Full text: St. Ingberter Anzeiger

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der St. J ng berter Auzeig er (und das mit dem Hauptblatte verbundene Uaterhaltungsblati, mit der Dienstags- Donnersiagt⸗ und Sonntag 
Cner) erscheint wͤchentlich vieer mal: Dienztas, Do nner satag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteliahrig 42 Krir. eder 
. 34.12 Silbergr. Anzeiaen werden mit 8 Krzr. die dreispaltige Zeile Blatischrift oder deren Raum berechnet. 
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E 97. α ι V u Samstang, den 22. Juni . e e ve dn 1872 
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26 gweifelhaft. Die Majorität der Volksbertreiung im Reichstage hat 
ginladung zum Abonnement. ereits die Ueberzeugung gewonnen, daß ein Orden mit so großen 
4 IXLI. Quartal. Mitteln und so vorzügücher Orzganisation wie der Jesuitenorden, 
Vei berannaheindemn Quadilsschiute laden wir ergebenst zu ein festes Ziel verfolgend. Istaatsgefahrlich sel . und hatt sich drum 
neuem Abonnement ein. Durch moͤglichst rasche und — sofern es nich für berechtigt, denselben zu unlerdrücen.“ Die Annahme -des 
der Raum: gestaitet — vollstandige Mittheilung der politi⸗ Jesuitengesetzes eintspringt aus dieser Uebezeugung. Freilich, weise 
In Tagesereignisse und Besprechung der wichtigern in eingehen- nan auch alle Mitglieder des Ordens über die Grenze; es bleiben 
und ausführlichern Artikeln, sowie Mittheilung der neuesten mer noch die Freunde desselben und seine Lehren, die tiefe 
eetlen buf dem Gebiete der Voltswirthschaft“ des Handels Burzeln geschlagen haben, wirlen noch durch Generationen schab⸗ 
d Vertehrs und Herelinziehung localernn Augelegenheiten in den ich fort. Doch auch hierfür giebtes ein Mittel, das auch der 
Zan unseter Besprechungen werden wir allen billigen Anforder— ayerische Reichstagsabgeordnete Gerstner betonte; es heißt: Em⸗ 
ngen zu genügen suchen. Unsere verehrten Abonnenten von aus orheben der Masse auf eine höhere Bildungsstufe. 
Zats belieben Ihre Bestellungen bei der nächsten Postexpediinnnn ιν 
doch ja rechtzeitig machen zu wollen, während unsere verehrte — Die Kaiser⸗Begegnung. J ——— 
Ahonnenten von hier, die das Blatt durch unsere Zeitungsträger Die Abreise des Reichskanzlers noch Vatzin hat Vermulhungen 
rchalten, dasselbe auch im meuem Quartalbl fortgeliefert bekommen, Raum hegeben, doß große Dinge un Werte seien 
zuis sie nicht ausdrüdlich abbesteller. Neu eintretende Abonnenten Die dbersie Voraussehung für jeden diplomatischen Erfolg 
von hier bitten wir Ihre Bestellung direkt bei uns machen zu ssodas Gehre im ni ß. In Berun haben aber felbsĩ die Wande 
wlen. Der Preis des —— derselbe wie früher · · Shren, wahrend man in der pommetschen Villegiatur fern vom 
Vebentte .LMA. Schusse is. 
Nedaktion und Expeditiou des — Ingberter Der Besuch des italienischen Kronbrinzen⸗Paares hat wesent- 
Anzeigers . lich duzu beigetragen, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen 
—— Deutschland und Ftalien fester zu knüpfen. Die französische Re— 
gierung hatte uns allerdings gruͤndlich vorgearbeitet. Sie hat es 
erstanden, die Sympathie, die man noch in einzelnen it alienischen 
Zreisen für Frankreich hegte, gänzlich zu beseitigen, und uns lag 
as eigenilich nur ob, die Früchte aufzulesen, die Thüers für üns 
zeschütelt hatfte...... — 
Das Zusammenstehen mit Preußen hat den italienischen Ein⸗ 
heitsbau vellendet, und es ist jetzt jenseit der Alpen zur allge⸗ 
meinen Volksüberzeugung geworden, daß beide Länder durch eine 
»öllige Concutenz ihrer Interessen verbunden sind und es auch für 
die Zukunft bleiben müssnen. — 
Waährend man zu' Ehren des italienischen Thronerben in 
Berlin und Potsdam Feste arrangirte, wurde von Varzin aus mit 
der französischen Regierung wegen Zahlung der noch üchständigen 
drei Milliarden ein Abkommen angebahnt. Es scheint sich zu be— 
tätigen, daß es gelungen ist, in dieser heikeln und schwierigen An⸗ 
zelegenheit ein für uns befriedigendes Arrangenient zu treffen. 
