Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
det St. Fugberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags- und Sonntags⸗ 
kummer) erscheint wöchentlich vi er n al: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteliährig 42 Krzr. oder 
128 Silbergr. Anzeigen werden mit 8 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum herechnet. 4 
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4—140. zs 1870. 
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AKriegsereignisse. Gewehre gestohlen? Herr' Buffet enthüllte gestern in der Kammer 
Mundolsheim. 6. Sept. Das Geschützfeuer ist seit den Grund, warum er so hastig das Finanzministerium verlassen 
zestern fortwährend sein furchtbnres; heute Morgen früh war habe; er hatte entdeckt, daß die Finanzminister Fould und Magne 
sz ein derartiges, daß man in nächster Nähe einer Schlacht zu dem Kaiser jährlich eine Summe zusteckten, welche Buffet auf etwa 
ein glaubte. Und zwar sind es der großen Hauptsache nach unsere 60 Millionen Franken per Jahr schätzt. Diese Millionen wurden 
Heschütze, von denen dasselbe ausgeht, indem der Feind nur noch hauptsächlich vom Kriegsbudget gestohlen. Heute kam der Agent de 
verhältnißmähßig schwach antwortet. Seit gestern find unsere Bat- Change, Hr. Legrand, in die Kammer und theilte einer Gruppe 
erien in derjenigen Stärke vollendet, wie es dem Stande der Be⸗ von Abgeordneten mit, er habe, laut seiner Bücher, dem Kabinets⸗ 
agerungsarbeiten entspricht, und speien aus einer Entfernung von chef und Busenfreund des E, Ollivier 83,475,000 Fr.“ auf der 
1000 — 1200 Schritten Verderben gegen die feindlichen Wälle. Börse gewonnene Differenzen ausbezahlt. General Trochu begab 
Norgen werden zwei ungeheure Mörser neuer Gattung aufgestellt, sich schon diesen Morgen zur Kaiserin, um ihr ohne Galanterie 
deren Wirkung hier zum ersten Mal erprobt werden soll. den Reisepaß mit dem Bemerken zu geben, sie habe keine Kost⸗ 
Schlettstadt hat wider Erwarten doch Zeit- und Kraft varkeiten und Dokumente mitzunehmen; Trochu legte sein Gouver— 
funden, sich in förmlichen Vertheidigungszustand zu setzen; die neursfiegel an die Thüren. 
lmgegend steht völlig unter Wasser. Seit Freitag wird die Stadt 
hombardirt, jedoch vorerst in schonender Weise. — In mehreren 
Orten des mittleren Elsaß mußte mit Gewalt gegen die Einwoh— 
nuerschaft vorgegangen werden, so in Markirch (St. Marie aux 
Minos), welches gleichfalls förmlich bombardirt werden mußte. 
Eine starke Schaar Fraktireurs ist diesen Bewegungen zu Hilfe 
sekommen, wurde aber geschlagen und zur Ergebung gezwungen 
nan spricht von 2000 Mann. Es sind badische Truppen, welche 
dort hinaus die Unterwerfung des Elsaß bewerkstelligen. 
Belgien. 
„Brüssel, 6. Sept. Folgendes ist der Wortlaut der Ka⸗— 
pitulaliousbedmgungen von Sedan; „Zwischen den Unterzeichneten, 
dem Generalstabschef Sr. Maj. des Königs Wilhelm, Cheflom— 
mandanten der deutschen Armeen, und dem commandirenden Ge⸗ 
neral der französischen Armeen, welche beide mit Vollmachten ihrer 
Monarchen, König Wilhelm und Kaiser Napoleon, versehen sind, 
ist nachstehende Uebereinkunft geschlossen worden: Artikel 1. Die 
cranzösische Armee, welche gegenwärtig durch überlegene Truppen 
um Sedan cernirt wird, ist kriegsgefangen. Art. 2. In Berück— 
sichtigung der tapferen Vertheidigung dieser französischen Armee 
tritt eine Ausnahme für alle jene Generäle und Officiere, sowie 
für die im Range eines Officiers stehenden höheren Militärbeamte 
ein, welche schreftlich ihr Ehrenwort gegeben, gegen Deutschland 
bis zur Beendigung gegenwärtigen Krieges keine Waffen zu tragen 
und in keiner Weise gegen sein Interesse zu handeln. Die Offi— 
riere und Beamten, welche diese Bedingungen annehmen, behalten 
ihre Waffen und die ihnen persönlich gehörigen Effecten. Art. 8, 
Alle Waffen und sämmtliches Armeematerial, bestehend in Fahnen, 
Adlern, Kanonen, Munition ꝛe. werden in Sedan einer vom Ge— 
neral on Ohef eingesetzten Militärkommission übergeben, um sofort 
den deutschen Commissären überliefert zu werden. Art. 4. Der 
Platz Sedan wird im gegenwärtigen Stande und spätestens bis 
zum Abrnd des 2. zur Disposition Sr. Maj. des Königs Wilhelm 
gestellt. Art. 5. Diejenigen Offiziere, welche die im Art. 2 erwähnte 
Verpflichtung nicht eingehen, sowie die Mannschaften werden nach 
Regimentern geordnet in militärischer Ordnung abgeführt. Diese 
Maßregel wird am 2. Sept. beginnen und am 3. beendet sein. 
