St. Ingberler AAnzeiger.
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78 182. aee* Donnerstag, den 214. Novenbberr 1870.
J Deutschland.
Muünchen, 21. Nov. Von den 8000 französischen Kriegs⸗
xfangenen, welche neuerdings ia Bayern zu interniren sind, kom—
nen 4000 nach * Ingolstadt. 1500 nach Würzburg, 1000 nach
Hermersheim, 500 nach NeuAllm und 1000 nach München.
Nach Telegrammen der „N. fr. Pr.“ wird Minifter Graf v.
tray zu dem am Montag seine Sitzungen eröffneten Bundesrath
xwartet und soll der König nun nach Versailles reisen.
Karlsruhe, 22. Nov. Minister v. Freydorf ist gestern
uus Versailles: eingetroffen und reist heute nach Berlin zug Ver—
ragsunterzeichnung ab. Dem Vernehmen nach wird Würtkem⸗
jerg unter gleichen Bedingungen wie Bayern dem neuen Deutschen
gunde beitreten.
Mee tz. 21. Nob. Im Fort Plappe ville ist heute früh 914
Ahrein Munitions⸗Magazin ini die ut geflogen. Einige Todte
ind 40 Verwundete. Ursache und Delails bis jetzt unbekaunt.
v. Löwenfeld.
Versailles, 18. Nov. Der (von der preußischen Regier⸗
uing herausgegebene) „Mon teur“ für das Departement Seine⸗Oise
xeröffentlichtleine Adresse elsässischer Notabeln an den König Wilhelm,
n welcher zu den deutschen Siegen Glück gewünscht und Befreiung
jon der französischen Herrschaft erbeten wird.
Versailles, 21. Nov. Die bei Dreux und Chateauneuf
zeschlagenen Mobilgarden flüchten nach Westen und Nordwesten.
Das Landwehrbataillon Unna und zwei Escadronen des 5. Reserve⸗
qhusaren⸗Regiments haben sich mit Verlust von 120. Mann und
O Pferden auf Chateau Vilain zurückgezogen. Von den Armeen
iegen sonst keine Meldungen von Belang vor.
** v. Podbielsty.
Versailles, 22. Rovp. Am 21. fanden verschiedene
leine siegreiche Gefechte sudlich la Loupe (5 Meilen westlich von,
Thartres gelegen), statt, wobei das Regiment Nr. 83 ein Geschütz
iahm. Am 22. ist Nogent le Rotrou (ungefähr in der Mitte zwi—
chen Chartres und le Mans gelegen), ohne Widerstand von dies⸗
eitigen Truppen besetzt worden. v. Podbielsky.
Straßburg, 18. Nov. Eine unheimliche Stimmung
Ferrscht augenblicklich in Straßburg. Die Einwohner, die sich, wie
ian allgemein die Wahrnehmung zu machen glaubte, nach und
ach mit ihrem Schicksale versöhnten, zeigen sich gegen Nichtfran-,
osen äußerst zurückhaltend und geheimnißvoll. Auf Garibaldi setzen
ie die größten Hoffnungen und sehen schon seine Freischaaren in
Straßburg einziehen. „Das Blatit hat sich gewenoet!“ hört man
llenthalben ausrufen. Immer noch werden junge Leute einge—
rracht, die sich heimlich aus der Stadt entfernten, um sich mit.
»en Freischaaren in den Vogesen zu vereinigen. — Die Waälle sind
etzt vollständig hergerichtet und mit Kanonen bespickt. Die mili—
ärischen Maßregeln sind gegen früher vge strenger. An der
Instandsetzung der zerschossenen Kasernen wird eifrigst gearbeitet,
im das Militär in thunlichster Eile aus den Pribatwohnungen
ringen zu können. Gr, J.)!
Wien, 22. Nov. Das Telegraphen Korrespondenzbureau
ersichert aus Konstantinopel vom 21., daß die Türkei jeden Konflikt
nit Rußland zu vermeiden wünsche; sie suche die Machte, welche!
VXX
ußlands in Betracht zu ziehen. J
Wien, 22. Noo. Die , Correspondenz Warrens“ versichert,
atz die Nachricht, Oesterreich habe eine Conferenz oder einen Con⸗
reß zur Behandlung der Frage über das schwarze Meer vorge⸗
hlagen, sowie die Nachricht, Italien habe erllärt, daß es in der
zrage über die Aufrechthaltung des Pariser Vertrages nicht mit
zngland und Oesterreich coperiren wolle, volllommen unbegründet
eien.
Frankreich.
