Full text: St. Ingberter Anzeiger

eine reguläre Armee von 100,000 Mann zur Verfügung gestanden, 
so würden nicht 122 Millionen Menschen hingeschlachtet, tausende 
Millionen würden an Geld und Producten gespart und Handel 
und Industrie würden nicht zerstört worden sein; all' der entstaͤndene 
Jammer und das heraufbeschworene Elend wären nicht dagewesen. 
Wie oben bemerkt, hat jetzt Nordamerita eine solche siehende Armee 
daß beim Herannahen einer kriegerischen Eventualität durch soforti ge 
Einstellungen in kurzer Zeit eine Feldarmee von 100,000 Mann 
zur Verwendung kommen kann. 
Was das Milizwesen in der Schweiz anbelangt, so kann 
und soll nicht geläugnet werden, daß selbes große Vorzuͤge besitzt 
und auch etwas zu leisten verspricht; andererseits muß jedoch auch 
auf die territsriale Lage und die Terrainbeschaffenheit der Schweiz 
hingewiesen werden, für welche beide eine Wehrver fassung, wie sie 
die Schweiz besißt, volllommen passend ist, und die sich auch 
dort, aber auch nur dort, bewähren kann. Geben wir der Schweiz 
eine andere Terraingestaltung, und es wird sich auch bei dem 
jetzigen bayerischen Staaten-Concerte sofort eine audere Wehrorga. 
nisation bilden. Schließlich möchten wir noch auf die der Schwei 
garantirte Neutralität hinweisen. Gleiche Mittel helfen nicht für 
alle Krankheiten d 
Muürnchen, 9. März. In dem Ministerium des Innern 
beschaftigt man sich, wie wir Horen, angelegentlich mit der Aus 
arbeitung des neuen Wahlgesetzes; Ministerialrath Dubois sol 
mit dem Referate betraut sein. — Die Familie des Grafen Bray 
wird votläufig bis zum Eintritt der besseren Witterung in Wien 
verbleiben. 
Stutttgarl, 9. März. Die künsiliche Aufregung, in 
welche die Vollspartei durch die Agifation gegen“ das Kriegsdienst— 
gesetz von 1868 unser Land zu versetzen gewußt, hat ihren Hoͤhe⸗ 
puntt bereits überschritten. Mehr und mehr sloßen die radicalen 
Reiseprediger auf Wiederstand, und die Leiter der Bewegung be⸗ 
eilen sich nunmehe, den ganzen Spuk durch einen Kualleffekt eine 
dramatisch aufgeputzte Schlußscene mit ländlichen Deputationen 
welche am übernächsten Sonntage in Stuttgart spielen soll, zum 
—A 
netenkammer wurde die Zahl Zimmerle's (großdeutsch) annullirt 
dahingegen die angefochtene Wahl Hölder's (deutsche Fortschritts 
partei) für giltig ertlärt. Es wurde in Bezug auf die letztere 
Wahl Wahlbestechung behauptet. 
Karlsruhen9. März. Der Großfürst“ Michaeb von 
Rußland nebst Gemahlin (einer Schwester des Großherzons) und 
drei Kindern ist heute Vormittag um 10 Uhr mit Extrazug 
hier eingetroffe. ——— 
Karlsrube, 10. März. Die Zweite Kammer hät'guch 
in zweiter Lesung die-Abschaffung der Todesstrafe mit allen geges 
10 Stimmen beschlosssen. — 
Mainz, 7. März. Die strafgerichtliche Unte rsuchung gegen 
die an der Octroi⸗Angelgerheit durch Bestechung ꝛc. betheiligten 
Kohlen⸗ und Victualienhändler hat heute früh mit gleichzeitig aus⸗ 
geführten 16 Haussuchungen begonnen. Wir werden vhne Zwei⸗- 
fel eine sehr umfangreiche, auf Jahre zurückgreifende Procedur ent 
stehen sehen. Die Untersuchung der Hafenverwaltung ist nun eben 
jalls begonnen worden. 
