Full text: St. Ingberter Anzeiger

Consuln und Agenten kereitet sich in Bulgarien. Serbien und preußische Politis gus, Lemonier aus Paris entmirft ine Schil— 
Bosnienein Aufstasd vor, Zer vielleicht, schon in wenigen Wochen, derung. AsꝙIdeolg einer Republik. — Garibalds wird morgen 
ausbrechen, wirdz An Spanien soll eine Zwangganleihe —* gbreisen. — 
5 Millionen Pfr l. ausgeschrieben werden. Insurgen⸗ Der internationale ArbeiterCougreß zu Lausanne hat 
ten scheinen nicht „u wissen, daß General Print das Land und zum Prasidententen ernaunt Herrn Duüpont aus London, zu Vice 
die Insurrection versteß und in Genf — beim Friedenscongreß Präsidenten Eccarius aus London und J. Ph. Becker aus Genf 
ist. In Barcelona wurden 50—60 Insurgenten und Verdächtige zu Secretären Guillaume aus Locle, Bükly aus Zürich, Vasseur 
füfilirt. aus Marseille und Dr. L. Büchner aus Darmstadt. Die Arbeiter 
Einer Florentiner Correspondenz des „Journals des Débats“ verden massenhaft in Genf erscheinen. Ein großes Völkerherbrü— 
zufolge, scheinen troz der Reise Garibaldis nach Genf, zum Frie- derungs-Banket soll die sämmtlichen internationalen Demonftratio- 
denscongreß in Rom entscheidende Ereignisse sehr nahe bevorstehend nen am 12. Sept. in Genf schließen.“ 
zu sein. Aus Nachrichten, denen Glauben beizumessen ist, gehl 
e daß die Bewegung gegen Ende des Monats, stattfinden 
vird. Die Regierung ist entschlossen, eine jede bewaffnete In— 
vasion ins päpstliche Gebiet zu hindern. Sie kann auf den Go— 
horsam der Armee rechnen, deren Disciplin und Geist zu keinerlen 
Unruhe Anlaß geben. Das einzige Mittel, welches Garibaldi zux 
Verfüguug steht, ist, isolirt über die Grenze zu gehen, um, aujß 
dem puüpftlichen Gebiet selbst 3 Opexationscorps zu hilden. 
. Daß Garibaldi in Genf sogleich mit der Thür ins Haue 
gefallen und seine Plane gegen den Kirchenstaaat an die große 
Glocke geschlagen hat, scheint den Franzosen sehr angenehm zu sein, 
da ihnen dadurch eine neue Handhabe geboten wird, auf die ita— 
lienische Regierung zu drücken, damit an der römischen Gränze 
nichts gegen den Septembervertrag gespongen werde 
Dem „Etendard“ gehen Nachrichten aus Luxemburg zu, denen 
jufolge die Stadt sich nach Abzug der Preußen aus freien Stücken 
beflaggt hätte. Das Luremburgische, Contingent hält, inmitten 
einer dichten Volksienge seinen Einzug. Prinz Heinrich von Hol⸗ 
land hält von den Regierungsmitgliedern und den Beamten un⸗ 
geben, eine Revue über die nationalen Truppen auf dem Wilhelms 
olatze o. — —AW 
VUeber den genfer Friedens⸗Congreß, dessen Gründer weuig 
erbaut sein sollen, von Garibaldi ganz in den Hintergrund ge— 
drängt zu sein, langen seltsame Berichte hier an. Gleich in der 
ersten Sitzung hatte ein Belgier den Antrag gestellt, die frangösische 
dreifarbige Fahne als die „Standarte des Despotismus“ aus dem 
Sitzungssaale zu entfernen; sein Antrag sei indeß zurückgewiesen 
worden. Auch Garibaldi's heftige Rede, die er vom Fazy'schen 
Balkon aus an das genfer Volk gehalten und deren von den Jourx— 
nalen publicirter Text ein von James Fazy gereinigter und ver⸗ 
besserter ist, sei nur sehr wenig nach dem Geschmacke der calvini⸗ 
stischen Patrizierfamilien Geufs gewesen. Ein Staaisrath, Her 
