Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Der St. In g dart er Anzeig er! czuit feinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreinal: Dienstag, Donnersstag 
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Nro 80 eSasstag/ den 8. g3unnnn4867. 
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Deutschland. 
Mümchen, 2. Juli. Der Entwurf, des Programms für 
die Feier der Vermählung Sr. Majestät des Königs am 12. Oct. 
d. J. ist am vorigen Freitag in einer Berathung festgestellt wor⸗ 
den. an welcher die königl. Staatsminister des königl. Hauses und 
des Aeußern, dann des Innern, sowie die Chefs aller Hofstaäbe 
heilgenommen haben. Dieser Entwurf ist nun der Genehmigung 
Sr. Maj. des Königs. unterbreitet. 
Munchen, 3. Juli. König Ludwig J. reist nächstet Tage 
von Salzburg aus incognito, unter dem Namen eines Grafen v. 
Sstessart, nach Paris zum Besuche der Industrieausstellung. — 
Graf Tauffkirchen wird sich am 6. ds. nach Petersburg auf sei⸗ 
nen Gesandten-Posten begeben. 
München, 3. Juli. Der Abg. Fischer wird nächster 
Tage auch das Referat über das Armengesez vollen 
den. Dann werden die eie über sämmtliche Sozial 
gesetze vorliegen. Es finden zwischen dem Abg. Fischer, als Re— 
fereut über den Gesetzentwurf bezüglich der Ansässigmachung, und 
dem Abg. Edel, Referent über die Gemeindeordnung, Konferenzen 
ftatt, um einen Ausgleich der über wesentliche Punkte abweichen⸗ 
den Ansichten beider Referenten zu erzielen. Der Ausschuß wird 
deßhalb vor Ende dieser Woche seine Sitzungen nicht fortsetzen 
iuid dann zunächst der Gesetzentwurf bezüglich der Ansässig— 
machung ꝛc. zur Berathung gelangen. Zuvor aber wird die 
Schlußberathung,' resp. definitive Abstimmung über den Gesetz⸗ 
enswurf das Gewerbswejen betr.“, stattfinden, zu welchem Be— 
hufe die deßfallsige Subkommission des Ausschusses den Gesetzent⸗ 
wurf nach den bisherigen Beschlüssen des Ausschusses neu redigirt 
hat; die neue Redaktion gelangte bereits zur Vertheilung. 
München, 3. Jus. Glaubwürdige Nachrichten aus Wien 
melden, daß die Reise des Kaisers von Oesterreich nach Paris auf 
uatbestimmte Zeit verschoben, aber keineswegs aufgegeben ist. 
München, 8. Juli. Wie der „Landb.“ vernimmt, wird 
der Sultan Abdul Aziz auf seiner Rückreise von Paris über 
Wien nach Konstantinopel anch unsere Stadt besuchen, wo für ihn 
und ein Gefolge von 90 Personen bereits im „Bayerischen Hofe“ 
das Abfteigequartier bestellt ist. 
München, 4. Juli. Die „Bayer. Ztg.“ ergänzt ihre An⸗ 
gabe von der bevorstehenden Abrustung der Festung Landau da⸗ 
hin, daß die Abrüstung nur theilweise geschehen und Landauals 
fester, sturmfreier Depotplatz erhalten werden soll. 
Würzburg, 8. Juli. Am 22. Juli werden die Bischöfe 
Bayerns hier eine Zusammenkunft haben, wie dies in den beiden 
Voriahren in anderen Städten stattgefunden hatte. 
Speyer, 4. Juli. (Landrathsverhandlungen.) In der 
heutigen Sitzung beschloß der Landrath, auf den Vorschlag seines 
Präsidenten, eine Glückwunsch-Adresse an den König, aus Anlaß 
der Verlobung Sr. Majestät, zu richten und wählte die HH. 
Prodecan Ney, Decan Wanzel und Dr. Jakob zur Entwerfung 
derselben. In Bezug auf das Entlassungsgesuch des Hrn. Wan— 
zel aus Rösselsbrunn beschloß die Bersammlung, durch Vermitte— 
lung der k. Regierung nähere Erhebungen über die Gründe des— 
selben zu erholen. Hr. Feldbausch erstattete sodann Bericht über 
die Rechnungsergebnisse der Schullehrer-Pensionsanstalt im letzten 
Jahre. Dieselbe hatte eine Einnahme von 88,867 fl. 46 kr., 
cine Ausgabe von 88,354 fl. 26 kr. (darunter eine Kapitalanlage 
von 34,705 fl. und der Rückersatze eines von der k. Filialbank 
Ludwigshafen erhaltenen Vorschusses von 7037 fl. 55 kr. Der 
Vermögensstand der Anstalt betrug am 1. Octbr. 1866 163,991 
fi. I3 kr.; Mehrung gegen das Vorjahr 6155 fl. 43 kr. Diese 
Rechnuung wurde vom Landrath genehmigt. Sodann referirt das 
Landrathsmitglied Hr. Lederle über den Stand des Marimilians— 
getreidefonds; derselbe weist ein Vermögen von 151,027 fl. 47 
ir. nach, gegen das Vorjahr um 6627 fl. 47 tr. mehr. Auch diese 
Rechnung wurde von dem Landrathe genehmigt. Herr Rothhaas 
braüchte hierauf einen Antraa ein. .die Vesteuerung des Tabaks— 
baues betr.,“ welcher dem 5. Ausschusse zur Prüfung übergeben 
wurde. Näch ste Sitzung Freitag den 5., Nachmittags 3 Uhr. 