Das „Echo du Nord“ theilt mit, daß ein feindliches Corps
on etwa 30,000 Mann in Roscroi signalisirt sei. Aus Coucyh
eChateau werde der Marsch von 8000 Mann auf la Fere ge⸗
aeldet. Chauny war denselben Tag (16. Nod.) schon besetzt
worden,; der Feind wende sich gegen Cambrai. Daselbe wird be—
tätiggt durch die Gazette de Cambrai“, welche eine Depesche des
UInterpräfelkten von Rocroi veröffentlicht, die den Anmarsch eines
von Met kommenden Armeekorps gegen Westen anzeigt, und zu⸗
zleich die Ausschreibung sehr großer Requisitiones für Men schen
ind Pferde im Departement der Aisne durch den preußischen
BZräfekten von Laon ankündigt. Hienach würde die Armee Man—
euffels in wenigen Tagen vor Amiens und Lille stehen.
Belgien.
Brüfsel, 200 Nov.“ Die „Liberte“ bringt eine Depesche
nus Tours, 15. Nov., welche meldet, daß General Wittich mit
70,000, Prinz Friedrich Karl mit 80,000 Mann auf Orleans
narschiren; daß in Gien (an der Loire oberhalb Orleans) große
Bestürzung und daß in-Tours selbst Entmuthigung uud Sorge
jerrsche. — Eine offizielle Depesche aus Tours, 18. Nov. meldet:
Die Preußen halten die Höhen von Cherish vor Dreux besetzt;
ꝛs fand ein hartnäckiger Kampf statt, welcher 3 Stunden dauerte.
Preußiche Artillerie hat Landelles (südwestlich von Beauvais im
Lisedepartement) angegriffen, jedoch ohne Erfolg. Gegen Rocroy
zu (nordlich von Mezieres) fand ein Gefecht von 400 Mobilgar-
den und Franctireurs gegen 2500 Preußen statt, welche betraͤcht⸗
iche Verluste erlitten. (25900 deutsche Soldaten durch 400 fran⸗
‚ösische Freischärler und Moblots!) St Jean de Losnes (bei Dole
an der Saone) wurde geräumt.
— Brüssel, 20. Nov. Berichte aus Lille melden: Gestern
norgens unternahm eine Kolonne von etwa 800 Mobilgarden u.
Franctireurs einen Ausfall von Ham, stieß bei Tergnier auf
zreußische Truppen. Nach * mehestündigem Gesechte gingen die
Franzosen zurück. Eine andere französische Colonne hatte ein ziemlich
exnsthastes Gefecht bet Frieresfaillouel (Dep. Aisne, Arrond. Laon)
Die Franzosen mußten auf letzteren Ort zurückgehen.
Brüssel. 20, Nov. Die „Independance“ meldet aus
Petersbutg, daß demnächst das Erscheinen einer russischen Panzer⸗
lotte in den Dardanellen bevorstehe, die in den Vereinigten Staaten
ür den Verlaufspreis der russischen Colonien in Nordamerika an⸗
gekauft sei. General Ignatieff wird im Falle von entstehenden
Schwierigkeiten vyn Konstantinopel abreisen. Oesterreich beabsichtigt
mposante Demonstrationen an der Donau und an Pruth zu
machen.
Brüssel, 21. Nov. Es heißt, die französische Regierung
Jabe ein Decret erlassen, nach welchem Anlehen, welche französische
Städte in Deutschland geschlossen, in Frankreich nicht anerkannt
verden, und deren Verzinsung und Rückzahlung nicht gestattet
sein soll.
Brüssel, 21. Nov. „Liberte“ schreibt unter dem 18.
Ro v.: Bordeaux ist definitiv zum zufkünftigen Sitz der Regierung
gewählt. „France“ theilt mit, die Regierung habe an die neu—
ralen Mächte eine Note gerichtet, worin sie für die guten Dienste
dankt. Das Nanter Journal „Phare“ meldet, vom 1. Okt. bis
10. Nov. seien 215,000 Gewehre, 2,650,000 Patronen aus Ame⸗
rika in Havre und Brest angelangt; demnächst würden weitere
Lieferungen aus Amerika erwartet.
Brüssel, 22. Nov. St. Quentin wurde gestern von den
Preußen besetzt. Icde Eisenbahnverbindung von dort ist unter⸗
zrochen. Manteuffelꝰs Armeccorps steht zwischen der Nordarmee
aind der Loirearmee, deren Vereinigung unmöglich machend. Pariser
Ballonnachrichten vom 20. lauten traurig für die Belagerten.
England.
London, 20. Nod. Depeschen der „Times“ aus Shang hai
yvom 27. Okt. melden, daß 16 Kulis enthauptet, 23 verbraͤnnt
vpurden. Die Franzosen erhalten 500,000, die chinesischen
Christen 10,000 Taels Entschädigung. Der französische Ge⸗
andte erklärt sich zufrieden und verließ Pecking; der russische Ge⸗
andte ist unzufrieden.
London, 21. Nov. („Allg. Ztg.“) Sicherem Vernehmen
nach hat der englische Botschafter in St. Petersberg telegraphirt: