Full text: St. Ingberter Anzeiger

sionsgeneral wird sie befehligen. Einmal⸗in Rom, wird sich die 
talien. Regierung mit dem heil, Vater benehmen, dem sie bereit 
ist, alle in ihrer Macht stehenden Zugeständnisse zusmachen. Viel⸗ 
leicht wird, wie Hr. p. Tavour vorhergesagt hat, der Papst nie 
mächtiger! gewesen sein, als nach Verlust seines weltlichen König— 
reichs. Was Fraͤnktkich anbelangt, so glaubt man nicht, daß es 
interveniren werde, selbst im Fall, daß es diplomatisch protestiren 
zu müssen glauben würde. Alles läßt vorhersehen, daß die Ereig⸗ 
aisse nahe bevorstehen. — Die allgemeine Ansicht der Italiener 
geht dahin, daß, der Augenblick zur Lösung der italienischen Frage 
gekommen ist und daß jedes Zurückweichen verhängnißvoll wirken 
müßte. Die gemäßigte Partei, die der Bewegung entgegen war, 
hat sich heute vollständig angeschlossen. Nur kann sie es nicht er⸗ 
varten, daß die reguläre Armee handelnd auftrete. Sie fürchtet, 
daß wenn die Aktionspartei allein Rom nimmt, diese zu großen 
Einfluß auf das italienische Volk, auf das der Name Rom eine 
vahre Zauberkraft ausubt, gewinnen würde. — Die Finanz⸗ 
Frage ist vorläufig ganz zurückgetreten; man erkennt jedoch all⸗ 
seitig an, daß unter den gegebenen Verhältnissen die Combination 
Katazzi noch die praktischste von allen war. Das Wesentlichste 
ist, den Gang der Regierung sicher zu stellen. Ist einmal die 
politische Krisis beendet, so wird man zu der politischen Reorga⸗ 
aisation der Finanzen und der Administration um so ernstlicher 
schreiten können, als: wenn Italien einmal im Besitze von Rom 
sst und eine definitive Uebereinkunft mit dem heil. Vater abgeschlos⸗ 
sen hat, es Nichts mehr zu verlangen hat. Das Einheitswert 
ist alsdann fertig.“ 
Nach der „Epoque“ wird die Bewegung der einzelnen gari⸗ 
baldischen Banden gegen Rom zu mit jedem Tage deutlicher. Me— 
notti Garibaldi soll sich etwa 20 Miglien von Rom mit eiwa 
2000 Mann befinden. 
— Der päpstliche Nuntius hat dem ˖ Minister des Auswärki⸗ 
gen gestern das Circular Antonelli's übergeben. Spanien 
hat in Paris seine Unterstützung zur Aufrechthaltung der weltlichen 
herrschaft der Päpste aungebdten. — 
Paris, 15. Oct. In einer von Nigra vorgestern überge— 
benen Note zeigt Rattazzi an, daß die italienische Regierung nur 
in dem Falle eine Garantie dafür, daß die Bewegung im Kir— 
chenstaate nicht einen vepublikanischen Charakter annehme und für 
zganz Europa gefährlich werde, übernehmen könne, wenn ihm von 
Frankreich vollständig freie Hand zugestanden werde. Sie werde 
übrigens mit allen Mitteln versuchen, die Schranken des Sep— 
tembervertrages einzuhalten, könne dies aber nur, wenn ihre Trup⸗ 
den auf römischem Gebiete agiren dürften. Die französische Ant⸗ 
wort soll für Hrn. Nigranicht ganz befriedigend gewesen sein. 
Paris, 16. Oct. Wie der „Moniteur“ meldet, sind der 
Kaiser, die Kaiserin und der kaiserliche Prinz im Laufe der Nacht 
in St. Cloud eingetroffen. — Die aus Italien eintreffenden Nach— 
richten ervähnen einer Schlappe der päpstlichen Truppen. In 
Nerola ist die Lage der Dinge noch nicht geändert. Bei Monte 
Libretti erhielten die 3000 Garibaldianer Unterstützung von der 
Grenze und warfen die Päpstlichen zurück, wobei sie selbst große 
Verluste erlitten. Man versichert, Menotti Garibaldi sei schwer 
derwundet worden, und meldet als gewiß, daß die Insurgenten 
auf's Neue Monte Libretti und Polvatore geräumt und daß die 
Päpftlichen diese Punkte besetzt haben. 
