Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
V t. JInaberter UAnzeiget (und daß mit dem Dauptblatte derbundene Unterhaltungtblaui, it der —X Ponnerktagt⸗ und Sonniag 
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Dienste— 
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ne— e—r 
1873. 
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je i Der Neffe fand endliss seine Zuflucht in dem vom Onkel ge⸗ 
humor und Ironie der Weltgeschichte. daßten an in England, dort erst, 3 —s eines 
8 4 . rausamen Geschickes, wucde das Wort: „das Kaiferreich ist der 
Eenn für uns AID⸗ als Beobaqchter der in iaschen e Friede,“ am * einfachen Grabe des wenig reichen Mannes wahr, 
alen ug ubosyredin unnah suige —3353xx jor dessen Neujahr agruß einst die Well gezutert. Er halte, vie 
erer Zeit, Frankreich seit lange schon tlos · g — ———2 I — 
Ueberraschungen par excellenco ist, so birgt die jungste Wen- wd en * ihw, Vadee ee X 
i ine desoaderz grelle Jronie in der Thanache, oliti che Zwede ausgenutzt, ud * — ohn 
ung der Dinge doch eine beso F her Kirche nannte und aĩs „glaubiger Katholik“ zu sterben wunschie. 
J— gerade Mac Mahon Dersident der srambsijhen — Als der Elsaß in den lezten Jahrzehnten des 17. Jahrhun⸗ 
vrden ist. — Dieser Mann, ein mirtelmäßiger Soldat. in fenen eris seine leßten Hitferufe nach Deutschland hinübersandte, als 
mersten Ueberzeugung Anhaͤnger der straffen Monarchie, nach seinem Suuchburg fiehentli hen deu saen dedenng n n 
ffenen Bekenntniß ein ergebener Freund der napoleonischen Dy⸗ — 
astie, fitzt heute auf dem Prafidentenstuhl einer Republik, vor — ——— 
iner Versammlung, deren Mahoritaͤt Anhaänger der Orleans und — 
egimisten sind, deren Mineritit alle Firben der Dewelegte dee ꝛrhalien. Währ nd er fich mit den Reichsfeinden herumschlug auf 
inab, zum äußetster Radilaliemus umfaßt, dieser Mann. der am ntiger Wahlftait, taubten ihm unter Vermitilung des habsbur- 
dapoleonsstage triumphirend in Berlin einziehen wollte, uaterzeichnet — d e —8 oeden ee 
un die Anweisungen zur Abtragung der letzten Contributionsraten ————— —8* cee 
ur Berlin und, während er noch im Juni mit „fliegenden Fadnen“ u Fr — 
icht dem Kurfürsten zukam, rief er schmerzerfüllt aus: „Px 
her den Rhein zu gehen dersprach, war er Siner 9 ee, exoriatur:. („aus meinen Gebeinen wird 
sch mit fliehenden Fahnen vor dem sdinaenn npra Were nir ein Rächer erstehen“?.) — Noch lange sollten die Prüfungen 
vete zurückzog und jett, F — Civil· 3 ee uinjeres Landes und unserer Ehre waähren. — Die Konigin Louise 
ridend. sur —— er verlorenen Fahnen und Heerg nußte vor NRapoleon l, flächten und siarb an den Folgen der win⸗ 
ber zu lorgen haben wir j Ae: erlichen Strapazen. Sie schrieb eines Tages: Noch lebt ein 
Er ist nicht der Einzige, den die Geschichte mit bitlerem Sar · gen in Dimmei der ung. helfen wirdNapoieenJ. derun 
asmus behandelte. . uzlimpfte ihren Namen noch auf St. Helena. 
Napoleon J. rief, von eltthendem Haß gegen England erfüllt. Der späte Entel, deyw. der Sohn, unser greiser Kasser hut 
ast aus, daß er die britische Mochl vernichten, das Volk zer⸗ n kurzen. großen Schlachten die Schuld getilgt, hat die beiden 
Imettern und den übriggebltebenen Rest nach dem Beispiel der aiten Ahnen gesühnt und gerächt. 
dmer abführen werde von dem gesegneten Eilande auf eine wüste Die Geschichte der letzten Tage hat — worauf wir zum 
sasel. „Riemand ist vor dem Tode glücklich“, ist der Solonische 5chluß noch hinweisen — noch ein Moment in sich das zu beob⸗ 
Jahnspruch! Die britische Macht blieb unvernichtet. das englische ichten intercssant ist, das Moment des herbsten Spotted. 
