Full text: St. Ingberter Anzeiger

Der Ausstellungsplatz umfaßt ein Areal von 2700 Ackern, ist un— 
zefähr 2 englische Meilen von der Stadt Philadelphia entfernt, 
u dem prächtigen Fairmont Park gelegen und wird durch besonder 
Fisenbahnlinien mit allen Eisenbahndepots der Stadt in unmittel- 
hare Verbindung gebracht. Außer der besonderen Appropriation 
Seitens des Congresses wird jeder Staat bestimmte Beiträge liefern; 
die Hauptsummen werden jedech durch freiwillige Beiträge aufge ⸗ 
bracht werden; die Stadt Philadelphia hat dazu allein bereits 
212 Mill. Dollars beigesteuert. 
New⸗York, 9. Sept. Nach Berichlen aus der Havannab 
sind durch die lehte Feuerbrunst 3800 Familien obdachlos geworden 
Fuͤr die Hülfsbedürftigen ist hierselbst eine Substkription eroͤffnet 
— Üeber die Parteiungen unter den Indianern Nordamerikas 
zringt ein Artilel des „Standard“ von seinem Newyorker Corre ˖ 
spondenten einige sehr interessante Einzelheiten. Fünf indianisch⸗ 
Stämme, so heißt es in dem Auffate, laffen fich auf indianischem 
Gebiete untersche'den, die Cherolees mit 17,000 Mann, die Choch 
aws mit 16.000 Mann, die Creets mit 13.000, die Chickasawe 
mit 7000 und die Seminoles mit 7000 Mann, im Ganzen alse 
ungefähr 60,000 Indianer. Da denselbin noch Congreßbeschluf 
die voliständige Leilung ihrer eigenen Angelegenheiten unabhängis 
ocnn den Vereinigten Staaten zusteht, so habden sich in dem mäch 
nigsien Stamme, den Cherokees, zwei feindliche Parteien gebildet, 
die Roßpartei und die Reformpartei, denen sich die übrigen Stäͤmme 
jugesellt haben. Erstere, die ihren Namen von dem Obersten Roß 
ihrem Häuptlinge, hat, besteht aus bloßen Vollblute Indianern 
wunscht in ihrer strengen Absonderung von den Weißen zu ver⸗ 
harren und verwirft alle von der Reformpartei ausgehenden Vor⸗ 
jchlage engeren Anschlusses an die Nereinigten Staaten in Gesetr 
und Versassung. Die Reformpartei begreift den gebildeteren Theil 
der Indianet und enthält sehr viele Mischlinge. Sie strebt nach 
Auflösung der Stammesverfassung und Vertheilung des bisherigen 
Ager publicus unter die Individuen als Privatgrundbesitz, kurz, 
nach vollständiger Gleichstellung mit den Weißen. Die allgemeine 
Meinung ist, daß die Reformer in dem Nationalrathe, welcher im 
November zusammentreten und diese wichtige Frage erörtern soll, 
den Sieg davontragen werden, trotz des großen Einflusses, den der 
Oberft Roß besitzen soll. Schließt sich der Nationalrath dem Plan⸗ 
der Umgestaltung an, so hängt dessen Durchführung vom Beschlusse 
des Congresses ab, und wenn im letzteren Falle die lleineren 
Stämme der Chickasaws und Seminoles sich wiedersetzen, dürften 
sie wahrscheinlich von den übrigen getrennt und nach einem andern 
Theile Nordamerikas verpflanzt werden. 
Vermischtec. 
