Full text: St. Ingberter Anzeiger

abkühlende Entnüchterung für etwaige diplamatische Machinationen 
sehr heilsammn.* —2 3 PF— 
Der Befuch des prrfischen Schah's hat einerseits den Merih, 
daß dieser orie alische Herrscher die deutsche Macht von Auge zu 
Auge persönlich aus nächster Nähe kennen lernte, andererseits aber 
eine nicht u ibedeutende handelspolitische Wichtigkeit. Wir haben 
dei Anwesenheit der fremden Minister einen Handelsvertrag ge- 
schlossen, der unseren Verkehr mit den persischen Plätzen regelt 
und in einer so günstigen Weise schützt, namentlich bei Streilig⸗ 
leiten über Forderungen zwischen deutschen Firmen und persischen 
Zunden, daß der für die Festlichleiten zu Ehren des Schah's auf⸗ 
zgewendete Luxus sich um dieses Vertrages willen reichlich gelohnt hat. 
Wichtig in hohem Maße für Oesterreich war der neuliche Be— 
such des rujsischen Kaisers am österreichischen Hofe. Wir erinnern 
ansere Leser daran, daß Rußland die ungarische Revolution im 
Jahre 1848 niederschlagen half. und so die habsburgische Herr- 
chaft reitete. Als Rußland seirerseits im Jahre 1853 durch den 
Zriutrieg in Noth, gerieth, wurde es von der schwankenden Politit 
Desterreichs völlig im Stiche gelassen. Seitdem ist das belannie 
Wort: „Undand des Hauses Oesterreich“ auch in Rußland spꝛiqh 
rörtlich, ja, es hat sich allmälig im ganzen russischen Volke ein 
zroßer Haß gegen Oesterreich entwickelt, der bei jeder Gelegenheit 
su Tage tritt. Deßhalb wäre im letzten fran asischen Kriege rus⸗ 
sischerseits ein Kieg gegen Oesterreich, falls dieses gegen Deutsch- 
jand die Reutralität gebrochen hätte, und uns in den Rücken ge⸗ 
jallen wäre, höchst popular gewesen. nicht etwa deßwegen, weil 
die Russen eine desondere Sympathie für uns empfänden, sondern 
weil man die furchtbare Noth und verheerenden Folgen des un⸗ 
zlücklichen Krimkrieges — er lostete dirett und indirelt über eine 
Deission Menschen! — noch heute gern mit auf die Rechnung des 
„uadantbaten“ Oesterreichs setzt und schon längst gern einmal ab⸗ 
gerechnet haätte. J 
Der Beluch des russischen Kaisers hat der Aussoöhnung die 
zoldene Brüde geschlagen, und beide Reiche. werden sich von jeßt 
ab wieder etwas freundlicher gegenübertreten. Auch die orientalisde 
Politit beider Staaten, das ist die Politit gegen die von Kußland 
mmer gefaͤtrdet erscheinenden kleinen Unter⸗Donaustaaten und die 
in innerer Auflösung begriffene Törlei, wird sich ändern, daß herßt, 
8 dürfte zunächst jede Aggressivpolitil Rußlands als vertagt anzu⸗ 
ehen sein. 
Das ist der politiscee Werth der letzten Kaiserbesuche. 
Es liegt auf der Hand, daß die Aussöhnung Rußlands und 
Desterreichs auch uns zugute kommen muß, wenn später einmal 
Frankreich wieder Kriegsgelüste verspürte und ausführen wollte. 
Die Zeit der früberen „Heiligen Alliance,“ das heißt des Schutz- 
und Trutzbündnisses zwishen den drei Kaisern, ist vorüber. Es 
erscheint aber eire nothwendige Folge der ehrlichen offenenen Freund⸗ 
chaft der drtei Kaiser — unser Kaiser Wilhelm soll im August 
nach Wien gehen — daß jene triste Zeit, wo Frankreich leider 
nmit nur allzu ghoßem Glück dei unseren beiden Nachbarn gegen 
uns confpiritte, noch menschlichen Berechnungen ebenfalls vorbei 
st und wenn es den Jeusuiten und ihrem Anhange nicht etwa 
zelingt, an der Conau den Boden wieder zu untervüblen, dürfte 
ver Weltfriede durch diese Freundschaft vorläufig gesichert sein. 
