St. Ingberter Anzeiger.
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—— 186. —A * — 47* Donnerate⸗.
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—aa, Telegramme.—
Versailles, 28. Nov. (Offiziell) Der Königin Auqusta
n Berlin. Gestern aie gire iches Gefecht südlich von Amiens
urch General Manteuffel mit cinem Theile der ersten Armee.
ginige tausend Mann feindlicher Verluste. 700 Gefangene, eine
Fahne der Mobilgarde. 9. Husarenregiment ritt ein Marineba⸗
gilion nieder. Unser Verlust nicht unbedeutend. —
n Wil helm.
Verfailles, 28. Nov.« (Officiell.) Der General Feld⸗
aatschall Prinz Friedrich Karl meldet: Am 28. Nos. wurde das
o. Armeecorps durch bedeutend überlegene Kräfte des Gegners
ngegriffen AEzgs concentrirte sich bei Beaune la Rolande (nordöst⸗
ch don Orleans bei Pithiniers), woselbst es sich sie greisch be⸗
aupie te, und heute Nachmittag in meinem Beisein durch die 5.
division und eine CavalerieDivision unterstützt wurde. Unser
zerlust etwa 1000 Mann, feindlicher Verlust sehr bedeutend, viele
sundert Gefangene in unseren Händen. Der Kampf endete wach
uhr.— Ferner ist von der J. Armee die Meldung eingegangen:
In Folge der siegreichen Schlacht am 27. ist Amiens am 28. von
Zeneral Goͤben besetzt worden. TF v. Podbielsty.
Verfsailles, 29. Nov. Das Gros der Loirearmee ver⸗
uchte gestern mit einem Gewaltstoße in der Richtung auf Fontaine⸗
leau durchzubrechen, stieß dabei in der Gegend von Beaune:le⸗
Lolaude auf das 10. deutsche Armeecorps und wurde von diesem,
erstärkt durch die 5. Division und die erste Cavaleriedivision, mit
sroßen Verlusten an Todten, Verwundeten und namentlich Ge⸗
angenen zurückgeworfen.
BrelAiles, 29 RNob.Offiiell.)“ Der Prinz Frie⸗
rich Karl meldet: Das gestrige Gefecht ist eine wahre Riederlage
es groͤßten Theiles der Loire ⸗Armee, von« der das ganze 20.
Forps und wahrscheinlich auch das 18. und Theile des 15. und
6. da waren. Rach franzosischen Angaben 70,000 Mann. Das 20.
ocht ganz, die anderen theiiweise. Der Feind ließ 1000 Todte auf!
sem Schlachifelde und soll, üher 4000 Blessirte haben, 1600 ge⸗
unde Gefangene, die sich stündlich —¶ mehren. Der Gesammiverlust
eträgt · wohl 7000 Mann.“ General d'Aurelie de Paladine soll
zlessirt sein. Unser Verlust ist 1000 Mann, wenig Offiziere.
Versaurles, 29. Nov. Der bei Amiens geschlagene
yeind fliehi in voller Aufldsung, von den dieffeitigen Truppen
verfolgzi, gegen Norden. In seinen Verschanzungen wurden noch,
er Geschühe vorgefunden. In Folge des siegreichen Kampfes des
d. Armeecorpe am 28. hat der vor demselben befindliche Gegner
den Ruckzug weiter fortgesetzt. — In der Nacht vom 28. zum 29..
owie am Morgen des 209. heftiges Geschütfeuer aus den Forts
un Paris, demnächst stärkerer Ausfall, unterstützt durch die Ka⸗
onenboote auf der Seine gegen l'Hay und das 6. Armeecorps;
seicheitig kleinere Ausfälle, unter anderen gegen das 5. Armee—
vorpe und Dewonstrationen an verschiedenen Stellen. ẽDer Feind
berall siegreich zuüchgeschlagen. Mehrere hundert Gefangene in
unseren Handen. Diesseitiger Verlust 7 Offiziere uud 100 Mann.
ve podrieisth.
Di jon“ 27 Robl“ Eine Recognostirung am 26. ds. ergab,
aß Garibaldi mit seinem Corps von Pasques im Anmarsch sei.
Zei einiretender Nacht wurden die Vorposten des Füsilier⸗Bataillons
xes 8. Regiments heflig augegriffen, svvom Bataillon Unger aber
ufgenommen; dieses wies drei Angriffe zurük. Der Feind floh
n voller Unordnung und warf Gepäck und Waffen fort. Heute
im 27, November ging Werder mit drei Brigaden zum Angriffe
jor, erreichte die feindliche Arriergarde bei Pasques durch Um⸗
ehung von Plombiere. Der Feind verlor 8300 —400 Mann
Todte und Verwundete, diesseitiger Verlust an beiden Tagen etwa
— Mann. Mennotti Garibaldi soll am 26. Nov. commandirt
zaben. —
—Braussel, 29. Nowd. Die „Indep.“ meldet: Amiens
ourde franzoͤsischerseitz preisgegeben; die gesammte Rordarmee
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etirirt mittelsft der Eisenbahn sütwärts; große Bestürzung in den
Ddepartements des Nordens und der Somme. (Ein anderes Tele⸗
zramm aus Brüssel gibt folgende Details über die Schlacht bei
amiens: „Das Centrum der Franzosen war ein stark befestigtes
zager, auf ihrem rechten Flügel Villiers Bretonneur an der Bahn
on Amiens nach Nheims, auf ihrem linken Flügel Aves und Dury.
