„In napoleonistischen Kreisen spricht man geradezu aus, es existir⸗
ten auch Briefe süddeutscher hochstehender Personen vom Jahre
1870, die für den Fall eines ersten Erfolges den Anschluß der
süddeutschen Staaten an Frankreich versprochen hätten. Hessen⸗
Darmstadt ist, als schon bekannt, nicht damit gemeint; vielleicht
aber Bayern, und über Varnbülers Kopf hinweg die Hofkreise von
Württemberg. Varnbüler selbst und Baden stehen außerhalb jeden
Verdachtes.“ Wir nehmen von dieser Notiz, welche nicht verfehlen
wird, Aufsehen zu erregen, einfach Act. Wenn man sie liest,
drängt sich Einem der Gedanke auf, daß die weiland napoleoni—
schen Diplomaten sich sür die Niederlage, welche sie im Jahre
1870 erlitten, nachträglich zu rächen suchen, indem sie unter die
jetzt Geeinten den Samen der Zwieträcht streuen. Vage Verdäch⸗
ligungen, wie die vorstehende, können keinen Werth haben; fie
erlangen ihn erst, wenn sie durch bestimmte Thatsachen und Docu-
mente begründet werden. Ob und inwiefern das möglich ist, wollen
wir abwarten. Uebrigens gilt? auch hier und zwar in noch höhe⸗
rem Maße, das, was die „Nordd. Allg. Ztg.“ aus Anlaß der
Gramont'schen Enthüllung bezüglich Oesterreichs sagt: „Cehen wir
über eine Recrimination von blos historischem Interesse zur Tages-
ordnung über, auf welcher das von den beiderseitigen Regierunge v
getheilte, von den Lebensinteressen beider Nachbarreiche gleichmäßig
diciirte Verlangen steht, das jetzige gute Einvernehmen zu einem
dauernden zu gestalten.“ Das schließt natürlich nicht aus, daß
man aus den Erfahrungen der Vergangenheit sich eine Lehre für
die Zukunft zieht.
Das offilielle Journal bringt folgende Ernennungen: zu
Div'sions Generalen die Brigade-Generale le Normand de Brette⸗
bille, de France, de Brauer, de Gondrecourt, de Berckheim, Dou—⸗
retaine. Zu Brigade⸗Generalen füuf Obersten. Ferner verdffent⸗
licht das amtliche Blatt die Ordnung, in welcher der Präsident
der Republik bei Gelegenheit des Neujahrsfeftes die Miltär⸗ und
Civitbehörden, das diplomatische Corps, den Klerus ꝛc. in Ver⸗
sailles, seiner officiellen Residenz, empfangen wird. Alle Gesandten
und Chefs der diplomatischen Missionen sind für nächsten Sonntag
zum Diener im Elisfée geladen.
Wie verlautet, wird der Prozeß gegen Bazaine Anfangs
April zur Verhandlung kommen. Die Zahl der Zeugen — es be⸗
finden sich viele darunter aus Metz — beträgt 200. Alle Ta⸗
gesbefehle und sonstigen Documente, welche die Deutschen über den
Zrieg veröffentlicht haben, sind ins Franzssische übersetzt worden
und figuriren im Prozesse. Ueber die Zusammenfetzung des Kriegs-
gerichts verlautet noch nichts. Nur ist es sicher, daß Admiral
Trébuanrd demselben präsidiren wird.
England.
London. 28. Dec. In ciner Besprechung der enalischen
Zeldderhältnisse wirft der „Econ omist“ die Frage auf, wo sich jetzi
»as ganze Geld befinde und bemerlt alsdann: „Wenn es einen
Theil des von der deutschen Regierung angehäuften und jetzt in
virklichet Münze gehaltenen Schaͤtzes bildet, so wird dessen Emis⸗
ion eine große und unmittelbare Wirkung auf den Zinsfuß aus⸗
iben. Aber wir sind nicht gewiß, daß folches der Fall sein wird.
Wie verlautet, soll die deuische Regierung große Summen in ver⸗
ichiedener Weise ausgeliehen haben; wenn sie dies thatsächlich nicht
gethan und die ganze französische Kriegsent schädigung in Dbaar em
Selde eingefchlossen hätte, so würde es in ganz Eucopa eine finan⸗
„ielle Noth und finanziellen Ruin sgeben. Wir müssen nicht
vergessen, daß das von der deuischen Regierung eingeschlossene
Beld für zwei Zwecke aufgespeichert ist, erstens als ein Milit är⸗
'ond für die Zukunft, der jetzt sicherlich nicht angerührt werden
vird und zweitens für Münzzwecke; und wir zweifeln vorderhand,
zaß die deutsche Regierung große Summen in ihrer jetzigen neuen
holdwährung em ttiren werde. Im Falle sie nicht einen großen
Zchnitzer begeht oder ihre Pläne ändert, wird sie nicht lolossale
S„ummen in der neuen Goldwährung emiltiren, falls sie nicht
zleichzeiig das Silber entwerthet und die Emission des neuen
Boldes wird nicht den Werth des Geldes schwächen, denn anderes
Beld von gleichem oder größerem Werthe wird gleichzeitig kasfirt
verden. Unter solch eigenthümlichen Zustünden und wenn das
vesentliche Element die zukünftige Politik einer geheimen Regitrung
unier beispiellosen Zuständen ist, kann nicht zu viel Vorsicht beob⸗
ichtet werden. Wir haben es jetzt nicht mit einer gewöhnlichen und
erechenbaren Geschäfisnachfrage zu thun, folglich müssen wir unser
Urtheil beständig susbendiren und täglich die Ereignisse ab⸗
varten“
Vermischles.
