Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Anzeiger. 
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—XV berter Anzeigerr sund das mit dem Haupslblatie verbundene Unterhaltungtblatt, mit der Dienttagt⸗ Donnerdtags⸗!und Sonniag⸗ 
umer ericheint wöochentlich vernal: Dienstia g. Donnéer btag, Sambtag und Sonntaa. Adonnementspreis vierteljäahrig 42 serzr. oder 
12 Silberar. Anjeigen werden mit¶ Krgyr. die dreispaltige Zeile Vlattichrift oder deren Raun berechneeee. 
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—E 98. 5 — Samstag, den 28 Juni J — 1873 
Deutsches Reich. hgqben, so weiß man eigentlich nicht welche Urfacht jenen Differenzen, 
Musach en, 25. Jani. Im Staatsministerium der Justiz u Grunde liegen kͤnnte. J 5 
ind bereits die dem ugasten Landtage vorzulegenden Gesetzent · Gelegentlich des von der „Norddeulschen Allgemeinen Zeitung“? 
pürfe über eine Verlasseuschaftz- und eine Vormundschaftzordnung nitgetheilten Dementis, betreffßs der Beziehungendes Grafen Arnim 
usgearbeitet worden. Wie wir veruehmen, sollen den Notaren ur franzöfischen Regierung, sagt das orleanistische Blatt „Soleil“: 
anstighin alle Verlassenfchaften Üüberwiesen werden. während die Uns liegt nichts daran, ob Hr. v. Arnim fig bei der Regieruug 
ührung der Vormundschaften einem zu bildenden Familienrathe diensteifrig zeigt oder nicht. Wir haben die Freundschaft Nord- 
herttagen wird. Zum Entwurfe der betreffenden Gesetzesentwürfe eutschlands (iel) nicht zu fuchen und suchen sie nicht. Wir denken 
aben bereits mehrfache Sitzungen im k. Staatzministerium der zur daran und halten nur darauf, uns von unseten Verpflichtun— 
zutiz dahier stattgefunden und hatten denselben auch mehrere hie- jen zu befreien. die wir gegen dasselbe (nur gegen Norddeutschland?) 
e Notare anzuwohnen. urch den Vertrag von Frankfurt eingegangen find. Mehr find 
Müsnchen, 25. Juni. Durch gemeinschaftliche Entschließung vir ibm nicht schuldig.' — Angefichts der oben besprochenen Un- 
et tgl. Staatsministerien des Kriegs, des Kultus und des Innern inigkeit in den höchsten Keglerungskreisen ist es allerdings kein 
om 13. 1. Mts. wurde bis auf weiteres und in widerruflicher Vunder, wenn das Ausland auch auf sonstige nationalen Dider⸗ 
deise genehmigt, daß die Zoͤglinge der städtischen Handelsschulen zenzen reflectitrJJ Jẽ·. 
nMänchen und Nũrnberg wie bisher nach Maßzabe der In- Die Worte, die Fürst Bissm ar über den rufsischen Zoll- 
rultion über die Vornahme der Absolutorialprüfungen an den arif am 9. d. im deuischen Reichsstage gesprochen, werden von der 
ayerischen Gewerbsschulen vom 18. Juni 1871 an den Abso- Moskauer Zeitung als ein gtänzendes Zeugniß der guten Bezieh⸗ 
ntorialprüfungen der daselbst bestehenden k31.“ Kreisgewerbschulen ungen zwischen Rußland und Deutschland hervorgehoben. „Wos 
zeilnehmen und sich auf solche Weise vas zum einjährig⸗frei- die Tariffrage selbst betrifft, so fährt das genannte Blati fort, 
ailigen Militärdienste berechtigende Maturitäls eugniß des letzteren!“ „so verfteht Fürst Bismarck sehr wohl, daß unsere Handelspolitit 
cwerben. ich nicht unter dem Einflusse fiemder Wünsche, sondern nur aus 
Aus Lothrindzen; 20. Juni.“ Die Duichführung des eigener Initiative verändern kann und darf; bei uns müssen die 
zulzwanges floͤßt kei uns auf bielerlei Hindernisse, so daß zu betreffenden Fragen zur Reife gelangen, bei uns inuß das Bedürf 
apfindlichen Geldstrafer und fogar bisweilen gu Freiheitsstrafen niß nach einer Aenderung des bestehenden Systems als für uns 
egriffen werden mußte.“ Auffallender Weise' wirkten aun die Ge⸗ lelbst vortheilhaft erft anerlannt sein, dann werden' auch die an-⸗ 
nquißstrafen viel fihherer,“ als die Geldstrafen.“ Der Schlüssel deren sich der Vortheile eines besseren Systems erfreuen.“ Jetzt 
x Löjung dieses Raͤlhsels ist jetzt vorhanden. Es hut fich aäm handelt es sich in erfter Reihe nur darum, unsere Zolleinrichtungen 
qh herausgestellt, daß ein Comite in Sttaßburg, das jedenfalls zu verbessern und fie von Formalitäten zu befreien.“ 
a der Verdummung des Volkes ein gewisses Interesse hat, das Die Vorgänge deim Leichenbegängniß des Deputirten Brusses 
zeld beschafft. um die Schulversdumnißstrafen zu bezahlen. Wer aund die Verordnung des Präfecten Dücros betrefts der Zwilbe⸗ 
iet seine Hande im Spiel hat, dürfte nicht schiber zu errathen sräbnisse bilden den Gegenstond aller Diskussionen in den franzö— 
