Full text: St. Ingberter Anzeiger

dauo nenschuß, der zwischen den franzoͤsischen und Kalienischen Trup⸗ 
en gewechselt würde, wüxde gec datz Signgl zu sceinem 
Sturze und zut ancs Wimstetiums Cialdini sein 4 
Paris, lOtt. « Die Haltung· Preußenselößt hier ‚och 
mmer groͤßte Besorgnißz ein, besonders nach den Dementis, welche 
die „Kreuzzeitung“ den angeblichen friedlichen Erklärungen des 
Brafen v. d. Goltz gibt. — Da die Regierung jeden Act von 
Subcription zu Gunsten der Aufstandischen untersast hat, so wol⸗ 
len jetzt die Freunde der italienischeu Unabhängigkeit eine andere 
Demonstration machen, indem sie am 2. November das Grab des 
zerühmten Venetianers Manin auf dem Montmartrelirchhof — mit 
Immortellen zu schmücen beabsichtigen. — Staatsminister Rouher 
st wieder krank; er fühlt nun selber, daß er nicht mehre kräftig 
zenug ist. um zwei Portefeuilles zu halten, und Fremy ist zum 
Finanzminister ernannt worden. Die Entlassung des Hrn. v. La— 
alette ist angenommen, und man sagt, es sei ein General zu 
einem Nachfolger bhestimmt. — Das Journal des Debats“ ent- 
nthält auch wieder aus Wien, d. h. aus der hiesigen österreichi— 
chen Botschaft, einen Bericht über die äußere Polilik, die Oester⸗ 
eich kunftig verfolgen werde. Wir können diese in drei Worte 
usammen fassen: Schwächung des preußischen Einflusses in Deutsch— 
iand, Bekämpfung Rußlands im Orieut, Unterstützung Frankreichs 
Juand môme. Diese Politik scheint mehr in dem Kopfe des Für⸗ 
stten Richard von Meiternich als in demjenigen des Freiherrn 
». Beust zu leben. — Das „Pays,“ das eékant terribleo des Kai⸗ 
serreiches, gibt uns merkwürdige Aufklärungen über den Grund 
der kaiserlichen Friedensliebe in diesem Frühjahre, Es sagt“ 
„Die Arsenale waren leer, kein Pulver, keine Stiefeln, leine Flin⸗ 
sen, kein Brod. Wenn unglücklicher Weise der Kaiser unsere pa⸗ 
riotische Ungeduld exhört hätte, so wären wir sicher einem schreck⸗ 
lichen Mißgeschicke ausgesetzt. Das „Payhs,“ das mit dem Mini⸗ 
lerium genaue Verbindungen unterhält, muß diese Zuftande ge— 
iau kennen. 
Pari s, 1. Nov. Der „Moniteur“ sagt: „Das Kriegsmi⸗ 
nisterium hat heute Morgen Nachrichten von General Faillh er⸗ 
jalten aus Civita-Vecchia dom 80. Ockober. General Dumont 
ollte mit seiner J. Brigade am 81. in Rom einrücken., Garibaldi 
wvar noch in Monte Rotondo mit 5000 Mann. 
Parii 8). 2. Nov? Der «, Etendard“ meldet: Der Kaiser 
don Defterreich hat an den Marquis de Moustier ein überaus 
schmeichelhaftes Schreiben gerichtet und demselben das Großkreuz 
bea St. Stephansordens in Diamanten verliehen.. 
»V Paris, 3. Nov. „Etendarde meldet:“General Lamarmora 
ist heute hier eingetroffen, hatte sofort Audienz bei'ni Kaiser und 
axauf eine lange Unierredung mit Herrn d. Monskier. —France⸗ 
meint, die franzoͤsische Regierung werde unker keinen Umständen 
zie italienische Intervention zulassen, doch auf eine gemeinschaft⸗ 
iche Action eingehen; Jialien Habe nin Ein Mittel, die von ihm 
begangene Verletzung des Bolkertechtes wieder gut zu machen, und 
dies bestehe darin, daß es die Bunden Garibaldi's bekänipfe und 
zerstreue und sich darnach vom päpstlichen Boden zurüchkziehe. 