Neustadi, 80. Dez. In der vorletzten Sitzung des
protestautischen Presbyteriums wurde ein Antrag svon J. Exier
ingenommen, wornach vom 1. Januar an der Gesang der Schul⸗
iinder bei Beerdigungen aufhören wird, da er 1) nicht geeignet
st, die Würde dieses Actes und die Pietät der Begleitung zu
Jeben, 2) die Kinder dem Unterrichte entzieht und Erkältungen
aussetzt, und da es 83) den Geistlichen nicht möglich ist, andere
Tageszeiten zu wählen. als gerade die für den Unter i ht sdestimm-
ten. (MN. 8).—
Der Neustadter Vorschußbberein hat seine
Firma in Neustadter Voltsbank umgewandelt.
FHerabruck, 24. Dec. Hier ist unter den Kindern
eine sehr gefährliche Krankbeit, der Rachencroup. ausgebrochen, in
Folge dessen die Schulen geschlossen werden mußten. Leider sind
Zzereitzs 76 Linder diesler Lraänkheit erlegen.
M.
Bier,
—* * 2 * 3 4 —
(Brauerei der Freiherrn von Erailsheim Rügland) aus Ansbach (Mittelfranken.)
— Allein-Verkauf für St. Ingbert und Umgebung bei
38h. 30. Heinrich.
Der Brodpreis für die Stadt St.
Ingbert ist von heute an bis zum nächsten
Donnerstag (Fruchtmarktstag) festgestellt:
Korabrod 3 Kigr. 26 Krzt. Weiß⸗
hrod 9 Krzr.
ü — — — —
Bekanntmachung.
Diejenigen Pferdebesitzer, welche ——
igen, im kommenden Jahre 1873 Privat⸗
—I
ober sonstige Vergütung zu halten, werden
hiemit auf die Bestimmung des 8 5 der
Allerh. Verordnung vom 16. September
1864 (AKreisamtbl. S. 1257) zur Darnach⸗
ung hingewiesen, und aufgefordert, die
vorschriftsmäßige Anzeige nebst dem Zeug ⸗
nifse des Bürgermeisteramts aber den Besitz
des zur Ausübung der Beschälerei erforder⸗
lichen umschlessenen Raumes spätestens am
Mittwoch den 8. Januar 1878 bei der
unterfertigten Behörde einzureichen, da spüter
eingereichte Anzeigen unberücksichtigt bleiben
müssen.
Zweibrücken den 31. Dezember 1872.
Konigl. hayer. Vezirksamt
Dawmnimn
3
Gummischukße
ind wieder eingetroffen in schönster Auswahl.
PRinn Schuhmache
Trutz net so.“
Erste solenne
Narrensitzung
nit grande Illumination
Montags 6. Januar 8781
bende praͤeis 7 Uhr
F 630 Minuten
im Oberhauser'schen Saale.
NB. Nur Mitglieder und von Solchen
eingeführte Fremde haben Zutritt.
Jeder muß mit der vorschriftsmäßigen
Narrenkappe und Liederbuch versehen sein.
Die Kappe lostet 1 Gulden südd. Währ.
Das Liederbuch kostet 6Sgr. nordd. W.
Der Prafident.
Frucht⸗ Brod⸗, Fleisch ꝛe. Preise
der Stadi Zweibrücken v. 2. Jan.
Weizen 6 fl. 34 tr., Korn 4 fl. 43 kr.
Herste Areihige. — fl. — kr., Gersie vier⸗
reihige, 4 fl. 12 kr. Spelz 4 fl. 26 tr.
Speizlern — fl. — ir. Dinkel — si.
ir. Mischfrucht — fl. — ir. Hafer
g fl. 40 tkr. Kartoffeln Ufl. 40 lr. Hev
lfi. 12 kr. Stroh Ufl. 12 kr. per
Zentner. Weißbrod 129 Kilogr. 18 kr
—XV
I7tr. ditio 1Kilogr. 9 kr. Gemischtbrod 3
dil. 3ukr. 1 Paar Weck 100 Gramm 2 kr.
Rindfleisch 1. Qual. 20 kr. 2. Qual. 18 kr.
dalbfleisch 16 kr. Hammelfle sch 18 tr.
Schweinefleisch 22 kr. per Pfund. Butter 36
kyx. vher Pfund.
SIchlosser & Nieter
n Accordarbeit gesucht von
Gebr. Lüttgens
BurbachaSaar