Bermischtes.
f Bei den pfatzischen Bahnftationen Ludwigshafen, Speier,
Zeustadt, Kaiserslautern, Zweibrüden und St. Ing be rt werden
it gestern (1. Mai) Retourbillete zur Wiener Weltausstellung
usgegeben, und zwar in zwei Richtungen: Nia Mannheim ⸗Heidel-
herg Würzburg⸗ Nürnberg-Regensburg- Geiselhöring. Passau und via
Mannheim-Heidelberg- Bruchsal-Stutigart -Ulm ⸗ Augsburg⸗ München⸗
Simbach oder Salzburg. Diese Billete haben eine Giltigleitsdauer
on 30 Tagen, vom Tage der Abstempelung an erechnet, d. h.
der Reisende, dessen Billet beispielsweise am 10, Mai abgestempelt
st. muß spätestens am 9. Juni Abends die Rückfahrl vollendet
aben. Die Taxe beträgt: ——
Von St. Ingbert *
ria Mannhb.-Würiburg- via Mannh.-Ulm-Sinibach
Passau J oder Salzburg
U. Kl. U. Kl. UI. Hl. II. G“l. M. al. . l.
Schnellz. gewöhnl. Zug. Schnellz. gewöhnl.Zug.
59. 19 52. 18 36. 27 60. 10 532. 83 36 38
Auf je eines dieser Billeie ist die Mitnahme von 50 Pfund
zreigepad gestattet, und berechtigen dieselben zur Unterbrechung der
gahtt auf allen in dem betr. Billet vorgedruckten Aufenthaltssta
jonen bei der Hin⸗ und Rückreise. Wegen der zollamtlichen Ab⸗
jertigung des Gepäckz beim Singang nach Ossterreich sowie bei der
— Deutschland, welche je nach der eingeschlagenen
Zoute in Passau, Simbach oder Salzburg stattfindet, macht die
Direllion der Pfälz. Bahnen darauf aufmerlsam, daß der Reisende
zei der Revision persönlich anwesend sein muß. —c
fKaiserslautern, 30. April. (Aus dem Gerichts⸗
aale.) Vor dem hiefigen Zuchtpolizeigericht als Aphellinstanz lam
gestern die Klage der Edeleute Johann Jakob Martin, Strumpf ˖
peber aus Kusel, gegen den kath. Pfarrverweser Deggenbroll aus
dusel wegen Beleidigung zur Verhandlung. Der Thatbestand ist
unseren Lesern aus dem Bericht über die Verhandlung 1. Instanz
dor dem Polizeigericht Kusel beklannt. Vor diesem Gericht war
er Bellagte, weil er noch Aussage der Zeugen von der Kanzel
jerab die bürgerlich rechtsgiltige Ehe der Kläger (die kath. Ehefrau
dar von ihrem ersten Manne geschieden und hatte eine zweite Ehe
nit einem Protestanten, dem jetzigen Kläger geschlossen) ein „ehe-
techerisches Verhältniß 2c.“ genannt hatte, wegen Beleidigung des
hemannes zu 5 Thlrn. Geldbuße verurtheilt, wegen Beleidigung
jer Ehefrau aber freigesprochen worden. Gegen dieses Urtheil
jatten beide Theile appellirt. Beide Theile waren selbst erschienen
ind außerdem vertreten: die Kläger durch Herrn Anwalt Gros,
xt Beklagte durch Herrn Anwalt Frenckel. Bellagter legte im
Termin den Wortlaut einer bischöflichen Strafsentenz vor, in
velcher die Ehe des Klägers allerdings „ein ehebrecherisches, un.
hriftliches Verhältniß“ genannt und die Klägerin dieserhalb, weil
ie ihren Ehemana trotz der Aufforderung ihres Seelsorgers nicht
perlassen will, exklommunizirt wird. Der Beklagte behauptete nun,
daß er Nichts weiter gethan, als diese Strafsentenz vorgelesen und
elbst kein Wort hinzugefügt habe, und produzirte auch 3 Zeugen,
welche Dies bestätigten. Der klagerische Anwalt beantragie nun⸗
nehr Vertagung, um gleichfalls Zeugen (edent. auch den Bischof
vn Speyer) dorladen zu können. Das Gericht ging auf die
berlagung ein und' beraumte den nächsten Termin auf Dienstag
xn 13. Mai an. (Kais. Zig.“
FDurkheim, 30. April. Dem Vernehmen nach ist der
ag des in diesem Jahre unter Direltion des Kapellmeisters Hrn.
