Full text: St. Ingberter Anzeiger

sjm Appellation verworfen. Der Vertheidiger, Hr. Anwali 
rendel, pladirte theils auf —V Mohr hatte 
zs einen Schwindelanfal und genoß laut Zeugenaussage im 
dermaß geislige Getränte), theils machte er geltend, daß —* 
dnur für Das dabe bezablt machen wollen, was ihm die Frank⸗ 
nuer Banquiers von früher schuldig gewesen. Der Entlastungs⸗ 
uge Hr. Burgermeister Hohle deponirte nach der „Pf. P.“ Fol⸗ 
* Rohr habe (in Amerika) viel durchgemacht. Dabei sei 
waß leicht lebig geworden und babe das scharfe Rechtsbewußtsein 
gloren, das den Deuischen kennzeichne. Zeuge wurde Ppäter der 
reund deß Angeklagten, den er als fleißigen Arbeiter, guten Fa⸗ 
ilienvater, theilnehmenden Freund schilderte. Er genoß jedoch 
sets geistige Gelraͤnke, machte sich wenig Bewegung und wurde 
halb ofters unwohl. Im Jahre 1868 haite er einen Schwin⸗ 
anfoll, und seit jeuer Zeit fing er an, an Arbeitslust und Ar⸗ 
atzkraft nachzulassen. Im Uebrigen war er ein humaner, mild- 
saniger Mann, den der Zeuge einer unredlichen Handlung nicht 
sc jahig hielt. Es ist demjelben unbegreiflich, wie der Angeklagte 
uf solche abschüssige Bahn gerathen lonnte. 8 
F Der protest. Pfarrer in NReuhäusel, Hr. Karl Hol ⸗ 
usteiner, hat unter sthr günstigen BVerhältnissen cinen Ruf als 
gjarrer in das Holstein'sche erhalten und denselben ongenommer. 
zane Ernennung ist bereits ersolgt. Kais. Ztg.) 
pSpehyer. Die s. Z. durch Hrn. Prof. Metz angefertigte 
zusse Schwerd's wurde vcn einem jungen Münchener ünstler Na- 
As Schneider in fast dreifacher Lebensgröße höchst gelunzen zum 
riguß umgearbeiten; sobald dieser letztere durch die unter von 
piders Leitung siehende k. Erzgießerei-Anstalt in München ausge⸗ 
jhrt sein wird, foll die Aufslellung dahier erfolgen. Der Platz 
ierfür ist noch nicht bezeichenet. 
f Mannheim, 9. Juni. Heute hat sich die Polizeibe⸗ 
Irde zu einem Atte deranlaßt gesehen, welcher allgemeine Billigung 
ind. Es galt der Prüfung von Qualitat und Gewicht der auf 
m Markt gebrachten Butter, und da scheint in beider Hinsicht 
zn den Handlern sehr viel gesündigt gewesen zu sein, deun es 
uden ansehnliche Quantitäten sammt den —X 
Aerbracht. Daß vollständig gefälschte Butter schon lange zu Markt 
ebracht wurde, ist offenes Geheimniß; auch das Gewicht gab 
aufig zu gerechten Klagen Anlaß. Hoffen wir, daß Beiden für 
ne Zeit gesteuert ist. Die Buterragia gab zu einigen Episoden 
heranlassung, welche die Lachlust des Marktpublikums herausfor⸗ 
erten. Bei einer Butterverkäuferin waren gerade mehrere Frauen 
n Kaufen, als die Untersuchung an der Butterwaage vor sich 
iag. Kaum höorte die Nerkäauferin die Ursache, ols sie den Frauen 
e Butler aus der Hand riß, in den Korb warf und mit diesem 
iligst das Weite suchte. Eine andere Verkäuferin, die auch ein 
dses Gewissen hatte lehrte rasch ihre Butter auf den blanken 
zeden, stülpte den Korb darüber und legte ihre Cier ꝛc. darauf 
die Polijei entdedte indeß die Butter und haite Ursache, sie eben⸗ 
als mitgehen zu heißen. (Mh. J.) 
f Die Bahnstrecke HeidelbergeSchwezingen wird 
1. Juli eroͤffnet. 
In Freiburgi. Br., hat es am 31. Mai auf den 
zergen dis in die Thäler herab geschneit. Der Lugiuslaud hatte 
ca Winierkleid wieder angelegt und sich bis zum Rasthause mit 
ußdohem Schnee bededt. 
