Enugland.
London, 21. Sept. Sammtlichen Morgenblättern in fol⸗
ade Mittheilung zugegungen; Bismarck und Favre verhandeln
Rothichild'schen Vandsitz Ferriere. Die Friedensbedingungen
den unerortert; die Verhandlungen betrafen vorerst die Frage:
aund wie eine eventuelle Vereinbarung mit dem Provisorium der
tig:a Constituante zur Ratifikation vorgelegt werde, und welche
irgschaften Deutschland mittlerweile erhaste. „Daily Telegraph“
sot. Jules Favre sei ermächtigt, 100 Millionen Pfund Ster⸗
g Kriegsentschädigung, die Schleifung der Festungen und als
aerstes die Neutralisirung von Elsaß und Lothtingen zuzuge-
— London, 23. Sept. Auf eine Anfrage der englischen Re⸗i
aung hat der französische Marines Minister an Lord Lyons erklärt,
qj die französiiche Panzerflotte auch in der Ostsee Befehl zur
auͤtlehr erhielt. Nähere Mittheilungen über die Ausführung die⸗
Befehls sind indessen noch abzuwarten. nn
Schweiz.
gafel, 17. Sept. Die deutschen Truppen, die gestern in
Stärke von 6000 Mann in Mühlhausen eingetroffen sind,
aen die Stadt heute wieder verlassen und sich nach Colmar zu⸗
chezogen. Von der Stadtbehörde verlangten sie an Requisitionen
en Millionen Franken, die nothwendigen Lebensmittel für den
jethalt der Truppen und einige hundert Pferde. Statt dessen
ielten sie kaum hundert. Dafür nahmen sie einige Hundert
qe Leute mit, welche fie entweder dem französischen Militär⸗
a entziehen wollen, oder zu Schanzarbeiten verwenden werden.
d Gewehre wurden, soweit sie habhaft werden konnten, mitge⸗
umen. An der Eisenbahnlinie⸗ Mühlhaufen-Belfort wurde von
nm eine Eisenbahnbrücke gesprengt. Der Chef⸗-Redacteur des
oustriel alsacien“ Herr A. Vernardini, wurde verhaftet und in
Droschke abgeführt (wahrscheinlich nach Rastait). — Am 15.
unecstag) wurde die Brücke zwischen dem Fort Montier und
zreisach durch die Franzosen abgetragen. Auch soll ein kleines
echt zwischen den Festungstruppen und der deutschen Avantgarde
igefunden haben. — Gestern Abend wurde in St. Louis ein
ner Lustballon aufgefangen, der aus Metz kam und vom 15.
w. früh datirt war. (Das wäre also ein zweiter Fall die⸗
Att.) In einem angehängten Säcklein waren 130 Briefe.
Italien.
Florenz, 20. Sept. Die amiliche Zeitung meldet: Die
mischen Truppen sind heute nach kurzem Widerstande Seitens der
iden Milijen, die auf Besehl des Papstes Pius das Feuer
iellten, in Rom eingerück.
Dänemark.
dopen hagen, 21. Sept. Es sind Maßregeln gegen die
derpest durch das Ministerium des Innern des Norddeutschen
ndes in Kraft gesetzt worden. Die Einfuhr von Rindern, Scha
ziegen, rohe Theile solcher Thiere, Häuten und Fellen ist
wten
Nußlaud. J
getersburg, 20. Sept. Die Meldung öslerreichischer
ier über diesseitige Rüstungen anläßlich der orientalischen
t ist, gutem Vernehmen nach, unbegründet. Es find keine
aͤrischen Anordnungen getroffen. Rußland hat während des
en Kricges friedfertige Absichten bekundet. Solche Behauptungen
die Bew slligung eines Extracredits erleichtern, den Oesterreich
decung seines im Anfange des Krieges getroffenen Vorbereit.
e braucht.
