Full text: St. Ingberter Anzeiger

i. Angberier Anzeiger. 
— 
ha St. PnateVBr 0 in er lund das mit vem Hauptblatte verbundene Unterhaliungsblati, mit der Dienstags⸗, Donnersiags⸗ und Sonntage⸗ 
lummer) erscheint wochentlich v iermal: Dienztat, Donner ztag, Samstag und Sonntan. Abonnementspreis vierteljahrig 42 Krir. oder 
12 Silbergr. Anzeigen werden mit 3 Krur. die dreijpaltige Zeile Blatijchrift oder deren Raum berechnet.“v 
/ * A 8*4 
39. ——— 
Vonnerstag, den 10. März F J —BW6 7 * 1870. 
Deutschland. 
München, 7. März. Die „Corresp. Hoffm.“ meldet: 
der König hat heute das Eutlassungsgesuch des Fürften Hohen ⸗ 
ohe in Würdigung der von ihm vorgetragenen persönlichen Gründe 
ngenommen, derselben zum Staats rath im außerordenllichen 
dunst und zum Kapitular des Hubertusordens ernannt. Von 
jesen Entschließungen wurde der, Fürst durch ein in sehr schmei⸗ 
heihaften Ausdrücken abgefaßtes Allerhöchstes Handschreiben in 
Jenniniß ge ezt. An des Fürsten Hoheunlohe Stelle hat der König 
on morgen an den bisherigen Gesandten am Wiener Hofe, Grafen 
on Bray⸗Steinburg berufen und diese —XREXÆX 
ͤchsten Handschreibens an den Grafen kundgegeben. J — 
München, 7. Febr. Der Abg. Kolb siellt aus Anlaß der 
ugelausenen Adressen gegen das neue Wehrgesetz den Antrag, die 
sbgeor dneienkammer wolle beim Militärbudget für Unterhalt der 
druppen nur soweit Geldmittel. bewilligen. als erforderlich 
uͤr eine Präsenz: bei Infonterie, Jägern, -Sanitätstruppen. — 
dwohl bei Diesen, sämmmich lange nichi so viel? nöthig wäre — 
iid nichtberittener Artillerie von höchstens 6 Monaten im 'ersten 
dienstzahre, 6 Wochen (Wiederholungscouts) im zwriten und 14 
fagen im dritten Jahr *sts zusummen⸗8 Monaten; bei der reiten· 
en Artillerie und dem Genie im Ganzen von 12 Monaten; bei 
xr Cavalerie (unter Verminderung der Anzahl derselben um die 
vaͤlfte, dagegen Aufbesserung der Loͤhnung als Vergütung für die 
ngere Dienstpflicht) von 2 Jahren. Ebenso seien die Credite 
r Militärchargen auf das Maß des unentbehrlichsten Bedürfnisses 
u beschränken. Endlich sei eine Gesezborlage von der Regierung 
m verlaugen um ein die Staatstasse gegen ferner e Ueberbürdung 
herndes Avancements⸗ und Pensionirungsgesez. 
Die Diäten und Reisekosten: Aversen der Forstamts— 
zffistenten sind in der Budgetvorlage um je 50 Gulden 
rhöht worden. 
München, 7. März. Das Zollparlament wird dem Ver—⸗ 
ehmen nach auf den 21. April einberufen, und ist die voraus⸗ 
ichtliche Dauer der diesmaligen Session auf ungefähr 14 Tage 
etechnet. 7 
Mümnchen, 7. März. Im Eiunlauf der Kammer befindet 
ch unter anderm mehrere Anträge von Abgeordneten der vatrio⸗ 
ischen Partei: „Die Aufbesserunz der Vesoldungsverhältnisse der 
loitsschullehrer bet effend; dann Autrag des Abgeordneten Gelbert, 
die Erhöhungen des Beitrags aus Staatsmitteln zum Unterstüttz⸗ 
ngsfond für die Wittwen und Waisen der protestantischen Geistlichen 
n der Pfalz bett.“; Bitte der Postboten der Pfalz, „um 
lufbesserung ihres Gehaltes resp. Aufnahme in den bisherigen 
zefoldungstatus““, angeeignet vom Abg. Dr. Adler; Bitte der 
gl. Forflamtsossiftenten der Pfalz, „um Gehaltsaufbesseruug.“ 
ageeignet vom Abg. Gg. Friedr. Kols; VBitte des pormaligen 
lbgeordneten Fabrikdirigenten Gg. Kraus vonMünchen, „um 
Abeꝛahlung von Diäten für die Zeit vom 2. Jauuar bis 18. 
ebx. l. J.“ 
Daumstadt, 6. März. Gerüchtweise spricht man hier 
eit einiger Zeit von einem Wechsel in dem Commando unserer 
division. Prinz Ludwig, der angeblich für das Commando des 
1. Armeekorps ausersehen ist, soll zuvor das Commando einer 
reußischen Division, übertragen bekommen. Die hessische Division 
olle einen preußischen Commandeur erhalten. 