„Presse“ berichtet, daß weitere zwei Divisionen Gardeinfanterie 
mit Cavalerie nund Artillerie im Begriff sind, nach Toulon 
zu gehen. J —V— 
Paris, 3. Nov. Kaiser Franz Joseph reist Morgen ab 
and trifft am Dienstag in Kehl ein.. 6 
Paris, 8. Nob.“ Der „Moniteur“ sagt: Die Garibaldia⸗ 
ner sind noch immer in der Umgegend von Rom. Am Abend 
des 28. Oct. hat in Neapel eine Manifestation stattgefungen; un⸗ 
gefähr 2000 Personen, zusammengebracht und geführt von Anstif⸗ 
ern, durchzogen die Toledostraße, indem sie revolutionäre Rufe 
ausstießen. Einige Individuen, welche die Leiter de Demonstra⸗ 
tion zu sein schienen. machten den vorübergehenden und neugierigen 
Personen Geldversprechungen oder Drohungen, um— fie zu bestim⸗ 
nen sich der Colonne anzuschließen, weiche sie dirigirten, und welche 
chließlich von selbst auseinanderging. An demselden Tage fanden 
ihnliche Versuche in Turin, Genug und Livorno statt, gaben aber 
zu keiner Unordnung Veranlassung. —— 
Paris, 83. Nov. Der „Noniteur“ enthält folgende Note 
)es* Ministers des Aeußern an den französischen Geschäftsträger in 
Florenz“: 
a., „Paris, 1. Nov. 18671 Mein Herr! Indem der stonig 
Bictor Emanuel energisch verkündete, daß alle Bürger vor inter⸗ 
gationalen Verpflichtungen Achtung beweisen müßten, indem er 
ich bereit erklärte, die Unordnungen zu unterdrücken, die Ausritäl 
»et Regierung und die Unverleglichkeit des Gesetzes aufrecht zu 
ethalten, hat er m uns die Hoffnung rwectktedaß ver neue Mii- 
nister mit festem Schritte in der ihin vorgezeichueien Bahn jort; 
ichreitend, durch wirksarne Muittel ulle redoiutivniten Umtriebe zu 
»atmnthigen wissen werde, um die moralische und malerielle Ord 
liutig wieder herzustellen. Eine solche Polirik, ausgesührt ohne 
Zaudern und ohne unkluges Zugeständnitßz an die Parteileiden— 
chaften, die zu Bekampfen man sichs zur Aufgabe, gestellt, mußit 
die unmittelbare Beruhigung der furchtbaren —* herbãführen, 
die Italien din diesem Aageublicke zu bestehen hat um Angesichts 
derselben eine Lage wieder herzuftellen, die miß. unseren innersten 
Wunsche übereinstimmt und so die wechselseitige Aufgabẽ der bei— 
jen Regierungen erleichtert. 
„Nur mit peinlichem Erstaunen können wir daher den Em— 
hluß des italienischen Ministers erfahren, Punkte des päpstlichen 
hebietes zu besetzen. Wir wollen heute nicht die Gründe be— 
preched, durch die man diese Handlungsweise zu motiviren sucht, 
die dem Völkerrechte so widersprechend ist; aber es liegt uns daran, 
»hne Verzug den Eindruck kund zu geben, den der Entschluß des 
Labinets von Florenz hervorgebracht hat. —H J 
— ⸗So beschränkt die Intervention auf dem päpstlichen Gebiete 
ein, so schnell sie aufhören und so viele Rücksichten man' dabei zu 
seobachten suchen mag: Ddie franzosische Regierung, welche eint 
olche Einmischung stets getadelt und daͤvon abgerathen hat, kann 
je in keiner Art mit hret Billigung deden. —538 
Wenn die italienische Regierung glaubt, von uns guch nur eine 
chweigende Zustimmung erwarten zu dürfen, so ist das eine Täusch— 
ing. die wir nicht austehen dürfen, zu zerstreuen, und Sie werden 
erselben sagen, mit wie lebhaftem und aufrichtigem Bedauern wir 
ehen, daß sie sich von einer Linie des Handelns entfernt, die nach 
inserer Ueberzeugung die einzige ist, die dem Interesse Italiens 
entspricht. Empfangen Sie ch Moustier. 