Schwurgerichtsverhandlungen
vbom II. Quarial 1870. i
gweibrücken, 20. Sept. Unter dem Präsidium des
lppeslationgerichtsraihes Hetrn Molitor wurden heute die
a des III. Quartals eröffnei. Als Geschworene sind folgende
weinbervfen: n
.Hauptgeschworene: 1) Volker Friedrich, Adjunci
innweiler, 2) Cunius, Joh. Nicalaus, Gutsbesitzer von Frank
9 Hellmann, Georg, Ackerer von Ilbesheim, 4) Fitting
tich, Oekonom von Mauchenheim, 5) Dexheimer, Theodor,
detär von Kalserslautern, 6) Hofmann, Georg, Bürgermeister
tünschweiler, 7) Dietz, Philipp. Gemeinderaih von Gaugreh⸗
d) Auhn, Wilhelm, Fabrikbesitzer von Grünstadt, 9 Kalt⸗
n Georg, Ackrer von Altenglan, 10) Braun, Chriftian,
ieder von Cujel, 11) Eichelberger, Johann, AÄAderer von
ach, 12) Sieber. Engeitard, Müller don Dudenhofen, 18)
David, Adjuntt von Neuhemsbach, 14) Hammer, Nikolaus,
bon Stein, 15) Fitting, Christian Peter, Müllet von
inlbach, 16) Neumaher, Joseph, kgl. Auwalt von Kaisers⸗
un. 17) Kbnig. Davis, jun. Kaufmann von Pirmasens, 18)
—R Malzer von Franlenthal, 19) Mayer, Jacob, Fär⸗
ud Bürgermeifer von Otterbeta. 20) Gienandd.. Ludwia,
Zutsbesitzer von Neustadt, 21) Lederle, Wilhelm, Guisbesitzer don
dambach, 22) Braun, Heinrich, Kaufmann und Adjunlt von Rei⸗
henbach, 23) Jekob Urban, Oekonom von Rohrbach, 24) Bavper,
Adam, Müller von Herschberg, 55) Revydelhuber, Friedrich, Ge—
neinderath von Lambsheim, 26) Stett, Mathias. kgl. Notär vor
Edenkoben, 27) Lang, Georg Jakob, Bürgermeister von Kleinkarl⸗
zach, 28) Schiosser, Hermann, Landwirth von Schifferstadt, 29)
Jägex, Peter, L. Ackerer von. Dammheim, 30) Graffion, Karl
Biltor, Bäcker und Wirth von Sa. Ingbert. —
. B. Exsatzgeschwoxrenæ? 1) Dingler, Julius, Fabri⸗
ant. 2) Wildt, Daniel, Stadtrath 8) Kallenbach, Wilhelm, Metz-
ger, 9) Frank, Peter, sen. Schlosser, ) Theyson, Julius. Con⸗
ditor, 6) Wery, Wilhelm Kaufmann, saͤmmilich von Zweibrücken.
In der heutigen Sitzung wurde die Anklage gegen Lorenz
Eckert, 25 Jahre alt, Schuhmacher von Flörsheim bei Wieshaden,
wegen Diebstahls im Rückfalle verhandel. Am Morgen des 30.
Mai war das Haus des Adjunlten Peter Dietrich in Vogelbach von
etwa 8 Uhr an von seinen sämmtlichen Bewahnern verlassen;
ils gegen 39 Uhr Adjunkl Dietrich vom Felde nach Hause zurüd⸗
ehrte, entdeckte er, daß während dieser Zen eingedrungen und
.stohlen worden war n Ersfand die Thür geöffnet, den Schranke
n einem Zimmer umgestürzt, die beiden oberen Schubladen einer
Tommode erbrochen und den Gelovorrah aus der in einer Schublade
zefindlichen Ledergurte, 1Doppelhaler und 17. einfache Thalen
nitgenommen; ferner ein Wandschränkchen erbrochen, aus welchem
edoch nichts entwendet war, da es nur werthlose Papiere enthielt;
des weiteren fehlte noch kin Tuchrock, 1 Weste, IKappe und ein
der Dienstmagd gehöriges Foulard. Der Verdacht des Diebstahts
richtete fich sofort auf den heutigen Angeklagten, welcher sich am
raglichen Morgen bettelnd herumgetrieben und sich auf der Straße
jegen Homburg entfernt hatte. Dietrich machte sich ungesäumt an
die Verfolgung und fuhr die Straße gegen Homburg zu; in der
Nähe Hombnurgs begegnete ihm der Angeklagte; auf die Einladung
Dietrichs hin nahm dieser arglos auf dem Wagen Platz, und
'o fuhren Beide scheinbar“ ganz eintrüchtlich vach Homburg.