4 Zweibrücden, 10. Sept. In der am 15. Septemder nächss— 
hin unter dem Präsidium des Appella:ionsgerichtsrathes Uebel be— 
ginnenden Schwurgerichtssession werden folgende Fälle zur Abur 
iheilung kommen: 1) 15. Sept. Vormittags 8 Uhr: Karolind 
Frank, 33 Jahre alt, ohne Gewerbe, von Krottelbach, Ehefrar 
don Daniel Müller, wegen Kindsmordes; 2) 15. Sep. Nachmit⸗ 
tags, Wilhelm Kirch, 18 Jahre alt, von Neuhemsbach wegen Dieb⸗ 
stahls; 3) 16. Sept. Susanne Henrich, 24 Jahre alt, ledige Fa⸗ 
britarbeiterin von Qtterberg, wegen Kindsmordes; 4) 16. Sept 
Franz Knoll, Steinbrecher bon Gimmeldingen, wegen Diebstahls 
5) 17. Sept. Wilhelm Stork 28 Jahre alt, Tagner von Erlen⸗ 
bach, wegen Nothzuchtsversuch; 6) 18. Sept. Christine Fuchs, 21 
Jahre au, Dienfimagd von Orbis, wegen Kindsmordes; 7) 18 
Sept. Johannes Müller, 23 Jahre alt, Tagner von Hoof, wegen 
Diebstahls; 8) 19. Sept. Elisabetha Ofer, 23 Jahre alt, ledige 
Dienstmagd von Dudenhofen, wegen Diebstahls; 9) 19. Sept 
Elisabetha Marnet, 21 Jahre all, ledige Dienstmagd von Gönr- 
heim, wegen Diebstahls; 10) 20. Sept. Michael Weyrauch, 24 
Jahte an, Händler von Karlsberg, wegen Koͤrperverleßung mit 
ödiliem Ersolge; 11) 20. Sept. Michael Ullrich, 24 Jahre alt, 
ledig, Tagner in Ruppertsberg, wegen Diebstahls in wiederholtem 
Rücfalle und Sachbeschädigung; 12) 22. Sept. Johannes Feunscht, 
Steinbrecher ron Seebach, 28 Jahre alt, wegen Todischlages 
13) 22. Sept. Philipp Peter Huder, 42 Jahre alt, Tagner von 
Mundenheim, wegen Diebstahls; 14) Miqcael Wüller, 22 Jahre 
alt, led. Tagner, und Martin Scheuermann, 20 J. a. led. Tag 
ner von Maudach, wegen Koͤrperverletzung mit nachgefolgtem Tode 
15) Karl Lauer, gewesener Rentamtsgehilfe von Kirchheimbolanden 
wegen Falschung dffenilicher Urkunden; 16) Varbara Schlegel, 27 
J. a., ledige Dienstmagd von Münchberg in Oberfranklen, wegen 
Diebstahls. Für die lezten drei Fälle ist der Tag der Verband— 
lung noch nicht festgesetzt. 
4 Speier, 10. September. Durch allerh. Entschließung d. d. 
Berg, 6. September, ist für Eröffnung der pfälzischen General 
synode der 19. Oktober nächsthin festgesetzz und als deren Dauer 
borerst ein Zeitraum von 10 Tagen bestimmt worden. — Zu der 
am 17. d. M. dahier bdeginnenden theologischen Aufnahmssprüfungç 
haben sich acht Candidaten angenieldet und sind auch sämmilit 
zugelassen. (Pf. P.) * — 
r Müunchen, 9. Sept. Nachdem der oberste Gerichtshof di— 
Nichtigleitsbeschwerde der Adele Spitzeder als unbegründet der— 
worfen hat, tritt das schwurgerichtliche Urtheil — 8 Jahre Zught 
haus — in Kraft und wird die Verurtheilte auch alsbald in dat 
Zuchthaus in Wasserburg abgeführt werden. Inzwischen geht daß 
Bantverfahren seinen regelmaͤßigen Gang, dürfte aber bei feinem 
so großen Umfang troß aller thunlicher Beschleunigung, kaum vor 
Jahresfrist zum Abschluß gelangen. 
7Muünchen, 9. Sept. Der Nachrichter L. Scheller jn 
Mäunchen hat bereits die Weisung erhalten, mit dem Fallbeile nach 
Amberg abzngehen, um daselbst an den zum Tode verurtheilten 
F. X. Marchner und Jos. Marchner gon. von Thalmassing diese 
Urtheil zu vollstrecen. 
Straßburg, 26. August. Die Bevöllerung Straßburge 
hat im Monat Juli wieder um 1050 Perfonen zugenommen und 
hat jetzt die Einwohnerzahl von 100, 000 bereits bedeutend übet— 
ichritten. Aber nicht allein in der Beoölkerung, auch in Handel 
Bewerbe und Industrie geht unsere Stadt vorwärts, xnd das ij 
icher der Beweis dafür, wie wohlthuend die deutschen Reichtin⸗ 
icuttionen auf das Volksleben einwirkei. (St. 3). 
Darmstadt. Demnächst findet hier ein Riesenverkauf don 
sKurz- und Wollwaaren statt, indem n. a. 56 Kifien Kurzwagren 
m Werth von ca. 20,000 fl. auf dem Rathhause versteiger! 
verden. die, zur Gautmasse „M. Marx aus Wetzlar“ gehbrend 
zerichtlich beschlagnahmt worden sind. 