Camperio, hätie selbst, so wird berichtet, Gelegenheit genommen 
Garibaldi zu ersuchen, seine Sprache dem Congresse gegenüber 
zu mäßigen, da man in Genf micht gewillt sei, das Uebelwollen 
eines mächtigen Nachbars zu provociren, mit dem man es vorziehe 
gute Beziehungen zu unterhalten. Von französischen Rotabilitäten 
befinden sich, entgegen der Depesche der Independance Belge, weder 
Felix Pyet noch Victor Hugo oder Louis Blanc in Geuf. Mazzini 
und Prim sind zwar anwesend, ließen sich jedoch auf dem Con⸗ 
gresse noch nicht blicken. Was letzteren betrifft, so ist das hiesige 
panisch⸗progressistische Comite damit beschäftigt, ein Memorandum 
anzufertigen, welches die Unthätigkeit des Generals zu rechtfertiger 
bemüht ist. — 
Der Kolun. 3.“ schreibt man aus Paris: „Frankreich wil 
eine bisherige Mißtrauen erweckende Stellung gegen Deutschlant 
aufgeben und demselben gegenüber mehr die Rolle eines wohlwol— 
lenden Zuschauers — bis zu gewissen Grenzen natürlich — über 
netzmen. Der Hauptzweck bei dieser Schwenkung in unserer aus 
wärtigen Politik wäre derjenige, Preußen von dem Bündnisse mi 
Rußland gänzlich abzuziehen und es in der sich jetzt wieder ziem⸗ 
lich verwickelnden orientalischen Frage zur Neutrauität zu veran⸗ 
lafsen, Rouher und Lavaletie gelten als die Hauptverireter dieser 
neuen Politik.“ 
England. W 
London, I1. Sept. Es wird bestätigt, daß für Losung 
der landiotischen Frage eine europäische Conferenz zusammentrelen 
soll, welche von den Westmächten beantragt worden ist. 
Schweiʒz. 
Senf, 10. Sept. In der Sitzung des Friedenscongresses 
proclamirte heute der Präsident Jollisaint bolle Redefreiheit, indem 
der Congreß nur für die zu fassenden Beschlüsse verantwortlich jei 
Verlesen wurden Adressen aus Italien, Brüssel, von den Pariser 
Freimaurern, sodann verschiedene Zuschriften von Favte, Loui⸗ 
Blanc u. A. Quinet erllärte in einer poetischen Rede, der Mensch 
heit sei das Bewußtsein, das Gewissen erstorben Garibaldi sagte 
ein zweiter Christus werde die Priesterherrschaft zerstören; Dupom 
sprach für die Specialrevolution; Cartatet will, der Congreß sol 
aicht nur gegen den Krieg, sondern auch gegen die stehenden Heere 
rotestrren Simon won Triero spricht sich nergisch gegen die 
urze Belehrung über die Rinderpest. 
Die Rinderpest, auch Löserdürre, Viehpest, Uebergälle ⁊c. ge⸗ 
nannt, ist eine sehr anfteckende Krantheit des Rindviehs, als de⸗ 
ren Heimath die östlichsten russischen Steppen angesehen werden. 
Durch den Handel mit Vieh und den Verkehr überhaupt verbrei⸗ 
et sich diese Seuche in ferne Länder und tritt in unseren nur 
in Folge der Ansteckung auf. Sie ist die gefährlichste 
Rindviehseuche, ergreift jedes Alter und Geschlecht, ist unabhängig 
von Jahreszeit und Wilterung, verbreitet sich, wenn ihr nicht durch 
kräftige Maßregeln Einhalt gethan wird, von Ort zu Orti, über 
gtoße Bezirke und ganze Lünder, und rafft gewöhnlich 80 bis 
90 pCt. von den ergriffenen Heerden weg 
Auch Ziegen und Schafe, so wie andere wiederkäuende Thiere 
können von der Rinderpest angesteckt werden, dagegen bleiben Pferde 
und alle nicht wiederkauenden Thiere, ebenso wie die Menschen 
von ihr verschont. — 
Der Ansteckungsstoff ist jehr fiüchtig und entwitkelt sich