St. Ingberlker Anzeiger.
— — —, — — —
der St. Pnaberter Anzriger cund das mit den Hacdtolatte verbundene Unterhaltunzüblatt, mit dr Dienßtaus- Donnerstags⸗ und Sonntag⸗
dummer erscheint vbhentlich vie rim alt: Dienbta a. Dewnnerstag, Samstasg und Sonntag. Anonnementspreis vierteljahrig 42 srze. oder
12 Silberat. Anzeigen werden mit 4 Kerir. die dreispaltige Zeile Blattjchrift oder deren Kaum berechnet.
— — — — — — — — —
—
1873
i 17. —
Dentsches Reich.
Mänchen, 29. Juli. De letzten vor's Schwurgericht
erwiesenen Dachauexbaulbesitzer Lindner und Herb wurden heute
benfalls des betrüger schen Bankerotts sbuldig erkannt und jeder
u zweijähriger Zuchthausstafe und fünfjährigem Verlust der
ẽhrenrechte vtruriheilt.
Stuttgart, 28. Juli. Am Samstag Abend 11 Uhr
raf der erste der großen Eisenbahnzüge hier ein, welche die baye⸗
ischen Occupationstruppen von Frankreich nach der Heimath bringen.
zolcher Züge sind es im Ganzen 20. Täglich kommen 2 an,
er letzte am 3. August. Wenn der Zatg auf den Bahnbhof ein-
aihtt, wird er von din zur Begrüßung anwesenden Offizieren mit
hochrufen und von einer Capelle mit der „Wacht am Rhein“
mpfangen. Die lange Tafelreihe, die auf dem äußeren Perron
er lintsseitigen Halle aufgestellt und reich mit Speisen und Ge⸗
roͤnlen garnirt ist, winkt recht einladend und wenige Minuten,
uchdem der Zug eingefahren, haben sich die Mannschaflen zu beiden
zeiten der Tafel aufgestellt, um den Werlen des wiedererstandenen
zerpflegungscomite's alle Ehre wiederfahren uut lassen. Wahrend
ie Erfrischungen eingenommen werden, spielt die württembereische,
ibwechselnd auch eine baverische Capelle. Ein Signal ertönt und
n wenig Augenblicken stehen die Tische verlassen da, die Mann⸗
chasten haben sich in ihre Waggons begeben; ein froͤhliches Hoch
ttoͤnt und der Zug rollt, mit grünen Bäumen und Kränzen und
zuirlanden geschmückt, von dannen.
Wiesbaden, 25. Juli. Die kgl. Schulinspekloren des
niesseitigen Regierungsbezitls sind durch einen Erlaß kgl. Regie⸗
ung, Abtheilung für Kirchen und Schulsachen, darauf aufmerkjam
emacht worden, daß das Heranziehen der Lehret und Schulkinder
u Begräbnißfeierlichkeiten, die wähtend der gesetzlichen Schulzeit
atfinden, wegen der damit verbundenen Storung' der festgesetzien
interrichtezeit unflatthaft sei. und sollen sämmtliche Ortsschulvor-
jande von dieser Verfügung in Kenntniß gesekt werden. (Ganz
n det Ordnung.) —
Fulda, 25. Juli. Für die aus dem deuitschen Reich aus-
cwiesenen Jesuiten und fonstigen Ordensbrüder eröffnet sich in
er neuen Welt abermals ein Asyl. Der Bischof Altroy von
Ubury in Australien will nämlich im Laufe dieses Jahres eine
dundreise durch Europa antreten und bei dieser Gelegenheit die
eutschen Bischöfe erjuchen, ihm die „gemaßregelten Kämpfer für
ie heilige Kirche“ für seine priesterarme Diodcese gzu überlassen.
yo denselben ein feierlicher Empfang bereitet werden soll. — Glüd-
ihe Reise! J eu
Bertin; 26. Juti. Da auf den Märschen unserer aus
jrantreich heimkehrenden Truppen zahlreiche Erkrankunkungsfälle
nd auch mehrere Todesfälle in Folge' der großen Hitze eingetreten
nd, ist angeordnet worden, so viel wie möglich Nachtmärsche aus—
cühren. — Prediger Dr. Sydow wird sein Amt am 10. 1. M.
xfinitiv wieder antreten, alfo nicht die Erwartung der Ortdodoxen
en welche stark auf seinen freiwilligen Rüctritt gerechnet
natten. — Fp
a. Berlän, 28. Juli.“ , Die „Nortd. Allg: Zig.“ meldet:
die Wegnahme des spanischen Schiffes „Vigilante“ durch den
Zuiedrich Karte ist ohne alle Instruktion und Autorisation der
aserlichen Regierung erfolgt. Kapiian Werner wird fein Ver—
alten zu rechtfertigen haben. Der Bericht desselben liegt der
wiserlichen Regierung noch nicht vre.
.D'ie Schwurgerichtsverhandlung gegen die bei dem Frankfurter
iernawal Betheiligten hat unwiederleglich dargethan, daß der
aval durch den social⸗demokratischen „Allgemeinen deulschen
ubeiterberein“ und dessen Filile die Schreinerhewersschaft ange
elt und geleitet worden ist. Es ist konftatirt,“ daß bercits an
April in Frantfutt eine Besptechung ftatifand, in welcher
ie Inscenirung eines Ercesses auf den Zi April beschlossen wurde.