Paris, 16. Oct. Der „Moniteur“ von heute Morgen 
und der von heute Abend führten eine sehr borstige Sprache ge⸗ 
gen Italien. Der Letztere redet sogar von „Auflehnungen von 
Außen“, nennt den Aufstand im römischen einen „importirten“ und 
schreibt demselben einen republikanischen Charakter u. 
— Hente findet also der große Ministerrath statt. Ver— 
hängnißvoll für die Geschicke Italiens, für das Schicksal von Frank⸗ 
reich und schließlich auch für die Zukunft Europas ist der Augen⸗ 
hlick jedenfalls. Det Kaiser hat sich in seinen Unterredungen mit 
derrn Nigra in Biarritz zwar zu dem Versprechen herbeigelassen, 
nichts ohne vorhergehendes Einverständniß mit Italien zu thun 
scheint aber nachträg ich in einer Weise bearbeitet worden zu sein, 
die den Interessen des einigen Italiens nicht günstig ist, und man 
sieht mit banger Erwartung den heutigen Entschließungen des Ca⸗ 
binets entgegen. Denn daß mit einer Intervention gegen Italien 
auch ein Systemwechsel im Sinn der inneren Reaction eintreten 
müßte, braucht nicht erörtert zu werden. 
Paris, 17. Oct. Die „Patrie“ bringk heute Abend einen 
Artikel, in welchem gesagt ist: Die Ereignisse gebieten Italien, 
eine Entscheidung zu treffen, und das Cabinet von Florenz wird 
sich sagen müssen, ob das Flibustierthum der Garibaldianer über 
das Gesetz siegen, ob die revolutionären Wühlereien über den mo⸗— 
narchischen Widerstand triumphiren dürfen. Für Frankreich ist die 
Frage nicht zweifelhaft. Wir verlangen eine Lösung, bei der 
Italien vereint mit Frankreich entschlossen für den Septemberver⸗ 
rag in die Schranken tritt. oder aber hei der Frankreich allein 
im⸗Namen der eingegangenen Verpflichtungen, der Ordnung und 
der Gesellschaft das Recht in Anspruch nimmt, Rom und Jialien 
der Revolution und der Anarchie zu entreißen. * 
— Heute hat ein zweiter Ministerrath füt die inneren 
Angelegenheiten stattgefunden. France meldet, daß Herr d. Moustier 
am Montag den hessichen Ministerpräsidenten Herrn v. Dalwigt, 
empfangen hat. Die Abendbörse auf dem Boulevard war 
aus Anlaß des Artikels der „Patrie“ und eines gleichzeitigen Ar⸗ 
tikels der „Opinion nationale“, in welchem die Expedition nach 
Rom als beschlossene Thatsache dargestellt wird, sehr besorgt. 
Rente 66,70 (Tags vorher 67,60). 
England. 
London, 17. Oct. Der heutigen „Times“ zufolge hat 
saiser Rapoleon der italienischen Regierung förmlich die Anzeige 
gemacht, daß eine römische Intervention Seitens Frani— 
reichs wegen Vertragsbruch bevorstehe. Die „Times“ hofft, die 
Einmischung werde trotzdem unterbleiben und ermuntert Rattazzi, 
Rom zu besetzen und von dort aus zu unterhandeln. — Der össer⸗ 
reichische Botschafter Graf Apponyi ist nach Paris abgereist. 
3 Italien. 
Florenz, 14. Oct. Die„Opinione“ will wissen, daß 
man in Rom jetzt weniger abgeneigt sei als früher, auf ein 
Arrangement mit Italien einzugehen, und daß der Cardinal An—⸗ 
en bei Weitem nicht mehr der unzugängliche Diplomat sei wie 
bordem. IJ 
Florenz, 16. Oct. Der groͤßte Theil der römischen 
Provinz Frosinone (der Grenzprovinz gegen Neapel) ist von 
Haribaldianern besetzt; die päpstlichen Garnisonen ziehen sich nach 
kurzem Kampfe oder auch ohne allen Widerstand zurück.“ 
Amerika. 
Aus Mexico, 9. Sept., wird einem Brüsseler Blatte ent 
jegen anderen Nachrichten geschrieben: Sämmtliche Blätter sprechen 
sich gegen die vom Präsidenten Juarez dem Volke zur Abstimmung 
vorgelegte Verfassung aus. Man wirft Don Benito vor, daß er 
dadurch die ihm zustehenden Rechte überschritten habe, da die ihm 
durch Gesetz vom 27. Mai 1863 übertragenen außerordentlichen 
Vollmachten erloschen seien. Es ist wahrscheinlich, daß das Laud 
hei der Präsidentenwahl getheilt sein wird: Der Norden und der 
Süden werden für Juarez sein; in den mitteren Staaten werden 
die Stimmen theils auf diesen, theils auf den General Porfirio 
Diaz und den Candidaten der wieder ihr Haupt erhebenden Ultramon⸗ 
anen, einen gewissen Ezechiel Montes, fallen. Falls für den 
Finen oder den Anderen eine absolute Mehrheit nicht zu Stande 
kommt, so hat der Congreß den Präsidenten zu ernennen. — Die 
Gefangenen sowohl vom Militär als von Civil sind nach 
Puebla, Tehuantepee, Perote und Yucatan zur Verbüßung ihrer 
Haft geführt worden; einige sind zu 12 Jahren Gefängniß ver— 
urtheilt. Zwölf Personen, meist Minister und hohe Beamte des 
Usurpators, sind aus dem Lande verbannt; darunter der Exkriegs- 
minister Portella und ein Bischof Ormachea. Der Privatsecretär 
Maximilians (Eloin) und dessen Beichtvater (der berüchtigte Pater 
Fischer) sind zu vier Jahren Gefängniß verurtheilt. Gegen sieben 
aewesene Rebellen ist Güterconfiscation verhängt. 
Vermischtes. 24 
f Ludwigshafen,. 15. Oct. Im Monat September 1867 
jat die pfälz.udwigsbahn 242084 fl. 58 kr. ertragen; ge⸗ 
jen den gleich Monat 1866 Mehreinnahme 30,813 fl. 7 kr —3; 
die pfälz. Maximiliansbahenertruz Sept. 1867 67,601 fl 
29 kr.; mehr gegen Sept. 1866 1075 fl. 10 kr.“⸗ Die Neu— 
stadt-Dürkheimer Bahn hatte eine Einnahme von 6898 fl. 
27 kr.; mehr gegen Sept. 18606 207 fl. 37 kr. 
x Seit einigen Wochen befindet sich im bayerischen National— 
museum in München der Wagen des Grafen v. Spaur, in wel— 
hem sich Papst Pius IX. am 24. November 1848 aus Rom 
nach Geata flüchtete. König Ludwig J. hat denselben dieser An— 
italt zum Geschenk gemacht. 
Ein fürstlicher Schauspieler,) Dem Theater-Mo— 
niteur zufolge sind der frühere Flügel⸗Adjutant König Ludwigs II., 
Fürst Paul von Thurn und Taxis und seine Gattin, vom Karls⸗ 
heater her als Frl. Kreutzer bekannt, unter dem Namen Herr 
und Frau von Thurn am Stadttheater in Aachen engagirt. 
In der Gegend von Darmstadt wüthet seit 8 Wochen 
die Cholera. Nach der „Südd. Presse“ sind in Gerunsheim 
mit 3500 Einw.) über 400 erkrankt, 70 gestorben; in dem Dorfe 
Fehlheim 60 erkrankt, 29 gestorben. Nichtsdestoweniger ist bis 
dor wenig Tagen fast gar Nichts geschehen, dem Uebel Einhalt zu 
hun; über die zwangsweise angeordnete Desinfection stellen sich 
die thoͤrichten Leute widerspenstig und selbst die Aerzte nähren den 
Widerstand durch Nergeleien an Vettenkofers „Steckenpfer“. Bei