Full text: St. Ingberter Anzeiger

erzählen: „Der berühmke Schauspieler und Schauspiel⸗Director 
Macready schrieb eine sehr unleserliche Haund, namentlich waren 
seine Zutrittskarten zum Theater sonderbar anzuschauen. Eines 
Tages⸗hatte errinem Freunde eine solche, für? eine dritte Person 
gegeben. Bei dem Empfang bemerkte dieser: „Wenn ich nicht 
gewußt hatte, was es sein sollte, sö hätte ich die Karte für ein 
Apothekerrecept gehalten.“ — Du hast Recht, bemerkte der Freund, 
sie sieht wahrhaft ganz so aus; wir wollen einmal unser Glück 
damit versuchen.c So sei fei es/lassen wir uns den Trank zube⸗ 
reiten.““ Sie gingen! zut dem nächsten Droguisten und gaben vdem 
Gehilfen den Zettel. Er wirft einen fchnellen Blick darauf und 
füllt aus verschiedenen Gefäßen in eine Flasche; noch einen Blick 
noch-eine Füllung und die Flasche ist halbvolk.“Dann entsteh! 
aber eine kleine · Pause Der Gehilfe· ist offenbar in Verlegenheit 
und kratzt sich hinter dem Ohre. Schließlich verschwindet er hinter 
dem Verschlage wo der Prinzipal sißt. Dieser, ein gelehrt aus— 
sehender Mann,erscheint an der Tafel. Ein kurzes, leises Zwie 
gespräch findet-stait, .in, Folge dessen der Principal das 
Document anschaute. Ernschuttelten bedenllich den Ropf über 
die Umwifsenheit des: Gehilfen, holt noch ein Gefäß herunter und 
fuͤllt dollends dierFlaschenn mitt Heiner;, apogryphischen Flüssigkeit, 
stopfelt sie zu und etiquettirt sie schönstenss Hanuexeicht er sie 
den wartenden Herren mit einem freundlichenLächeln: Hier isl 
die Mirtur fitr den Husten, und zwar eine sehr gute; 15 Groscher 
wenn ich bitten darf. . , R n 3 
Fe Bei. Wien haben sich ⸗ zwei Kohlenbauern, Frant] und 
Stadler, die auf der Straße mit ihren beladenen: Wagen dsich be 
gegneten und von denen keiner demn andern ausweichen wollie, nach 
vorausgegangenem Stretten derart geprügelt, daße beide nach Zzwe 
Tagen an den erlittenen Veletzungen starben. 
(Sechzehn Kindersertrunken.) Am 9. d. Nach⸗ 
mittags sind, wiedier Breslauer- Zig.Smeldetz im dem Kanützer 
—öAA— 
dieselben follten auf einen Eisscholle des Sees, die plötzlich barst, 
gespielt habentte — ij Gn —X 
2 FPer(ugu Eine Mutter in Smichew ühergab am letzten Christ 
ibende ihr 13. Monate altes Mädchen, da sie an diesem Tage Geschäjle 
halbern das Kind nicht pflegen konnte, „rinen zanderen Frau zur 
Uuffichte Das Kindesehnte sich jtdoch nach der Mutter und weinte 
jortwährend. Um es einzuschläfern, gab ihm die Fraufeinen 
Sdlaftrant umnd dus Kimd Ichttef wirttich ein⸗EAbends holtevn 
Mutter das Kind ab ; es' sthlief inoch immer“ Die Kleine erwachte 
duch des andern⸗ Tags nlcht/ schlief üiberhaupt fort bis: zumf 30. 