Aus Bischweiler (Elsaß) wurde vor lurzem eine rüh⸗ 
nen werthe That eines 14jährigen Knaben Ramens Karl Schiffer, 
erichtet. wel her bei einem Brande mit größter Gefahr für das 
igene Leben die drei Kinder einer armen Winwe aus den Flam⸗ 
aen reltek. Die Redaction der „Neuesten Nachr.“ in Munchen 
rhielt nun dieser Tage 120 Mark in Gold zugeschicht mit fol⸗ 
sendem Schreiben: „Beigehend erlaube ich mir für den trefflichen 
ungen Karl Schiffer in Bischweiser die Summe von 120 Mark 
wer 70 Zulden zu übersenden, als Anerkennung seiner wahrhaft 
driflichen Handlung. Ich will, daß dieses Geld dem junsen Helden 
eldst übergeben werde, denn ein Mensch, der sein Leben so schoͤn 
u verwerthen weiß, wird ea mit seinem Gelde ebensowohl ver⸗ 
hen Der Rame des Einsenders thut nichts zur Sache; möoge 
x Nachahmer finden.“ 
—XX Eroffnung ge⸗ 
angenden neuen lothringischer. Bahnstrecke Courcelles· Bolchen eine 
fesfahtt dorgenommen. VDiese Strecke it 21,9 Kilometet lang 
ind umfaßt die Stationen Courcelles, Pange, Conrcesles· Chaussh, 
randonvillers, Conde⸗Northen und Bolchen. Die Bevölkerung 
eigte troß des ungüustigen Welters viele Theilnahne an dieser 
crüffnungsfahrt; eine an die Bahn geeilte Gemeinde begrüßte den 
dune vi den Rufe Vive le prẽsident de PAlsace-Iorraine 
fAus Homburg bei Ruhrort wird der „Cr. Z.“ vom 
. Juni geschrieben: Ein Herr F. in Elderhend wollte kürzlich in 
int Gesellschoft die Fertigkeit seines großen Hundes im Apporliren 
eigen. Verschedene Zunsistũce waren von dem klugen Thier aus⸗ 
zesührt, als Herr F. seine Uhr aus der Tasche zog, um diese ab⸗ 
—E ia dem Augenblicke als der 
Zund die Cylinderuhr im Maule hatte und zu seinem Herrn zurlick⸗ 
lehren wollte, wurde er von einem andern Hunde angegriffene Da 
ein Schluck, und die Cylinderuhr war im Magen des großen 
Hdundes verschwunden. Jett war guter Rath theuer., Den Hund 
zer Uhr wegen zu toͤdten, ging nicht, da die Uhr nut etwa zwolf 
Thaler gekostet, der Hund aber bedeutend mehr Werth hatte. Seit 
z Tagen ist die Geschichte passirt und heute befindet sich das Thier 
noch ganz wohl. 
F Aurf seiner Reise von Berlin nach Wiesbaden nahm der 
Zchah von Persien auch in Esssen Aufenthalt, stattete dem 
drupp'schen Etablissement einen etwa einstündigen Besuch ab und 
ahm dann bei dem Geh. Kommerzienrath Krupp ein Essen ein. 
Der große Industrielle hatte die Artigkeit, seinem Gaste einen 
Zechspfunder zum Geschenk zu machen. Am Abend des 7. d. M. 
am der persische Machtbaber in K 8In an und besichtigte am 
nächsten Morgen verschiedene Kolner Merkwürdigleiten. Ueber jein 
Zesolge führt die „Köln. Zig.“ an. daß der größte Bruchtheil 
zesselden aus jüngeren Maännern mit zum Theil schönen, intelligen⸗ 
sen Gesichtern besiand. Doch fehlie es auch nicht an einigen ehr⸗ 
würdigen Greisen, geeignet, einem Maler als Vorbild zu Charakter- 
dpfen zu dienen. „die beiden Damen im Gelfolge Sr. Majeftät 
ind, wenn wir auf Kosten feiner Sitte der Waͤhrheit die Ehre 
jeben wollen, über den Frühling ibres Lebens weit hinaus; also 
atf man hier sagen: honzi soi qui mal y popse., Am 8. d. 
raf der Schah in Wiesbaden ein; von da scuuten Abstecher nach 
Mainz, Frankfurt, Karlsruhe, Baden⸗Baden 2*xc. grmacht werden. 