Dietrich beobachtete den Fremden genau und sein anfänalicher
Berdacht steigerte sich, als jener einmal fein Po temonnaie öffnete,
vorin eine größere Anzahl blinkender Thater fich zeigten. In
homburg ließ er ihn festnehmen, und man fand fümmtliche ge⸗
lohlene Gegensiände und das Geld bis auf den letzten Kreuzer
bei ihm.
Der Angeklagte gesteht heute Alles ein und erzählt, daß er
nach vergeblichen Versuchen, mit einer Axt die nach dem Hofe
ührende Thür aufzusprengen, den blechernen Reiber des Küchen⸗
ensters abgedrückt und durch dieses in die Küche gelangt sei; hier
zjabe er die Scheibe eines in der Wand befindlichen Schalters ein⸗
gedrückt und sei, nachdem er mit einem· Spaten den davorstehen⸗
den Schrank in's Zimmer gestürzt habe, durch das nun freie Schal⸗
er ins Zimmer hineingeschlüpft. Er genießt einen sehr schlechten
deuwmund nnd wurde in seiner Heimath schon viermal wegen
Diebstahls bestraft. Die Vertheidigung (Herr Rechtskandidat von
Maillot) bestritt zunächst die Anwendung von Gewalt bei Oeff⸗
rung des Küchenfensters und das Erbrechen der Comode: der
Angeklagte sei kein geführlicher Dieb, er sei nur ein verwahrloster
Mensch ohne Erziehung, der Mitleid berdiene. Da der Angeklagte
»isher als Ausländer nur von ausländischen Gerichten verurtheilt
vorden war, so glaubte die Vertheidigung den Rückfall nach un—
erem Strafgesetzbuche lIäugnen zu müfsen. Die HH. Geschworenen
erklärten ihn für schuldig, worauf der Gerichtshof eine Zuchthaus—
trafe von 6 Jaheen gegen denselben aussprach..
Sitzung vom 21. Sept. Anklage gegen Jakob Lingenfelder
39 Jahre alt, Winzer aus Rhodt, wegen Koͤrpervetletzung, verübi
un dem Winzer Christoph Weisbach und dessen Sohne Christonh,
belde in Rhodt wohnhaft..
Die Geschworenen erklärten den Angeklagten für schudig des
Fresses der Nothwehr mit Annahme des Rezes und der geminderten
Zurechnungsfähigkeit, worauf der Gerichtshof eine Gefäugnißstiafe
don 2 Jahren aussprach, von welcher 4. Monate 21 Tage wegen
anderschuldet erlittener Unersuchnngshaft als verbüßt abzu⸗
dehen feien.
J Vermischtes.
r Der Magistrat und die Gemeindebevollmächtigte der Stadt
Mäünchen haben in geheimer Sitßung den Beschluß gefaßt, daß
uus den Geldern, welche für das in diesem Jahre ansfallende
Altoberfeit bestimmt waren, 83000 fl. zur Beleuchtung der städtischen
Bebäude bei der Feier des Einzugs unserer Truppen in Paris
erwendet werden sollen.
rOffenbach, 19. Sept. Unser hiesiges freiwilliges Turner
„anitätscorps, dem es beschieden war, dem Kampfe um die
Spiche rer Hoͤhen, den saͤmmtlichen Schlachten bei Metz. Villers.
Jeaumont. Muzon und Sedan heizuwohnen hat mit der Hälfl⸗