ahner don Manndeim zu Durkheim abzuhaltenden pfaͤlz. Sanger⸗
thez nun auf Sonntag den 20. Juli definitiv festgeseht. Außer
xn Halbchören und Einzelnchdren kommen folgende Gesammtchöre
ut Aufführung als: „An das Vaterland“ von Kreuzer, „Wer ist
rei“ von Baumgarter, „In der Ferne“ von Silcher, „Das Volka.
iere von Billeter, „Sturmbeschwoͤrung“ von Türter, Thurm⸗
nüdters Liede von Kreuzet. (D. A.)
fNeustadit. Der Neustadter Saalbau kostet 200,000 I.
ad wurde zu dem bereits gezeichneten Aktienkapital bon 140,000 fl.
d*e Aufnahme von 65,000 si. Prioritaten beschlossen. Die Restau⸗—
cdion ist für ein Probejahr zu 2800 Thaler verpachtet.
Neustadt, 29. April. In der Pfalz sind sämmtliche
beinderge theils gänzlich, theils sehr stark erfroren. Auf tele⸗
raphische Anfrage erhielt ein hiesiges bedeutendes Weingeschäft die
latwori. daß im Rheingau Alles zerstört ist, daß in Rheinhessen
er Schaden ein sehr bedeutender, in den Logen Oppenheim-Lau-
enheim aber geringer sei, wahrend an der Mosel die Halfte und
iade der bessere Theil erfroren ist. Elsaß und das Warkgräfler⸗
— waren in der ersten Nacht verschont, schon Tags darauf kam
* auch von dort die Hiobspost: „Alles zerstöris; nur aus
janlen kommt die gute Nachticht, daß dafelbst der Schaden
8 don Vedeutung sei, weil doriselbst der Weinstod in der
»awidelung nicht so wen vorgeschritien ist. Auch aus Frankreich:
—
Bordeaux, Epernai, Macon, Beaune und Reims, wird gemeldet:
daß ein Viertel der Weinpflanzung zu Grunde gegangen ist. Wenn
auch hie und da noch die Hoffnung besteht, daß 'jett feuchtes,
varmes Wetter eintritt und an den Reben die sog. „Nebenaugen“
ansschlagen, an denen es doch wenigstens etwas Wein geben sönnte.
'o steht fest, daß in Quantität selbst daß letztjährige Herbstergebniß
nicht erreicht wird. Millionen und Millionen find verloren, und
deren Ausfall wird vom Winzer um so drückender empfunden, als
»as Jahr 1873 nun die dritte und wahrscheinlich vollständigste
Mißernte bringt. — Bis zu welcher Höhe die Weinpreise nun
teigen werden, läßt sich gar nicht voraussagen.
FMünchen, 27. Apriil. Nicht geinges Aufsehen erregt,
daß einige biesige Geschäftshäuser in letzter Zeit Tausendguldensäcke
in Vereinsthalern erhielten, in welchen, wie es sich zeigte, einige
Thaler fehlten und sich für dieselben eine entsprechende Anzahl
Bleistücke fanden, wodurch die Geldsacke das betreffende Gewicht
ganz genau behielter. Durch nähere Untersuchung fand man, daß
die Naht der Säcke an der Stelle, wo sie zugebunden waren,
zeöffnen und von einer sehr geübten Hand' wieder geschlossen worden
varen. Es sind wohl sofort Ecrmittelungen angestellt worden,
zoch hat man noch nicht herausgebracht, dei weicher Kasse die
Fälschung vorgenommen wurde —
7. Die „Presse“ bemerkt: „Die Mitgift der Erzherzogin
Visela bestehi nicht, wie in einigen Journalen irrig verlautet in
einer Morgengabe von 220,000 Fl., sondern in einer Jahres⸗
revenue von 130 Fi., welche die Chatoulle des Kaisers leistet,
zie Apaunage des Herzons Leopold beträgt 15,000 Fl. Südd. W.“
F Mannheim. Angesichts der enormen Präeise, welche
die Händler mit Lebensmitteln auf dem Markt verlangen (das Pfd.