7 Golge des Borlenspiels.) Die Kreditansialt in Wien ist 
im 500,000 fl. betrogen woroen. Dir Aassirer derselben, R. 
Potorny, ein Beamter, der als gewissenhaft und pünltlich geschildert 
dird, ließ fich zu Spekulationen an ser Börse verleiten, und als 
die Deroute ihn in Mitleidenschaft zog. suchte er die Verluste durch 
die ihm anvertrauten Wertheffelten der Qeditanstalt zu deden, 
Der große Krach“ verschlang Alles. (Polkorny hat sich gellellt; 
man jand bei ihm ca. 10,000 fl. in Werthpapieren).— 
(Zehntausend Amerilaner auf der Wiener —XE 
Anlangft ging durch die Wiener Blätler die Mittheilung, von Amerilag 
us saen 10,000 Amerilaner als Besucher der Ausstellung nicht 
Qein angesagt, sondern bercits auf dem Wege. Die Nachricht 
nachte selbstverständlich in Wien nicht geringe Sensation und wurde 
zielfach bezweifelt, ist aber nichtsdestoweniger, — freilich in einem 
ehr eigenthümlichen Sinne — doch wahr. Ein Newyorker Kauf⸗ 
nann hatte nämlich an einen Wiener Kaufmann 10,000 Dollars 
u liefern und er ielegraphirte nach Wien: „Die zehntausend Ame- 
ĩtaner sind unterwegs.“ Das war für den Geschaftsmanu deutlich 
enug. Der Telegraphenbeamte aber nahm die Goldftücke für 
Menschen, theilte die Neuigkeit in seiner Auffassung einem und 
ndern seiner Bekannten mit und so fand dieselbe ihren Weg 
in die Presse. 
— Ueber eine am 8. ds. statigehabte Luftreise des belannten 
leronauten Sivel in Köln, welche derselbe von einem andern 
Manne begleitet, ausführte, berichtet die K. Z. Das fast senkrechte 
Jufsteigen des Ballons ging so rasch von Siaiten, datz die Luft ˖ 
ahrer schon nach eiwa fünf Minuten die Einzelheiten des Bodens 
aum mehr zu unterscheiden vermochten. Die Richtung der Fabrt 
zing zunächst über Kall, dann aber ging sie mehr südlich nach 
emn Kheine hin. Der Ballon trat in einer von Herrn Sivel 
uuf 2500 Meter geschäßzten Hoͤhe in eine sehr dunkle und em⸗ 
Ffindlich kalte Wolkenschicht, saud aber, als dielelbe durchschnitten 
bar wieder den klarssen Sonnenschein und eine warme, durchaus 
Hehagliche Temperatut. Die alsdann erreichte Maximalhöhe der 
Fahrt wurde von Herrn Sivel noch den Angaben des Barometers 
uf 3700 Meter (über 11,000 Fuß) geschätzt. Der Reisegefährte 
c Aeronauten weiß dessen geschidte und besonnene Art und Weise, 
dwie die prächtige Wirlung des weiten Rundbildes nicht lebhaft 
senug zu rühmen, schitdert aber auch den Blick abwarts auf die 
on der Sonne beleuchtete Wolkenschicht mit ihren phautastischen 
Formen als überaus schön. Zumal sei es interessant gewesen, zu 
hen, wie sich der von einem regenbogenfarbigen Rande einge⸗ 
aßte Schatten des Ballons auf der weißgrauen Wollkenfläche ab⸗ 
ehoben hatte. Einige Minuten nach 7 Uhr begann das Sinken 
VBallons und als derselbe wieder durch Wolken hinabgekommen, 
varen die Luftfahrer wie aus den Wolken gefallen, fich in der 
Nähe des Drachenfels zu sehen. Die Landung auf der Mutter 
erde ersolgie unweit Mehlem bei dem Doörfschen Gimmersdorf ohne 
»gend welche Schwieriakeit. 
Dienstesnachrichten. 
Ernanni: ver kais. Friedensrichter Emil Piri: in Mulhausen zum 
zandrichter in St. IAngabert; der tais. Staatsprokurator H. Petriin Colmar 
um Siaattanwalt am lgl. Appella tionsgericht der Pfalz und der Landge⸗ 
ichtsafsesor Eduard Maurer zum Landrichter in Wolistein. 
—— 
J. I. Demen, veranwortlicher