Full text: St. Ingberter Anzeiger

Unterhaltungsblat 
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St. Ingberter Anzeiger.“ 
NF..V. 
41 4 * 
Sonntag- den 10. Mars 
Das blaue Zimmer. 
Eine geheimnißvolle Geschichte, erzãhlt X 
Erast Edseien. 
„Franz! Zu Hilse! Zu Hilfe!“rust 
Herr Emmerling mit halh erstiter Stimmen 
Niemand antworte. — 
So vergehen drei, vier peinvolle Minulen. 
Endlich kommt Beate wieder zu sich. Sie 
richtet ihte Blicke mit dem Ausdruce einet 
unbeschreiblichen Entsehens auf die grauen 
Lugen des Commerzicnrathes. der zu ihr her⸗ 
anget eten ist id hre eislauie Hand er⸗ 
foßßt hate . 
Veate. um aller Heiligen willen, wat 
ist geschehen.“ Kammet der arme Hert, ich 
beschwre Sie..““ 
O, Herr Kommer zienrath. Herr TNommer⸗ 
RX 
ist mein Tod?“ 
Aber so reden Sie doch.“ siöhnte Hert 
Emmerling mit dunpfer Steume. 
Droben .. im Blauen Jimmer 
o Gott, o Gott!. ich gehe eben voritbet 
.. die Thüre steht auf sperraugelwei 
und drinnen . . 6. Hert Fommerzi⸗ralh“ 
Gott sei uns Sündern gndig 
Ein neuer Krautfanfal nabn inr des 
Wort vom Munde. 
„Weiter! ... Reden Sie? Neden Sie ye 
lchzte der alte Hertr. als Beate Cih wieder 
erholt hatte. 
2 Und drinnen im Zimmer.. win⸗ 
selte das Frauenzimmer, „drinnen im Zimmer 
..- am Schreibtische... da stehen Sie, 
Herr Commerzienrath. und nicken mir zu, und 
lachen und kichern, wie ein Bejessener. ! 
„Unsinn!“ rief Her: Emnerling mit zu⸗ 
cadert Lippe, wahrend ihm die Zahne kra⸗ 
end ausaamenschlugen ·. 
* J. — Schluß.) i 3 
C eEs war eiwa hecht Wochen nach 
Pem eben geschilderten Vorlal. 
Der Commerzienrath satß wieder. wie ge· 
wöhnlich, in seinem Sorgenstuhl und athmete 
tick und athmete schwer und drehte einen 
Daumen um den andern... 
ODräuß lachte die Oktobersonne so golden, 
so herrlich, daß man hätte glauben sollen, sie 
müsse auch dem düstersten Grübler den Trüb⸗ 
sina aus der Seele küssen. Aber Herr Emmer⸗ 
ling sah weder den blauen Himmel, noch die 
lie en. funkelnden Strahlen, die sich demanten 
gleich im glatten Spiegel es Meeres brachen. 
Er hatte es längst verlernt, sich an dem 
Glanze der Natur zu erquicken. Wie ein un⸗ 
heilvosler Schatten lagerte es auf seiner Stirn. 
Er scien, der Außenwelt entrückt. auf den 
Sawingen des Traumes allerlei finstere 
Soreckensbilder zu verfolgen. 
Wie er so da sitzt, tritt Beate in's Zim⸗ 
mert. Sie erblickt den Commerzienrath und 
stößt einen Schrei aus, so grell, so wild, daß 
der aste Mann zitternd aus seinem Sessel 
emporfährt. — 
Mit einem zweiten grellen Schrei sinkt 
das Frauenzimmer auf das Sopha und be⸗ 
lommt einen Krampfanfall, daß der Commer⸗ 
zienrath meint, es ifl aus mu ihr 
—*