und aud sie scheint gesonnen, nicht aus ihrem Inkognito heraus⸗
utreten., Im Bahndofe der Südbahn empfing sie Niemand als
hr Sohn, der Prinz von Asturien, und sie wohnt mit ihren
Zindern und einem Gefolge von 20 Personen in einem Gasthofe.
Sue *
Paris, 8. Juli. Die ganze Gesetzgedungsarbeit ist durch
den Scah in's Stocken geeathen. Die Nationalwersammlung wird
heute und am Donnerstag dem Fest in Versailles und der Revue
jn corpore beiwohnen. Der Schah machte gestern Mittag cine
lange Rundfahrt durch Paris. Er besah stillschweigend und ernst
die großartigen Ruinen der Communezeit und drückle nur auf dem
Vendomeplaß seine Berwunderung aus, daß das Volt die Bildsaule
NRoapolcons umftürzen kounte, für welchen er, wie viele Morgen⸗
ander eine große Verehrung hegt. Es verfteht sich von selbst,
daß der Zoologische Garlen nicht vergessen wurde, wo es dem
Schah besonders gut zu gefallen schien. Derselbe wird heute nach
Versoilles gehen und dem Praäsidenten der Republit sowie der
Ratinalversoimmlung seinen Besuch abstatten. Hierauf findet das
plendide Diner im großen Spiegelsaale und dann Feuerwerk am
Neptunbassin statt. — Wie die Nachrichten jeßzt lauten, wurden
in dem Vuell zwischen Ranc und Cafsagnac bdeide leicht verwundet.
Die Carlisien machen seit einigen Tagen große Fortschritti
and rüften fich zu einem Hauptschlage; in den Haͤfen don Biscaya
durden mindestens 60, 000 englische Gewehre ausgeschifft.
Paris, 9. Juli. Das gesammte diplomutische —XXX
heute dem Schah vorgestellt. Als dessen Doyen (Wortführer) fun ⸗
girte nach altem Brauch der päpstl. Nuntius. Das, Univers ha
hon Lehlerem einen Bericht erhalten, worin hervorgehoben wird,
der Schah hbabe fich mit besonderem Wohlwollen nach dem Papf
ind dessen Gesundheitszustand erkundigt.
Paris, 9. Juli. Das Fort Miotte bei Belfort ist, wi⸗
nan hierher meldet, in letzter Nacht eingestürzt, da die Deuischei
die von ihnen angebrachten Stützen weggenommen hatnn.
(K. 3.
Die Vorbereitungen für die Raumung geben, wie man der
.K. Z.“ meldet, rasch vor sich. Das Kriegsgeräth der Deutschen
zuch in Vogesendepartement wird bereits forigeschafft. Der Ab-
zug der Truppen beginnt jedoch nicht vor dem 25. und wird am
3 Juli beendet sein. In Epinal beginnt die Räumung mit
Aruillerie und dem Lazareth, worauf die Dragoner und die
Infantetie abziehen, Am 28. foll diese Stadt gänzlich frei sein.
Ddie Truppen benutzen nicht die Eisenbahn, sondern marschiren
zu Fuß nach Deutjchland zurück. Die ersten französischen Truppen,
amlich mobile Gendarmerie, treffen am 15. in den Vogesen ein
die Siadt Clermont ist seii dem 8. bereits vollstäandig geräumt.
DTas deutsche Bataillon, welches dort lag, traf am 9. in Verdun
an. Die Soldaten werden dort in den Wirtbshausern einquartiert
verden. Die baherische Garnison von Montmedy soll am 15.
abmarschiren.
Zur Zeit iß noch über 24 Deyartements von Frankreich
(also fast ein Dritiel des Landes) der Belagerungszustand ver
hängt — eine schoͤne Republit.
