluß des Liquidationsgeschäfts in Bezug auf das beweg⸗
liche Eigenthum in der bisherigen Bundesfestung bevorsteht. —
Dem Obersten Karl v. Orff im k. Geniestab wurde das Commando
der Kriegsacademie übertragen. J
—München, 30. Juni. Das österreichische Kaiserpaar isi
heute Nachmittag 2 Uhr von Regensburg (wohin es zur Beerdi⸗
zung des Taris'schen Erbprinzen gekommen war), hier eingeiroffen.
Die Kaiserin ist safort, der Kaiser um 4*4 Uhr nach Possenhofen
weiter gefahren.
Regensburg, 27. Juni. Das fürstlich Thurn⸗ und
Taxis'sche Haus wurde seit einem Jahre schwer heimgesucht. Im
vorigjährigen Kriege wurde der Prinz Theodor an der rechten Hand
jo schwer verwundet, daß er vorläufig pensionirt werden mußte;
letztes Frühjahr starb die Prinzessin Amalie, verehelichte Gräfin
— DD0 auch der Erbprinz
Maximilian, geb. am 28. Sept. 1881 und bermählt am 24. Au⸗
gust 1858 mit der Prinzessin Helene, Tochter des Herzogs Mari—
mülian in Bayern und Schwester der Kaiserin von Oesterreich,
der Königin von Neapel und der Braut unseres Koönigs. Aus
Rieser Ehe sind drei Kinder entsprossen, zwei Töchter und ein
der nunmehrige Erbprinz Maximilian, geb. den 24. Juni
68 J
Um moralische Eroberungen zu machen fing der alte Fritz es doch
was anders an; er ließ selbst an den Mauern angeheftete
Schmähschriften gegen seine Personen niedriger hängen, damit
—
Berlin, 36. Juni. Zur Erinnerung wird folgende Ca⸗—
zinectordre Friedrich Wilhelm III. reproducirt: „Ich habe sehr
nißfällig vernehmen nmüssen, daß besonders junge Offiziere Vor⸗
züge ihres Standes vor dem Civilstande behaupten wollen. Ich
verde dem Militär sein Ansehen geltend zu machen wissen, wenn
es ihm wesentliche Vortheile zu Wege bringt, und das ist auf
dem Schauplatze des Krieges, wo sie ihre Mitbürger mit Leib
ind Leben zu dertheidigen haben. Allein im Uebrigen darf sich
kein Soldat untersiehen, weß Standes und Ranges er auch fei,
inen meiner Bürger zu brusquiren. Sie sind es, nicht ich, die
die Armee unterhaͤlten, in ihrem Brode steht das Heer der mei⸗
nen Befehlen anvertrauten Truppen, und Arrest, Kassation und
Todesstrafe werden die Folge sein, die jeder Kontravenient von
neiner unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat. Berlin, den
1. Jan. 1798.“
Berlin, 28. Juni. Die Zollconferen;, welche vor⸗
zestern ihre Sitzungen begonnen hat, zählt folgende Mitglieder:
ür Preußen: geh. Rath v. Pommer-Esche, Ministerialdirector v.
Philipsborn, Ministerialdirector Delbrück; für Bayern: Ministerial—
raih v. Weber, Oberzollrath Gerbig; für Sachsen: geh. Finanzrath
v. Thümmel; für Würtemberg Gesandter v. Spitzemberg, Finanz—
rath Riecke; für Baden Stagatsminister Mathy; für Hessen: geh.
Obersteuerrath Ewald; für die thüringischen Staaten: geh. Rath
Thon; für Braunschweig und Oldenburg Ministerresident Dr.
o. Liebe.
Berlhin, 29. Juni. Der Kronprinz reist heute Abend
nach Paris, wohnt dort am Montag der Preisvertheilung bei und
kehrt hierauf direct hierher zurück um am 8. Juni an der Sie
gesfeier in Potsdam Theil zu nehmen, zu der auch der Graf v.
Bismarck erwartet wird. Der König von Schweden kommt im
August auf der Durchreise nach Paris zu einlägigem Aufenthalt
nach Berlin.
