Full text: St. Ingberter Anzeiger

Im Kanon Hornbach sind durch das Hagelwetter 
om 6. Jul 18 Gemeinden, und außerdem eine im Kanton Blies- 
Nel (Gersheim) beschadigt worden; der gesammte Schaden ist auf 
I5.024 fl. 52 kr. geschatzt. Der Distrikts-Armenpflegschaftsrath 
nun beschlossen, zur Unterstützung der Betroffenen die aus den 
oddeuischen Untersiützungsgeldern noch übrige Summe von 1461 
AO tt. zu derwenden, ein underzinsliches Kapital don 30,000 
J, nach 5 Jahren rüczahlbar, aus Centralfonds aufzunehmen, 
l. aufð Jahre ein unverzinsliches Kapital von 50,000 fl. 
uß dem Maximilians Getreidefonde, um den Landwirthen An⸗ 
hen zum Ankauf von Sautfrucht zu machen, ferner den Bau 
zuer dom Distriftsrath schon projeltirter Wegstrecen mit einem 
ufzunehmenden Kapital vor 10,000 sI. in Angriff zu nehmen 
it die armeren Leute im Herbsi und Winter Verdienst finden, 
slich um eine Hauskollekte im gauzen Königreich oder doch in! 
xe Pfalz nachzusuchen Und einen Aufruf an Unterstützungen in 
en Zeitungen zu veroͤffentlichen. Schließlich sprach der Distritts- 
rmenpflegschaftsrath noch den Wunsch aus, die kgl. Regierung 
Ige suͤr die Versic,erung der Felder eine aäͤhnliche Anftall, wie 
Jdie pfälzische Immobiliar⸗Brandversicherung gegen Brandschaden 
Jins Leben rufen. (Man siehe Aufruf.) 
Speyer. Am 15. September läßt hier das Kreis— 
mite des landwirthschaftlichen Vereins 20 Simmenthaler Zucht⸗ 
iere an Vereinsmitglieder versteigern. 
Speyer. Am 24. September beginnt hier die Prü-⸗ 
ung zum Einjährig⸗Freiwilligendinst. 
Speyher. Gesuche von Bewerbern um ein Stipendium 
us Kreismitteln fär Studirende der polytechnischen Schulen sind 
z längstens 30. Olt. bei der Kreisregierung einzureichen. 
Dem Vernehmen nach ist vom Handelsappellationsgericht 
Proceß der Gläubiger und Actionäre der Baumwollspinnerei 
Nriserslautern gegen die Mitglieder des Aufsichtsrathes vor das 
handelsgericht Landau derwiesen worden. 
Frankenthal, 20. August. Der erste Guß der Kaiserglode 
rxelcher gestern Nachmittag in Franlenthal vor sich ging. 
ssuoicht gelungen und wird demnächst ein zweiter Gnß borge 
vmmen werden. 
Die Gemeinde Kallstade feierte am 17. d. M. das 25jäh⸗ 
ige Amtsjubilaum ihres Oberlehrers F. Selzer. Es wurde ihm 
iseiner Wohnung in Gegenwart des Gemeinderathes durch den 
eunerwehrcom aandanten Bender, als Angebinde der ganzen Ge— 
jeinde, ein prachtvoller Negulator und 50 Gulden in Baar Über⸗ 
richt. Der Feuerwehrgesangverein brachte dem Jubilar bei Fa⸗ 
eischein ein Ständchen, eine gesellige Abendunterhaltung mit Ge⸗ 
ngsvorträgen beschloß die schoͤne Feier. VVV——— 
fDie Gemeinde Hahna wurde am 17. August von einem 
weren Gewitter mit Hagelschlag heimgesucht, der ein Drittel der 
abalsernte dernichtete. 
Frankfurt, 19. Aug. Seit Samstag wird ein hiesiger, 
uͤhet in hochster Achtung flehender Advokat vermißt. Eine don 
n Famille gestern —unter Hinzuziehung von Notar und Zeugen! 
ogenonmene Indentarisirung ergab, daß sämmtliche Depositen 
nd eingegangenen Gelder vollzählig vorhanden waren. Der Grund, 
atum besagler Rechtsanwalt seiner Vaterstadt den Rücken gelehrt, 
egt einfach in derunglückter Bdorsenspekulation. Eine einzige Firma 
lhat nicht weniger als 836,000 fl. Differenzen zu fordern. 
