Full text: St. Ingberter Anzeiger

de St. er Faneigeir (und das wii dem Hauptblaite verbundene uUnterhaliungablatt, mit der Dienßtagt⸗, Donnerstagz⸗ und Sonntag 
ae ericheint wvilich vler al: Dieunbtag, Donnersatag, Samstorg und Sonmtag Abonnemenispreis vierteljährig 42 Krzr. ode 
12 Silberar. Anzeigen werden mit 4 Krzr. die dreispaltige Zeile Blatischrift oder deren Raum berechnet. 
44 
— — 
— — 
— — — — — 
Donners tag, den 20. März 0 J 1873 
Deutsches Neich. 
Mäunchen. 16. März. Wie hier aus gut unterrichtelen 
ereisen verlautet, soll Prinz Luitpold, bisher Generalinspektor der 
naherischen Armee, mit Berliner Zustimmung das Commando des 
bahyer. Armeecorps erhalten und General v. d. Tann das durch 
hartmanns Tod erledigte 2. Armeecorps erhalten. Die Ulnnamon⸗ 
anen sind selbstoerstaͤndlich unzufrieden daß ihre einzige Stütze in 
en Hofkreisen nunmehr auch Frieden mit Berlin macht, während 
nan in preuhischen Kreisen um so befriedigter ist, als einerseits 
urch Eingehen der dayerischen Generalinfpektion die Unzulömmlich— 
eit aus dem Weg geräumt wird, daß der preußische Kronpriuz in 
hahern inspicitt und zugleich an einem zweiten Ort in dieser 
tigenschaft ein. bayerischer Prinz fungirt, anderseits aber der 
EAD 
uspektors in Aussicht genommen ist, denselben bestimmen soll, 
ahin zu wirken, daß die Uniformsfroge nach preußischem Wunsch 
eidst werde, — somit würden zwei Fliegen mit einem Schlag 
jetroffen. Bezüglich der Sinnesanderung des Prinzen vernimmt 
nan, doß außer dem Geldpunkt Aufschlüsse bestimmend waren, 
velche derselbe gelegentlich seiner lezten Reise nach Wien dort er- 
zalten hat; es wurde nämlich von maßgebender Seite jede Hoff- 
zung auf Unterstützung partikularistisher bayerischer Tendenzen für 
zie Zukunft entschieden abgelehnt. (Fr. 3.) 
Berlinmn. Nach einer Correspondenz det „J. A. Z3.“ 
jande es in Aussicht, daß die Geschäfte des preußischen Mini⸗ 
teriums des Auswärtigen in die Hände eines Staatssekretärb ge⸗ 
eben würden. da Fuͤrst Bismarck gam aus den preußischen 
Ministerium ausscheiden nolle. 
Berlin 17. März. Prinz Wilhelm von Baden ist vorge⸗ 
tern früh zur Theilnahme an den Reichttagsverhandlungen aus 
darlsruhe hier eingetroffen. 
Berlin, 18. März. Das Abgeordnetenhaus hat heute in 
weiler Berathung sämmtliche Poragraphln der Gesetzvorlage über 
ie Rechtsgrenzen zum Gebrauche kirchlicher Strafmittel, unter 
ibledaung aller Amendements, in der Kommissionsfassung an- 
enommen. 
Der VOlschof von Ermland hot. gie die „N. Z3.“ erfährt, 
otgestern seine von einem hiesigen Kechts anwalt verfaßte Klage— 
rfft bei des hiesigen Staotgericht endlich einzer eicht. Gegenstand 
jet Klage find die ihm seit 1. Oktober v. J. vorenthaltenen Do ⸗ 
ationzraten, Beklagter ist der Fiskus. vertreten durch den Cultus 
ninister. 
Die „Sp. Z.“ eonstatirt, daß die Thatfachen, welche sich in 
vr Untersuchungttonmmission gegen die Pommersche Cerstralbahn 
ind deren Gründer (daruater Hrn. Wagener) bis jetzt ergeben 
aben, noch weit schlimmer seien, als ursprünglich angenommen 
purde. Es wäre wir lich wünschenswerth, daß die Resultate der 
ꝛitherigen Untersuchung demnachst vollständig vrröͤffentlicht würden. 
Um Freitag Rachmittag ist der Generalr Feldma rschall Graf 
Wrangel von einem Schlaganfall getroffenworden, der, wiedieKrzn 
nört, die linke Seite gelähmt hat. 
Straßburg, 18. Marz. Eben werden die Gründe der 
luweisung des Generaidvikars Rapp bekannt. Es war die Orga- 
risation eines über das ganze Land verbreiteten auf die künftigen 
Wahlen berechneten politijch kirchlichen Vereint, in dem gegen die! 
degierung, Deutschland und das Wiilitärgesetz gewühlt und Vet ˖ 
indungen zur Herbeischaffung der Geldmittel mit franzoͤsischen 
kKelellschaften angeknlipft wurden. 
Frankreich. 
