St. Ingberler Anzeiger.
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der St. PRagberter Anzeiget (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗ Donnerztags⸗ und Sonntags
Rammer) erscheint wöchentlich vĩ er mal: Dienstag, D onnerstag, Sambtag und'Sonntag. Adbonnementspreis vierteljährig 42 Krzr. od
128 Silbergr. Anzeigen werden mit 8 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Naum berechnet.
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K 200. Dienstag, den 27. Dezember 1970.
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Telegramme. F
BVersailles, 23. Dez. Eäifiziell.) Die 19. Division
rückte am 21. Der. bis zur Brücke von Tours vor, sand Wider⸗
dand durch die Bevölkerung, warf deßhalb 830 Granaten in die
Stadt. Diese zog darauf die weiße Fahne auf, bat um preußische
Besatzung. Die Division begnügte sich jedoch instruktionsgemüß
nit Zersidrung der Eisenbahn und bezog die ihr angewiesenen
Tantonnements.
Amtens, 24. Dez. Gestern fand eine siegreiche Schlacht
ver ersten Armee au der L'Hallu, nordwestlich von Amiens, gegen
dic 60,000. Mann starke Nordarmee statt. Dieselbe wurde nach
Erstürmung mehrerer Dörfer unter sehr bedeutenden Verlusten über
den Abschnitt der L'Hallu zurückgeworfen. Bis jetzt sind 1000
Befangene eitigebracht.
Versailles, 24. Dez. (Officiell.) Die erste Armee unter
General Maateuffel griff am 23. den Feind in seiner Stellung
nordöstlich von Amient anx Trotz seiner doppelten Ueberzahl und
zahlreichen Artillerie wurden Beaucourt, Montigny, Frechencourt,
Quemeurx, Pont Napelles, Bussy, Vecquemont und Davours ge⸗
nommen und gegen heftige Offensivstöße siegreich behauptet bis die
Nacht dem Kampfe ein Ende machte. Bis jetzt über 400 unver⸗
wundete Gefangene eingebracht. v. Podbielsky.
Versailles, 25. Dez. Am 24. versu bite der Feind zur
Deckung seiues Rückzuges verschiedene Offensivstöße gegen General
von Manteuffel, wurde aber zurückgeworfen. Ueber 1000 unver⸗
wundete Mannschaften sind bis jetzt in unsern Händen. Am 25.
früh meldet General v. Manteuffel: die geschlagene Nordarmee wird
in nordöstlicher Richtung von mir verfolgt.
vV, Podbielsty.
Deutschland.
München, 23. Dez. Der König hat in einem besonderen
Handichreiben d. d. 19. d. dem Staatsminister Lut seine volle
Anerkennung für dessen Kammerrede, worin derselbe die Entstehungs⸗
zeschichte und Tragweite der Versailler Vereinbarungen entwickelte
ind, die bedingenden allgemeinen potitischen Verhaltnisse beleuchtete,
ausgedrückt.
München, 23. Dez. In der vergangenen Nacht 1 Uhr
hrachten 3 Gendarmen die mit dem Luftballon aus Paris bei
Rödersdorf gelandeken und verhafteten 4 Personen hierher. Die⸗
jelben wurden sofort in das k. Bezirksgefängniß abgeliefert.
Die bahyerische Feldeisenbahnabtheilung ist zur Zeit mit Her⸗
ttellung der Nahnlinie Versailles-Chatres beschäftigt.
Die in dem bei Rothenburg aufgefangenen Luftballone enthaltenen
Briefe widerfprechen sich gegenseitig bezüglich der Verproviantirung
zon Paris, in dem die Einen schreiben, daß sie nichts mehr zu
leben haben, die Andern dagegen, daß sie noch mit Nahrungs-
mitteln versehen seien. Der Ballon soll zum Besten der Verwundeten
dahier ausgestellt werden.
München, 24. Detß. Der Finanzausschuß der Kammer
der Abgesrdneten wird am 28. d. M. über den Gesttzentwurf in
Betreff des postulirten außerordentlichen Militärkredits in Berathung
treten. — Der Vortrag des Abg. Hauck bezüglich der Beschwerde
mehrerer pfälzischer kathol. Dekane über eine die Einführung von
sKommuualichulen in der Pfalz normirende Min'sterialentschließung
dom 27. Maͤrz 1869, welche Beschwerde vom V. Ausschusse für
jormell zulässig und materiell begründet erachtet wurde, ist bereits
dem Druck übergeben und wird demnächst Gegenstand der Be—
cathung in der Kammer bilden.
Muünschen, 25. Dez. Der König hat einen Armeebefehl
ersassen, in dem er die Waffenthaten des bayerischen Heeres rühmend
anerkeunt und als Dank hiefür zahlreiche Ordensverleihungen er⸗
heilt.
Unser „Lose Blätter“ Korr. erwähnt ig seiner ung heute zu
gegangenen neuesten Korrespondenz, daß seinem bei Montreuil
iehenden Trubpentheile bei Abgange seines Briefes (20. Dez) die
reudige Kunde zugegangen sei, daß um 4 Uhr desselben Tages
die Beschießgung von Paris von Ville d'Avray (zwischen Sevres
ind Versailles) aus mit 40 Geschützen begoanen habe. ( Fr. Kur.)