Toulon, 2. Nov. Die Einschiffung von Truppen und Pfer⸗ 
den dauert fort. Die Franzosen haben Rom ohne Schwertstreich 
am 30, Oct. besetzt. Es herrscht vollkonumene Ruhe jn der Ewi— 
jen Stadt. e 
— England. * 
London, 83. Nov. Herr v. Beust hat, wierin diploia⸗ 
ischen Kreisen verlautet, von Paris ausein Rundschreiben. an die 
Broßmächte erlassen, in welchem die Uebereinstimmung Frankreichs 
ind Oesterreichs in allen Hauptfragen, jedoch ohne ausgesprochene Al— 
janz constatirt und gesagt wird, Oefterreich werde bezüglich Ita— 
iens eine Conferenz beschicken; es werde, am Prager Frieden fest⸗ 
jaltend, Deutschland die selbstständige Regelung seiner Angelegen⸗ 
Jeiten überlassen; es werde im Orient mit Frankreich Haud iu 
hand gehene7 
— J Italien. — — —— — 
Die „Südd. Presse“ schreibt aus Florenz vom 27ct. 
Auf nach Rom! nach unserer Hauptstadt Rom! soͤ sichreit es vor 
len Enden und Orten ohne Ende noch Unterlaß, vom fruühesten 
Morgen bis spat nach Mitternacht. Diegewöhnlichen Verhältmise 
»es Lebens haben zu exxistirem aufgehörk; ein Geschäftsleben gibt 
es Tüngst nicht mehr, da estkeine Geschäfte gibt; am Arbeit dent! 
zegenwärtig nur der,' welcher Arbeit hat und nothgedrungen ar— 
witen muß, tim seinen unde der Seinigen Vagen ftillen zu können: 
zas Familienleben, welches nie die starke Seite der Itauener war 
ennt man gleichfulls nicht mehr.Alles Leben ist feit einer Woche 
und darüber auf den Straßen und auf den: vffoutlichen; Platzen, 
nn den Volksversammlungen und Meetings, in den Vereinen und 
Associationen, bei den politischen Umzügen und Demoustratidnen 
Die dadurch verursachte Aufregung ist riesengroß und weit entfernt. 
üich selbst aufzuzehren, erhält sie durch stets neue schlimme Zeitun—⸗ 
jen immer neue Nahrung. Die Nachricht von der bevorstehenden 
Ankunft der Franzosen in Civita⸗Vecchia hat erschütternd gewirkt; 
es war wie ein Schlag durch Mark und Bein, der um so betaäubender 
raf, als das Volk sich verlassen und dem Gutdünken des Frem⸗ 
den preisgegeben sieht, da keine Regierung vorhanden ist, sondern 
un ihrer Stelle die ministerielle Auarchie Platz genommen hat 
Zis heute Abend war noch kein neues Cabinet gebildet. Menabrea 
mit der Bildung desselben beauftragt. Die neue Strömung 
thiemit mehr als genügend gekennzeichnet. Garibaidi und die 
Seinigen fiud geopfert, die Unabhangigkeit nach Außen ist preis 
jegeben. Die Freiheit des Innern auf einer Nadelspitze und Rom, 
»as ewige, versinkt in alte Nacht. Was kommen wird? Ein Ka— 
allysma ganz unzweifelhaftz33nicht auf römischem. wahl aber auf 
talienischem Boden; zumal, wenn es sich bestätigen follle, daß aue 
Breis der Abfindung mit Napoleon und eines baldigen Rückzuges 
ʒer französischen Truppen nach der Paccification der Stadt Rna 
und des romischen Gebietes, Frankreich die Abtretung des Herzog 
hums Aosta zugesagt ist, wie ein Turiner Blatt aus sehr glaͤuü⸗ 
vürdiger Quelle wissen will.“ Nebenber gedenle Napolevn auch 
ioch vou Italien das Bersprechen herausbressen zu können,lig 
inem devorstelenden europaischen Krieg sich micht auf dieraSrue 
»es Siegers von Sadowa zu steslen.Das neue Ministerium ilst 
jebildet; es erdlickle das Licht der Welt unker den zärmendsten Paz 
esten der Meuge, die unker dem Rufen Es lebe Rom,die: Hanphe 
dadt! Es lebe Italien! Es jebe Garibaldi und Rattazzie zunt 
ßalast Pitti vorzudringen versuchte, ollein den Weg überul durch 
Truppen gesperrt fand. Die wogende Masse kehris hierauß ans