Berlin, 7. März. Der „Weserztg.“ wird von hier tele⸗ 
graphisch gemeldet: „Wie in diplomaiischen Kreisen verlautet, sind 
Seitens der bayerischen Regierung Mittheilungen hierher gelangt, 
welche jeden Zweifel an dem Festhalten der Bündnißpolitik in 
Folge der Ernennung des Grafen Bray ausschließen.“ 
— Der Steuerschraube steht wieder einmal eine leise Dreh Bermischtes.“ 
ung bevor. Wie die „B. B.⸗Z.“ erfährt, ist es diesmal auf den Es circuliren falsche bayerische Zweiguldenstücke w 
Zaffte abgesehen, dessen Steuer · Contu mit einer kleinen Erhoͤhung zem Zuͤdniß König Ludwin T und den Jahreszonlen 1845 3 
belastet werden soll. Und damit es den Steuerpflichtigen nicht 7846, sowir saisch badische Zweiguldenstücke mit dem Bisdm 
anheimgegeben ist, sich einer Steuerdefraudation schuldig zu machen, des Großherzogs Leopold und der Jahreszahl 1847. die Felf 
indem sie durch den Zuder ersetzen, was sie an Quantität und fieate bestehen aus hartem Zinn und sind in nach echten Sluce 
Qualitut des Kaffees zu ersparen suchen, wird auch der Kartoffel · Atgestelllen Formen gegossen und oberflächl ich versilbert. 
zucker „in einer dem Rübenzucker entsprechenden Weise? besteuert Karsserslauntern, 4. Marz. Die Pfalz wird e 
werden. dem k. Regierungspräsidenten danken, daß er der Jugendbildun 
Berlin, 9.. März. Die „Pravinzial⸗Kor respondenz“ ein so reges Inleresse zuge wendet und die Schäden an der Wurjt 
widmel dem abgetretenen bayerischen Minisierpräfidenten Fürst angreift. Neben manchen zweckmäßigen Anoidnungen wurden ver 
Hohenlohe, welhem das Streben vorgeschwebt habe, zwischen den sangenen Sommer von Faͤchmannera Gutachten über die Lehr 
süddeutschen Staaten und dem norddeutschen Bunde ein enges ordnung für die deufschen Schulen der Pfalz vom Jahre 18810 
nationales Band herzustellen, anerkennende Worte und sagt dann erhoben, auf deren Grund der Referent faͤr das Volsschulweseh 
in Bezug auf seinen Nachfolger, Gras Bray: die politische Ver. den Entwurf einer neuen Lehrordnung ausgearbeitet. Derselbe sol 
gangenheit und bewährte Gesinnung des neuen Miniflers, welcher nun vor seiner Einführung am Siz der kgl. Regierung eingehend 
auch bei dem Abschlusse des Schutz⸗ und Trutzbündnisses zwischen berathen werden und zur Berathungscommission dem Vernehmen 
Bahern und Preußen betheiligt war, dürfte als eine neue sichere nach von hier der k. Seminarinspector Dr. Andreä und der! 
Bürgschaft dafür gelten, daß die bayherische Regierung fest Rector der Kreisgewerbschule Rohe auf den 28. d. M. nach Spehr 
entschlossen sei, in der bisherigen nationalen Richtung ihret einberufen. ——— 
Politik auch gegenüber dem norddeutschen Bunde zu verharren. Durch Rescribt der Kreisregierung ist es der Kaisers! 