»eht deutlich sind die Aussagen der Hauptangeklagten, welche bei⸗
ahe alle dein Alla D. Arbenervereide angehören und welche sich
heständig in Ausdrücken, wie z. B. „Wir“ „unsere Leute“, „meine
Inhänger,“ auf unserer Seite“ ꝛc. bewegen. Bezeichnend sind
erner die don Zeugen vernommenen Worte: „Wo sind denn
insere Leute: ist denn hier noch nichts geschafft ? Ebenso intere⸗
fant ist auch die Thatsahe. daß ein einziger Wirth vor dem
krawal gewarnt wurde und daß dieser Einzige derjenige ist, in
nessen Lokal die sozialdemokratischen Versammlungen dewoöhnlich
aitfinden. Die Frf. Ztig.“ stellt dies Alles in einem Axrtilel
nsammen, an dessen Schlusse sie ziemlich unverblümt ihre Ueber—
eugung dahin ausspricht, daß der „Allgemeine deutsche Arbeiter⸗
ꝛerein“ auf Bestellung der preußischen Regierung gearbeitet habe.
Bresnou, 28. Jui. Der „Schlesischen Presse“ zufolge
sat der Erzbischof Ledochowski angeordnet, daß am 12.. 13. und
4. August in allen Kirchen seiner deiden Erzdiodzesen oͤffentliche
bebete für die schwerverfolgte und bedrängie Kirche“ gehalten
verden, indem er vollkommenen papftlichen Ablaß verheißt. ()
J Frankreich. —
Paris, 26. Juli. Der „Generalrath der Wallfahrten in
Frankreich“ läßt gegenwärtig folgende Adresse an den Papst un-
erzeichnen, welche am 168. August überreicht werden sol, für
velchen Tag überhaupt großattige Kundgebungen zu Gunsien der
diiche vorberritet werden: 4
Adresse der franzoͤsischen Pilger an Pius R. Heiliger Vater!
som und Frankreich konnen nicht getrennt werden. Indem Franke
eich aufs Neue der Jungfrau Maria geweiht wird, gedenken die
hilger an allen Heiligen Stätten ihres Papstes und Vaters. Weil
hr Vaterland seinen Beruf vergessen, ist es gedemuthigt worden,
md Duübist Gefangener. Unsere Verbrechen sind die Urfachen
Deinet Leiden, und unser Gluͤck ist mir dem Deinen verbunden.
Dein Triumph ist unser Triumph. Du allein kannst uns den
Weg des Sieges zeigen. Fahre fort, unseren Weg dorch Deine
infehlbaren Lehren zu erleuchten; führe uns auf der vorgezeich⸗
neten Bahn durch den großen und glorreichen Syllabus; bewirke
unsere Bekehrung und unser Heuu! Das Heil Frankreichs ist der
Triumph der Kirche. Das Heil Feankreichs isi Deine Befreiung.
Dm gehören unsere Herzen, unsere Geifler, die Macht unseres
Zaterlundes, das Blut unserer Kinder. Ad multos anuos! Vivat!
sirab!! Am 15. August, dem Feste der Himmelfahtt der aller⸗
zeiligsten Jungfrau.
Das dieses Schriftstüc mit zahllosen Unterschriften bededt
verden wird, ist felbstverstandlich. Da dieselben nicht von den
Maires beglaubigt zu werden brauchen, so kann man übrigens so
piele darauf setzen, als es eben beliebt. Sonderbar in es jeden-
alls, daß man sich solchen gegen das Ausland gerichteten und
as Voͤllerrecht offen verletzenden Kundgebungen in Frankreich nicht
illein ganz offen hingeben kann, sondern daß dieselben sogat von
er Regierung begünstigt werden.
2 Ueber den Proceß Bazainme meldet der stets gut unter⸗
richtete Pariser Correspondent, der „Times“ unterm 25. d. fol⸗
jendes: „Der Prozeß wird am Montag, den 5. Oltober be⸗
zinnen. Die Auswahl der Richter wurde heute in Eroͤrterung
zezogen. Der Marschall erhielt heute Anzeige über die Anklage-
unkte. Er hat sich Maitre Lachaud zu seinem Bertheidiger ei—
oren. Es werden über 300 Belastungszeugen vernommen, und
die Verhandlungen dürsten über 60 Tage dauern.
Verssailles, 28. Juli. Eine der Hauptbestrebungen der
Altramontasen ist gegenwärtig, die Regierung dahin zu bringen,
die Carlisten als kriegführende Macht anzuerkennen. Nicht nur
zie Legitimisten bemühen sich, Herrn de Broglie dahin zuj drängen,
ondern auch die Journale, welche direet von den Jesusten becin—
lußt werden, wie der Univers und der Monde. Zu diesem Zwede
egen sie der Wegnahme der „Vigilante“ durch den „Friedrich
darl“ eine sehr große Bedeutung bei und behaupten, daß dieselte
ine neue Machination des Fürsten Bismard einleite, der um ieden
PBreis ein Mitqlied der Familie Hohenzollern auf den spariißken