jolk frei und mächtig, und, Gefangener desselben Volkes, starb Man konnte in Thiers das bedeutende Talent willig aner- 
at einst gewaltige Kaiser auf einer fernen wüsten Insel! ennen und doch die ganze unbegrenzte Eitelkeit des Mannes an 
Und wie statb er! Bekannt ist jene Begegnung mit dem ullen seinen Schritten kritisch versolgen. Zweimal bereits drohte er 
japst. der sich ihm nicht fügen wollte und dafür von Napoleon in nit Ersolg, Strike zu machen, die Nationaloersammlung beugie sich 
mem Wuthausbruch das kosibarste Sèvres-Porzellan der Tafel vor ihm. Ueberzeugt von seiner Unentbehrlichkeit, spielte er den Trumpf 
ie Füße geschleudert erhielt mit der Drohung: „So, wie diese Vasen in jum dritten Mol aus und war von der Unfehlbarkeit der Wirkung 
admer zerbrachen, so werde ich Evre Macht zertrümmern!“ TerPapst sest überzeuat. Wie aus blauem Himmel kam der Wetiterschlag, 
Ale bei der ganzen heft gen Scene laͤchelnd nur drei Worte gegen den der ihn plötzlich vom Präsidentenstuͤhle hinwegfegte! 
daiser gespro ben, drei kurze durch Pausen unterbrochene Ausrufe, Und der arme Gambetta, der wüste Agitator und ehedem ge⸗ 
ie aber historisch geworden sind: Tragéldien“ — — — Co- valtführende Minister der mit zusammengetriebenen unglücklichen 
ndien — — — „kon“ (Narr). Und Napoleon zog seinen Bauernhanfen die deutschen Heere b. siegen wollte, er träumte schon 
ciegezzug weiter und landete in Eghpten, ans Ufer der Erste »on der Erbschoft des Thiers, sah sich bereits im Palast Ludwiz 
ringend mit den Ruf: „Im Namen Gottes, der keinen Sohn XVI., pwischen Gobelins und Renaissance Ornamenten! .* 
v.“ Der Usurpator von halb Europa starb, ein pensionirter Auch die ernste Tagesgeschichte, deren Weiterentwid lung für 
rivatmann — gläubig in den Armen des Priesters! Der Papst uns unkerechenbar ist, sie birgt in sich feine Ironicen, ja sie krägt 
det saß im alten Glanz der die Gewissen der katholischen Welt »t selbst die Maste des Hod lomischen 
cherrschenden Hierarchie. — — 
„Das Kaiserreich ist der Friede'. Das bekannte Wort war Deutsches Reich. 
er este Appell an die Mächte Europa's, als Napoleon III. die A 
ctionalpersammlung gesprengt und die Gewalt über Frankreich st gestern Abend von Jialien hier eingetroffen und hat im Hotel 
jurpirt hatte. Aber fast ununterbrochene Blutströme sind dieser zu den „Vier Jahreszeiten“ Quartier agenommen. Heutereist 
arole gefolgt, sein Thron fand seine wirlliche Stütze nur in den erselbe nach Berlin weiter. 
niegen, silbst Abenteuer wie in der Krim und in Mexiko mußten, Stuttgart, 29. Mai. Gott sei Dank, die lirchlichen 
saubte er, unternommen werden, um zugleich Romantik in das virren in Deutschland werden demnächst ein Ende haben. Die 
samatische Stück zu bring n. Um das chauvinistische Volk zu de⸗ Wiederherst llung des holden Friedens ist gesichett. Die preuß. 
aiedigen und durch Sättigung seines maßlosen Ehbrzeizes und Er- hischöfe sind auf ein unfehlbares Mieiel berfallen ihren auf die 
derungstriebes die Zukunft der Dynastie zu sichern, wurde der dauecr doch unbehaglichen Streit mit dem Staate beizulegen. Sie 
ie Krieg gewaltsam herbe'g zogen. Viele alte Erinnerungen aben sich nämlich an Dr. Hefele, den Oberhirten der Rottienburger 
mden uns in Deutschland begegnen“ lautete es in der Prokla- didcese, gewandt und ihn geteten, ihnen dos Recept des kirchlichen 
nin an sein Heer, „ich sielle mich selbst mit dem kaiserlichen Friedens mitzutheilen, dessen sich das Land Württemberg erfreut. 
hrinzen an Eure Spitze · Dder Bischof hat auch sofort dem Wunsche entsprochen und den 
Wehl — die alten Erianerungen“ sollten ihm bald begegnen, domdecan v. O.hler mit Abfassung der betreffenden Dentsert 
uf Wilhelms Hohe bei Kassel schral der Kaiser zurück, als er in deauftragt. So berichtet unser katholisches „Deutiches Volkomlant“, 
in Saal des Schlosses trat; —die sebensgroßen Bilder seiner El⸗ welches darum wissen kann, und fügt hinzu: „So dürfte Wiirktem⸗ 
ern hingen hier qus den Tagen der Mabtfüle Navoleonz J. berg in Ordnung der Verbältnisse zwishen Staat und Kirdbe ein 
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