pereins, sowie der Aktionäre der fallit gegangenen Attiengesellschaft 
Baumwollspinnerer Lampertsmühle gegen den früheren Verwaltunge. 
ath der Gesellschaft zur Verhandiung kommen. Da jedoch faͤmm. 
iche hiesige Handelsgerichtsassessoren tbeils als Mitgliedet dez 
Vorschußdereins, theilg auch als Aktionäre an der Sache interessin 
ind, lehnte das hiefige Handelsgericht ein Urtheil in — 
ib und verwies dieselbe auf Grund des Art. 54 der Zivilprozeß 
»dnung an das Apellationsgericht Zweibrücken, dami dieses ein 
inderes Handelsgericht mit der Rechtsprechung in diesen Projessen 
euuftragen sol. 
7 Berzrzabern. Den durch Hagelschlag beschädigten 
bemeinden des Bezirksamts Bergzabern ist eine Collekte im Amis. 
zezitt in Llussicht gest Ilt. 
7 Am 109. de. fand die Revisioasfahrt auf der Strede X 
jeimeGrünftadt statt und am 20. wurde die Strecke dem Ver · 
ehr übergeven. 3. .. . 
F. Vom obern Gebirge wird gemeldet, daß die Traubenkran 
jeit auftrit. 
7 In Winziugen ktagten am 19. ds. einige dreißig 
dotare der Pfjalz und beschlossen eine Eingabe an die tgl. Staau 
egierung zu richten, worin die Beschräukung der pfälzischen No— 
ariatsstellen auf die gefetziihhe Zahl und in Bezug auf einige 
vebühren Gleichstellung mu den jenseitigen Notaren erbelen wird. 
fAm 18. ds. ist das Dorf Bergtheinf i8 bei Schwei nfurt 
rxoßtentheils abgedrannt: von 167 Haͤusern si hen kaum noch 30. 
das Feuer soll durch eine geisteskrante Frau, welche —XRXXV 
ntstanden sein, und wurde durch den heflige n Westwind mit Su— 
reseile üter das ganze Dorf verbreitei. 
Ant Menz. Der Schwäb. Merlur“ bringt eine anzichende 
Schilderung aus Metz über die Thätigk.it verschiedener Betuft⸗ 
lassen in den Straßen. Man arbeitet dort naͤmlich mit Finsemn 
der warmeren Jahreszeit, ahnlich wie in Italien, nicht wehr in 
)en Hausern. Alle Welt begiebt sich, mit Stühlen versehen, auf 
die Trottoirs der Straßen und bleibt hier vom ftühen Morgen 
bis Nachts 11 Udr und noch später; der Schneider und Schufer 
mit seinen Gesellen, die Nätherinnen mit ihrer Arbeit, die vane 
nit ihrem Roman, der Junggeselle mit jeiner Cigarre. E 
in Barbier hat den Versuch gemacht, jein Geschaft auf offene 
Ztraße zu beireiben. 
fBerlhin, 15. Juli. Ihr Hund hat keinen Maulkorb um“ 
agte der Nachtwäctter Eichlet zu dem Siudenten Salzmann, der 
nit mehreren Kommilitonen ia der Nacht zum 11. Mai in da 
Schonebetgerstraße, Fingal“, seinen Hund, allzu laut über den 
ztock springen ließ. „Den Maultorb hade ich ja in der Hand', 
ntwortete Salzmann. „Dahin gehört er nicht, sondern um die 
Schnauze des Hundes!“ helehrie ihn der Rachwächter. Ligen 
Sie ihn lieber um die Ihre!“ mischte sich der hinzugetrelene Sur— 
)ent Moritz Friedmann in die nächiliche Unterhaltung und wurde 
üc diese Herabsetzung eines Nachtwactters gestetn vor der sie benten 
Deputation zu 10 Thir. Geldbuße derurtheilt. 
i n t c te n. 
Pfarrer Pfist er von Mittelbach ist in den Rahestand verseht, ferner 
st geuehmigt worden, daß Pfarrer Holienstein ar zu Neuhäufel da 
Compratonat in Grube, Propfstei Oidenburg, annehme und daß ihm unbe 
onmen bleibe, s. zJ um Wiederaufnahme in den Dienst der anirten Kirhe 
er Pfalz nachzusuchen. 
— —— 
F Naiserslautern, 19. Juli. (Kais. Ztg.) Vor dem hiesigen 
Handelsgerichte sollien gestern die Piozesse des hiesigen Vorschußhe 
Bekauntmachungen.“ 
IJ. X. Demeß verantwortilicher Redacteur. 
aus der dentschen Kaiserstadt.“ Von K— 
hard Schmidt⸗Cabanis. — Der Bergrau 
krimznalgeschichte von Erneftine von V. amen⸗ 
— Für Hausé und Hero * 
Allerleieꝛ Die Ruinen don Aũtheiligen, 
zon der Dieaer Wenaueseneng — Ein Sturm 
m Walde.“ — DDer mittelalterliche Teppich“ 
— „Chemische Analyse der Rahruugsmittel — 
c. 7 An Austrationen: „Die ARNRNuinen dee 
Klosters Allerheiligen im Schwarz 
wald —Wiener Weltansfteilung: 
Aus der ungarischen landschaftlichen Abtheilung 
»Sturm im Walde.“ Rach einem Vilde von 
—XXE 
Das Neus Blatt ist zu beziehen durch all 
Buchhandlungen und Pofsi⸗Anfiasten fur den 
naäßigen Preis von 15 Sgr. vierteliahrlich. 
Franr erse 
vom 19. Juli 1873. 
Preußische Friedrichs dor 9 v37u/- 3 
diftolen..93840 
dolländische 10 fi⸗Stüce o 52-54 
Rucaten.. .230- 32 
francs·Stugße810—ν 
inglijche Souvereigzzsz — 
Dollars in Gold. 228 
—— 
rꝛieltigen und gleichzeitig den Anforderungen 
ler elegaaten K'elt in volestem Maasse Rech- 
nung 2u tragen, verdankt die Modenuelt 
hren stetig wachsenden Ruf. Mehr als 200 
Schnittmuster jährlien, die sowohl ihrer Ge- 
— 
iehr gerühmt worden, ermöglichen es velbst 
ingeübten Händen, alle Gegenstände der Toi- 
ette, Leibwãsehe ete. selbst anzusertigen. Anch 
m Gebiete der Handarbeiten gilt die Mo- 
lenwelt als beste Lehrmeisterin. 
Alle Buchhandlungen und Posstämter nehmen 
edarzeit Bestelluugen an. 
Ausverkauf. 
Umzugshalber verkauft der Unter⸗ 
seichnete seine sämmtlichen Waaren 
sum Ankaufspreise. 
A. Apprederis in Blieskastel. 
Xeine Erauen-eitung er- 
reut sich einer grösseren 
srerbreitung uud ist dabei 
rotz ihrer treftlichen Ori- 
zinal-Abbildungen so bil ig, 
ls die 
Aodenwolt. 
Das Neue Blatt 1873. 
RNr. 44 ist sorben eingetroffen und enthäll: 
Fin Hofconcert unter August dem 
Ztarken.“ Von E. Nely. — ZSommermit⸗ 
ag.“ Von Wax Heinzel. — Aerztliches 
Zprechzimmer.“ Beirachtungen über den Cre⸗ 
inismus.“ Von Dr. Eduard Reich — ‚Im 
dande der Kastanien.“ Fin Reiseabenicuer 
rzahlt von Arnold — — Von der 
WBiener Weltauostellung.“ Originalbderichte 
es Neuen Blattes. — Die neue Magda⸗ 
lena.“ Von Willie Collias. — Plaudereien 
»ais vierteljührlich 45 Kr. 
eolorirten Modenkupfern 
dulden 8 Kteuzer ru. 
»n tewahrten Streben der Redaction, vor 
hlem dte Bedürfnisse der Familis zu berück- 
Repalktion, Druc vnd Verleg von FeX. Demez in St Ingbert.