Monteuffel hatte sein Centrum in Moreuil an der Straße von
Imiens nach Compiegne. Der blutige 10ftündige Kampf endete
ait vollständiger Niederlage der Franzosen, die sich nur bei Dury
ehaupteten.“ — Eine Depesche aus Lisle [das mir noch auf dem
Seeweg mit Tours in Verbindung steht] erwähnt einer Proclamu⸗
won des Regierungscommissärs Testelin, welcher die Niederlage der
dordarmee und die Besetzung von Amiens anzzigt und beifügt:
Ansere Sache ist noch nicht durchaus verzweifelt: eine Schlacht ist
jerloren, aber weder eine vollständige Auflösung. noch ein entschei⸗
endes Mißgeschick zu constatiren.“)
Deutschland. J
Munchen. Nach verschiedenen Blättern hat Bayrn neben der eige—
en Verwaltung des Militärwesens das Privilegium erhalten, daß der
Zonig von Bayern seine sämmtlichen Offiziere vom General bis
um Subalternoffizier selbst ernennt, daß die bayerische Armee
hre Uniformirung behält und daß der Bundesfeldherr ohne Ge⸗
iehmigung des Königs von Bayern in Bayern keine Festungen
inlegen darf. Im Uebrigen aber ist Bayern, genau so, wie die
idrigen Staaten, an die Bestimmungen der nord deutschen Bundes⸗
xiessverfafsung gebunden. Nach der „N. Fr. Pr.“ bliebe anuch
»ie — factisch — geringere bayerische Präsenzzeit beibehalten.
Die deutsche Bundes Armee wird demnächst also aus 18 Armee-
Torps und einem Garde Corps bestehen. Die Nummern von
25— 136 sind durch die badischen und württembergischen Trupyen
rusgefüllt. Die deutsche Armee zählt somit jetzt 136 Linien-In⸗
anterie⸗Reg: menter und 9 Garde⸗Infanterie⸗Regimenter. Das
3. und 14. Armee ˖ Corps wird aus den beiden bayerischen Armee⸗
Forps gebildet, das 150. aus der badischen und württembergischen
division.
Der bayerische Gesandte in St. Petersburg, Frhr. v. Truchseß,
ind der bayerische Gesandte in Florenz, v. Dönniges, sind hier
ingekommen. — In der hiesigen Erzgießerei wurde der Guß einer
»er vier symbolischen Figuren vollendet, welche das Deukmal des
dönigs Marimilian II. umgeben werden. Die Figur stiellt den
Frieden“ vor und bezieht sich auf das einst gesprochene Wort des
zöchstseligen Königs: Ich wille Friede haben mit meinem
dolte
Berlin, 27. Nov. Die Unlerzeichnung deß Protokolles mit
Württemberg ist noch gestern Abend erfolgt und heute dem Bundesrathe
nitgeiheilt worden. Der Anschluä erfolgt wie mit Baden u. Hessen,
orbehaltlich einiger nicht sehr wesentlicher Aenderung n. Bekannt
st schon, daß Post und Telegraphen in der Verwaltung Würitem⸗
jergs bleiben nach der Gesetzgebung des Bundes, welchem dadurch
uuch die Oberleitung wenigstens thatsächlich anheimfällt. »Die
Militärkonvention ist ähnlich wie mit Sachsen abgeschlossen. Man
zestätigt, daß die Ersparnisse am Militärbudget dem württemberg⸗
schen Antheil vorbehalten bleiben. Wie diese Berechnung stoti-
inden soll ist noch nicht aufgekläͤrt. Die Bundesverfassung hat,
vie man weiß, von dem früheren System der Kortignente abge-
ehen. Eines der wesentlichen Momente der gegenwärtigen Ver⸗
assung ist, daß das Heer aus einem Prozent der Bevölkerung be⸗
teht und das Budget sich auf 225 Thlr. beziffert, so viel Mal,
Us die Kopfzahl der Friedensstärke des Heeres heträgt. Die
ragliche Bestimmung dürfte im Reichstage aungefochten werden“
Bromberg, 25. Nov. Große Sensation erregte gestern
die Vernehmung und Verhaftung des sich hier aushaltenden Fräu⸗
leins Bertha Weiß, von deren vermeintlichen Heldenthaten alle
Blätter voll waren. Nachdem verschiedene Blätter romanartige
Notizen über diesen vermeintlichen Kriegshelden gebracht, siellt sich
die Sache als ein purer Schwindel heraus. In Begle'tung einiger