Sl. Ingberler Ncnzeiger.
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Nro. J D—— Samstag, den 5. Januar IJ 1867
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Bestellungen auf den St. Ingberter An⸗ Stuttgart, 1. Jan. Der König hat am Weihnachtsfest
eiger“ für das J. Quartal 1867 werden fortwäh⸗ unter dem Namen „Württembergische Invalidenstiftung“ ein In—
end bei allen k. Postämtern, sowie in der Erpe— situt gegründet, das ausschließlich dem Zwecke dienen soll die durch
dition d. Blattes angenommen. den Krieg geschlagenen Wunden zu heilen oder wo immer möglich
Linderung zu schaffen, das Loos der verwundeten, in ihrem Er—
werbe beeinträchtigten Krieger zu verbessern, sowie den ihrer Stütz
beraubten Familien Trost und Hilfe zu gewähren. Der König
hat dieser Stiftung die Gabe von 1000 fl. zugehen lassen, und
mit der gleichen Summe hat die Königin sich den hochherzigen
Absichten ihres Gemahls angeschlossen.
Kassel, 1. Jan. Der „Hess. Morgenztg. schreibt man aus
Bölkershausen, 28. Dez. „Die Spannung zwischen dem Prinzen
Moritz von Hanau 'und dem Kurfürsten hat für unsere Gemeinde
bedauerliche Folgen. Das hiesige Lehngut, welches schon seit län—
ger dem in preußischen Dienst getretenen Prinzen zugedacht war,
hat jetzt dem Anscheine nach zwei Herren; denn bald treiben die
vrinzlichen Forstschutzdiener die fürstlichen, bald diese jene mit
dnüppeln aus dem Gutswalde. Die Minderzahl muß jedes Mal
Reißaus nehmen. Die blauen Augen und die blutigen Köpfe
sind bald nach Dutzenden zu zählen. Die hiesigen Holzhauer lassen
sich auch in den Streit derwickeln.“ Achtbare Männer im Dorfe
vünschen, daß diesem Scandale, der, nun schon über ein halbes
Jahr gedauert hat, von irgend einer Seite her, bald ein Ende
gemacht werde.
Berlin.“8Zum neuen Jahr-sagt dien, Volksztg,“. Das Ziel,
vonach das deutsche Volk zu streben hat, ist in vollendeter und
ibgerundeter Formirung in der Reichsverfassung des Jahres 1849
zorgezeichnet. Es wird keine bessere Einheit der deutschen Nation
die der staatsbürgerlichen Freiheit ihren vollen Spielraum gibt,
jeschaffen werden können. Es wird auch keine Form der staats—
zürgerlichen Freiheit in so hohem Grade die Einheit ermöglichen,
wie sie das vorzügliche Werk des deutschen Volksgeistes im Jahre
des Volkes vorgezeichnet. So wie es vergeblich war nach ande⸗
ren Formen eins Wahlgesetzes als das der Reichsverfassung zu
uchen, um das Volk zur Mitwirkung eines Neubaues deutscher
Zustände herbeizurufen, so wird es vergeblich sein, eine andere
herfassung als die von 1849 zu schaffen, die das deutsche Volk
hefriedigt und dem Vaterlande eine dauernde Grundlage seiner
nneren Gestaltung und eine gesicherte Stellung in Europa schafft.
Das Jahr 1867 tritt mit einer schwerwiegenden Frage der Ent—
cheidung an einen großen Theil des deutschen Volkes heran. In
die Hand dieses Theiles der Nation ist es gelegt, ob eine Epoche
des Rechtsstaates begründet werden soll, dem sich ganz Deutschland
freudig anschließt, oder oh es in Verleugnung des großen: Volkst
werkes den Riß in der deutschen Nation für die kommenden Jahre
derewigen will, der wiederum nur durch Blut und Eisen überbrückt
werden kann. In die Hand dieses Theiles der Nation ist es ge⸗—
legt, zu entscheiden, ob wir, geschwächt an Zahl, genöthigt sein
ollen, durch fortschreitende Verstärlung der Wehrkraft zu ersetzen,
was wir am nationalen Zusammenhang einbüßen, oder ob wir
»as Werk der Einheit durchsetzen, in welchem eine sehr mäßige
rraftanstrengung hinreicht, um uns eine Epoche des Friedens zu—
zerbürgen. In die Hand dieses Theiles der Nation ist es gege—
hen zu entscheiden, ob das Ausland gegenüber der leicht zu ge—
vinnenden Einheit der deutschen Nation jeden Kriegsgedanken
zegen dieselbe aufgibt und den Werken des Friedens sich widmet,
»der ob Angesichts der fortgesetzten Spaltung Deutschlands die
ẽpoche des Hinterladungsgewehrs und der verstärkten Kriegsbes,
reitschaften in ganz Europa eintritt, welche neue Krisen unabseh—
haren Ausganges zu den alten schafft! I
Wieen, 31. Dez. Die jüngsten Nachrichten aus Mexico
neldeten, daß Kaiser Marimilian von Orizaba nach Mexico zu—
rückgekehrt sei und die Absicht habe, mit Hilfe Miramon's, Mendez's
und der Klericalen das Kaiserreich bis zum Aeußersten zu verthei⸗
digen. Von verläßlicher Seite geht uns nun die Nachricht zu,
daß die Ver. Staaten-Regierung dem General Bazaine mitgetheilt
habe, eine Wiederaufnabme der kaiserlichen Regierung sjeitens Ma—
Deutschland.
München, 31. Dez. Gestern begab sich der Ministerial—
rath imek. Staatsministerium des Handels und der öffentlichen
Arbeiten, Hr. Braun, nach Nördlingen, um dorfselbst einer Con—
ferenz der Vertreter der süddeutschen Stäaten für die im Jahre
1867 zu Paris stattfindenden Welt⸗Industrie-Ausstellung beizu—
wohnen. — ————
München, 31. Dez. Staatgrath v. Pfistermeister und
sein Bruder, Gendarmeriehauptmann und Adjutant des Gendar—
nmeriecorpscommandanten, Generallieutenants von Merkel sind beide
in den erblichen Adelsstand erhoben wordenun.
München, 2. Jan. In Betreff der Regierungsvorlagen
für den Landtag vernehme ich, das der Kammer der Reichsräthe
aur ein Gesetzentwurf, das Ungehorsamsverfahren in Strafsachen
hetr, und der Kammer der Abgeordneten die Gesetzentwürfe be—
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Kriegslasten vorgelegt werden sollen. Die Socialgesetzentwürfe wel—
hhe gleichfalls in der zweiten Kammer zur Vorlage kommen, wer—
den von derselben jedenfalls in der bevorstehenden Landtagsdiät
nicht in Berathurg gezogen werden koͤnnen, da die Berathung
derselben indem hierfür schon gewählten, aus 15 Mitglieder be—
stehenden Ausschusse schon ß—6Monate in Anspruch nehmen
wird. Die Kammern haben außerdem die bexeits vor jelegten Rech⸗
nungsnachweisungen zu erledigen; ein Theil der desfallsigen Aus—
chußreferate ist bis zur Berathung im Ausschuß schon bereift.
38.7 . C..
— DrienfteseNachrichten.
. Seine Majestät der Koͤnig haben Sich allergnädigst bewogen
gefunden, unterm 26. Dez. v. Is. den Forstmeister Konrad Schuell
u Orb und den Revierförster Joseph Gaul zu Batten in tempo—
räre Quiescenz, dann den Revierförster Karl Vill zu Orb in den
bleibenden Ruhestand zu versetzen; ferner unterm nämlichen Tage
den Actuar des Forstamtes Neustadt a /S. und gegenwärtigen Ver—
weser des Reviers Burgjoß, August Heymüller, zum provisorischen
Revierförster nach Geroldsgrün, II, Forstamts Konach, zu ernennen;
— unterm 31. Dez. zum ersten Director am Apellationsgerichte
don Oberbayern den zweiten Director des Apellationsgerichts von
Niederbayern, Dr. Friedrich Steppes, zu befördern.
München, 1. Jan. Se. Maj. der König hat dem Ver—
nehmen nach dem bisherigen Präsidenten des Appellationsgerichts
don Oberpfalz und Regensburg Dr. Franz v. Vogt die durch
den Todt des Herrn v. Dallarmi erlegte Stelle eines Präsidenten
des kgl. BRpellationsgerichts von Oberfranken zu verleihen, und
zum Präsidenten des Appellationsgerichts von Oberpfalz und Re—
gensburg den bisherigen Director des Appellationsgerichts von
Oberbayern Franz Joseph von Schab zu ernennen geruht.
Darmstadt, 30. Dez. Der größte Theil der oberhessischen
Standesherren, nämlichdie Fürsten Solms-Lich und Solms-Brann—
fels, diesüörafen Solms-Rödelheim, Solms-Laubach, Isenburg Wäch
jerbbach Isenburg⸗Merholz; Stolberg und Leiningen werden auf dem
diesmaligen Landtag nicht erscheinen und haben dieses dem Verneh
men nach förmlich dem Bureau der ersten Kammer angezeigt. Ob diese
Herren überhaupt den kleinstaatlichen Landtagen kein Gewicht
mehr beilegen, oder ob sie der Politik unseres dermaligen Mini-
steriums keinen Beifall zollen, demselben eine offene Opposition
aber doch nicht machen wollen, ist uns nicht bekannt; jedenfalls
hat ihr Verhalten in der eigenthümlichen Lage unserer Provinz
und den Umstand, daß ein Theil genannter Herren in Preußen
begütert ist, seinen Grund. Das Wegbleiben derselben kann auf
die ohnehin schon höchst einförmigen Verhandlungen der erster
Nammer nur nachtbheilig wirken.