Dres den, 2. Juli. Der König ist gestern Abend hier 
eingetroffen. Der Hof hat heute eine dreiwöchentliche Trauer für 
den Kaiser Maximihan angelegt. — Bei Lugau stürzte gestern 
ein 120 Ellentiefer Kohlenschacht zu ammen, wodurch über 200 Ar⸗ 
beiter verschüttet wurden, für deren Rettung wenig Hojf⸗ 
nung ist. 
Berlin, 3. Juli. Die möglichen politischen Folgen der 
dinrichtung Marximilians beschäftigen heute die Aufmerksamkeit fast 
chen so sehr, als der Tag von Königgrätz. Allgemein hört man 
Napoleon III. verdammen, und am häufigsten werden Betrachtun⸗ 
gen angestellt, über den Einfluß, welchen die mexicanische Kugel 
auf die Beziehungen Oesterreichs zu Frankreich haben 
könnte. Hört Franz Joseph auf die Stimme seines Volkes, so 
wendet er sich von den gleißnerischen Verlockungen, die von der 
Seine her auch an ihm versucht werden, ab und tritt ehrlich und 
offen auf die Seite Deutschlands, womit dann auch der Frieden 
gesichert wäre. — Nach der „Prov.-Corr.“ reist der König über⸗ 
morgen nach Ems ab. Ueber spätere Reiseplüne sind feste Be⸗ 
stimmungen noch nicht getroffen. Diese hängen von gar Man⸗ 
herlei ab; ich will aber gleich hinzufügen, daß in Regierungs— 
kreisen von der Eventualität irgend welch kriegerischer Verwicklung 
nicht im Entfernteften die Rede.ist, wohlberstanden für dieses Jahr. 
Denn wozu Napoldon mit Hilfe seiner Presse für nächstes Jahr 
sich drängen lassen will, das vermag heute noch Niemand vorher⸗ 
zufagen. — Der erste Artikel des pon Preußen der Zollconferenz 
borgelegten neuen Vertragsentwurfes lautet: „Die 
contrahirenden Theile setzen den behufs eines gemeinsamen Zoll⸗ 
und Handelssystems errichteten, auf dem Vertrage über die Fort⸗ 
dauer des Zoll und Handelsvereins vom 16. Mai 1865 beruͤhen⸗ 
den Verein bis zum letzten December 1877 fort. Bis dahin blei— 
den die Zollvereinsverträge vom 22. und 30. März und 11. Mai 
1833, vom 12. Mai uͤnd 10. December 1835, vom 2. Juni 
1836, vom 8. Mai, 19. Oktober und 13. November 1841, vom 
4. April 1858 und vom 16. Mai 18685 nebst den dazu gehöri⸗ 
gen Separatartikeln zwischen den contrahirenden Theilen ferner in 
Kraft, soweit sie bisher noch in Kraft waren und nicht durch die 
folgenden Artikel abgeändert sind. Mit diesen Beschränkungen und 
vorbehaltlich der Verabredung im Art. 7 finden die Bestimmungen 
der gedachten Verträge auch auf diejenigen zum norddeutschen 
Bunde gehörenden Staaten und Gebietstheile Anwendung, welche 
dem Zoll⸗ und Handelsverein noch nicht angehörten.“ 
Berlin, 3. Juli. Der »König hat den hannöverischen 
Veieranen, welche den Feldzug von 1813 —15 mitgemacht haben, 
30,000 Thlr. als Unterstützung gewährt. 
Berlin, 3. Juli. Die Prov.Corresp.“ meldet: Ein die 
Pensionirung der schleswig-holsteinischen Offiziere betreffender Ge⸗ 
setzentwurf ist bereits ausgearbeitet und wird dem nächsten Land— 
tage unterbreitet werden. 
Berlin, 4. Juli. Der Staatsanzeiger enthält folgende 
Verordnungen: 1. betreffend die Einführung des preußischen Ci— 
vilprozeßverfahrens in den neuen Landestheilen mit Ausnahme 
vou Hannover, Frankfurt und Meisenheim; 2. betr. die Errich— 
tung einer königl. Polizeiverwaltung in Frankfurt; 83. betr. die 
Cinführung der Rübenzuckerbesteuerung in den Elbherzogthümern; 
4. beir. die Aufhebung der Accise in Frankfurt als Staatssteuer. 
— Gelegentlich der gestrigen Feier der Schlacht von Königgrätz 
haben keine Ernennungen und Beförderungen stattgefunden. — 
Rach der Kreuzzeutung gehen die Verhandlungen der Zollconferenz 
dieser Woche zu Ende. Vasselbe Blatt bestätigt, daß die Aus— 
veisungen der nordschleswig'schen Familien, deren Söhne sich 
zurch die Flucht ihrer Militärpflicht entzogen haben, vorläufig 
eingestellt seien. 
Berlin, 4. Juli. Der Disciplinarhof verurtheilte Hrn. 
Lasker zu 100 Thlr. Geldstrafe wegen außerhalb der Kammer