Berliner Blätler melden aus Braunsberg: „Die Geistlichen! Zig.“ zufolgausdrüklich untersagt, wahrend der Schulzeit Lehre 
und Professoren ꝛc., welche an den Propft Doͤllinger eine Zustim⸗ Und Schulkinder zur Leichenbegleitung zu benutzen.“ 
mungsadresse absandten, haben vom Bischofe eben so wie 
Profefsor Michelis eine Verwarnung erhalten, bei Strafe der 
communication sich jeder Aeußerung über das Concil 
enthalten.“ M 
Frankreich. J 
Paris, 7. Marz. Die Podenseuche, die seit einigen 9 
hen um sich greift, fängt an, Besorgnisse zu erregen. Die Frm 
widmet ihr heute sogar einen Artikel, woraus wir erfahren, i 
in der Woche vom 27. Februar bis 8. Marze im Paris97 
sonen an den Pochen starben, während vote übrige Sterblichlen 
dieser Woche geringer (1837) äls in der vorhergehenden de 
var. Das Vertrauen auf die Impfung ist in Paris Känzlih 
schwunden, an Vorsichtsmaßregeln lassen es die Behorden m 
fehlen, aber bis jetzt ist das Uebel forlwährend im Steigen. 
Paris, 11. März. Dem „Memorial“ zufolge ist he 
Rom eine Antwort auf DOaru's Depesche abgegangen, welt 
anzeigt, daß die Curie, dem Verlangen des Tnilerieencabin 
entsprechen und einen franzbͤsischen Concilbotschafter mit 
Frautreich schuldigen, Achtung empfangen werde. Der Frangu 
erllärt alle Gerüchte über Meinungsverschiedenheiten in der Con 
jrage zwischen den · HHO. Daru und Ollivier für unbegrun 
die Minister seien vollständig eiiig. J 
Der 16. Maärz ist der Tag der Volljährigkeit des kaisersig 
Prinzen und wird natürlich den bei solchen Anlassen üblih 
Regen von Beförderungen und ssonstigen Gnadenbezeigungen s 
Civil und Wilitär dringen. Der österrei hische Besuch, Erzherz 
Albrecht, reist morgen über Darmstadt nach Hause. 
Es heißt, im gestrigen WMinisterathe sei über die Concilfta 
eingehend verhandelt worden. Als muthmaßlichen Concilgesand 
hört man den. Herrn v. Combes oder Latour d'Anden 
bezeichnen. 
Italien. 
Bolognea B, März, NRachrichten aus guter Quelle besag 
daß die französische Regieruͤng Angesichts der Veröffentlichung b 
Schemata, welchedas Ppolitische Gebiet berühren, auf ihre Polit 
der Nichteinmischung verzichten und die Zulassung, eines Bebe 
mägtigten der franzoͤsischen Regierung: zum Concii verlangt ha 
Kardinal Antonellt nahm“Akt von diesem Verlangen und wo 
später nach Prüfung' der Sache antworten. 
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Amo⸗rika.. 
— Rew-⸗Yaork, 1, Maͤrz. Die zunehmende Unsicherheit d 
Straßen in der Stadt RHewyork und die Unzuverlaffigtein de 
Gerichte in Bezug guf Bestrafung der Verbrecherveranaßte“ 
der dortigen Presse eine Devatte über die Nothwendigkeir sun 
marischen Verfahrens, d. h.“ eines oder mehrere Acte! der Volls 
justiz. Wenn ein vor sejner Thür stehender Händler von einen 
Raufbold und Verhrecher bon Geschäft todtgeschlagen wird,“ ist'a 
allerdings an der Zeii, daß eiwas geschehe. Im Jaͤnnar kann 
nicht weniger als 80 Morde und Raubanfälle in der Siadt Ren 
HYork vor. Die aroße Mehrzahl wurde leider bon Auslaänden 
begangen, und Unmäßigkeit und'“ Ausschweifung hildelen in du 
meisten Fallen die Veranlassung. Die Richter. der Stadt Nen— 
York (Democraten) gehen mit den Verbrech· rn namenklich d 
die selben politischen“ Einfluß bei den Vorwahlen ausüben su 
gIlimpflich um, und es bedarf eines besonderen Druckes der öoͤffen 
ichen Meinung, um sie zur Strenge zu bewegen. Daju koum 
daß die Geschwornen (keine Qualification ist vorgeschrieben) häu 
Freunde der Angeklargien unfer 8K4!⸗,