Full text: St. Ingberter Anzeiger

nonsmus gegen dis Preußen. Gegen die Feinde im Innern: 
Schrecken (a terreur).“ Das ist verständlich; Keiner, der 
iht wüßle, datz Asles, was er besitzt, Gut und Blut, Freiheit 
o Leben durch dies eine Wort in Frage gestellt und bedroht ist. 
d schon xichtet die ,Marseillaise! gegen die Mitglieder der 
orisorischen Regierung heftige Angriffe, weil ihr dieselben nicht 
Rital genun sind und sie nur zu Hrnu. Rochefort Vertrauen hat. 
sfagl: Die Mehrzahl der Mitglieder der propisorishen Re⸗ 
secrung sind der sozialistischen Demokratie mit gutem Recht mehr 
z verdächtig. Die einen haben in der Republik von 1848 schon 
jue raurige, die Anderen haben in den Bürgerkämpfen der gleichen 
ihoche ein verbrecherische Rolle gespielt; die Anderen endlich, die 
n später in die polilische Arena eingetreten sind und das Mandat 
upfangen hatten, dem Volke seine verlorene Freiheit zurückzugeben, 
hen dieses Mandat häufiger vergessen, als sie demselben gedient 
uben.“ Der neue Minister Ganmbetta wird in einem anderen 
sitel des Blattes geradezu beschuldigt, „seinen Alliirten von der, 
jhausse d'Antin Gehälter zu verschaffen, und daß er für den 
dnig von Preußen mehr als seine Generale gethan und um 
zreußen sich wohlverdient gemacht habe.“ Rochefort hat in Folge 
assen bekanntlich allerdings erklärt, daß ihm seine Regierungsge⸗ 
dafte jetzt nichi erlaubten, die Redaction der „Marseillaise“ zu 
orgen. Doch an der Sache ändert das nichts. Auch in der 
Ztodinz ist die rotpe Fahne Sozialdemokratie das Banner. um 
sich die Arbeiterbevölkerung schaaren will; so in Lyon, Mar⸗ 
aie xc, so daz die provisorische Regierung, bezeichnend genug. 
olgende Verfügung erließ: Die dreifarbige Fahne ist die Fahne 
Ration; wir uüntersagen ausdrücklich den Gebrauch jeder ande⸗ 
en, d. h. der rothen Fahne ;unter der Trikolore werden wir den 
Faind zurückschlagen.“, Ob die Sozialisten sich dabei beruhigen, ist 
adessen fraglich. 
aris. 12. Sept. Der Kriegsminister hat vom Marschall 
Nac⸗Mahon folgendes Schreiben erhalten:: 
Pourru aux Bois, 8. Sept. 1870. 
Herr Minister! Ich habe die Ehre, zu Ihrer Kenntniß zu 
ringen, daß ich von den preußischen Militaͤrbehörden die Ermäch · 
igung erhalten habe, mich nach einem kleinen Dorfe Namens 
hutru aurx Bois transportiren zu lassen, welches in der Richtung 
ach Belgien einige Lieues von Sedan gelegen ist. Da ich Kriegs⸗ 
cfangener bin, so kann ich dem Wortlaute der Capitulation nach 
vhrend des Feldzuges nicht wieder Dienste nehmen; aber da ich, 
ach der Katastrophe, die der Armee widerfahren ist, deren Com⸗ 
andant ich gewesen bin, das Schicksal meiner Soldaten theilen 
il, wie es der größte Theil der Officiere der Armee gethan hat, 
werde ich, sobald der Zustand meiner Wunde mir gestatten wird, 
ansportirt zu werden, was den Aerzten zufolge innerhalb fünf 
der sechs Wochen stattfinden wird, von den preußischen Behörden 
xrlaugen, in irgend einem Platze Deutschlands internitt zu wer⸗ 
en. Wollen Sie, Herr Minister, die Versicherung meiner Hoch⸗ 
chtung genehmigen. 3466* 
Det Marschall von Frankreich v. Mac ⸗Mahon. 