Gr. 810.) 
tTraunstein, 18. August. Gestern haben zuei — der 
ementarschule noch nicht entwachsene — Knaben sich gebalgt, 
obei der jüngere den um einige Jahre älteren erdrosselt hat. 
it griff demselben in die Halsbinde, drehte um und der andere 
ut geliefert. * 
frBaden-⸗Baden. Ein durch seine gutmüthige Derb⸗ 
it belannter Hotelbesitzer verhandelt mit einem neu zu engagiren⸗ 
m Hausknecht: Hotscht“, sagt er, bin kei Mann von viel 
borie, wenn iso mach (und dabei winlt er mit dem Finger) 
inn kanscht !“ Ja, Herr““, sagt der August, .„da pesse wir 
ammen, i bin a so, wenn i so mach (und dabei schüttelt er mit 
m Kopf) dann kanni nit!““ Und Beide leben in der größten 
untracht. Die Sache ist Faktum und hier ftadtbekannt. 
f Eine Genetaldersammlung des Allgemeinen Deufischen 
jcuenvereins wird vom 8. bis 11. Oktober in Stuttgart tagen. 
fMünchen, 16. Aug. Der Bauernsohn Leondard Fried⸗ 
don Laifreuth, welcher we en Ermordung seiner Geüebten 
m Schourgericht don Miittelfranken zur Todesstrafe verurtheilt 
uden war, isn von Sr. Maj. dem Koͤnig zu lebenslanglich em 
uhthaus begnadigt worden. 
Kanchen, 19. Aug. Wie wir vernehmen, soll die Niqh 
Atbeschwerde der Adele Spitzeder vor dem obersien Gerichtshofe 
en Freitag durch foigende Puntte begrundet werden Dat 
liorerjnsdungsprototoll wucde später als in der vorschriftsmäßigen 
von 24 Stunden vor der Haupwerhandlung geschlossen. 
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) Haben die Geschworenen ihr Votum auf elne reine Rechtsfrage 
abgegeben, naämlich ob A. Spitzeder als Kauffrau zu betrachtes war 
oder nicht. Herr Adv. Will vertritt die Nichtigkeitsbeschwerd. 
f(Deutscher Genossenschafistag.) Neuexer Bestimmung des 
Anwalts dentscher Genossenschaften zufolge: soll deren Genassen⸗ 
chaftstag, welcher der Cholera wegen Puünchen meiden muß, unn⸗ 
mehr vom 31. August bis 8. September in Konstanz abgehalten 
verden. J 
Fy Luxemburg im August. Vielfach werden von Seiten des 
»eutschen Publilums Briefe nach hier ous Unkenniniß mit 2 Sgr. 
zdeklebi, und machen wir deßhall hiermit darauf aufmerlsam, daß 
Briefe aus Deutschland und Oesterreich nach hier nur 1 Sgr. 
uind rekommandirte Briefe 8 Sgr. kosten. Bei Postanweisungen 
ommt ebenfalls nur der deutsche Satz von 2 Sgr. (7 Kr.) für 
Beträge bis 25 Thlr. zur Berechnung, und muß jede deutsche Poft- 
anstali dieselben annehmen. “ Wo Dies nicht geschieht, wolle man 
sich gleich bei der betrf. Oberpost-Direction beschweren. 
7 Der Sonntag Abend von Berlin nach Eydtlkuhnen abge⸗ 
jangene Kurierzug ist bei Schwarzwasser (zwischen Koniß und preuß. 
Stargardt) entgleist, wobei der Zugführer, zwei Schaffner und 
sieben Passagiere, also im Ganzen zehn Personen ums Leben ge⸗ 
ommen. piele andere aber mehr oder weniger schwer verlezt worden 
ind. Ursache der Entgleisung soll ein an dem Postwagen vorge⸗ 
ommener Achsenbruch gewesen senn. 
5 Bei einem am 17. in Kronach beendeten Freischießen erhielt 
ein Frauenzimmer, Frl. Louise Pauli, einen (den 3.) Preis. 