Unter Approbation des Papstes und der Bischofe hak Frank⸗
ceich als neues frommes Werk bekanntlich einen Pilgermonat er⸗
halten; vom 22. Juli bis 22. August soll für Frankreichs Heil
zetetet werden. Der Betriebßausschuß läßt eine Anweisung ver⸗
sufen: „Petit manuel du mois de pélerinages,“ und vertündigt
durch seine Blätter, daß „mehrere Deputirttengattinnen beaßsichtigen,
inen Pilgerstrom nach den Heiligthömern von Par's zu bilden
ind so das Werk, das ihre Gatten so wohl begonnen, fortzusetzen.“
Zenetal du Temple ruft den Franzosen u: „Betet, denn wn
sind noch nicht gerettete!“
England⸗
London, 6. Juli. Der Schah schenlte der Hofdiener.
schaft 2000 und der Polizei 3000 Pfund Sterling, der Lady
sawlinson ein Diamantendiadem, der Herzogin von Sutherland
in Armband, dem Lord Morley eine Tabalsdose und dem Carl
—EE Granville stellte jedoch
Fie Diamanten wieder zurück und behielt nur das Bild, nachdem
nglischen Ministern die Annahyme von Geschenken von auswärtigen
Fursten verboten ist. (N. Fr. Pr.)
— — ——
p Aus der Pfalz. Für die am Schlusse des Studien⸗
jahres 1872 - 73 an den k. Gewerbschulen abzuhaltenden (münd⸗
ichen) Absolutorialprüfungen wurden als Prüfungẽcommissäre be⸗
dimmt.. 1) für die Kreisgewerbschule zu Kaiserslautern, dann für
die Gewerbschulen zu Zweibrücken und Neustadt der Reclkor und
Professor der Industrie zu Kaiserblautern Dr. J. Rednagel, 2)
sur die Gewerbschulen zu Speyher und Landau der Professor des
. Realgymnasiums in Speher, J. Siaudacher.
BVermischtes.
Homburg, 8. Juli. Durch Urtteil det hiesigen Poli
eigerichts vom Heutigen wurde ein Einwohner von dier, welcha
zelegentlich der diesj abrigen Frohnleichnamsprozesfion zwei Manun
degen Nichtabnehmens ihrer Nüße mit Ohrfeigen trakunte; Ju eintn
daft von 1 Tag und einer Geldstrafe von 10 Thalern perurtheil
fHomburg, 9. Juli. Zu Ehren des zum Leide du
zroͤßten Theiles der Einwohnerschaft des Antsbezirts Hombur,
jeute von hict scheidenden k. Bezirlsamtmanns Herrn Siebert fanf
jestern im Cappel'schen Gartensaale ein etwa von 120-180
hersonen besuchtes Festessen stati. — Vorgestern (Montag) Abent
vpurde dem Scheidenden von dem Gesangverein „Liedertafel“ he
Fackelbeleuchtung ein vollstaͤndig gelungenes Ständchen gebrachte
Eb. An)
r Kaiserslauters, 11. Jull. Auf dem Vahnhofe Reunkitqher
vurde am 7. Juli der Condukteur Hartmayer, gebürtig aus Berg
abern, beim Coupiren der Billets durch einen unvorsichtigerwen
zeigeschobenen Wagen sehr schwer verletzt. Von Seite des hahe
ischen Zugpersonals wird bitter geklagg, daß man dem Verwun—
deten anfangs Aufnahme und Pflege m dortigen Spital versagn
— Einem preußischeo Zugführer wurden dorgestern dei Ouwelle
die Füsse abgefahren.
In Speiser sind am Sonntag etwia 200 junge Leuu
usammengetreten, weiche den Krieg von 1870 -71 mitgemaqi
ind haben einen Kriegerverein in's Leben gerufen; derfelde win
ich, wie man hört, dem unlaängst in München gearlndeten baher
jchen Hauptverein anschließen.
Speier. Die Redaction des „Speyer Anz.“ derdffenl.
ücht solgende Ettlärung: „Die ‚Rheinpialz“ sagt in ihret Num⸗
ner vom 7. dieses: unsere Redactionspraxis sei für Bildung and
Sittlichkeit schadlich. Das liebenswürdige Blatt wird den Bewei;
ur diese seine Behauptung vor Gericht anzutreten haben.