Deckmbet; woreszerwachle, die Händchen nach der Mutter ausfireckte 
und dann ftärbe 
Cleverschweiminng.) Wie der Temebvarer Big. geschrieber 
rwoird, steht gegenwärtig beinahe das ganze Militärgrämzgebiet: unter 
Wasser. Die Hochfluthen der Save habennan mehreren: Stellen 
die Dämme durchbrochen, die Passavitt Andvin sörmliches Meer 
verwandelt. Ss viel bis jetzt bekunnt, sinden Stitar, Ottok und 
noch mehrere“ Neine Ortschaflen vollstündig unter Wasser. Die 
Brücken Uber bie Bossuthe nird: Brebnica sind zerstört und durch dir 
Aeberschwemmunß der schönen Forste der Militürgrenze nahrzu! an 
400 Arbeiter momentan brodlos geworden. Die Regimentscom⸗ 
mandanten haben naturlich -Alles, wdas Hände und Füße hat, gin 
Rettung aufgeboten, allein bei der Schnelligkeit, mit der das 
Wasser um sich greift, ist wenig Hoffnung auf versprießliche Hilfe— 
leistung vorhanden.ee * 
7Paris 1661Jan. In Auch (Gers- Departement) hat 
heute Nacht ein Erdbeben stattgefunden Die ganze Stadt wurde 
aus ihrent Schlafen aufgeweckt. DiecVBeiten erzitterten und 
Mauern wankten und dergl. mehr; ein Unfallereignete sich je⸗ 
doch nicht. —— 
rBParis, 19. Jan. Heute Morgens um 6 Uhr 80 Min. 
wurde Troppmann von der“ Hinrichtung benachrichtigt; er ant. 
wortete: „Ich binbereik.“ Nur zweir Momente: waren es, wo 
es den Anschein hatte, datz er ischwach“ zus werden beginne: der 
erste, als er die kalte Scheere beim Abschneiden des Haares fühlte, 
der zweite, sobald er das Schaffot erblickte. Er sammelte sich aber 
rasch wieder, und bestieg allein die Stufen des Schaffois, ohne 
din Wort zu reden.« (Eine Depesche der Koln. Zigherichtein 
Als Troppmann auf das Schaffot stieg, umarmte er den Geistlichen 
und sagte: ISagen Sie dem Herrn Claude, daß ich daräuf 
bestehe, Mitschuldige zun haben.““ Eine: große Menschen 
menge wohnte der Hinrichtung bei; die Menge brülite vor und 
nuch der Hinrichtung. Unordnungen! kamen nicht vor/⸗ 
27 London- 15. Jan Durch Gnen unverzellichen Leichtsinn 
find in Brynmawr,“ naht an ver walisischen Grenze, mehrere 
Menschen umgekommen. dEin Vadengehülfe Ramens Evan Evans 
begab sich mit brennender“ Kerze inein Kimmer, wo Pulver 
aufbewahrt war. Bald darauf hörte man eine furchtbare Explosisn 
Das Haus flog in die Vuft; vonzweis: Kirchen inider Nachbar 
schaft ist eine zertrümmert, die andere sehr beschädigt; kein Haut 
in der ganzen Straße hat eine ganze Scheibe mehr aufzuweisen. 
Ftwa 20 Menschen erlitten Verletzungen; die Zahl der Ge⸗— 
tödteten wird auf sechs angegeben. Den Kuaall höcte man bis 
Abergavennhy. 4 43 
r Das Adreßbuch von London für das Jahr 1870 ist 2384 
Seiten stark und enthält die Namen aller selbstständigen Bewohner 
der Stadt; am stärksten vertreten sind dabei die Familien Smith, 
welche 1600 Mitglieder zählt. Unter den 53 vollständig neuen 
gewerben befindet fich ein luftdichter Kisteumacher? und ein 
„frischer Wursthauthändler „ 
Die Stadt Petersburg hat nach neuester Zählung 
eine Volkszahl von 650,000 Seeleu. W 
5New HYork. Selbstmord ist uater den deutsch· amerika⸗ 
nischen Schauspielerinnen in neuester Zeit. leider zur Mauie 
zeworden, und in allen Fällen war Liebe zu dem gestorbenen 
Batten die nächste Veranlassung. Vor kaum einem Jahre vergiftete 
ich in St. Louis Frau Zerboni. ihr folgte in San Frauzisco 
Frau von Plittersdorf und letzte Woche hat sich in New⸗Orleans 
Frau Grungwald· Stein mit ürsenik vergistet. .1. 