Landahut, 22. Dez. Ber einem tranzölischen Kriegsge⸗
angenen, Namens Berlan, welcher heer internirt ist, soll man nach
em „Kilrier für Niederbayern“ Briefschaften aufgefunden haben,
velche' den Troppmaun'schen Raubmord betreffen und die Existenz
weier Mitschuldigen an diesem Verbrechen konstatiren. Untersuchung
all bereits eingeleitet sein.
Darmst'adt, 22. Dez. Die Abgeordnetenkammer nahnj
jeute gegen 3 Stimmen den G'asetzntwurf, betreffend Uebergang
XD—
Stuttgart, 28 Vez. In der heutigen Kammersitzung,
velche von 9 dis 3 Uhr dauerte, wurden die Kommissionsanträge
iuf Zustimmung zu den Verträgen angenommen: 1) der Vertrag
uit dem Nordbund mit 74 gegen 14 Stimmen, 2) der Vertrag
nit Bayern mit 76 gegen 12 Stimmen, 3) zum oeutschen Reich
ind deutschen Kaiser mit 81gegen 7 Stimmen (Mohl, Eyelhaaf,
dopf, Retter, Probst, Kueble, Gutheinz. J n
Berlin, 19. Dez. General Vogel v. Falkenstein hat in
⸗einem Gouvernementsbezirk decretirt: Für jeden desertirten fran—
oͤsischen Offitnier gehen in Zukunft 10 Collegen aus seiner uächsten
AUmgebung, durch's Loos bestimmt, in engen Festungs gewahrsam—
»is der Flüchtling eingebracht ist, der dann selbstverstäudlich durch
seine Pflichtverletzung auch die Rechte des Offiziers, mit Allem
vas dazu gehört, verliert:. 33*
Berhlin, 21. Dez. Der „Staatsanzeiger“ veröffentlicht ein
Tircular des Bundeskanzlers vom 14. Dez- an die Gesandten des
rorddeutschen Bundes. Dasselbe macht auf die häufigen Entwei—
hungen franz. Offiziere unter Bruch des Ehrenwortes aufmerkjam,
velche eine besondere Bedeutung dadurch erhatten, daß die franz
segierung den Wortbruch durch die Anstellung der Entflohenen
hillige und daß die frauz. Armee nicht die Aufnahme Wortvrüch⸗
‚ger in ihre Reihen verweigere; dadurch nehme die franz. Regier⸗
ing und alle Offiziere die Mitverantwortlichteit des Wortbruches
auf sich. Die deutschen Regierungen haben nunmehr zu erwägen,
ob fernerhin den gefangenen Oifizieren die üblichen Erleichterungen
zu gewähren seien und welches Vertrauen sie zur Erfülung der
etwa mit den frauzösischen Befehlshabern oder mit der framösischen
Regierung abzuschließenden Kondentionen ohne eine materielle Ga⸗
antie haben können. Indem der Bundeskanzler die Entschließungen
sierüber den deutschen Regierungen vorbehält, lenkt er die Aufmerk⸗
amkeit hierauf, damit etwaige Reklamationen der französischen
Machthaber gegen zu treffende Vorsi tsmaßregeln eine fachentspre⸗
hende Würdigung finden. 8
Berlhin, 22. Dez. Der Ciar hat dem Kriegsminister v.
sooon das Großkreuz des Wladimirordens verliehen. an
Berlin, 28. Dez. Ein Leitartikel der „Nordd. Allg. Ziger
zespricht die Haltung der bayerischen „Patrioten“, insbesondere die
euesten Auslassangen des „Volksboten“. Der Arnkel schließt:
„Mag die Abstimmung der Kammern ausfallen, wie sie wolle, wir
Neiben der festen Zuversicht, daß Bayers Bolk seinen edlen Kßnig
ind seine tapfere Arm e nicht im Stiche lassen wird“
Ein Berliner Correspondent des „Schw. Merk.“ schreibt: Die
Antwort des Königs an die Reichstagsdeputation läßt keinen
zweifel bestehen, daß die Moltke'sche Grenzlinie, Eljaß, Deutsch⸗
othringen mit Metz, unter allen Umständen von Deutschland fest-
gehalten wird. Ju diesem Sinne wurde in allen unterrichteten
reisen die Verheißung der Antwort aufgefaßt, daß die Waffen
richt aus der Hand gelegt werden sollen, bis Deutschlands Grenze
jegen künftige Angriffe sichecgestellt ist. Dies der Ration bei der
Annahme der Kaiserwürde vor Europa verpfändete Wort wird zu⸗
gersichtlich eingeldet werden. Wegen der Annahme der hohen
Würde ist in der Erwiederung des Königs die Zistimnung auch
ꝛer Vertreter der Nation vo behalten, was ersihtlich auf das noch
usstehende Votum der südceutschen Kammern hinweist. Der Koͤnig
at den Frieden noh nicht in nahe Aassicht st llen tönnen. Darj
man Privatnachcichten aus Versailles glauben, so könate sich Paris