Wahrend dem am 19. 20. vnd 21. Juli in Dürl⸗
Jeim a. d. H. unter Direktion des Hof⸗Copellmeisters Lachner
jattsindenden Sängerfest hat die Direktion der pfalz'schen Eisen⸗
ahnen in Ludwigshafen auf Ersuchen in entgegenkomm⸗nder Weist
zen Sängern wie Fesibesuchern eine Fahrtaxermäßigung von 50
Proj. bewilligt.
Mundenheim, 6. Juli. Seit November vorigen —X
zat sich von hier ein Mädchen von 10-11 Jahren gegen der
Willen seiner Eltern heimlich entfernt. Der Vater Jakod Wislile
jat schon alle moͤglichen Schritte gtihan, um seine Tochter witde
u ethalten, jedoch vergebens. Das Mädchen soll in der Familit
Zes Martin Hilbert, Scheerenschleifer von Karlsberg gesehet worder
ein und zwar in Langenkandel, und scheint sich darum an der
isassischen Grenze herumzutreiben. Mogen diese Zeilen die öffenb
iche Aufmerksamkeit auf dieses Mädchen lenken, damit das jelb·
teinen Eltern wieder zurückgebracht werde.
fx In Frankfurt a. M. erhielt ein Dragoner bei einer Urbung
von einem Unteroffiziere mit dem Sabelgefäß einen solchen Schlet
nuf den Kopf, daß ein Schadelbruch erfolgte, dem der Getroßfent
nach einigen Tage erlag.
x Ueber das Eisenbahnunglück bei Froͤttst ed! wird ge
chrieben: Zwischen Froͤrtstedt und dem nach Eisenach zu liegenden
Dorfe Mechterstadt führt ein Damm zur Hörfelbrücke. —X
hm entgleiste der etwa um zwei Uhr heranbrausende Verlin
Frankfurter Nachtschnellzug Nc. 1; daß ein Achseubruch, wie e
uͤcfanglich hieß, die Ursache gewesen sei, hat sich nicht bestauigl
Die Locomotive riß sich wunderbarer Weise von dem Zuze los unt
riangdie unversehrn ouf die Brucke. Der Zug seibst — aus l.
Wagen bestehend — donnerte die steile Boschung hinunter ul
noch jetzt liegen die Trümmerhaufen in wüstem Durcheinander an
Fuße des eion haushohen Dammes. Die erste Angabe, det
10 50 Menschen koͤrperlich beschaͤdigt worden. hat sich leidet al
ucht übertrieben herausgestellt; wenn auch genaue amtliche kir
mnelungen noch nitht dorliegen, so gilt doch jene Zahl als de
ichtigste. Nur zwei der Mitfahrenden blieben auf der Etel
odt. Ein Schaffner dem beide Beine abgetrennt waren, einn
Dame, welcher die Hirsschale aufgerissen war und ein Passogin
em die Kopfhaut scalpähnlich über das Gesicht hing. Alle ubrigtn
pie noch am Leden Hch befinden, wurden nach und nach aus
Trümmern hervorgehon und nach Eisenach geschafft, wo freil
noch Mancher — aller Pflege ungeachtet — untet fürchterlich
ualen seinen Geist aufgeben wird. Die beiden Sarge, du er
mit der irdischen Hülle eines Frauleins aus Weimar und der
dere mit der Leiche eines in seinem schweten Berufe —
Bremsers, standen diesen Abend auf dem Frioͤttstedter Zahrte
Die Dame trug einen Verlobsring am Finger und han Bi
dei sich, mit deten Hülfe der Bahninspeltot ihre Personlichleit ann
bald festzustellen vermochte. (Sp. 3.) m
In Apolda fand dieser Tage der alljährliche hundg
datt: eidd Walßerhund urde zu 1d0 Friedrihed'or ausgedoten.