Butier z. B. wurde vor einigen Wochen mit 1fl. und darüber
zezablt), fordert deri, Mh. Anz.“ auf, wieder einen Verein zur Be—
chaffung billiger Lebensmittel zu gründen, wie Lein salche schon in
yhen Jahren 1846/47 und 1870,71 in Mannheim bestanden hat.
FFrankfurt, 30. April. Die Struftammer urtheilte
zestern wieder mehtere an dem Bierkrawal betheiligte abz eß wur-
den Strafen von 1 Woche bis zu 9 Monat Gefängmü ausge-
prochen. — Von den wegen jenes Krawalls Verhafteten sind eiwa
20 Ardeiter aus Offenbach, Oberrad und anderen Orlen der
Imgegend; die übrigen gehören den hiefigen Arbeiterkreifen an.
FFrankfurt, 1. Mai. Den ersten Preis bei dem gestern
u Ende gegangenen Pferdemarkt gewann Nr. 19941. Weiter her⸗
orragende Preise (Pferde, Wagen) gewannen die Nummern 4608
2115 2474 2806 4107 4739 5476 6467 6768 10150 18282
15479 15951 18099 18262 18917 19076 19587 20016
23490 24728 24853 24863 25264 25407 25728 26160
26909 274685 27868 28585 29607 30144 30558 30877
31135 32642 33813 34054 34980 36235 36872 37529
37899 38007 (Fr. 3.)
f Koͤln, 21. April. Im vergangenen Jahre wurde ein
Mann aus Aachen bei einem Eisenbahnunglück auf der Rheinischen
Bahn so schwer verleßt, daß ihm ein Bein amputirt werden mußte.
Der Verletzte strengte gegen die Rheinische Eisenbahn, Direction einen
Prozeß an, der von dem hiesigen Landgerichte dahin entschieden
rurde, daß die Direktion dem Kläger einen Betrag von 10,000
Thlr. auszahlen muß. Ein Anerbieten der Direkton, den Kläger
eine lebenslängliche Rente von 300 Thlr. zu zahlen, wurde vom
dandgerichte verworfen.
F Die beiden Thürme des Röl ner Domes haben bis
jetzt eine Höhe von 220 Fuß erreicht und es wird nunmehr mit
dem Bau der Spißen begonnen werden. Die Gesammthöhe soll
500 Fuß betragen, es ist also bis jetzt noch nicht die Hälfte er⸗
ceicht. In 6 Jahren hofft man den Bau der Thürme beendigt
zu haben. —
Ein Posten fertig gewachter Goldstücke im Werthe von über
17,006 Thlr. ist dieser Tage in dir königlichen Münze in Berlin
auf eine bis jett noch nicht aufgeklärte Weise derschwunden,
und ist diefer Defelt um so auffälliger, als die Schlüssel zu den in
Werkstätten befindlichen Schränken, welche zur Aufbewahrung des
Boldes bis zur Fettigmachung dienen, sich stets im Comptoir unter
icherstem Verschluß befanden. Die bei elnem seit laugen Jahren
dort beschäftigten Vorarbciter vorgenommene Haussuchung ist ohne
Erfolg geblieben.
fParis, 25. April. Zwei vom deutschen Kriegsgericht
regen Beleidigung eires deutschen Offiiers zu mehreren Monaten
Befan niß verurtheilte Bewohner von Nanch sind nach Köln ab⸗
jeführt worden, um die Straf eit: abzusitzen. 5
7London, 30. April. Das Testament Rapoleons ift
vom 24. April 1865 datirt. Es empfiehlt Frau und Sohn den
zroßen Staatslörpern, dem Volle und der Armee, läßt der Kaiserin
Fugenie alle Pridatdomänen und sein Pridatvermögen, geschätzt zu
220,000 Piund Sterlinq. D —
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nerantworiie⸗ Teae·