an 2(B. L.⸗g.) ischen Journalen und überall wird die Befürchtung laut, daß, 
Zer lhinn, 25. Juni. Heute erfolgte der Schluß des Reichs. denn es der jezigen Regierung gelingt, sich an der Gewalt zu 
ni. Rachdem Präsident Simson eine Uebersicht der Arbeiten des jalten, der Syllabus binnen Kurzem grsetzzebeude Kraft in Frank⸗ 
reich?tares gegeben und der Altersprasident dem Ersteren den Dank reich erhalten werde. — Der „National“ verciieicht in diesem 
cz Haufes für die Geschaftẽleitung ausgesprochen, erklärte hierauf Sinn einrn Artikel unter der Ueberschrift: Der 5hus und die 
ürst Biemarck: Se. Maj. der Kaiser (das Haus erhebt sich) Encyclica, in welchem er deide Documente mittheitt, um darzu- 
dauert lebhaft, durch ein mit Goites Hülfe in sicherer Vesserung hun, daß die Jesuiten sich erst Frankreichs bemtchtizen wollen, ehe 
Ibefindliches Unwohlsein verhindert zu seim, die Herren vor sie gegen Italien vorgehen. Um zu beweisen, daͤß die Minister 
tet Ttennung zu sehen und den Schluß ihrer Sitzungen persön⸗ mit den Jesuiten gehen, citirt „National“ eine Adresse des katho⸗ 
q u bewirken. Se. Maj. hat mich beauftragt, Ihnen zu er⸗ lischen Comite an den Papst, die auch von dem Justizminifler 
wen, wie gern der Kaiser selbst dem Dagke der verbündeten Ernoul unterschrieben ist und worin gesagt wird, daß die Unter— 
ierungen dafür Ausdruck gegeben daden wlirde, daß Sie sich seichner sich dem Syllabus vollstandig unterwerken. Auch Temps“ 
ndieser Session und zum Theil unter schwierigen Un,ständen der ritt äußerst scharf auf, nennt den oben erwähnten Vorfall einen 
ciseren Ausbildung unserer verfaffungsmäßigen Institutionen und merhörten Standol und klagt die Regierung an, das Gesetz vom 
x Losung der Aufoaben, welche uns der Krieg hinterlassen hat, Messidor des Jahres 12 verletzt zu haben, welches mililärische 
it hingebendet Anstrengung gewidmet haben. Indem ich mich Begleitung dei Begräbnissen für Abgeotdnete anordnet. 
mauf beschränke, diesen allerhöchsten Auftrag ge ˖ vollziehen, erkläre Berlin, 24. Juni. In einem Leitartikel ,„Die Jasage- 
auf Befehl Se. Maj. des Kaisers im Namen der derbündeten naschines schreibt der ‚B. B. C.“: Nach einem glücklich geführten. 
gietungen den Reichstag für geschlossen.“ Präsident Simson krriege zehrt das Volk, obwohl von Natur nicht Pflanzenfresser, 
ingt hierauf ein Hoc, auf den Kaiser aus, in welches das Haus von Lorbeeren, die Volksbertretung berauscht sich am Erfolg und 
irmisch einstiumt. e vird Jasagemaschine. Verzweifelt nennen wir diefes Mittel und 
Berlhin. Nicht nur die preußische uad die Reichsregierung, hewcisen unsere Behauptung mit der Thatsache, daß auf Magenta 
dern auh die ernzelnen Minister der ersteren haben jetzt ihre ind Mexico doch schließlich, iwohl oder übel Sedas folgen muß:e. 
pnderen officiösen Organe, wor. n dieselben sich in einer Weise 70 etwas kommt bei uns nicht dor, wir haben einen Reichetag, 
rehden. welche die Würde der Regierung selbst mit der Zeit un⸗ er in seiner Majorität durchaus liberal ist, wir haben eine un⸗ 
ataben mußß. Die alte ,Zweiseelentheorie“ ist in letzter Zeit ibhängige nationalliberale Presse, welche die etwa schwankend wer⸗ 
eint formliche Zwei- oder Dreiseelenpraxis ausgeartet. Aus denden Vollsvertreter nnablässig mahnt, ja nicht zu den Nipp⸗ 
er leidigen Thatsache hat sich denn jetzt das Gerücht gebildet, ind Nickfiguren herabzusinken, so die „Pagoden“ benamlset sind. 
urst Bismorck wohe ganz aus dem preußischen Ministerium aus- Und doch werden auch durch den Deutschen Reichstag die Interessen 
tiden und habe sich bereits von der Theilnahme an den Ge⸗)her Regierung einseitig auf Kosten der Volksrechte gefoöͤrdert. Frei⸗ 
ten des preutzischen Staatsministeriumg entbinden lassen. Nach ich wir haben einen uͤberalen Reichetag, der einem unbedeufenzen 
n jüngsten Auftreten des Reich?kanzler im Rtichsstage kann man Staatsmanne gegenüber, aller Voraussicht nach aie se'ne Pisicht 
benfalle nicht unnehmen. daß er seinen Herren Collegen vom ergessen würde, der jedoch durch unsern Reichskarzler sich biter 
etd ijchen Minifterium zu Uberal geworden ist. Da aber auch ils gut ist bismarckisiren läßt. „Bismarckisiren,“ ein bunstfich 
uere sich den „Luxus dez Liberalismus“ bis jetzt nicht erlaudt Wort, doch inhaltsschwet. Wir denken dabei an die COmdnann