7 Mainz, 5. Sept. Dem hier erscheinenden „Israelit? wird 
nus Jerusalem berichtet: Vom kaiserl. deutschen auswärtigen Amt 
in Berlin sind in Safet und Tiberias zwei Israeliten als Kon 
ularagenten angeftellt worden. Es find die ersten Juden, die in 
Palästina von Seiten des Deutschen Reiches ein solches Am 
nelleiden. 
7 Mainz, 9. Sept. Mit Hinterlassung einiger nicht ausge⸗ 
zlichener Conti sind in letzter Zeit mehrere hier anfässige Geschäsis 
leute flüchtig geworden. 
7 Mainz. In den Inseraten des „Mainzer Anzeiger“ em⸗ 
afahl sich ein Londoner Haus, das sich Frederik Siege schrtibl 
ind 4 Burnez Street, Greenwich, London 8. PV. wohnen will, 
nit Darlehen zu billigen Zinsen. Ein angehender Landlungs 
ommis aus Darmstadt wandte sich an die Adcesse und bat unter 
der Angabe, er sei Bauunternehmer, habe großartige Etablissements 
auf dem Münsterplaz und beschäftrige 2—300 Arbeiter, um ein 
ür längere Zeit unkündbates Darlehen von 8000 Gulden. Tristz⸗ 
»em alles dies fingirt war, erhielt er von Siege dahin Bescheid, 
daß man sich in aller Discretion um seine Verhältnifse und sein 
Renomme erkundigt hade, und daß die Auskunst derart ausgefallen 
sei, daß ihm 8000 Gulden zu 4 Peoc. auf 10 bis 14 Jahre 
zur Verfügung standen. Sobald er in einem relommandirten Brieft 
65 Gulden eingeschickt habe, werde Anweisung zur Auszahlung 
des Geldes ertheilt. Mit diesem Antwortschreiben war selbstver- 
ständlich der Schwindel enthüllt. (Mh. A.) 
F Runkel im Nassauischen, 8. Sept. Gestern wüthete hler 
ein fürchterlicher Brand, welcher 78 Wohnhäuser und 116 S—cheuern 
in Asche legte. Die Beschädigten sind zum größten Theil nich 
dersichett. Es wird Brandstiftung vermuthet. 
f In Berlin hat sich am 29. v. M. eine entseßl. Tragödie 
abgespielt. In der Naunnystraße war Abends 9 Uhr die Frap 
eines Tischlers beschäftizt, ihr gestorbenes Kind einzusargen; der 
hrennenden Petroleumlampe fehlte es an Del; die Frau goß nach, 
das Petroleum explodirte, die Kleider der Frau fingen Feuer und 
erst nach furchtbaten Berletzungen durch lebensgefährl:che Brand⸗ 
wunden gelang es, den Brand zu ersticken; eine Schneiderin aber, 
die am Todenhemde nähte, eilte schreiend an's Fenster, verlor die 
Befinnung und stürzte in den Hof hinab, wo sie als Leiche auf 
zehoben wurde. 
4 In der Nacht des 4.5. d. fing bei einem in der Nähe do⸗ 
Enger (dei Bielefeld) stattgehabten Bibouac eines der leichten Os 
fisiers zelte Feuer; die im nefen Schlafe liegenden Bewohner retteten 
ach mit großer Mühe bis auf einen, den Premier Lieutenant bot 
Ditfurth vom 55. Inf. Reg.; derselbe wurde in der allgemeinen 
Berwirrung erst spater vermnst und als gräßlich verbrannte Leide 
wvieder gefunden. 
Genf, 11. Sept. Zwei hiesige Juweliere haben die Do 
nantensammiung des Herzogs von Braunschweig auf ungefähr 2u 
Millionen Fres. geschätzt. 
4 Graz, 9. Sepli. Auf der neu erbffneten Raaber Bahr 
fand ein großer Unfall auf dem schlecht konstruirten Dawum stati 
TFin übervoller Zug entgleiste, die Wagen wurden übereinandet ge 
hürmt; mehrere Todte und viele Schwerverwundete. (A. 31) 
7 Der auf der Zeche „Baaker Mulde“ bei Linden Gohmen 
beschäfticle VBeramann B. Vocmer in am 81. Anguft wahrend der