Der Pariser Figaro vom 11. sagt: „Bei der Capitulation 
wn Sedan haben die Offiziere ihr Ehrenwort gegeben, nicht mehr 
egen Preußen zu dienen — als Offiziere, Preußen gegenüber 
verden sie jehzt einfache Bürger. In dieser Eigenschaft können sie 
yen Neuem marschiren, als Soldat oder als Freiwillige. Sie 
verden nicht berjehlen dies zu thun.“ Die N. A. Ztig.“ ruft 
azu aus: „Vateriand Bayard's, wie tief bist du gesunken!“ 
Pari's, 18. Sept. Die Gesandten Englands, Spaniens, 
dollands und des römischen Papstes haben Hrn. Favre angezeigt, 
aß sie vorlaͤufig in Paris bleiben. Hr. Tarhard ist in außerorden. 
iher Mission nach Brüssel gegangen. 
Parris, 13. Sept. (Offiziell.) Gestern fand eine Demon ·⸗ 
ration dor der amerikanischen Gesandischaft statt. Der Gesandte 
deshburn erklärte, daß in Amerika für Frankreich allerdings Sym ⸗ 
athieen vorhanden seien, glaubt jedoch bei den Beziehungen Ame⸗ 
ilaßs zu den übrigen europäischen Mächten und der weiten Ent⸗ 
rnung sei mehr auf eine moralische, als auf eine werkthätige 
dilje Amerikas zu rechnen. A — 
Par is. i3. Sept. Elbf. Zig.) Die Revue der National · 
arden wurde über die genannten Boulevards ausgedehnt, erregte 
cdoch keinen Enthusiasmis. Hr. Rochefort ist vom General Trochu 
am Commandanten der Barrikadenvertheidigung ernannt worden (). 
de Walder von St. Cloud find bereits niedergebrannt. Der 
unge Menotti Garibaldi ist hier eingetroffen. 
Paris, 15. Sept. Aus einem Tagesbefehl des Generals 
srochu geht hervor, daß der taͤgliche Dienst auf den Wallen von 
0,000 Mann versehen wird. — 30 preußische Dragoner erschienen 
eern vor Rogent a. d. Seine (liegt hinter Provins). Aus 
Nelun wird das Eintreffen mehrerer zur Armee des XXV 
on Preußen gehdriger Corps in der Umgebung der Stadt ge⸗ 
neldet, daß bei Crejpy in Valois (üdlich von Compiegne. nahe 
bi de Sakße nou Lanu nachh Variz don lotzterem etmo 15 
Ztunden nord · nordöstlichn 30,000 Preußen und bel Ranteiul (12) 
ind Le Plessis (9 Stnnden bon Paris an derselben St raße) starke 
Vortruppen stehen. Die Deutschen haben Colmar besetzt.— 
Rach der Erzählung emnes aus Lyon angekommenen, der⸗ 
riebenen Württembergers herrscht dort die unglaublichste Aufloösung. 
Auf dem Stadthause sind zwei Regierungen; eine rothe und eine 
laue. Jede eriäßl Dekrete in Masse, von der Pariser des Herrn 
J. Favre und Genossen will keine von beiden etwas. Militär ist 
ußer Mobilgarden keines in Lvon. — 
Belgien· 
Brüfsel, 18. Sept. RMeFr. Prd). Die Gesandten der 
Neutralen haben Herrn Fapre erklärt, daß unsererfe:tz Bemũhungen 
ür den Frieden nur möglich seien, wenn von franzosischer Seite 
mmitlelbar die Einleitung von Friedensverhandluugen geschieht. 
Daraufhin ist Ht. Thiers suf Reisen geschickt worden. X 
Brüussel, 14. Vyt Die Judependance“ erfaͤhrt aus 
Paris: Das Fort Vincennes ist geräumt worden, weil unhaltbar. 
F England. 
VLondon, 13. Sept. VDen „Dailh News“ zusfolge kauft 
der Erfinder der Chassepotgewehte unter dem Psfeudonhme,Jacob“ 
in Bixmingham Chassepot · und Snidergewehre nebst je 400 Patronen 
in. Bis jetzt konuten wegen Mangels au Munition nur 1000 
Zhassepots und 6000 Sniders verschifft werdeu. 