7 Der Stud. techn. Hans Lauterburg aus Bern, der den 
Pilatus bestiegen hatte und von dort auf das Klimsenhorn sich 
degeben wollte, stürzte von einem Felsen desselben in die Tiefe 
und wurde als Leiche aufgefunden. 
fF In der Wiener Weltausstellung wurde jetzt eine Stiefel⸗ 
naschine aufgestellt, die ein Paar Stiefel in einigen Minuten 
sertigt und sogar das Wichsen nebenbei beforgt. Die Maschine 
arbeitet mit 80 Schustertraft. 6 
7. Am 4. Aug. hat sich der Militärurlauber Johann Schran⸗ 
Jer, Tischler von Profession, aus der Gemeinde Kleinradi, im Be⸗ 
richtsbezirt Eibiswald, mittelst eines Böllers, wie solche bei kirch⸗ 
liichen Festen in Gebrauch kommen, erschossen. Er legte sich mit 
er rechten Gesich:seise an die Mündung des Böollers, denselben 
nit der linken Hand enizündend. Der Schuß war von solcher 
Witlung, daß das ganze Gesicht und der Schädez bis zum Him 
erhaupte total zerrissen und die Theile des Kopfes sammt dem 
Gehirn in einiger Entfernung aufgefunden wurden. Das Motiv 
dieles außergewößalichen Selbstmordes soll Liebe zgram gewesen sein. 
VDViennrefnachriq.vn. 
Dem Bejirksarzt J. Alasse Dr. C. Martin in Speyer ist auf die Dauer 
»on 4 Jahren die Fnaktion eines Mitgliedes des Kreismediziualausschuffes 
ur den Regierungsbeuirk der Pfalt abertragen. 
Aufrufß! 
Am 6. Juli l. J. wurden durch ein Hagelwelier, wie es in 
zieser Furchthurkcit in unserer Gegend bis jetzt nicht vorgelommen 
var, achtzehn Gemeinden des Lanudgerichtsbezirles Hornbach aul 
»as härteste heimgefucht. Innerhalb weniger Minuten war die 
Frute, welche für dieses Jahr besonders ergiebig zu werden ver⸗ 
prach, zum groͤßten Thiile gänzlich zerschlagen. 
Der Schaden ist überaus groß; er übersteigt nach amilicher 
Abschätzung die Summe von 600,000 Gulden, wobel zum größten 
Theile die Veschädigung der Häuser und Feusier nicht einmal in 
Unsatz gebracht wurde. J 
Der Schlag ist um so härter und die Noth um so größer, 
da eine größtentheils arme Bevölkerung davon getroffen wird, 
velche fast durchaus einzig auf den Ertrag dee Ackerbaues ange⸗ 
viesen isi. Es fehlt an Mitteln, das nothige Brod zu beschaffen; 
»s fehlt selbst an den nothwerdigen Vorräthen, um die Felder 
einzupflanzen. Und bei aller Mildthaätigkeit der Bewohner unserer 
Prodinz ist es derselben nicht möglich, uns in dieser Roth eini⸗ 
ermaßen zu Hilfe zu kommen, da auch über andere Theile der⸗ 
elben ähnliches Elend hereingebrochen isht. 
Unter diesen Umständen bleibt dem unterfertigten Hülfs⸗ 
Tomite nur noch die Hoffnung auf die Mildthaätigleit der außer⸗ 
pfälzischen deutschen Mitbrüder, die von solchem Unglüce nicht 
deimgesucht worden sind; und es vertraut auf deren Hitfe um so 
mehr, als gerade die Bewohner unserer so schwer heimgefuchten 
Pfalz von jeher bereitwillig und freudig Andern in reichlichem 
Maße Hülfe gebracht haben.— 
Das Elend ist groß und rasche Hilfe thut Noth! Wir wenden 
uns darum an alle Bewohner unseres deutschen Valerlandes mit 
der dringenden Bitte, recht bald ünd großmüthig uns pu Hilfe 
u lommen. 
Die verehtliche Redaltion ist gebeten, diesen Aufruf g fälligst 
in die Spalten ihres Blanes aufnehmen, und die eingehend u Me⸗