Die schwebende Staatsschuld Oesterreichs ist hart an“der 
zrenze ihres gesetzlichen Vaximums angelangt; sie beträgt zusams 
nen 411)999,325 fl., d. h 675 fl. weniger als das gesetzliche 
Naximum. — 
den Infallibilisten gar nicht in ernste Erwägung igenommen worden. 
xs wird hierdurch erklärt, warum die französische Regierung, einer 
juasi⸗offiiciellen Depesche zufolge, ganz plötzlich nicht nur eine 
Depesche an den Heil, Stuhl gerichtet, sondern nunch verlangt hat, 
»aß man Frankreich das Recht zugestehe, sich beim Concil vertreten 
zu lassen. Erklärt, aber nicht gerechtfertigt, fügt der Temps“ 
hinzu: Auch jetzt noch hätte der Staat entschieden besser gethan, 
venn er sich gänzlich enthielte und die Kirche in Freiheit gewähren 
ieße — unter dem Vorbehalt, nachher die Maßregeln zu ergreifen, 
velche er zu seiner Vertheidigung erforderlich glaubte. Es isit 
zußerst zweifelhaft, ob der Schritt des Grafen Daru die ge— 
vünschte Wirlung hervorbringen wird, urd wenn er dieselbe her⸗ 
yorbrächte, so wäre die Schwierigkeit für den Augenblickbeseitigt. 
zicht aber aufgehoben. Es würde daraus ein Zustand des Miß⸗ 
rauens und beiderseitiger Verlegenheit zwischen Staat und Kirche 
ntstehen, weit ärgerlicher als ein offener Bruch, und schwerlich 
von langer Dauer. 
Paris, 8. März. 6, Monde“bringt n gömisches Tele⸗ 
gramm von gestern, lauiend Der“ Papfi hat* befohlen,“ heute 
den Entwurf ju vertheilen, welcher den Ausspruch der Unfehlbar⸗ 
keit vorschlägt. Einwendungen gegen den Entwurf können bis zum 
17. März erhoben werden.“ Das-Telegramm ächließt, allgemeine 
Freude und Zuversicht herrsche überasl. 
Die Prinzen des Hauses Orleans beemuühen sich; wie die 
„Koͤln. Zig.“ verfichern zu koönnen glaubt, um die Erlaubniß, 
nach Frautreich zurückzukehren. Sie schreiben an all ihre Freunde, 
damit dieselben in diesen Sinne wirken. Trotz der Vorstellung 
ihrer Anhänger, daß ihre Rücklehr nuch Frankreich während des 
Zaiserreichs einer Verzichtleistung auf den Thron gleich komme, 
wollen sie zurück. Der Graf von Paris erweist sich am unge⸗ 
duldigstfen. 
6. 
— 7St. Ingbert, 8. März. ' Gestern wurde von dem 
vereinigten Districtsrathe der Kantone Bliestastel und St. 
Imgbett als Landrath Herr Heinrich Ludwig Wises, Kauf⸗ 
mann und Bürgermeister von Blieskastel, als Ersatßmann 
herr Gustav Adolph Krämer, Eisenhüttenwerksbesitzer von hier, 
Jgewählt. — J 
pKaiserklauterin, s6 März. Wir hören zu unserer 
Freude, daß durch ein Rescript der k. Kegierung der Pfalz es 
ausdrücklich untersagt worden ist, während der Schulzeit die Lehrer 
and Schulkinder zur Leichenbegleitang zu benutzen, wie es bisher 
leider zum Theile üblich maer. 
7 Um letzten Sonntag 6. März, tagte auf dem Schiebßhause 
n Neustadi die sogenannte „Volkspartei'. Für die Redner— 
ribüne hatte man u. 'a. requirirt die Herren Kröber von Kaisers⸗ 
autern uud Eichelsdörfer von Mannheim. »Daß da die alten 
Schtagwörter „Verpreußung“, „Militärismus“, „Cäsarismus“, 
„Steuerschraube“ u. s. w. wieder hageldicht fielen, bedarf wohl 
einer Versicherung. J 
— Ddie Nr. 532 der „Pfälz. Volkszeitung“ und die Nr.9 
des „Psälzer Democrat“ sind nachträglich mit Beschlag dbelegt 
vorden; erstere wegen eines Artikels: „Ich bin Soldat, doch 
hin ich es nicht gerne“, letztere wegen Abdruck eines Artikels aus 
dem Stultgarterr,,Beobachter“ Aus den Erinnerungen eines 
gemeinen Soldaten“. 
7 Mannheim, 2. März. Nach der his jetzt schon eingelau- 
'enen Anmeldungen der Pferdehändler zu schließen, dürfte der am 
27., 28. und 29. März d. J. abzuhaltende, Mannheiner Früh⸗ 
ahrs⸗Hauptpferdemarkt stark frequentirt werden, es auch nach 
illen Üünzeichen, wie in den letzten Jahten, an Kaͤufern auf dem⸗ 
elben nicht fehlen. Die von dem landwirthschaftlichen Bezirksverein 
nit Unteestützung der Stadtgemeinde seit einigen Jahren den 
Mannheimer Pferdemarkte gewidmete Fürsorge, durch Beschaffung 
weckmäßiger und guter Stallungen, durch Prämiirung ausgezeich⸗ 
ieter Thiere, die Errichin —ööEVEC 
minncqt 
Fraukreich 
Paris, 7. März. Die heute hier eingetroffenen Nachrich- 
en über das Coucil sind sehr ernsthafter Art. Dem „Temps? 
bird aus dem Haag geschrieben, daß die demnächstige Verkündig— 
ing des Unfehlbarleitsdogmas keinem Zweifclunterliege. Dieselbe 
derde wahrscheinlich zu Ostern stattsinden; die Bestrebungen der 
pposition, eine Veriagung des Concils herbeizuführen, seien von