Wien, 23. Juni. Jetzt, wo die Fortdauer des Zollver—
eins gesichert ist, füuhlt man immer mehr das Bedürfniß, sich zu
demselben in ein enisprechendes Verhältniß zu setzen. Wahrschein⸗
lich wird es zu einer Verständigung kommen, zumal man hier
Willens sein soll, in der Weinzollfrage die von Preußen angebo—
tene Herabsetzung des Tarifs auf 3 Thlr. per Zoll-Centner an—
zunehmen. Die?Schwierigkeiten welche dem definitiven Abschlusse
der englischeösterreichischen Zollderhandlungen im Wege standen
und sich auf die Fraͤge der Eisenzölle bezogen, sind als gehoben
zu betrachten; der definitive Abschluß wird jetzt wohl binnen kur—
zem erfolgen.
Wien, 8W. Juni. Wie die Presse erklärt ist die Antwort
der Pforte auf die letzte Collectivnote der Mächte eingetroffen. Die—
selbe erklärt, Omer Pascha habe die bestimmte Zusicherung ertheilt
hinnen Monatsfrist das Ende des candiotischen Aufstandes herbei—
uführen. Bis dahin könne die Regierung des Sultans keinerlei
Verpflichtung über Unterhandlungen eingehen. Solte jedoch Omer
hascha bis zum Ablauf dieser Frist, d. h. bis zum 17. Juli,
ücht reussirt haben, so werde der Kampf nicht fortgesetzt, sondern
Unterhandlungen behufs Zusammentritts christlicher Notabeln un⸗—
ter dem Beistand der Mächte eingeleitet werden.
Wien, 30. Juni. Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge,
deren Verlässigkeit leider unzweifelhaft ist, wäre der Kaiser Maxi⸗
milian am 19. Juniser schossen worden.
Wien, 30. Juni. Die heutige Amtszeitung publizirt ein
caiserliches Handschreiben, welches den Hrn: v. Beust unter Be—
assung desselben in seinen Stellungen als Minister des kaiserlichen
Zauses und des Aeußern, zum Reichskanzler ernennt, dem Grafen
Taaffe die Stellvertretung im Präsidium des Ministerrathes über—
rägt, den Justizminister d. Komers seiner Stellung enthebt und
den Ritter v. Hye zum Justizministet ernennt, indem ihm gleich—
Dienstes⸗Nachrichten.
Seine Majestät der König haben sich allergnüdigst bewogen
gefunden: unterm 20. Juni l. Is: den bisherigen ordentlichen
Hrofessor an der Unidersität und am eidgenössischen Polytechnikum
in Zürich Dr. Rudolph Julius Emanuel Clausius zum ordentlichen
Professor der Physik in der philosophischen Fakultät der Universitä
Würzburg zu ernennen.
Durch Regierungsbeschluß vom 28. Juni wurde der Forst—
gehilfe Philipp Mang zu Hördt in gleicher Diensteseigenschaft au
die Forstgehilfenstelle beim Revier Erlenbrunn Forstamts Pirmasens
dom 20.“ Juli l. J. an versetzt und der geprüfte Forstschutlehr⸗
iing Georg Ernst Demuth zu Otterberg zum Forstgehilfen beim
Revier Hördt Forstamts Speyer ernannt.
Derek. Forstamts-Actuar Karl v. Axthalb von Vohenstrauß
wurde auf sein Ansuchen als Forstamts-Actuar und Functionär
an das Kreis⸗-Forstbureau bei der k. Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg versetzt und an dessen Stelle zum Actuar beim
Forstamie Vohenstrauß der k. Forstgehilfe Bernhard Thoma von
HZielenhofen ernrannt.
Skuttgart, 28. Juni. Der Justizminister hat beim
ländigen Ausschuß einen Gesetzentwurf über Abschaffung der kör
perlichen Züchtigung eingebracht.
Frankfurt, 28. Juni. Die Frankfurter erfreuen sich
einer dorher ungekannten Preßpolizeiwirthschaft. Das „Fr. J.
wuͤrde dieser Tage zweimal, die in franzosischer Sprache erschei
nende Europe mehrmals rasch auf einander confiscirt. Das letzt
genannte Blatt will einer Angabe der Fr. Ztg. zufolge nicht nach
Dresden, sondern nach Mainz übersiedeln; ob dies aber nicht aus
dem Reyen unter die Traufe kommen hieße? Auch das Hanpt—⸗
blatt der gestrigen Frankfurter Ztg. ist wegen eines Auszuges aus
einem Artitel der Wiener N. Fr. Pr. mit Beschlag delegt worden.