Die Detachements werden auf das von der Maas begrenzte Terrain 
bei Iges abgeführt, um durch ihre Offiziere, welche das Com⸗ 
mando an ihre Unteroffiziere abtreten werden, den deutschen Com⸗ 
nissären übergeben zu werden: Die Stabsärzte bleiben ohne Aus— 
nahme zurück, um die Verwundeten zu pflegen. Fresnois 2. Sept. 
1870. b. Moltke. Wimpffen.“ 
Deutschland. 
St. Ingbert, 10. Sept. Der Stadtrath von Zwei⸗ 
zrücken hat am 6. d. M. beschlossen, eine Adresse an Se. Majestät 
en König Ludwig II. von Bayern abzusenden, worin der Wunsch 
uusgedrückt ist, daß Se. Königliche Majestät im Vereine mit den 
erbündeten Fürsten Deutschlands das erhabene Werk zur Wohl⸗ 
ahrt des großen Vaterlandes krönen, unter Ausschluß jeder fremden 
kinmischung in die Friedensverhandlungen, durch die Wiederer— 
nerbung der deutschen Lande Elsaß und Lothringen dem deutschen 
dolke einen dauernden Frieden sichern, und der deutschen Nation 
uu einer gemeinsamen, ihrer Stellung würdigen Gesammtvertretung. 
deren Bedürfniß die deuschen Fürsten wie das deutsche Volk schon 
ängst anerkannt haben, verhelfen werde. (Wir zweifeln nicht, daß 
auch unser Stadtrath eine Adresse in ähnlichem Sinne absenden 
wird.) 
SaarSrücken, 5. Sept. Von der Konzentrirung eines 
deservekorps unter dem Herzog von Mecklenburg bei Homburg in 
er Pfalz ist, wie ich von einem mecklenburgischen Offiziere erfahre, 
Abstand genommen, weil der Ausbruch der Rinderpest in der Pfalz 
uuf die Verprobviantirung des Korps nur nachtheilig wirken könne; 
udem sei auch die Pfalz bereits so erschöpft, daß es nicht gera— 
hen sei, sfie abermals in Anspruch zu nehmen. Die hier durchzie⸗ 
enden Regimenter (heute passirte das mecklenburgische Grenadier—⸗ 
egiment Nr. 89 und zahlreiche Artillerie) haben den Auftrag, 
»orläufig bei Forbach Quartiere, beziehungsweise Bivouaks zu 
eziehen, doch konnte man mir nicht sagen, ob Forbach der Sam⸗ 
nelplatz des ganzen Reserbekorps werden würde. Auch hanseatische 
Lruphen sind hier mit denselben Reiseziel durchgekommen. 
Frankreich. 
Paris, 9. Sept. Trochu befiehlt den Mobilgardisten, bin— 
jen 48 Stunden ihren „Ehrenposten“ bei der Vertheidigung der 
zoris einzunehmen. Officiell wird gemeldet: Laon wurde ge⸗ 
sern von der Armee des Großherzogs von Meklenburg cernirt 77 
ur Uebergabe bis Morgen Mittag aufgefordert, widrigenfalls dieh7 
d r e de Merden Miege ef rige Bekanntmachung. — 
Einer Pariser Korrespondenz des „Bund“ vom 4. d. entWWMaßrxegeln gegen die Ninderpest betreffend ). 
mmt die „Augsb. Abdztg.“: Kaum hat mit einem letzten Akte 8. 13. 
t Feigheit das kaiserliche Regiment den Abschied genommen, so Sodbald ein verseuchter Stall geleert ist, muß unter thier⸗ 
innen auch schon die Enthüllungen. General Trochu sprach ge- ärztlicher Aufsicht und Leitung die Desinfektion erfolgen. 
un Abends vom Balkon herab zur Nationalgarde; er sagte, er Sie hat sich zu erstrecken;: — 
ibe in den Magäzinen mit größter Mühe 80,000 Gewehrs aufe 4) auf die Stallungen und Standorte setbst und ihre gesammte 
efunden, während 2 Millionen auf dem Papier und im Berichtinnere Einrichtung; 
es Kriegsministers figurirken. Wer hat den Werth der fehlenden, D) auf alle, iu den Ställen oder Standorten und bei den ⸗5-