Daß wir von Frankr ich nicht dupirt werden, dafüt wird man bei 
ins sorgen. Eine Milliarde soll noch im Laufe dieses Jahres 
Zezahlt, und für die beiden anderen sollen Garantien gegeben wer⸗ 
den. Eine ausreichende finanzielle Sicherheit kann uns 
Frankreich bei der gegenwärtigen Lage der Sache nichf gewähren, 
die Garantien werden daher wahrscheinlich politische r. Natur 
jein. Vielleicht daß einer oder der andere der europäischen Groß⸗ 
zaaten die Bürgschaft für die rechtzeitige Abführung der Kriegs- 
ontribution übernommen hat. — 
Damit ist aber die Arbeit“ von Varzin noch nicht vollendet. 
In aller Stille ist ein weiteres, hochbedeulungsvolles Ereigniß 
dorbereitet worden, welches als ein Friedenssymptom und 
äne Friedensgarantie in allen deutschen Gauen einen 
reudigen Widerhall hervorrufen wird. 
Der Naiser von Oesterreich wird, nachdem er vorher in Ga—⸗ 
dein eine Begegnung mit dem Kaiser von Deutschland gehabt hat, 
m September oder Ockober d. J. in Begleitung zweier Erzherzoͤge 
u einem freundschaftlichen Besuche in Berlin eintreffen. 
. Seitdem der unglückliche Dualismus beseitigt ist, der die deutsche 
Polkstraft lähmte, und Deutschland sich selbsi wieder. gefunden 
qat, seitdem ist unter unß die Sympathie für das österreichische 
daiserreich auf's neue erwacht. Zuͤ keinem anderen Lande fühlen 
vir uns in einem solchen Grade hingezogen, wie zu Oesterreich. 
Anser Nachbarstaat trägt ein entschirden deussches Gepräge. Deutsche 
Tultur hat die zersprengten Völlersegmente geeinigt, und die 
werthvollsten Provingen sind von deuischen Bruderstämmen be— 
Wohznt u b . 3 
—— 
**St. Ing bert, den 21. Juni. 
Und so hat denn vorgestern der Reichstag das Jesuitengesetz 
mit 181 gegen, 83 Stimmen in dritter Lesung angenommen. Nach⸗ 
—VD Princip 
nijchieden hatte und die vorhergegangenen Abstimmungen der beiden 
slen Lesungen eine bedeutende Majorität für das Gesetz ergaben, 
o war ein anderes Resultat, nicht mehr zu erwarten. Die letzten 
Zitzungen des Reichsstags, in denen über das Jesuitengesetz ver⸗ 
jandeli wurde, sind nur ejne wesentliche und volllommene Ergänz⸗ 
ing jener Mai⸗Debatten, nur diejenigen Punkte, auf denen die Be— 
cheidung zu beruhen hatie, heller. hervortreten lassend. Auch dieses 
hale wurde von den Herren der Centrumspartei, den Hrn. von 
Windihorst, Mallinckrodi ꝛc. das Loblied der Jesuiten in allen 
Tonarten gesungen und versichert, daß sie keine Böewichter, keine 
riminalistisch überführbaren Landesverräther seien, sondern edle, 
ufobferungsfähige Männer, von welchen mehrere. sich noch im 
ehlen Kriege durch Krankenpflege u. s. w. das Eiserne Kreuz ver⸗ 
„ieni haben. Als ob das nicht, sein könnte, und jrgend Jemand 
—A— 
hret Ausweisung heltend, gemacht habe 4 Man schöpft, eben in 
— nicht etwa aus Eugen Sue seine Anklagen gegen 
hen. Jesuitenorden, sondern aus dissen Geschichte, seinen Statuten 
ind insbesondere aus den neuesten Schriften und kirchlich politischen 
bemühungen seiner Mitglieder. Man kennt in Deuschland die 
Tendenz der Jesuiten diel zu genau. und läßt sich weder durch 
choͤne Redensatten und Lobeserhebungen, noch durch Drohungen 
hrer Vertheidigr täuschen oder schrecken. Wat hat ihnen, trotzdem 
ie gern Versteck spielen, doch so viel in die Karten gesehen, daß 
nan weiß, zu wessen Gunsten sie ihre Karten mischen und wem zu 
bieb sie ihre Trusnpfe spiclenDer Orden ist nicht sowoht ein 
religiͤser, sondernmehr noch ein pPolinisscher, der den Zweck 
xefolgt, die sämmilichen nationalen und territoxialen, Staaten als 
basallen⸗Staaten unter die theokratische Souveränität, des Papstes 
—A gen und defsen Milglieder an der Leine 
inetz unbedingten Gehorsams, den sie bei ihrem Eintritt in den 
Rden zu erfullen, geloben, für, den, oben angedeutenden Zwedh 
Alles thun, was hrem General je tweilig angemessen scheint. Wenn 
ber nun gerade in Deutschland. der, Kampf, zwischen Staat und 
Jesuitismus am ersten-ausgelämpft wird, so hat diefes darin jeinen 
srund, daß im Deutschland die Opposilioa und, Agitation seitens 
Nes Jesuitizmus degen den, Staat: am heftigsten austrigt; Deutsch⸗ 
and aber nach seinen hroß n Siegen nach auß siso g kraͤftigiist faͤdig, 
inen Kampf mit seinen Feinden im Junernzuugescheut gufnehmen 
u durfen, Pet, Ausgong, diese Kampfeg ist ur Deufschlannd dicht