FEin Ehemann in Chicago hatauf Scheidung von sei⸗ 
ner Frau augetragen und gibt als Grund an, daß ex ‚nur aus 
Spaß geheirathet habe 
Den klimatischen Einfluß der Walder, gewahrt man auch 
nereits in Australien. Im Distrikt Ballarart had man die Beobach⸗ 
ung gemacht, daß gerade, seit die Eatwaldung im Großen betrieben 
vurde. vom Jahre 1863 68 in regelmäßiger Abnahme der Re⸗ 
zenfall sich von 37.27 Zoll auf 14. 23 Zoll vermindert hat. Die 
Regierung hat in Folge dessen einen Inspector der Staatsforsten 
nanut, dessen Amt es sein wird, die muͤthwillige Ausrotttung der 
Balder abzuwenden und in verschiedenen Theilen der Colonieen 
Pflanzungen und junge Kulturen anzulegen 9 
—J Eine Milson und eine Biltibin Wir hoͤren 
jetzt sortwahreund von Millionen und wie viele. Millionen dieser 
und jener Staat Kriegscontribution an Preußen hat zahlen müfsen. 
Wir haben so ziemlich eine Idee davon, was man mit einer 
Prislion Thaler anfangen könnte, aber wir glauben, daß es unter 
Tausend wenige Personen giht,wöeiche eine richtige Idee der 
uantität oder Vorsteilsung der Zahl haben“ welche ane Million 
bezeichnet. Zum Beispiel, wenn ihr jemand fragen wolliet, wie viel 
Zeit eg ihn kosten . würdn eine Vüllion Punkte, mit der Feder 
aufs Papler, zu e würdel ihr gewiß eine lächerliche Ant- 
wort. erhoten 5 —— 
Erlaubt ung daher die Behauptimng, die auf mehr mglige Ver⸗ 
suche gegründet, daß dieses einem gewauüdten Schreiber14 Tage 
Zeit kostenn wurde, wegn er käglich 6 Stunden in einem fort, ünd 
ununterbrochen damit zuͤbrächte, und nichts thun würdeals! die 
Feder ins Tintenfaß zu tunken und Punlte aufs Papier zu 
machen.. vi r che“e 
— Dies mag nusern Lesern eine annährende Idee“ von der 
Quantitat oder Zahl geben. die eine Millon in sich begreift. 
Man dersuche es selbst, lege die Uhr neben sich und arbeite 
einmal nur 10—20, Minuten auf solche Weise und juche 
sich mittelst Addition und, Multiplication daz Rejultat felbsi 
heraus. ar *27 
Aber was ist eine Million im Vergleiche zu einer Billion, 
ĩs ist fast ein Niht. * 
3. Nun—, was ist aber eine Billion ? 
Eine kurze Antwort wird hinreichen für eine lange Auseinan⸗ 
dersetzung. 75 *67 . 
Es ist eine Milljion — Millionen.. 
Aber wer sollte das zählen können 7 * 53 
ein Mensch 
„Ein jchneller Bank- oder Cassirer kann in einer Minͤte 
ochstens 160 zählen. Nehmen wir aber an, er brüchte es auj 
200, dann würde er in einer Stunde bis 12,000 in einem Tag 
is 288,000 und in einem Jahre (zu 366 Tagen) bis 105,120,600 
kommen. V — w 
Vaßt uns nun annehmen, daß Adam vom Anfange seines 
Lebens zu zählen begann, und das Zahlen fortsetzte und dis heu⸗ 
sigen Tages noch zählte, so würde er—. nach der gewöhnlichen Zeit⸗ 
rechnung der Erschaffung der Welt, jetzt noch nicht einmal damit 
ferltig geworden sein. Um nur einevBillion zu zählen, 
erfordert es gerade 9520 Jahre, 34 Tage, 85 Stunden uͤnd 20 
Plinuten. 
Angenommen, dem armen Adam wären jeden Tag 12 
Stunden für Ausruhen, Essen und Schlafen gegönnt, gewesen, so 
würden über 19,024 Jahre, 60 Tage, 10 Stunden und 40 
Dinuten nöthig gewesen sein. u 
, Der letzte Soldat aus dem amerikatischen Unabhängigkeits⸗ 
riege ist jetzt schon so oft gestorben, daß: jeder neue Fall dieser 
Art nicht geräde an Glaubwürdigkeit gewinnten Es ist daher be— 
nerkenswerth. daß dem ojficiellen Berichte dee amerikanischen Mi⸗ 
nisters des Innern zufolge der allerletzte Soldat aus dem Unahß. 
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