u en Sepi. Nach einer Besprechung mit Herrn 
khiers besuchte Lord Granville den Prämier und den preußischen 
Botschafter Grafen v. Bernstorff. Hr. Thiers will bis Samstag 
Jsier bleiben. „Times“ sagen: Derselbe scheint keine für Preußen 
innehmbaren Vorichläge zu bringen, dagegen den, daß die neu⸗ 
tralen Machte eine Liga vilden sollen, um den Abzug der Preußen 
zus Frantkreich zu erzwingen. ()) „Times“ erklären dies für unzeit⸗ 
zjemäß und für nicht berücksichtigenswerth und mahnen Frankreich 
su besserer Erwägung seiner Lage. — 
Lonon, 14. Sept. Die Pariser Telegramme sind heute 
aicht mehr eingetroffen. Die direkte Pariser Post wird von heute 
an wegen Unterbrechung der Bahn nicht mehr befördert. 
Fondon, 13. Sept.- Die Kaiserin Eugenie ist mit ihrem 
Sohne pon Hastings nach Turquay, einem Badeort bei Exeter, 
abgereistt.. 
Sondon, 15. Sepir Die Sendung des Herrrn Thiers ist 
burchaus hoffnungslos,' da derselbe bisber keinerlei Friedensbeding⸗ 
angen anbot. „Daily News“ behaupten, er habe dazu keinerlei 
Erinachtigung, besitze überhaupt keine Vollmacht von der provisori⸗ 
schen Regierung (). 25 
9r * Italien. ertte preee 
Roͤm. 13. Sept. (Allg. Ztg.) Die päpstlichen Truppen sind 
n dvollem Rücdhug. Der Papft Pius will nur schwachen Wider- 
zand, doch dürften sich die Fremdentruppen kaum bändigen lassen, 
zaß sie sich für ihre Waffenehre schlagen wollen. Große Menschen⸗ 
nassen auf allen Straßen. Man berechnet die Ankunftsstunde der 
talienischen Truppen und wird sie mit Enthusiasmus empfangen. 
dier ist eine Adresse an Viktor Emanuel · im Umsauf.Eine päpst⸗ 
iche Regierung existirt faltisch nicht mehr. Alle Thore find ver⸗ 
ʒarrikadict. E——— 
Florenz. 12. Sept. Die Nazione“ meldet von der rö. 
nischen Grenze unterm Gestrigen: Der Papst bereitet einen Protest 
Jegen den Einmarsch der Italiener vor, befahl aber seinen Truppen, 
seinen Widerstand zu leisten. Die fremden Truppen jedoch betrachten 
s8 als entehrend, si h zurüczuziehen, und erklären, die ilalienischen 
Oecupationstruppen angreifen zu wollen. 
Amerikaa.. 
Der deutsche patriotische Hilbfsverein in Rewyor!t 
jeigt an, daß für die verwundeten deutschen. Krieger u. s. w. bis 
un 20..August 78,329 Doll. gezeihmet waren. Unter der Aegide 
er Frau Clara Rosing, Gattin des Rorddeutschen. General⸗ Consuls, 
zildet sich in Newyork gegenwärtig ein Frauenverein zur Linder⸗ 
ung der durch den Krieg herdorgerufenen Leiden.“ Sehr viel der 
zeachtetsten deutschen Frauen Newvorks haben hereits ihren Beitritt 
ngesagt. 
—— Beemishbtesss. 
4 Zweibrücken, 18. Sept. Die an die Regierung des 
Niederrheins in Hagtnau berufenen hiesigen Rechtspraktikanten wurden 
us Polizei Kommissüre angestellt uud zwar Braun in Hagenau, 
Janton in Seltz. Treiber in Lauterburg, Laurent iu Riederbronn 
ind Schimper in Brumat. Polizei⸗Anwalt Raquet von hier kehrt 
urück und tritt in seine alte Stellung wieder ein, 
Pirmasens, 11. Sept. (Bayerische Tapferkeit.) 
Man erzählt sich hier ein sehr artiges Stückchen von bayerischer 
Brabout, Gestern recognoscirte ein bayerischer Lieutenant, von 
inem Infanteristen begleitet, bei Bitsch. Beide fielen jedoch in 
einen Hinterhalt von fünf fronzoͤsischen Soldaten und wurden dvon 
Riesen zur Abgabe ihrer Waffen aufgesordert. Der Lieutenant that, 
IJe 369 seinen Säöbel abschnallen wolle. griff aber wie der Blis