Paris, 16. März. Daß sich die Stellung deß Präsiden ⸗ 
nen durch den Abschluß der veuen Convention mit Deutschland 
lark gesestigt bat, laßt sich nicht abstreiten, ja man kang behaup⸗ 
en, daß sich derseibe durch diese gelungene Verhandlung den 
hrdfidenienstuhl für seine Lebenszeit zemlich gesichert hat. Gegen ˖ 
vortig ist er wenigstens in Frankreich ebenso allmächtig wie seinen 
Jeit Napoleon. Daß derselbe durch eine derartig deschleunigte 
Ammung 2 Dasu ens nach den. sreüübeen- NM rae 
vom 1. März 1874, und zwei andere nebst Belfort längstens bis 
. März 1875 geräumt werdem) seinem Vaterlande einen großen 
Dienst erwiesen hat, kann auch sein Geguer nicht bestreiten. — 
da über großen Mangel an Unteroffizieren in der Armee geklagt 
vird, die allerdings in Frankreich den geringsten Sold (93 Cen⸗- 
imes per Tag) in allen Armeen erhalten, so hat die betreffende 
Tommission jetzt einen Gesetzvorschlag vollendet, der die Erböhung 
ser täglichen Gage auf 1 yr. 25 Cts. fernere bessere Wohnung 
n den Kasernen, neue Auszeichnungen an den Unifornen, und 
Anspruch auf eine Pension von 250 Fr. nach 15jähriger Dienst⸗ 
eit beautragi. 
Paris 17. März. Die Pariser Zeitungen drücken ihre 
ebhafte Genugthuung über den glücklichen Ausgang der Unter- 
sandlungen mit Deutschland aus und zollen Thiers große Aner⸗ 
ennung. — Der Botschafter am Berliner Hof, Marquis d 
vontant⸗Biron, ist zum Großoffizier der Ehrenlegion ernann 
vorden. 
421 
Speyer. 17. März. Es hat sich hierselst ein Comitè 
jebildet, welches sich zur Aufgabe ftellt, den Geburtstag des deat— 
chen Kaifers am 22. März in festlicher Weise wie im väerflosse⸗ 
ien Jahr zu begehen. So viel bis jetzt beschlossen ist, findet 
Norgens Reveille, Nachmittags Musik beim Altpörtel und Abends 
engalische Beleuthtung des Do nes und des Aitpörtels statt. Das 
Festcomite wünscht, daß die Einwohn durch Aushängen von 
fabnen zur allgemeinen Erhöhung der Feier beitragen möchten. 
(Sp. Anz.) 
F Kaiserslauiern, 11. März. Die Versteigerung der noch nicht 
ibgeholten Gewinnste aus der Verloosung der dritten pfälzischen 
Industries Ausstellung wird aum 20. März im Hotel Kraft statt- 
inde. Wie wir hören, harren noch über 300 Gewinuste im Wer— 
he von 2fl. bis 300 fl der glücklichen Gewinner. Bis zum Tage 
der Versteigerung können übrigens die Gewini.ste noch immer abge⸗ 
nolt weirden. 
fWiesbaden, 15 März. Eine hiesige Ladenbesttzerin 
rtappte gestern eine Dame von Adel, welche, eine Kleinigkeit 
inkaufend, sich einige Spitzen anrectiren wollte. Die alsbald bei 
yr und ihren (ebenfalls adeligen) Verwandten vorgenommene 
daussuchung förderte verschiedene Spitzenvorräthe zu Tage, welche 
zelegentlich früherer Einkäufe milgenammen worden waren. Das 
bon den sehr wohlhabenden Verwandten sofott gemahte Ersatz- 
Anerbieten kam zu spät und die Untersuchung ist bereits in vollem 
Jange. Die Diebin ist in Haft, die Hehlerin unter Aufsicht. 
(Eingesandt) Das Conert dez 553rec ShizenZeytetts 
nuß als ein sehr gediegenes, in ieder Be ziehung glänzendes be⸗ 
eichnet werden. Man hörte gleich in den ersten Piecen des vor- 
refflich gewaählten Programmes, daß diese Musiker keine gewoͤhn liche 
erumziehende sogenannte Musikbande bildeten, deren so viele 
miere Stadt heimsuchen, und dem getäuschten Publikum dieles 
Held abschwindeln. Leider ist zu bedauern, daß das Conzert nicht 
zesser besuch war, und die zHeirn des Septetts keinen bessern 
rindruck von dem musikalischen Sinne unserer Bewohner ernten 
tonnten. Allerdings fallt diese Klage nur denen zur Last, welche 
iesen ächten musikalischen Genuß verschmähten, und doch bei jeder 
ersten besten Gelegenheit, bei welcher es sih um die Musik hau— 
dejt, siq ein Urthel in derselden erlauben, glei chviel ob dasfelbe 
Zachkungdige angen hm oder unangenehmenberührt. 
Zugleich wäre zu wünschen, daß der Besitzer deß Conjert⸗ 
aales vei soichen Gelegenheiten den Preis des Bieres nicht vwer⸗ 
derben, und den ganzen Schappen dei 4 kr. lossen, aber (— din hal⸗ 
en —) nicht auf 6 kr. treiben möge.“ 
— —— 
— ⏑ ⏑⏑ 
J. X. Demeß veran 
r8 
Nactaurx. 
0